Erster deutscher Sieger der Punktewertung

Ackermann schreibt in Verona Giro-Geschichte

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Ackermann schreibt in Verona Giro-Geschichte "
Pascal Ackermann (Bora - Hansgrohe) hat die Punktewertung des Giro d´Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

02.06.2019  |  (rsn) - Um 14:31 Uhr war es soweit: Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) überquerte nach einer Fahrzeit von 25:06 Minuten den Zielstrich des 17 Kilometer langen Abschluss-Zeitfahrens am Ende des 102. Giro d'Italia, rollte aus und bog dann nach rechts in die sogenannte Arena, das malerische Amphitheater von Verona, ein. Der Deutsche Meister rollte den pinken Steg hinunter durch das antike Stadion, winkte den Zuschauern zu und atmetete durch. 

Das Ergebnis des Tages, ein 118. Platz, war völlig egal. Es zählte nur ein Wort: Geschafft! 3.486,5 Kilometer lagen hinter dem Pfälzer - die erste dreiwöchige Rundfahrt seines Lebens. "Es war schon ein geiles Gefühl in der Arena", erklärte er später. "Es war ein weiter Weg bis hierher und es ist befreiend, dass ich angekommen bin."

Und Ackermann war mit Hilfe seiner Kumpels bei Bora - hansgrohe um seine beiden engen Freunde Michael Schwarzmann und Rüdiger Selig nicht nur irgendwie durchgekommen, nein, er durfte sich in den folgenden zweieinhalb Stunden nach seiner Ankunft in Verona auf die große Siegerehrung vorbereiten. Denn als erster Deutscher in der Geschichte der Italien-Rundfahrt hat der 25-Jährige aus Kandel die Punktewertung gewonnen. Immer wieder hatten deutsche Sprinter in den vergangenen 20 Jahren diese Wertung angeführt, nie aber bis zur Schlussetappe.

André Greipel streifte das Maglia Ciclamino - beziehungsweise Rosso, wie es von 2010 bis 2016 hieß - in den Jahren 2015, 2016 und 2017 an insgesamt zehn Tagen über, Marcel Kittel 2014 und 2016 an insgesamt sieben. Beide stiegen aber jeweils im Verlauf des Giro aus, um mit Blick auf die anstehende Tour de France Kräfte zu sparen. Ackermann hingegen zog bei seinem Giro-Debüt durch und belohnte sich mit einem Eintrag in die Geschichstbücher.

Deutscher Rekord nur eine Statistik

"Es ist ein Traum, so ein Trikot mitzunehmen und schön, in den Geschichtsbüchern zu stehen", erklärte er radsport-news.com anschließend. "Aber ob es vorher noch niemand oder doch schon drei oder vier Deutsche geschafft haben, das ändert nichts. Es ist nicht so, dass wir sagen: 'Der hat es noch nicht, ich schon.' Es kommt ja auch immer darauf an, wer alles am Start steht und wie das Rennen verläuft."

Doch genau das machte den Sieg in der Punktewertung 2019 besonders wertvoll. Denn mit Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) und Elia Viviani (Deceuninck - Quick-Step) sowie Caleb Ewan (Lotto Soudal) und Arnaud Demare (Groupama - FDJ) stand die wohl stärkste Sprinter-Konkurrenz seit Jahren vor drei Wochen in Bologna am Start der Italien-Rundfahrt. Und trotzdem führte Ackermann die Punktewertung nach der ersten Woche souverän an.

Ackermann gehört endgültig zur Weltspitze

Zwar musste der Pfälzer das Maglia Ciclamino nach der 11. Etappe in Novi Ligure an Démare abgeben, doch eine Woche später holte er es sich in Santa Maria di Sala zurück. "Das Schöne ist, dass wir es nicht nur gewonnen haben, weil die Anderen alle ausgestiegen sind", unterstrich Ackermann in Verona nun seinen Erfolg. "Denn Caleb Ewan, Gaviria, Viviani - die waren ja alle schon weit weg, als sie ausgestiegen sind. Demare, okay, der kam nochmal ran durch meinen Sturz. Aber den haben wir am Ende ja auch geschlagen, obwohl er noch da war."

Tatsächlich fuhr Ackermann bei seinem Grand Tour-Debüt endgültig in die Weltspitze der Sprinter vor. Was er in den zwölf Monaten zuvor seit seinem ersten WorldTour-Sieg Ende April 2018 bei der Tour de Romandie immer wieder andeutete, bestätigte er beim Giro mit zwei Etappensiegen, einem zweiten und drei dritten Plätzen sowie dem Gewinn der Punktewertung eindrucksvoll.

Prüfung bestanden, was kommt jetzt?

Mit seinen Erfolgen in Italien stellt Ackermann seinen Teamchef Ralph Denk künftig vor schwierige Entscheidungen. Denn der logische nächste Schritt ist, dass der Pfälzer Ansprüche auf die Sprint-Kapitänsrolle von Peter Sagan bei der Tour de France 2020 anmelden dürfte. In diesem Juli wird Ackermann dort noch nicht fahren, aber für die Zukunft wird der Tour-Start bald vom "Traum", wie er es jetzt in Verona noch bezeichnete, zum "Wunsch" werden. 

Bevor aber Gespräche darüber geführt werden, will Ackermann Mitte Juni bei der Slowenien-Rundfahrt erstmal weitere Sprintsiege feiern, dann seinen Titel bei den Deutschen Meisterschaften verteidigen und im August zunächst die schönen Erinnerungen an zwei Tagessiege bei der Polen-Rundfahrt 2018 wecken und anschließend die EM bestreiten, bevor dann möglicherweise sogar die Straßen-WM in Yorkshire in den Fokus rücken könnte.

Zunächst aber tritt 'Ackes' am Montag einen kurzen Urlaub an, um das beim Giro Erlebte sacken zu lassen. Wo? "Das verrate ich nicht. Weit weg, wo mich keiner kennt."

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

27.03.2024Politt entgeht mit Glück van Aerts Sturz bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Zweimal landete Nils Politt (UAE Team Emirates) schon in den Top Ten bei Dwars door Vlaanderen, diesmal schrammte er mit dem zwölften Rang knapp vorbei. Angesichts des schweren Sturzes gut

27.03.2024Küng: “Mehr als Platz zwei wäre nicht möglich gewesen“

(rsn) – Immer gut dabei war Stefan Küng (Groupama – FDJ) bei seinen Renneinsätzen in diesem Frühling, aber ein richtig zählbares Ergebnis fehlte dem Schweizer bislang noch. Doch mit seinem dr

27.03.2024Vos gewinnt Dwars door Vlaanderen und feiert 250. Sieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die siebte Austragung von Dwars door Vlaanderen (1.Pro) gewonnen. Nach Platz 3 im Vorjahr setzte sie sich im Zweiersprint gegen Shirin van Anrooij (

27.03.2024Visma feiert mit Jorgenson, muss aber Van-Aert-Aus verschmerzen

(rsn) – Obwohl Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) die 78. Ausgabe von Dwars door Vlaanderen als Solist gewonnen hat, verlebte seine Mannschaft einen schwarzen Tag. Wout van Aert (Visma – Le

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine