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28.01.2021 | (rsn) - Nach einer ansprechenden, aber nicht überragenden Saison will Bora - hansgrohe wieder voll durchstarten und plant den Angriff auf die Spitze der Weltrangliste. Dafür sollen neben den Erfolgsgaranten der vergangenen Jahre auch die beiden Neuzugänge Nils Politt und Wilco Kelderman beitragen.
Rückblick 2020: Grand-Tour-Etappensiege durch Lennard Kämna (Tour), Peter Sagan (Giro) und Pascal Ackermann (Vuelta /2) sowie der Triumph von Maximilian Schachmann bei Paris – Nizza waren die größten Erfolge des Rennstalls aus Raubling.
Von den insgesamt 21 Siegen wurden vier weitere bei WorldTour-Rennen eingefahren. Ackermann gewann zum Saisonstart den Auftakt der UAE Tour und holte zwei Etappen bei Tirreno – Adriatico, dazu feierte Lennard Kämna beim Criterium du Dauphiné einen Etappensieg. Bei der Tour de France dagegen blieb der noch an den Folgen seines Dauphiné-Sturzes leidende Vorjahresvierte Emanuel Buchmann deutlich hinter den Erwartungen zurück. Außerdem zog Peter Sagan im Kampf um sein achtes Grünes Trikot gegen den ehemaligen Teamkollegen Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step) den Kürzeren.Â
Auch bei Ackermann lief es trotz seiner acht Saisonsiege nicht immer rund. Zwischenzeitlich klemmte es m Sprintzug und auch das Timing des Pfälzers passte vor allem im Sommer nicht immer. Bei den großen Klassikern konnte nur Schachmann mit seinem dritten Platz bei der Strade Bianche aufs Podium fahren. Im Ranking der WorldTeams reichte es so zu Rang sechs.
Kommen: Nils Politt (Israel Start-Up Nation), Wilco Kelderman (Sunweb), Giovanni Aleotti (Friuli ASD), Jordi Meeus (SEG Racing), Frederik Wandahl (ColoQuick), Matthew Walls (U23), Anton Palzer, Ben Zwiehoff (beide Amateure)
Gehen: Rafal Majka (UAE Team Emirates), Gregor Mühlberger (Movistar), Jempy Drucker (Cofidis), Oscar Gatto, Pawel Poljanski (beide Karriereende), Jay McCarthy (Ziel unbekannt)
Bleiben: Pascal Ackermann, Erik Baska, Cesare Benedetti, Maciej Bodnar, Emanuel Buchmann, Marcus Burghardt, Matteo Fabbro, Patrick Gamper, Felix Großschartner, Lennard Kämna, Patrick Konrad, Martin Laas, Daniel Oss, Lukas Pöstlberger, Peter Sagan, Juray Sagan, Maximilian Schachmann, Ide Schelling, Andreas Schillinger, Michael Schwarzmann, Rüdiger Selig.
Das Aufgebot von Bora - hansgrohe
Analyse: Trotz der Abgänge von Rafal Majka und Gregor Mühlberger ist die Mannschaft von Manager Ralph Denk auf dem Papier sogar noch stärker geworden. Der Giro-Dritte Wilco Kelderman ist wohl mehr als ein adäquater Ersatz für den Kletterspezialisten Majka. Mit Nils Politt wird das Team in den Klassikern und den Zeitfahren stärker. So werden bei den Kopfsteinpflasterrennen auch der Verlust von Jempy Drucker und Oscar Gatto zu verkraften sein.Â
Gespannt sein darf man auf die bisher unbekannten Deutschen Anton Palzer und Ben Zwiehoff, die aus dem Skibergsteigen (Palzer) und dem Mountainbike zum Straßenradsport wechseln und die zumindest mit ihren Trainingswerten bereits jetzt überzeugen. Mit Jordi Meeus hat Denk zudem einen talentierten Sprinter an Bord geholt, der hinter Ackermann und Sagan in den Massensprints die dritte Option sein dürfte. Von den weiteren Neuzugängen konnte vor allem der Italienische U23-Meister Giovanni Aleotti mit seinem vierten Platz beim U23-Giro überzeugen. Ob er schon als wichtiger Berghelfer beim Giro für Buchmann agieren kann, ist aber zu bezweifeln.
Im Gegensatz zu 2020 wird sich Sagan wieder auf die Klassiker konzentrieren und dabei mit Politt ein starkes, schwer auszurechnendes Duo bilden. Allerdings lief es beim Kölner im vergangenen Jahr ähnlich wie bei Sagan nicht unbedingt nach Wunsch. Der Tapetenwechsel dürfte sich also positiv auf Politts Leistungen auswirken. Auch von Schachmann und Kämna sind weitere Verbesserungen zu erwarten. Ähnliches gilt für den italienischen Kletterspezialisten Matteo Fabbro, der zu den Talenten im Team zählt.
Mehr denn je kann Bora – hansgrohe auf sämtlichen Terrains Erfolgsggaranten vorweisen: Ackermann in den Sprints, Sagan und Politt bei den Pflasterklassikern, Schachmann und Kämna bei den einwöchigen Rundfahrten und topographisch schweren Eintagesrennen sowie Buchmann und Kelderman für die großen Landesrundfahrten.
Zumindest im ersten Teil der Saison könnte sich der schlimme Trainingsunfall vom Garadsee negativ auswirken, bei dem sich Kelderman, Rüdiger Selig und Andreas Schillinger schwer verletzten. Ackermann fehlen bis auf Weiteres zwei wichtige Männer in seinem Zug, der für die Tour als Kapitän eingeplante Kelderman hat zwar noch etwas Zeit bis zu seinem Saisonhöhepunkt, aber im Frühjahr werden vom Niederländer keine Großtaten zu erwarten sein.
Prognose: Die Mannschaft wurde in der Spitze sinnvoll verstärkt, die Leistungsträger sind allesamt im besten Alter oder haben ihre besten Jahre sogar noch vor sich. Sollte Bora - hansgrohe von Verletzungsproblemen verschont bleiben, so könnte das Team tatsächlich zur Nummer 1 der Weltrangliste aufsteigen.
Eine spannende Frage ist, ob sich die Grand-Tour-Pläne auszahlen werden. Fahren Buchmann beim Giro-Debüt und Ackermann bei seiner ersten Tour Erfolge ein, so könnte es für Bora - hansgrohe ein großes Jahr werden. Sollte Sagan in seinem letzten Vertragsjahr an seine früheren Leistungen anknüpfen können, denn dann sind durchaus ein achtes Grünes Trikot und ein weiterer Sieg in einem der Monumente drin - auch wenn die Konkurrenz speziell bei den Klassikern von Jahr zu Jahr größer wird.
Ihren Teil zur Bora-Bilanz beitragen können auch wieder Patrick Konrad (Achter des Giro 2020) und Felix Großschartner (Neunter der Vuelta), sollten die beiden Österreicher in den großen Rundfahrten freie Fahrt bekommen.
Die Teamleitung steht aber auch vor der schweren Aufgabe, aus einer Vielzahl von Weltklasseprofis die passende Auswahl speziell für die großen Rundfahrten zusammenstellen. In der Vergangenheit ist das Denk und seinem bewährten Sportdirektor Enrico Poitschke meist sehr gut gelungen. Allerdings war auch die Qual der Wahl wohl noch nie so groß wie in diesem Jahr.
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