Evenepoel pariert Angriffe erfolgreich

Nach Siegen beim Giro und der Tour jubelt Uran auch bei der Vuelta

Von Felix Schönbach und Kevin Kempf

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Rigoberto Uran (EF Education - EasyPost) war auf dem Zielstrich zu kaputt, um zu jubeln. | Foto: Cor Vos

07.09.2022  |  (rsn) - Auf den letzten Metern der Bergankunft an der Monasterio de Tentudía erkämpfte sich Rigoberto Uran (EF Education – EasyPost) den Tagessieg auf der 17. Etappe der Vuelta a Espana. Dabei ließ der Kolumbianer nach 162 Kilometern Quentin Pacher (Groupama – FDJ) und Jesus Herrada (Cofidis) hinter sich. Nach der verletzungsbedingten Aufgabe von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) parierte der Gesamtführende Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) alle Attacken der verbliebenen Konkurrenz mühelos.

Durch seinen ersten Erfolg bei der Vuelta konnte Uran seine Sammlung an Grand-Tour Etappensiegen vervollständigen. “Es ist schön bei der Vuelta zu gewinnen. Ich habe das schon seit einigen Jahren versucht, weil ich schon bei der Tour und dem Giro gewonnen habe. Als Grand-Tour-Fahrer hier zu gewinnen ist besonders. Ich bin sehr glücklich und danke meinem Team und meiner Familie“, freute sich der 35-Jährige.

Uran wird für seine Geduld belohnt

Uran hatte am Ende der zehn Kilometer langen Schlusssteigung noch die meisten Körner gespart und setzte sich in einem langen Sprint gegen seine Fluchtkollegen durch. “Ich fuhr gegen ein paar schnelle Fahrer. Also musste ich Energie sparen, um gegen Leute wie Soler zu sprinten. 300 Meter vor dem Ziel habe ich mir gesagt: ‘Ich muss jetzt los, jetzt oder nie!‘“, schilderte der Kolumbianer die letzten Meter, auf denen er Herrada gerade noch abfangen konnte.

Mit dem Erfolg kann Uran die eine eher ernüchternde Saison mit einem positiven Erlebnis abschließen. “Dieser Sieg zeigt, dass wir immer glauben und kämpfen müssen, selbst wenn die Resultate weit weg scheinen. Es ist wichtig jeden Tag mit der richtigen Einstellung, mit Freude und mit Hoffnung aufzustehen und zu fahren“, erklärte er. Durch den Vorsprung auf das Hauptfeld konnte Uran auch auf den zehnten Rang im Gesamtklassement springen.

Evenepoel kontrolliert die Konkurrenz

Die Gesamtwertung wurde von der Aufgabe des zweitplatzierten Roglic erschüttert. Ohne seinen schärfsten Kontrahenten konnte Evenepoel die Angriffe von Enric Mas (Movistar), Juan Ayuso und Joao Almeida (beide UAE Team Emirates) problemlos kontrollieren. “Es war heute sicher nicht einfach. Vor allem die Anfahrt zum Schlussanstieg war extrem nervös. Die Straße war breit, aber doch ziemlich steil. Im Fernsehen sah das vermutlich leichter aus als in Wirklichkeit“, meinte der Gesamtführende allerdings.

Im Stile eines Leaders nutzte Evenepoel die Attacke von Almeida, um die Konkurrenz gegeneinander auszuspielen. “Als Almeida angriff war das perfekt für mich, denn es gibt immer den Kampf um die Top-Ten-Plätze. Also begann [Miguel Angel] Lopez Tempo zu machen, weil er Almeida nicht zu weit wegfahren lassen wollte. Das ist das Spiel, das ich in den nächsten Tagen spielen muss“, prognostizierte Evenepoel.

Mas ist in der Gesamtwertung als neuer Zweiter weiterhin 2:01 Minuten zurück, während Ayuso mit 4:51 Minuten Rückstand auf den dritten Platz vorrückte. Evenepoel führt auch das Nachwuchsklassement an. In der Sprintwertung ist unverändert Mads Pedersen (Trek – Segafredo) an der Spitze. Das Bergtrikot bleibt auf den Schultern von Jay Vine (Alpecin – Deceuninck). UAE Team Emirates baute den Vorsprung im Teamklassement weiter aus.

So lief das Rennen:

Die erste Rennstunde wurde mit einem rasenden Tempo von circa 50 km/h absolviert, so konnte sich in der Anfangsphase niemand absetzen. Dies geschah erst nach 40 Kilometern, als Clément Champoussin, Bon Jungels (beide AG2R Citroën), Gino Mäder, Fred Wright (beide Bahrain Victorious), Herrada, Uran, Pacher, Alessandro de Marchi (Israel – Premier Tech), Lawson Craddock (BikeExchange – Jayco), Elissonde, Marc Soler, Elie Gesbert und Simon Guglielmi (beide Arkéa – Samsic) die Gruppe des Tages nach langem Kampf formten.

Der maximale Vorsprung der Ausreißer betrug 7:30 Minuten, wodurch der Gesamtzwölfte Uran sich virtuell vorbei an Ben O’Connor (AG2R Citroën) auf den achten Platz schob. Weder Quick-Step Alpha Vinyl noch andere Teams zeigten ein gesteigertes Interesse die Gruppe einzuholen, so wurde schnell deutlich, dass die 13 um den Tagessieg fahren würden.

Wright sicherte sich den Zwischensprint in Segura de Leon. Mit noch 19 zu fahrenden Kilometern eröffnete Craddock das Finale. Sein erster Angriff misslang, doch nach einigen Versuchen anderer Fahrer setzte er sich drei Kilometer später doch allein ab. So nahm der US-Amerikaner den Schlussanstieg mit minimalem Vorsprung auf seine einstigen Wegbegleiter in Angriff, als er fünf Kilometer vor dem Ziel am Monasterio de Tentudía (2.Kat.) noch immer 25 Sekunden vor seinen Verfolgern fuhr, wurde diese unruhig.

Gesbert attackierte und wurde von Champoussin verfolgt und überholt. Uran und Pacher schlossen sich den AG2R-Profi an und verkleinerten ihren Rückstand auf den Führenden langsam aber stetig. Eingangs der drei letzten Kilometer kamen auch Soler und Herrada an das Verfolgertrio heran, Elissonde tat es den beiden Spaniern kurz danach gleich. Soler griff seine Begleiter zwei Kilometer vor dem Ziel an. Statt sich zu lösen, kreierte er allerdings Uneinigkeit, die Craddock wieder einige Sekunden einbrachte.

Als Uran 500 Meter später attackierte, konnte er das Loch nach vorn mit Herrada an seinem Hinterrad innerhalb von 500 Metern stopfen. Auch Soler und Champoussin schlossen danach auf. Der Franzose griff an, wurde von Herrada gestellt und abgekontert. Uran konnte den Spanier 200 Meter vor dem Ziel erreichen. Er griff direkt an. Von hinten kam Pacher noch auf, doch weder er noch Herrada konnten den Kolumbianer noch einholen.

Zeitgleich griff Mas mit Evenepoel am Hinterrad in der Favoritengruppe an. Da der Belgier nicht im Wind fahren wollte, kam Almeida zurück. Er fackelte nicht lang und setzte sich ab. Hinter ihm versammelten sich die Klassementfahrer, von denen nur Thymen Arensman (DSM) und Louis Meintjes (Intermarché – Wanty – Gobert) fehlten. Almeida kam als erster Klassementfahrer 5:02 Minuten hinter Uran und neun Sekunden vor den anderen Favoriten ins Ziel.

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