Nach WM-Gold im Madison mit Cavendish

Wiggins: "Ich muss meinen Ruhestand wohl etwas verschieben"

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Wiggins:
Mark Cavendish (l.) und Bradley Wiggins feiern die Goldmedaille im Madison bei der WM 2016 in London.| Foto: Cor Vos

07.03.2016  |  (rsn) - Für die Fans war es das Highlight der Bahn-WM 2016 in London. In einem taktisch klugen und dramatischen Rennen sicherten sich Sir Bradley Wiggins und Mark Cavendish die Goldmedaille im Madison. Und das acht Jahre, nachdem die beiden wiedervereinigten Tour-de-France-Stars in Manchester den WM-Titel gewonnen hatten.

"Das perfekte Timing brachte die Jungs nach vorne. Welch ein Schauspiel", war auch Großbritanniens Technischer Direktor Shane Sutton gegenüber cyclingnews.com nach der furiosen Siegfahrt seiner Landsleute noch völlig aus dem Häuschen.

Da alle Konkurrenten auf jede Attacke der beiden Topstars umgehend reagierten und jeden Versuch eines Rundengewinns gemeinsam vereitelten, sammelten Cavendish und Wiggins zunächst einen Punkt nach dem anderen. Cavendish sicherte sich die Wertungen nach 60 und 80 Runden, Wiggins die nach 100. Zur Halbzeit hatten sie zwar eine Runde Rückstand gegenüber drei anderen Teams, aber zehn Punkte mehr als jede andere Mannschaft.

Nach 86 Runden starteten die Briten gemeinsam mit den Spaniern Sebastian Mora und Albert Torres einen ernsthaften Angriff, um den Rückstand aufzuholen - den aber konnte das Feld kontern. Cavendish und Wiggins blieben trotzdem ganz cool, auch noch, als sie 40 Runden vor Schluss immer noch eine Runde hinter Frankreich, der Schweiz (beide je elf Punkte), Australien (acht) und Kolumbien (fünf) lagen.

Zusammen mit den Spaniern, die sich auch noch Medaillenchancen ausrechneten, warteten die beiden Briten bis 33 Runden vor Schluss, ehe sie endlich die entscheidende Attacke starteten. 17 Runden später hatten sie den Anschluss geschafft. Gold vor den Franzosen Morgan Kneisky und Benjamin Thomas war sicher. Spanien gewann Bronze.

Daran änderte auch nichts mehr, dass Cavendish sich am Hinterrad eines Niederländers aufhängte und stürzte. Am Ende sprang der 26-malige Tour-Etappensieger und Madisen-Weltmeister von 2005 und 2008 seinem "Sir" jubelnd in die Arme.

"Die Spanier taten es nicht, um uns zu helfen, den WM-Titel zu gewinnen. Sie hatten die gleiche Idee wie wir. Und wir hatten uns schon vor dem Rennen gesagt, wenn wir mit den Spaniern eine Runde gewinnen können, kann das nicht falsch sein. Es passte einfach wie magisch", erklärte Wiggins nach dem Rennen die gemeinsame Aktion mit Mora/Torres.

Abgezockt hatte der vierfache Olympiasieger mit seinem Partner von Beginn an die geplante Taktik durchengezogen. Wiggins: "Der Sieg ging nur über den Rundengewinn. Wir wollten uns nicht verrückt machen lassen, deshalb haben wir Punkt um Punkt gesammelt und ein paar Angriffe versucht. Doch sie folgten uns. Als wir dann die Lücke rissen, war es geschafft!"

Dabei dachte der Tour-Sieger von 2012 an den ersten gemeinsamen Erfolg von 2008. Wiggins: "Es war wie ein deja vu. Wir hätten uns keinen besseren Plan für die letzten 30 Runden ausdenken können!"

Wegen des Erfolgs wird Wiggins möglicherweise sogar seine Karriere auf der Bahn fortsetzen, die er zum Ende des Jahres beenden wollte. Denn auf die Frage, ob er mit Cavendish künftig auch Sechstage-Rennen bestreiten werde, antwortete er flapsig: "Wir müssen jetzt wohl. Es könnte wie in den alten Tagen von Merckx und Sercu werden. Ich muss meinen Ruhestand wohl ein wenig verschieben."

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.03.2016Eilers: In Rio soll der Gold-Traum weitergehen

London (dpa) - Bei der Abschlussfeier der deutschen Mannschaft in London musste Joachim Eilers eine Runde ausgeben - und er tat es mit Vergnügen. Dass er nach der Bahn-WM als Doppel-Weltmeiste

06.03.2016Deutschland mit dreimal Gold Zweiter

(rsn) - Die Deutsche Nationalmannschaft hat auch bei der Bahn-WM 2016 in London (Großbritanien) seinen Platz in der absoluten Weltspitze verteidigt. Das Team um Doppel- Weltmeister Joachim Eilers bel

06.03.2016Eilers mit Kraftakt zu Keirin-Gold, Vogel holt Sprint-Bronze

London (dpa) - Mit bangem Blick schaute Joachim Eilers auf die Anzeigetafel, dann gab es für den Kraftprotz kein Halten mehr. Der gebürtige Kölner ballte die Fäuste, schnappte sich die Deutschland

05.03.2016Kluge muss Gold im vorletzten Sprint an Gaviria abgeben

(rsn) - Spannender geht es nicht! Kurz vor Schluss lag Roger Kluge im Omnium der Männer bei der Bahn-WM in London in Führung. Doch im vorletzten Sprint sicherte sich der Kolumbianer Fernando Gaviria

05.03.2016Kristina Vogel auf dem Weg zum 8. Gold, Kluge kämpft um Bronze

London (dpa) - Olympiasiegerin Kristina Vogel liegt bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in London auch in ihrer dritten Disziplin auf Medaillenkurs. Die 25 Jahre alte Erfurterin zog souverän ins Spr

05.03.2016Live-Stream zur Bahn-WM in London

(rsn) - Am vierten Tag der Bahn-WM in London stehen zwei Entscheidungen an: Das Punktefahren der Männer und das Omnium der Frauen. Sie können die Wettbewerbe heute ab 20 Uhr hier im UCI-Livestream m

05.03.2016Programm der Bahn-WM 2016

(rsn) - Die 113. Bahn-Weltmeisterschaften werden vom 2. – 6. März im Londoner Lee Valley VeloPark in London ausgetragen, wo bereits bei den Olympischen Spielen 2012 die Bahn-Wettbewerbe über die B

05.03.2016Bahn-WM 2017 findet in Hongkong statt

(rsn) - Die Bahn-Weltmeisterschaften 2017 werden  in Hongkong ausgetragen. Das kündigte Brian Cookson, Präsident des Radsportweltverbandes UCI, am Rande der  morgen zu Ende gehenden Titelkämpfe i

04.03.2016Weinstein kann Silber in der Einerverfolgung nicht trösten

(dpa) - Domenic Weinstein trat mit letzter Kraft in die Pedale, dann schüttelte er enttäuscht den Kopf. Trotz furiosem Beginn fuhr der Schwarzwälder am Weltmeistertitel in der Einerverfolgun

04.03.2016Dibben schnappt Graf Gold im Punkterennen vor der Nase weg

(rsn) - Vor unglaublicher Kulisse und bei ohrenbetäubendem Lärm hat Jonathan Dibben das Punkterennen der Londoner Bahn-Weltmeisterschaften gewonnen. Der Brite triumphierte im Olympia-Velodrom von 20

04.03.2016Vogel setzt ihre WM-Rekordjagd am Sonntag in Sprint fort

London (dpa) - Stolz präsentierte Kristina Vogel auf dem Podest neben Anna Meares ihre Goldmedaille, in den Radsport-Bestenlisten will sie die australische Rivalin schon bald hinter sich lassen.

04.03.2016Weinstein kämpft am Abend um Gold in der Einerverfolgung

London (dpa) - Mit einem nationalen Rekord hat Domenic Weinstein für die erste deutsche Medaille in der Einerverfolgung seit 2007 gesorgt. Der Schwarzwälder zog bei den Bahn-Weltmeisterschaft

Weitere Radsportnachrichten

13.03.2025Schlammschicht machte Rutschs formidablen Arbeitstag zunichte

(rsn) - Die Form stimmt, die Arbeitseinstellung ist perfekt, die Gelegenheit auch günstig – “und am Ende des Tages stehe ich hier am Bus und muss wieder eine Erklärung abgeben, warum was nicht

13.03.2025Lipowitz auch im kurzen, steilen Kicker fast perfekt

(rsn) – Nachdem er schon bei der ersten Bergankunft ganz vorne dabei gewesen war, präsentierte sich Florian Lipowitz (Red Bull Bora – hansgrohe) auch im hügeligen Finale der 5. Etappe von Paris

13.03.2025Ersatzkapitän Martinez nutzt seine Chance, Lipowitz Gesamtdritter

(rsn) – Die Cote de Notre-Dame-de-Sciez wird Lenny Martinez (Bahrain Victorious) noch lange in Erinnerung bleiben. Dieser kurze, aber extrem steile Anstieg, irgendwo in der französischen Provinz au

13.03.2025Kooij hakt Siegchancen mehrmals ab und jubelt trotzdem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat den Glauben an seine Siegchancen im Verlauf der 4. Etappe bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) gleich mehrmals begraben, am Ende aber in Trasacco nach 190 Ki

13.03.2025Highlight-Video der 4. Etappe von Tirreno-Adriatico

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 4. Etappe des 60. Tirreno-Adriatico gewonnen. Der 23-jährige Niederländer setzte sich über 190 Kilometer von Norcia nach Trasacco im Sprint des

13.03.2025Herzprobleme: Van den Berg muss mit 26 zurücktreten

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

13.03.2025Adrià holt für Red Bull bislang die Kohlen aus dem Feuer

(rsn) – Roger Adrià ist in der noch jungen Saison hinter der australisch-neuseeländischen Fraktion mit Finn Fisher-Black, Laurence Pithie und Sam Welsford, die bei der Tour Down Under im Januar sc

13.03.2025Tour of Austria meldet Rekordzahl an WorldTour-Teams

(rsn) – Mit so vielen WorldTeams wie noch startet die 74. Auflage der Tour of Austria (9. – 13. Juli / 2.1). Nach Angaben der Veranstalter haben sieben Rennställe – und damit vier mehr als im V

13.03.2025Rutsch: “Das ist unser Job und da müssen wir durch“

(rsn) – Fast sieben Stunden im Dauerregen war das Feld auf der 3. Etappe von Tirreno-Adriatico unterwegs. Und auch für das heutige vierte Teilstück sieht es nicht besser aus. Vom Start in Norcia b

13.03.2025Ganna nach sechseinhalb Stunden noch mit Power in den Beinen

(rsn) – Unter dem Motto “Angriff ist die beste Verteidigung“ hat Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) im Finale der komplett verregneten 3. Etappe von Tirreno-Adriatico seine Kontrahenten überrasch

12.03.2025Vingegaard: “Wir hätten nicht weiterfahren sollen“

(rsn) – Zwar schien im Finale der 4. Etappe von Paris-Nizza wieder die Sonne und das Rennen wurde nach einer rund dreiviertelsündigen Neutralisationsphase fortgesetzt. Doch einige Fahrer waren mit

12.03.2025Bei Regen, Schnee und Kälte: Herausforderung bewältigt

(rsn) - Trotz schwieriger meteorologischer Bedingungen konnten sowohl bei Paris – Nizza als auch bei Tirreno-Adriatico Rennen gefahren werden. Augenmaß bei Veranstaltern und Peloton trugen dazu bei

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Paris-Nice (2.UWT, FRA)
  • Tirreno-Adriatico (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Istrian Spring Trophy (2.2, CRO)
  • Tour of Rhodes (2.2, GRE)