Roglic bricht an letzter Bergankunft der Tour ein

Lipowitz bei zweitem Arensman-Sieg wieder voll auf Kurs Weiß

Von Sebastian Lindner

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Florian Lipowitz (Red Bull - Bora - hansgrohe, li.) im Ziel der 19. Etappe der Tour de France | Foto: Cor Vos

25.07.2025  |  (rsn) – Auf 93 Kilometer war die 19. Etappe der Tour de France verkürzt worden. Und für Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) hätte sie keinen Meter länger sein dürfen. Der Etappensieger von Superbagnères rettete, die Hände vors Gesicht geschlagen, zwei Sekunden Vorsprung über den Zielstrich in La Plagne, bevor Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) herangeflogen kamen und die Plätze zwei und drei belegten.

Der nächste, nur sechs Sekunden hinter dem Tagessieger, war dann Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe). Zuvor hätte der Mann in Weißen Trikot auf dem letzten Kilometer fast noch für den Zusammenschluss gesorgt. Denn nachdem er gemerkt hatte, dass Oscar Onley (Picnic – PostNL) zwei Kilometer vor dem Ziel zu schwächeln begann, spannte sich der 24-Jährige vor die Gruppe, um Zeit auf den Schotten gutzumachen. Mit Erfolg: Zwischen Lipowitz und Onley lagen im Ziel 41 Sekunden, wodurch beide im Gesamtklassement hinter Pogacar und Vingegaard auf den Positionen drei und vier nun wieder um 1:03 Minuten getrennt sind.

“Nach gestern wusste ich, dass Oscar sehr stark ist“, sagte Lipowitz dann im Flash-Interview. “Ich musste an ihm dranbleiben. Das ist mir heute sehr gut gelungen. Im letzten Anstieg habe ich viel nachgedacht. Man weiß nie, wie die Beine sind. Zwei Kilometer vor Schluss habe ich mich aber nach wie vor gut gefühlt und als Oscar zurückfiel, habe ich einfach alles gegeben. Ich bin super zufrieden mit dem heutigen Tag“, fasste er zusammen.

Roglic verliert mehr als zwölf Minuten

Das wird Teamkollege Primoz Roglic nicht von sich behaupten können. Der 35 Jahre alte Slowene attackierte wie tags zuvor am ersten Berg, war in der Folge aber auch lange allein unterwegs. Nachdem er am Fuße des Schlussanstieges wieder gestellt war, konnte er im Berg schnell nicht mehr das Tempo der Favoriten mitgehen. Im Ziel hatte er als 27. mehr als zwölf Minuten Rückstand auf den Sieger und im Gesamtklassement durch die Verdoppelung seines Zeitverlusts auf Pogacar auch noch drei Plätze verloren.

Die Profiteure hießen Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale), Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) und Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels). Gall kletterte um einen Rang auf fünf, Johannessen machte sogar zwei Plätze gut und ist Sechster. Vauquelin bleibt als bester Franzose Siebenter – vor Roglic.

Und auch der Tagessieger machte im Klassement nochmal etwas Boden gut. Weiter nach vorne als Rang zwölf wird es für ihn aber nicht gehen, was jedoch absolute Nebensache ist. “Ich bin komplett kaputt. Ich kann es nicht glauben“, sagte Arensman in seinem Flash, irgendwo zwischen Erschöpfung und Begeisterung. “Eine Etappe in der Tour gewonnen zu haben war schon unglaublich. Das war aus der Ausreißergruppe, heute habe ich es aus der Favoritengruppe heraus geschafft – gegen die stärksten Fahrer der Welt. Ich glaube ich träume. Ich habe keine Ahnung, was ich da gerade geschafft habe.“

An der Rangfolge der weiteren Sonderwertungen ist nach dem heutigen Tag ebenfalls kaum mehr zu rütteln. Nachdem Jonathan Milan (Lidl – Trek) einmal mehr nahezu kampflos 20 Punkte am Zwischensprint mitnehmen konnte, hatten auch Vingegaard und Lenny Martinez (Bahrain Victorious) nicht die Möglichkeiten, Pogacar im Kampf ums Bergtrikot nochmal gefährlich nahezukommen.

So lief die 19. Etappe der Tour de France 2025:

Die Bilder der ersten Kilometer des Tages hätten auch eine Wiederholung vom Vortag sein können. Auf den ersten Kilometern der verkürzten Etappe bis zum Zwischensprint machte Lidl -Trek für Milan die Arbeit, ansonsten zuckte niemand. Erst als sich der Italiener seine 20 Punkte gesichert hatte, versuchte sich Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) als erster Ausreißer.

Als der gestellt war, gab es erneute Parallelen zum Vortag. Denn wieder war es Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe), der danach in die Offensive ging. Bei ihm waren auf dem Weg hinauf zum Col du Pré (HC) unter anderem Ventoux-Sieger Valentin Paret-Peintre (Decathlon – AG2R La Mondiale), Lenny Martinez (Bahrain Victorious), Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility), Michael Storer (Tudor) und Einer Rubio (Movistar).

Die Abstände blieben gering, die Zusammensetzung der Gruppe änderte sich. Roglic und Martinez lösten sich vom Rest ihrer Begleiter. Paret-Peintre kämpfte sich 1000 Meter vor dem Gipfel zurück an die Spitze. Mit einer Minute Vorsprung auf das Feld ging das Trio in die Abfahrt, doch in der Abfahrt halbierte die Favoritengruppe ihren Rückstand. Nur Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) hatte den Anschluss verloren, weshalb vor allem Uno-X, die in der Gesamtwertung Johannessen am Franzosen vorbeibringen wollten, im Cormet de Roseland (2. Kat.) Tempo machte.

Roglic kommt bis zum Schlussanstieg und wird durchgereicht

Holte Martinez am Pré noch 20 Punkte fürs Bergtrikot, fiel er am Roselend zurück – doch rechtzeitig zur Passhöhe kämpfte er sich doch nochmal ran und sammelte fünf weitere Zähler ein. In der Abfahrt wuchs der Vorsprung auf das Feld wieder deutlich an. Leichter Regen setzte ein und Roglic schüttelte Paret-Peintre und Martinez ab.

Das Streckenprofil der 19. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter

Rund 30 Kilometer vor dem Ziel waren in der Ebene alle Ausreißer bis auf Roglic, der eine halbe Minute gerettet hatte, im nun heftigen Regenguss wieder gestellt. Die Gruppe um Vauquelin war zu diesem Zeitpunkt zwei Minuten zurück. Rechtzeitig zum Schlussanstieg hatte UAE, nun wieder in der Arbeit, die Lücke geschlossen. Gleich der zu Beginn der finalen 19 bergauf führenden Kilometer konnte Roglic dann das Tempo der Spitze nicht mehr mitgehen und wurde durchgereicht.

Sofort übernahm Decathlon die Führung, weil Gall seine Chance witterte, einen weiteren Klassementplatz gutzumachen. Dann ging Arensman das Unterfangen zweiter Etappensieg an. Als der Niederländer 14,2 Kilometer vor dem Ziel angriff, waren sofort Pogacar und Vingegaard an seinem Hinterrad. Mit ein bisschen Verspätung löste sich auch Gall. Lipowitz blieb derweil am Hinterrad von Onley. Johannessen und Ben Healy (EF Education – EasyPost) blieben dabei.

Arensman hat keine Angst vor großen Namen

Arensman ließ sich von den großen Namen jedoch nicht einschüchtern, legte noch einen Gang zu und setzte sich wieder ab. Elf Kilometer vor dem Ziel lief alles bis auf Arensman wieder zusammen, denn von hinten hatte Onley-Helfer Frank van den Broek wieder aufgeschlossen und mit einem Kraftakt alle wieder zu Pogacar und Vingegaard nach vorne gezogen.

Der Einzige, der immer weiter zurückfiel, war Roglic. Acht Kilometer vor dem Ziel hatte der viermalige Vuelta-Champion bereits fünf Minuten Rückstand auf die Favoritengruppe, die wiederum 30 Sekunden hinter Arensman unterwegs war. 1000 Meter später zog Pogacar das Tempo an, zwischen Lipowitz und Onley ging für einen Moment die Lücke auf. Doch der Weltmeister zog nicht durch. So wurden nur Gall, Healy und Johannessen abgeschüttelt

Drei Kilometer vor dem Ziel blieben Arensman noch 20 Sekunden auf das Verfolgerquartett. Gall fuhr 60 Sekunden dahinter, Roglics Rückstand lag bereits bei neun Minuten. 800 Meter später zeigte Onley erste Schwächen, musste reißen lassen. Als Lipowitz das registriert hatte, legte er nochmal einen drauf und setzte sich vor Pogacar und Vingegaard.

An der Flamme Rouge hatte Arensman kaum Zeit verloren. Erst als Lipowitz so richtig am Horn zog, schrumpfte die Differenz. Doch es sollte reichen für den 25-Jährigen – um zwei Sekunden. Lipowitz sorgte 100 Meter vor dem Ziel noch für einen Schreckmoment, als er aus dem Sattel ging und auf einer Straßenmarkierung wegrutschte. Dadurch verlor er den Anschluss an Vingegaard und Pogacar, die in der Reihenfolge die Plätze belegten. Es reichte dennoch, um Onley 41 Sekunden abzuknöpfen.

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