RSNplus“Sie stürzen lieber als zu sprinten“

Merlier ärgert sich nach Sturzchaos über Bruchpiloten der Tour

Von Joachim Logisch aus Valence

Foto zu dem Text "Merlier ärgert sich nach Sturzchaos über Bruchpiloten der Tour"
Tim Merlier (Soudal - Quick-Step) während der 17. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

23.07.2025  |  (rsn) - Wieder löste ein Sturz, der wohl vermeidbar gewesen wäre, bei der Tour de France ein Chaos aus. So sieht es jedenfalls Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), dem nach der Ziel-Durchfahrt der 17. Etappe von Bollene nach Valence der Kamm schwoll. "Einige Fahrer gehen etwas mehr übers Limit als nötig ist. Sie stürzen anscheinend lieber als zu sprinten. Das Positive ist, dass ich heute nicht gelegen habe", sagte der Europameister, der vom Massensturz an der 1.000-Meter-Marke aber aufgehalten worden war und dadurch nicht in die Sprintentscheidung eingreifen konnte.

"Ich kann vor dem Rennen einen Zettel schreiben mit Fahrern, die auf der Straße liegen werden, wenn gestürzt wird. Ich muss mir diesen Sturz nochmal ansehen, aber ich weiß jetzt schon wieder ein paar Namen davon", schimpfte er, ohne die Beschuldigten nennen zu wollen: "Nein, das müssen sie selbst wissen. Ich weiß nicht so gut, was da falsch läuft. Aber es gibt ein paar Profis, hinter denen ich lieber nicht fahre, wenn es chaotisch wird."

Der Sturz geschah unter dem Teufelslappen. Alexis Renard (Cofidis) zog rechts neben Pavel Bittner (Picnic – PostNL), die beiden berührten sich und der Tscheche musste nach links korrigieren, wo er sich mit Cyril Barthe (Groupama – FDJ) verhakte und mit dem Franzosen zusammen zu Fall kam – eine Kettenreaktion entstand, weitere Fahrer stürzten und die komplette Straße war für die Dahinterfahrenden blockiert – darunter auch Merlier. ___STEADY_PAYWALL___

Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) kam zwar ins Ziel und blieb ohne Knochenbrüche – ob er die Tour fortsetzt war am Abend aber trotzdem unklar. | Foto: Cor Vos

Am schlimmsten erwischte es Biniam Girmay (Intermarche – Wanty). Der Gewinner des letztjährigen Grünen Trikots lag nach dem Crash minutenlang noch an der Bande und wurde behandelt, bis er schließlich auf dem Rad die Etappe beenden konnte.

Ohne die Chance gehabt zu haben, um den Sieg mitzusprinten, rollte Merlier als 25. über die Ziellinie. "Ich hatte keine Kontrolle über die Situation, sonst wäre ich nicht hinter dem Sturz gewesen. Aber ich dachte schon, dass ich die Sache noch bereinigen kann. Ich bewegte mich langsam nach vorn, habe aber zweimal den Fehler gemacht im Kreisel rechtsrum zu fahren. Das war meine eigene Schuld, aber ich hätte es noch bereinigen könne", erklärte der Belgier, der vielleicht auch nur dem Sturz entging, weil er auch das zweite Mal rechtsherum den Kreisel anfuhr, obwohl er beim ersten Mal schon viele Positionen dabei verloren hatte.

Bauhaus kommt gerade so durch, verliert aber den Anschluss

Eine gute Streckenbesichtigung seines Teams hätte ihn vielleicht auf den richtigen Weg führen können. So musste er resümieren: "Einerseits habe ich wieder eine Chance liegen lassen, andererseits bin ich nicht gestürzt. Zum Glück habe ich zwei Etappensiege, deswegen kann ich zufrieden auf meine Tour de France zurückblicken", so Merlier.

Phil Bauhaus (Bahrain Victorious), hier auf Etappe 9 der Tour, entkam dem Sturz in Valence nur knapp. | Foto: Cor Vos

Wenige Positionen vor Merlier erlebte Phil Bauhaus (Bahrain – Victorious) den Sturz mit, der ihm schließlich alle Chancen auf eine Spitzenplatzierung nahm. "Ich war tatsächlich der Letzte, der noch durchgekommen ist. Also der Sturz war direkt vor mir links, ich hatte Glück, dass dann die Personen und die Räder nach links gerutscht sind und ich rechts noch vorbeifahren konnte", schilderte er radsport-news.com den Unfall.

Obwohl er davor von seinem Team perfekt platziert worden war, sprang für den Bocholter am Ende nur der zwölfte Platz heraus, weil er dem Sturz zwar entging, dabei aber trotzdem Tempo rausnehmen musste und den Anschluss an die ersten etwa zehn Fahrer verlor, was er auf den letzten 1.000 Metern nicht mehr korrigieren konnte.

Picnic mit gemischter Bilanz: Bittner stürzt, Andresen Dritter

Sein Landsmann Niklas Märkl (Picnic – PostNL) wurde von dem Sturz in der Mitte der Fahrbahn gestoppt. "Ich hatte bis zum ersten Kreisverkehr meinen Pull gemacht und befand mich dann hinter dem Chaos", war der Lindener aber auch froh, unbehelligt geblieben zu sein, zumal das Finale trotz des Sturzes von Bittner für sein Team noch halbwegs gut ausgegangen war, da Tobias Lund Andresen auf den dritten Platz sprintete. Märkl: "Es sah nicht so gut aus, die Jungs, die da lagen, hatten schon alle ziemliche Schmerzen. Ich hoffe, jeder ist irgendwie gesund und kann morgen wieder starten."

Tobias Lund Andresen (Picnic – PostNL / rechts) wurde Dritter in Valence. | Foto: Cor Vos

Eindeutig profitierte Lidl – Trek von dem Chaos. Denn Jonathan Milan konnte sich am Ende knapp gegen Jordi Meeus (Red Bull – Bora – hansgrohe) durchsetzen, obwohl er wenige Kilometer vor dem Ziel noch weiter hinten platziert gewesen war. Gerade rechtzeitig vor dem Sturzchaos aber brachte Jasper Stuyven den Mann im Grünen Trikot doch noch nach vorn und aus der Gefahrenzone.

Milan kam gerade noch rechtzeitig nach vorne

"Wir sind zur richtigen Zeit nach vorn gefahren. Ich habe den Sturz noch gesehen und hörte dann über Funk, dass wir nur noch mit zehn oder 15 Mann sprinten werden. Das verändert viel, denn von hinten kann niemand mehr kommen", beschrieb Stuyven was nach dem Unfall geschah.

Jonathan Milan (Lidl – Trek) holte nicht nur den Sieg, sondern auch sehr wichtige Punkte für sein Grünes Trikot. | Foto: Cor Vos

"Johnny (Milan) konnte nun abwarten. Er hat mir vertraut und ich habe ihm auch noch geholfen im Finale. Ein Leadout konnte ich nicht mehr fahren, aber ich habe ihn ans Hinterrad von Jordi (Meeus) gebracht. Den Rest hat er dann perfekt gemacht", freute sich der Belgier über die gelungene Etappe. Stuyven: "Der Regen hat es nicht einfacher gemacht, aber so ist der Erfolg umso schöner. Heute waren wir eine Einheit. Wir haben die Arbeit gut verteilt und das hat sich ausgezahlt."

Und das ganz besonders für Milan selbst, der seinen Vorsprung in der Wertung um das Grüne Trikot gegenüber Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) auf 72 Punkte ausbauen konnte.

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