Von Bennati bis Fröhlinger

Die zehn prominentesten Rücktritte 2019 / Teil 1

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Johannes Fröhlinger (Sunweb) | Foto: Cor Vos

29.12.2019  |  (rsn) - Im Lauf dieser Saison haben außergewöhnlich viele prominente Profis ihren Rücktritt erklärt. Wir stellen in einer zweiteiligen Serie die bekanntesten zehn Namen vor.

Daniele Bennati (Italien, 39 Jahre): Lange Zeit einer der besten italienischen Sprinter, übernahm Bennati in der Spätphase seiner Karriere zunehmend die Rolle des capitaine de la route, in der ihm aber auch noch einige Erfolge gelangen. Nachdem er in seinen ersten vier Profijahren in vier verschiedenen Teams unterwegs war, gelang Bennati 2005 bei Lampre der internationale Durchbruch, unter anderem mit drei Etappensiegen bei der Deutschland Tour. In jenem Jahr wurde er allerdings auch beim Klassiker Gent-Wevelgem positiv auf das Dopingmittel Betamethason getestet, kam aber mit einer Verwarnung davon.

In seiner erfolgreichsten Zeit zwischen 2008 und 2012 gewann er insgesamt elf Etappen bei allen drei großen Rundfahrten, die letzte 2012 bei der Vuelta a Espana. Zur Saison 2013 schloss Bennati sich dem Saxo-Bank-Team an und wurde dort ebenso wie später bei Movistar zum routinierten Edelhelfer.

Den letzten seiner 53 Siege feierte er im September 2016 in seiner Heimat bei der Toskana-Rundfahrt. Nachdem er sich im Frühjahr bei einem Sturz eine Wirbelfraktur zugezogen hatte und danach wegen andauernder Rückenschmerzen auf nur noch wenige Renneinsätze kam, zog Bennati im Herbst nach 18 Jahren einen Schlussstrich unter seine Laufbahn als Profi.

Lars Boom (Niederlande / 33 Jahre): Nachdem er seine Karriere im Gelände begann und 2008 sogar Cross-Weltmeister wurde, startete der Niederländer kurz darauf seine Straßenkarriere. Nach fünf Jahren beim Rabobank Continental-Rennstall wechselte Boom 2009 zum WorldTour-Team und konnte dort auf Anhieb große Erfolge feiern. So sicherte er sich 2009 den Gesamtsieg bei der Belgien-Rundfahrt und feierte später im Jahr noch einen Etappenerfolg bei der Vuelta a Espana.

Seinen größten Coup auf der Straße landete Boom bei der Tour de France 2014, als er die über Kopfsteinpflaster führende 5. Etappe als Solist gewann. Danach schloss er sich für zwei Jahre Astana an, konnte in seiner Zeit beim kasachischen Team aber nur einen Etappenerfolg bei der Dänemark-Rundfahrt verbuchen. 2017 ging es schließlich zurück zum Rabobank-Nachfolger LottoNL-Jumbo, wo er mit dem Gesamtsieg bei der Tour of Britain und einem Etappensieg bei der BinckBank-Tour schnell wieder in die Erfolgsspur zurückkehrte.

Doch bereits in der darauf folgenden Saison lief es nicht mehr rund. Zunächst musste Boom sich wegen Herzrhythmusstörungen einer OP unterziehen, im Juli wurde er dann wegen einer Tätlichkeit gegen Preben Van Hecke bei der Norwegen-Rundfahrt sogar für einen Monat gesperrt. Auch sein anschließendes Engagement beim Zweitdivisionär Roompot verlief enttäuschend. Nachdem das Team keine Sponsoren für 2020 fand, entschied sich Boom dazu, seine Straßenkarriere zu beenden und künftig nur noch Mountainbike-Rennen zu bestreiten.

Stephen Cummings (Großbritannien / 38 Jahre): Der Brite kann auf eine 15-jährige Berg- und Talfahrt bei den Profis zurückblicken, nachdem er die erste Phase seiner Karriere auf der Bahn verbracht und 2004 bei den Olympischen Spielen von Athen in der Mannschaftsverfolgung die Silbermedaille gewonnen hatte. Seine erste Profistation war 2005/2006 der belgische Zweitdivisionär Landbouwkrediet-Colnago. In dieser Zeit gelang ihm zwar kein Sieg, doch Cummings konnte sich für einen Vertrag bei Discovery Channel empfehlen. Außer seinem Debüt beim Giro d`Italia sprang für den Allrounder beim US-Team nur wenig Zählbares heraus, so dass Cummings 2008 wieder in die zweite Liga wechselte, wo er für das britische Team Barloworld fuhr.

Dieser (Rück)-Schritt sollte sich auszahlen. Bei der Kalabrien-Rundfahrt fuhr Cummings auf der 2. Etappe seinen ersten Profisieg ein und wurde Zweiter in der Gesamtwertung der italienischen Rundfahrt. Auf denselben Positionen beendete er die Dänemark-Rundfahrt und die Tour of Britain. Im Herbst 2008 gewann er zudem in Italien die Coppa Bernocchi. 2009 verlief zwar nicht mehr ganz so erfolgreich, dennoch ging es für Cummings am Saisonende wieder hinauf in die WorldTour, und zwar zum Team Sky, wo er in den kommenden beiden Jahren aber nicht über die Helferrolle hinauskam. 2012 unterschrieb Cummings einen Dreijahresvertrag bei BMC und gab gleich im ersten Jahr seine Tour-Premiere. Mit der Vuelta a Espana bestritt er im selben Jahr auch noch eine zweite GrandTour und konnte sich dort auf der 13. Etappe als Solist seinen bisher größten Sieg sichern.

Nachdem weitere Erfolge dieser Größenordnung ausblieben, ging es erneut zurück in die zweite Liga: 2015 heuerte er bei MTN Qhubeka an. Für den südafrikanischen Rennstall, der eine Wildcard für die Tour de France erhielt, feierte Cummings auf der 14. Etappe in Mende einen für ihn und das Team historischen Sieg, als er am Mandela-Tag auf der Zielgeraden noch die beiden taktierenden Franzosen Thibaut Pinot und Romain Bardet überholte. Im Jahr darauf konnte Cummings erneut eine Tour-Etappe gewinnen, diesmal nach einem beherzten Solo.

Seinen letzten Profisieg holte sich Cummings 2017, als er sich eine Etappe der Toskana-Rundfahrt (2.1) holte. 2019 wurde er durch zwei schwere Stürze ausgebremst, bei denen er sich eine Verletzung an der Wirbelsäule zuzog und sich das Schlüsselbein brach.

Da die Teamleitung auf jüngere Fahrer setzte und Cummings kein neues Team mehr fand, gab er sein Karriereende bekannt. Er blickt auf 13 GrandTour-Teilnahmen zurück, bei keiner einzigen musste er vorzeitig vom Rad steigen. Konkrete Zukunftspläne hat Cummings noch nicht geschmiedet.

Stijn Devolder (Belgien, 40 Jahre): Der aus Kortrijk stammende Westflame sammelte in seinen 19 Profijahren zwar nur insgesamt 17 Siege ein. Mit seinen beiden Triumphen bei der Flandern-Rundfahrt 2008 und 2009 fuhr sich Devolder allerdings in die Herzen der belgischen Fans und in die Geschichtsbücher, denn nach ihm gelang keinem belgischen Profi mehr dieses Kunststück. Devolder, der 2004 bei US Postal Profi und Teamkollege von Lance Armstrong wurde, war zwar ein ausgewiesener Klassikerspezialist, gewann aber auch sieben Zeitfahren, darunter zwei Mal die Titel bei den Belgischen Meisterschaften.

Zur Saison 2019 trainierte er sich nochmals sieben Kilogramm Muskelmasse ab, um in Topform als Helfer von Mathieu van der Poel seinen Aufgaben beim Zweitdivisionär Corendon - Circus gerecht werden zu können. Das gelang zumindest beim Amstel Gold Race perfekt, wo sich van der Poel nach einer grandiosen Vorstellung den Sieg holte. Anfang November dann beschloss Devolder, mit 40 Jahren vom Rad zu steigen.

Johannes Fröhlinger (Deutschland / 34 Jahre): In seinen 13 Jahren als Profi ist ihm zwar kein Sieg gelungen, dennoch kann der Freiburger auf eine erfolgreiche Laufbahn zurückblicken. Nachdem Fröhlinger 2006 die Tour Alsace gewonnen hatte, verpflichtete Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer den gebürtigen Gerolsteiner als Stagiaire. Fröhlinger wurde prompt bei der 3-Länder-Tour (ehemals Hessen-Rundfahrt) Gesamtsechster und sicherte sich so einen Zweijahresvertrag. Bereits in seiner zweiten Profisaison war der kletterstarke Allrounder nah dran an einem großen Sieg, als er sich auf der 5. Etappe des Giro d`Italia aus einer Ausreißergruppe heraus nur dem Russen Pavel Brutt geschlagen geben musste.

Nach der Auflösung des Gerolsteiner-Rennstalls wechselte Fröhlinger für zwei Jahre zu Milram, dem damals einzigen deutschen Erstdivisionär, bei dem er 2009 seine erste Tour de France bestritt und bei der Bergankunft in Andorra Arcalis sehr guter Dritter wurde. 2011 schloss sich Fröhlinger schließlich dem Sunweb-Vorgänger Skil-Shimano an, wo er vor allem als Helfer der Sprinter Marcel Kittel und John Degenkolb sowie als “Road Captain“ zum Einsatz kam.

Am Ende einer aus diversen Gründen nicht sonderlich zufriedenstellend verlaufenen Saison teilte die Sunweb-Teamleitung dem Routinier schließlich mit, dass er keine Vertragsverlängerung mehr erhalten würde. Fröhlinger bemühte sich um Alternativen, konnte aber keinen neuen Arbeitgeber auf Profiniveau mehr finden. So entschloss er sich dazu, seine Laufbahn zu beenden, um künftig als Trainer zu arbeiten.

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