WorldTeam-Vorstellungen 2021

AG2R - Citroen: Traditionsteam im kompletten Umbruch

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "AG2R - Citroen: Traditionsteam im kompletten Umbruch"
Die Kapitäne von AG2R - Citroen. | Foto: Pauline Ballet

25.01.2021  |  (rsn) - Jahrelang als stärkstes französisches Grand-Tour-Team bekannt, stellt sich der Rennstall von Teamchef Vincent Lavenu mit dem Abgang von Romain Bardet neu auf und orientiert sich hin zu den Klassikern. Ganze elf Neuzugänge und zehn Abgänge sind zu verzeichnen - kompletter Umbruch beim Traditionsteam und passend dazu gibt es mit dem Autoproduzenten Citroen erstmals seit 20 Jahren wieder einen Co-Namenssponsor.

Rückblick 2020: Jahrelang jagten die Franzosen mit Fahrern wie Jean-Christophe Peraud und Romain Bardet vergebens dem Tour-Sieg hinterher, doch nie war man so weit davon weg wie 2020: Nach Bardets Ausstieg vor der dritten Woche war Mikael Cherel auf Rang 26 des Gesamtklassements bester Fahrer des Teams, und auch in den Sonderwertungen gab es nichts zu gewinnen. Immerhin bereitete Benoit Cosnefroy den französischen Fans zwei Wochen lang im Bergtrikot Freude, am Ende allerdings hatte er weniger als die Hälfte der Punkte von Tadej Pogacar und Richard Carapaz. Die Tour gerettet hat den Franzosen dann Nans Peters mit seinem Tagessieg in Loudenvielle.

Und auch, wenn man über die Tour hinausblickt, war es nicht das Jahr von Lavenus Männern: Mit Rang 15 in der Team-Weltrangliste schloss AG2R so weit hinten ab wie seit 2012 nicht mehr. Der Lichtblick war über die gesamte Saison hin Cosnefroy: Er sorgte für die ersten drei von insgesamt nur fünf Saisonsiegen für die Mannschaft und holte auch sonst die besten Resultate: Zweiter beim Fleche Wallonne, Dritter beim Pfeil von Brabant und Zweiter bei Paris-Tours.

Kommen: Greg Van Avermaet, Michael Schär, Gijs Van Hoecke (alle von CCC), Bob Jungels (von Deceuninck - Quick-Step), Lilian Calmejane (von Total Direct Energie), Marc Sarreau (von Groupama - FDJ), Damien Touzé, Nicolas Prodhomme (beide Cofidis), Ben O'Connor (NTT), Stan Dewulf (Lotto Soudal), Anthony Jullien (war Stagiaire).

Gehen: Romain Bardet (zu DSM), Alexis Vuillermoz, Alexandre Geniez, Pierre Latour (alle zu Total Direct Energie), Silvan Dillier (zu Alpecin - Fenix), Quentin Jauregui (zu B&B Hotels), Harry Tanfield (zu Qhubeka Assos), Stijn Vandenbergh, Axel Domont, Clément Chevrier (alle Karriereende)

Bleiben: Francois Bidard, Geoffrey Bouchard, Clément Champoussin, Mikael Cherel, Benoit Cosnefroy, Julien Duval, Mathias Frank, Tony Gallopin, Ben Gastauer, Dorian Godon, Alexis Gougeard, Jaakko Hänninen, Lawrence Naesen, Oliver Naesen, Aurélien Paret-Peintre, Nans Peters, Andrea Vendrame, Clément Venturini, Larry Warbasse

Das Aufgebot von AG2R Citroen

Analyse: Die Umorientierung des Teams wird an den Transfers überdeutlich: Mit Bardet und Latour verlassen die beiden wohl stärksten Rundfahrer den Kader und mit Van Avermaet, Schär und Jungels kommen drei Asse für die Klassiker hinzu. Außerdem hat Lavenu mit Sarreau einen ordentlichen Sprinter verpflichtet. Künftig wird es für AG2R- Citroen somit wohl eher um Erfolge an einzelnen Tagen gehen, als im Gesamtklassement von Etappenrennen erfolgreich zu sein, zumal auch Jungels betont, sich von seinen Grand Tour-Ambitionen verabschiedet zu haben.

Mit Van Avermaet und Naesen sowie einigen starken Helfern um Schär könnte die Mannschaft 2021 zu einem der wichtigsten Player bei den flämischen Klassikern werden, und mit Jungels sowie Cosnefroy ist man auch für die Ardennen bestens gerüstet.

Insgesamt finden sich im Kader viele Fahrer für mittelschweres Terrain, die bei Rundfahrten in Ausreißergruppen Erfolg haben könnten, ein echter Sprinter fehlt aber weiterhin. Sarreau ist schnell, aber gehört noch längst nicht zur Weltspitze.

Interessante Verpflichtungen sind die von Calmejane, der in den vergangenen beiden Jahren stagnierte, nachdem ihn Radsport-Frankreich 2017 und 2018 noch hochjubelte, sowie O'Connor, der nun der stärkste Kletterer im Team sein dürfte. 

Prognose: Insgesamt wirkt die Mannschaft breiter aufgestellt und stärker als zuletzt, weil sich nicht mehr alles um Bardet dreht. Die neue Ausrichtung wird beim Punktesammeln helfen, so dass eine Platzierung in den Top 10 der Team-Weltrangliste 2021 drin sein dürfte. Zu den großen Spitzenteams bleibt der Weg aber weit.

Cosnefroy scheint, sollte er seine aktuellen Knieprobleme überwinden, vielversprechend und könnte den einen oder anderen wichtigen Sieg einfahren - viel wird da auch vom Zusammenspiel mit Jungels abhängen. Und apropos Zusammenspiel: Naesen und Van Avermaet bilden ein geniales Duo für die Kopfsteinpflaster-Klassiker und bringen dem Team dort bislang ungekannte taktische Variabilität. Das Problem ist nur, dass beide für sich allein kein Siegfahrer in Flandern oder Roubaix sind. Sie werden sicher für Top-10- oder sogar Top-5-Ergebnisse sorgen können, für den erhofften großen Triumph aber muss sehr viel Glück mitspielen.

Im Blick haben sollte man in den Bergen den jungen Franzosen Champoussin, der langfristig der neue Grand-Tour-Leader der Mannschaft werden könnte. 2021 aber dürfte für den 22-Jährigen noch ein Lehrjahr sein.

Eckdaten:
Land: Frankreich
Hauptsponsor: AG2R La Mondiale, Citroen
Branche: Versicherungen, Automobile
Manager: Vincent Lavenu
Radausrüster: BMC
Gruppe: Campagnolo
Laufräder: Campagnolo
Reifen: Pirelli
Teamranking 2020: 15.
Fahrer im Aufgebot: 30
Durchschnittsalter: 27,6

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.02.2021UAE Team Emirates: Selbst im Sieg noch unterschätzt

(rsn) - Der Tour de France-Sieg von Tadej Pogacar war die verfrühte Krönung eines Teams, das eigentlich gerade erst im Begriff ist, die Radsport-Welt zu erobern. Denn auch wenn alle Experten Recht h

17.02.2021Trek - Segafredo: Fast alles bleibt beim Alten

(rsn) - Nachdem Manager Luca Guercilena seinen Kader zur Saison 2020 ordentlich durcheinandergewirbelt hatte, hielt sich der Italiener diesmal auf dem Transfermarkt zurück. Die vier Abgänge wurden d

16.02.2021Jumbo - Visma: Geschwächt, aber noch immer bärenstark

(rsn) - Im ersten Corona-Jahr hat der niederländische Rennstall nicht nur Ineos Grenadiers als dominierendes Rundfahrt-Team abgelöst, sondern auch Deceuninck - Quick-Step von der Spitze der Weltrang

15.02.2021Team Qhubeka Assos: Die Hoffnungen ruhen auf Nizzolo

(rsn) - Bis zum Saisonende 2020 stand ein dickes Fragezeichen hinter dem Fortbestand der Mannschaft von Manager Douglas Ryder. Erst auf den letzten Drücker konnte mit dem Schweizer Radsport-Bekleidu

12.02.2021Team DSM: Wandlungsfähigkeit als Markenzeichen

(rsn) - Kaum ein anderes Team aus der WorldTour hat sich in den vergangenen Jahren von derart vielen Weltklassefahrern verabschiedet wie der Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink. Von Marcel Kittel Ã

11.02.2021Team BikeExchange: Die Hoffnungen ruhen auf Rückkehrer Matthews

(rsn) - Bisher unter dem Namen Mitchelton - Scott aktiv, fährt die australische Equipe, die seit dem Sommer 2020 von Brent Copeland geführt wird, in dieser Saison unter dem Namen BikeExchange. Pers

10.02.2021Movistar: Darf Valverde am Jahresende endlich aufhören?

(rsn) - Darf Alejandro Valverde Ende 2021 mit dann 41 Jahren endlich seine Karriere beenden? Diese Frage müssen seine jungen Teamkollegen in dieser Saison mit ihren eigenen Leistungen beantworten. De

09.02.2021Lotto Soudal: Tausche Alt gegen Jung

(rsn) - Auch im vergangenen Jahr war Lotto Soudal mit deutlichem Abstand hinter Deceuninck - Quick-Step nur das zweitbeste der beiden belgischen WorldTeams. Die nur zwölf Saisonsiege hatten es aber f

08.02.2021Intermarché - Wanty Gobert: Neulinge im Übergangsjahr

(rsn) - Im 13. Jahr ihres Bestehens hat die belgische Mannschaft des Sportdirektoren-Urgesteins Hilaire Van der Schueren den Schritt in die WorldTour geschafft: Das Team, das zuletzt als Circus - Want

05.02.2021Israel Start-Up Nation: Alles steht und fällt mit Froome

(rsn) - Nach erfolgreichen Giro- und Vuelta Auftritten will die Israel Start-Up Nation in ihrer zweiten WorldTour-Saison nun auch bei der Tour de France um Siege kämpfen. Für die Gesamtwertung wurde

04.02.2021Ineos Grenadiers: Zurück zur alten Grand-Tour-Dominanz?

(rsn) - In der Corona-Saison büßte Ineos Grenadiers zwar seine langjährige Dominanz bei der Tour de France ein. Dennoch hatte die erfolgsverwöhnte Startruppe auch 2020 bei einer Grand Tour wieder

03.02.2021Groupama - FDJ: Nur an kleinen Stellschrauben gedreht

(rsn) - In der Planung für die Saison 2021 bewegte Teamchef Marc Madiot bei Groupama - FDJ nur wenige Stellschrauben. Nachdem er die Verträge all seiner Leistungsträger langfristig verlängert hat

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Evenepoel: “Auch bei dieser Tour geht es um Geduld“

(rsn) – Vor seiner zweiten Tour de France gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vorsichtig optimistisch. Nachdem er beim Critérium du Dauphiné gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates –

02.07.2025Thomas will bei seiner Abschieds-Tour nochmals alles geben

(rsn) – Als letztes der 23 Teams hat nun auch Ineos Grenadiers sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France bekannt gegeben. Der britische Rennstall, der seit 2019, als

02.07.2025Die Teams für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

02.07.2025Giro-Zweiter Del Toro startet bei der Tour of Austria

(rsn) – Es hatte sich bereits angedeutet, aber jetzt wurde von den Organisatoren offiziell bestätigt: Auch der Giro-Zweite Isaac Del Toro (UAE – Emirates - XRG) wird am 9. Uli am Start der Tour o

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)