Interview mit dem Vorarlberg-Teamchef

Kofler: “Wollen die ganze Saison stark fahren - auf jedem Terrain“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Kofler: “Wollen die ganze Saison stark fahren - auf jedem Terrain“"
Das Team Vorarlberg | Foto: Team Vorarlberg

02.03.2023  |  (rsn) – Ein Vierteljahrhundert schon gehört das Team Vorarlberg dem Peloton an. Wenige Tage vor dem Saisonstart auf Rhodos sprach radsport-news.com mit Teamchef Thomas Kofler über den Umbruch im Kader, die beiden deutschen Neuzugänge und der perspektivischen Rückkehr in die zweite Liga.

Sechs Fahrer haben im Winter das Team verlassen, sieben neue sind dazugekommen. Hätten Sie mit einem solchen Umbruch gerechnet?
Kofler: Eigentlich hatte ich schon mit einem solchen Umbruch gerechnet, da wir 2022 doch eine sehr, sehr gute Saison hatten. Das ist dann das Los der Kontinental-Teams, die teilweise doch auch Ausbildungsteams sind. Wir beenden dann eine gute Saison damit, dass die besten Fahrer zu großen Mannschaften wechseln. Das freut uns natürlich aber auch, wenn die Jungs höherklassig fahren können und gibt gleichzeitig neuen Fahrern die Chance, sich bei uns zu beweisen.

Mit Alexis Guerin und Roland Thalmann konnten etwa zwei Fahrer in die zweite Liga aufsteigen, die über Jahre mit guten Leistungen überzeugt haben. Freuen Sie sich mit den beiden, auch wenn sie sportlich 2023 fehlen werden?
Kofler: Für Guerin und speziell für Rolli (Roland Thalmann, d. Red.) freue ich mich sehr. Roland hat es sich mehr als verdient, er war menschlich und sportlich als Kapitän ein wichtiger Fahrer bei uns. Ich denke, er hat das Zeug, auch bei Tudor gleich in eine der Kapitänsrollen zu schlüpfen. Er hat die Klasse, den Biss und lebt absolut professionell, genau wie Guerin. Die beiden waren auch immer Vorbilder im Team. Bei Guerin bin ich gespannt, ob ihm die Rennen, die er mit Bingoal fährt, liegen. Er gehört meiner Ansicht nach eher in die Berge.

Mit Riccardo Zoidl hat der dritte starke Bergfahrer das Team verlassen. Rechnen Sie trotzdem wieder mit einem erfolgreichen Vorarlberg-Jahr?
Kofler: Wir haben natürlich nach Ersatz gesucht und haben ihn auch gefunden. Ich denke, wir sind dieses Jahr wieder sehr breit aufgestellt, auch wenn es natürlich schmerzt, drei Topfahrer zu verlieren. Wir sind insgesamt also zuversichtlich, dass wir 2023 wieder recht flott unterwegs sein werden.

Lukas Meiler hatte 2022 ein starkes Jahr. Welche Entwicklung trauen Sie ihm zu?
Kofler: Lukas hatte eine super Saison und damit seine logische Entwicklung fortgesetzt. Ich traue ihm als einem der Teamkapitäne zu, jetzt auch bei Rundfahrten ganz vorne landen zu können. Ich denke, er hat ein großes Potential und warten wir mal ab, was Ende 2023 auf ihn warten wird. Ich traue ihm definitiv einen Sprung zu, und er sich selbst auch.

Mit Pirmin Ben und Jon Knolle stoßen zwei weitere Deutsche zum Team. Was versprechen Sie sich durch die Verpflichtungen?
Kofler: Pirmin und Jon sind zwei Klassikerfahrer, die wir auch brauchen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so, dass wir einen solchen Fahrertyp in unseren Reihen hatten. Somit sind wir auch bei vielen Rennen auf Klassikerterrain gut aufgestellt und haben da auch für Jon, Pirmin und auch Moran (Vermeulen, d. Red.) schon am Rennprogramm gefeilt.

Mit Oscar Cabedo haben Sie einen Spanier ins Team geholt, der schon bei der Vuelta abgeliefert hat. Wie kam der Kontakt zu Stande und hoffen Sie, dass er in die Fußsstapfen von Victor de la Parte treten kann, der einst im Vorarlberg-Trikot die Österreich-Rundfahrt gewann?
Kofler: Oscar Cabedo haben wir von einem Ex-Fahrer empfohlen bekommen. Er hat uns gesagt, dass Oscar menschlich ein Supertyp und gut ausgebildet ist. Dazu hat er bei den letzten beiden Vueltas überzeugt. Der Plan ist, dass er sich bei uns bei den schweren Rundfahrten gut einfügt und in die Fußstapfen von Victor tritt. Das ist nicht ganz einfach, aber wir trauen es ihm zu. Bei Burgos BH hatte er natürlich andere Aufgaben, da wurde etwa sehr viel TV-Präsenz erwartet und das Fahren auf Ergebnis stand nicht immer an erster Stelle. Bei uns bekommt er dagegen voll die Möglichkeit, auf Ergebnis zu fahren.

Mit Antoine Berlin haben Sie auch einen monegassischen Kletterfloh verpflichtet. Welche Erwartungshaltung haben Sie ihm gegenüber?
Kofler: Er ist der erste Monegasse überhaupt im Team. Antoine ist wirklich ein absoluter Kletterfloh mit seinen 52 bis 55 Kilogramm. Er hat beste Voraussetzungen, war ein guter Langstreckenläufer und ist erst relativ spät zum Radsport gekommen. Aber mit Megapotential für die langen Berge – so wie wir das einschätzen. Er wird seine Aufgaben im Team haben und auch seine Chancen bekommen. Er ist ein sehr reifer Fahrer, auch von der Persönlichkeit her. Wir sind schon gespannt, wie er sich bei uns einfügen wird.

Auch fünf Österreicher, darunter Neuzugang Vermeulen gehören zum Kader. Was trauen Sie den einheimischen Fahrern zu?
Kofler: Uns ist es wichtig, auch einen starken österreichischen Block im Team zu haben, wir setzen auf viele junge Österreicher, Moran Vermeulen war ein absoluter Wunschfahrer. Er hat große Ziele, möchte Profi werden. Er brennt für den Radsport, investiert unglaublich viel. Er hat vor zwei Jahren die Rad-Bundesliga gewonnen, im letzten Jahr dagegen hatte er viel Pech. Aber umso motivierter wird Moran in diesem Jahr ans Werk gehen und wir sind guter Dinge, dass er richtig abliefern wird.

Das Team bestreitet Anfang März auf Rhodos die ersten Rennen. Mit welcher Zielsetzung gehen Sie dort an den Start?
Kofler: Wir nehmen den kompletten Kader mit nach Rhodos. Wir werden die Aufgebote durchmischen, sodass jeder zum Einsatz kommt. Wir werden die Rennen nicht als Training sehen, sondern wollen direkt auf Ergebnis fahren. Im letzten Jahr hat das sehr gut funktioniert mit dem Prolog-Sieg von Luki (Lukas Meiler, d. Red.), vielleicht können wir in diesem Jahr daran anschließen.

Das Team ist bekannt für einen sehr hochwertigen Rennkalender. Gibt es noch neue Highlights für die Fahrer?
Kofler: Wir nehmen noch die Portugal-Rundfahrt über zwölf Tage neu ins Programm, eine der längsten Rundfahrten im Kalender. Das wird sicher eines der Highlights, dazu stehen wir vor Einladungen bei Rennen der ProSeries und haben weitere Rundfahrten und wieder hochklassige Eintagesrennen wie den GP Gippingen in der Schweiz ins Programm nehmen können.

Was haben Sie sich als Team insgesamt vorgenommen für die Saison 2023?
Kofler: Wir weden auf jeden Fall versuchen, die ganze Saison über so stark wie möglich zu fahren, auf möglichst jedem Terrain – abgesehen vielleicht vom Sprint, wo wir nicht ganz so gut aufgestellt sind. Wir sind bekannt dafür, aktiv zu fahren, dass wir nicht hinten im Feld sitzen und warten, bis sich etwas tut.

Team Vorarlberg fährt seit einigen Jahren im KT-Bereich, nachdem man zuvor in der zweiten Liga aktiv war. Hat das Team auf KT-Niveau seinen Platz gefunden oder streben Sie perspektivisch den Aufstieg an?
Kofler: Wir sind seit 2010 wieder im KT-Bereich, davor waren wir fünf Jahre ProTeam. Wir sind aktuell angekommen und fühlen uns wohl, haben ein gutes Rennprogramm und werden ein solches auch 2023 haben. Ob wir noch einmal anstreben, ProTeam zu werden? Im letzten Jahr waren wir mal kurz davor, es hat dann letztlich nicht geklappt. Klar arbeiten wir weiter daran. Aber die wirtschaftliche Situation ist nicht immer einfach. Im Moment sind wir froh, dass wir das Kontinental-Team auf dem hohen Niveau fahren können.

Das Aufgebot vom Team Vorarlberg 2023. Foto: Team Vorarlberg

 

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