Paris-Nizza: Martinez gewinnt turbulente Königsetappe

Kwiatkowski ist Gelb los - nun strahlt Teamkollege Bernal

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Egan Bernal (Sky) steht vor dem Gesamtsieg bei Paris-Nizza. | Foto: Cor Vos

16.03.2019  |  (rsn) - Auf der Königsetappe von Paris-Nizza hat Michal Kwiatkowski (Sky) alle Hoffnungen auf den Gesamtsieg begraben müssen. Der 28-jährige Pole wurde im oberen Teil des 15 Kilometer langen Schlussanstiegs zum Col de Turini abgehängt und musste sein Gelbes Trikot nach drei Tagen abgeben. Allerdings konnte sich Kwiatkowski damit trösten, dass es sein Teamkollege Egan Bernal auf der morgigen Schlussetappe tragen wird und angesichts eines recht komfortablen Vorsprungs von 45 Sekunden auf den zweitplatzierten Philippe Gilbert (Deceuninck - Quick-Step) gute Chancen hat, Team Sky den angestrebten Gesamtsieg zu bescheren.

Den Tagessieg am Col de Turini holte sich auf 1.608 Metern Höhe der Kolumbianer Daniel Martinez (EF Education First) aus einer vierköpfigen Spitzengruppe heraus mit sechs Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Miguel Angel Lopez (Astana). Dritter wurde mit 20 Sekunden Rückstand der überraschend starke Franzose Nicolas Edet (Cofidis), der im Sprint Simon Yates (Mitchelton-Scott), den Gewinner des Zeitfahrens der 5. Etappe, auf den vierten Rang verwies. Das Quartett war aus einer ursprünglich 39 Fahrer starken Ausreißergruppe übrig geblieben, die sich nach gut 30 Kilometern formiert hatte.

“Ich freue mich sehr über diesen Sieg. Es ist ein ganz besonderer Tag für mich, Paris-Nizza ist eines der größten Rennen der Welt“, sagte Martinez. “Ich habe Lopez und Yates kontrolliert, weil ich mich von ihnen nicht überraschen lassen wollte.“

Bei den Ausreißern mit dabei war auch der Gesamtsechzehnte Gilbert, der sich bis weit ins Finale hinein Hoffnungen auf das Gelbe Trikot machen konnte, ehe schließlich die von Sky angeführte Verfolgergruppe doch noch entscheidend Boden gut machte. Der Belgier wurde schließlich Tageselfter an der Bergankunft und liegt im Gesamtklassement eine Sekunde vor Nairo Quintana (Movistar), der am Tag der Kolumbianer vor dem zeitgleichen Bernal Rang 13 belegte.

Der ehemalige Giro- und Vuelta-Sieger dürfte morgen Bernals einzig ernsthafter Konkurrent sein, zumal der nun viertplatzierte Kwiatkowski (+1:03) sich in den Dienst seines Teamkollegen stellen dürfte und der Gesamtfünfte Jack Haig (Mitchelton - Scott) bereits +1:45 Minuten zurückliegt.

"Ich bin zwar sehr glücklich, das Führungstrikot zu tragen, aber ich habe gemischte Gefühle, denn mein Teamkollege Kwiato hat heute das Trikot verloren“, kommentierte Bernal den Ausgang des Rennens. “Es war eine wirklich schwierige Etappe. Es war für die Beine seltsam, dass es früh im Rennen viel flaches Gelände und Wind gab, ehe es dann plötzlich in die Berge ging. Im Finale war ich vorne und konnte mich gut behaupten.“

Seinen fünften Platz büßte der Luxemburgische Meister Bob Jungels (Deceuninck - Quick-Step) ein. Der 26-Jährige kam nicht über Rang 26 hinaus und fiel auf die zehnte Position der Gesamtwertung zurück. Seinen Platz in den Top Ten verlor auch Felix Großschartner (Bora - hansgrohe). Der Österreicher fiel vom siebten auf den dreizehnten Gesamtplatz zurück.

So lief das Rennen…

Der vorletzte Tag der Fernfahrt brachte trotz frühlingshafter Bedingungen und viel Sonnenschein den erwarteten Exodus der Sprinter: Caleb Ewan (Lotto-Soudal), Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) und Edvald Boasson-Hagen (Dimension Data) erschienen erst gar nicht zum Start, der zweimalige Etappengewinner Sam Bennett (Bora - hansgrohe) stieg unterwegs aus.

Auf den ersten 30 Kilometern hielten Thomas De Gendts Lotto-Soudal-Kollegen das Feld zusammen, ehe sich kurz darauf die fast 40 Fahrer starke Gruppe des Tages formierte. Der Träger des Bergtrikots, der sich zuvor schon nach zehn Kilometern den ersten Bergpreis gesichert hatte, war ebenso mit dabei. Zudem war er danach auch an den folgenden vier Bergwertungen ganz vorn dabei und steht nun vor der Titelverteidigung in der Sonderwertung.

Im Feld kontrollierte Team Sky, das ebenso wie Team Sunweb keinen Fahrer in die Gruppe geschickt hatte, das Geschehen und gestattete den Ausreißern einen Vorsprung von mehr als sechs Minuten. Zu diesem Zeitpunkt war Philippe Gilbert (Deceuninck - Quick-Step), als Sechzehnter im Gesamtklassement bestplatzierter der Ausreißer, im virtuellen Gelben Trikot unterwegs.

Knapp 50 Kilometer vor dem Ziel versuchten De Gendt und Alessandro de Marchi (CCC), vor der Etappe Gesamtdritter der Bergwertung vergeblich, ihre Begleiter abzuschütteln. Als die Gruppe wieder zusammenfand, war allerdings Mathias Frank (AG2R) nicht mehr dabei. Der Schweizer konnte nach einem Sturz das Rennen nicht mehr fortsetzen.

An der Cote de Pelasque, dem vorletzten Anstieg des Tages, zog nun Yates’ Edelhelfer Mikel Nieve das Tempo an, so dass die Spitzengruppe schnell auseinanderfiel. Und auch im Feld reagierte Team Sky, um Kwiatkowskis Führungstrikot zu verteidigen. Einen spürbaren Effekt hatte das aber noch nicht, auch wenn der Abstand zwischenzeitlich auf unter fünf Minuten sank.

Am Fuß des 15 Kilometer langen Schlussanstiegs zog Pawel Poljanski (Bora - hansgrohe) seinen Begleitern in der Spitzengruppe davon und eröffnete damit die spannende Schlussphase des Rennens, in der sich Gilbert am letzten Zwischensprint des Tages sogar noch zwei Bonussekunden schnappte - die aber auch nicht reichen sollten.

Neun Kilometer vor dem Ziel zogen Lopez und Yates aus der geschrumpften Spitzengruppe davon, gefolgt von Martinez und Edet, der sogar den Konter setzte, als er auf den letzten sechs Kilometern den Anschluss geschafft hatte. Yates attackierte zwei Kilometer vor dem Ziel mit aller Entschlossenheit, konnte aber lediglich einige Meter zwischen sich und seine Konkurrenten bringen. Auf dem Schlusskilometer trat wiederum Martinez an und schüttelte Yates und Edet ab. Lopez hatte keine Mühe zu folgen, war aber im Zielsprint chancenlos gegen seinen Landsmann, der sich überlegen seinen dritten Saisonsieg und den ersten in der WorldTour sicherte.

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