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29.08.2015 | (rsn) - Zwei Dinge hat Elizabeth Armitstead mit der Queen ohnehin bereits gemeinsam: Sie ist Britin, und sie heißt Elizabeth. Doch am Samstag kam beim GP de Plouay noch eine dritte Gemeinsamkeit hinzu, denn die 26-Jährige ist nun auch Königin. Wieder, muss man sagen. Armitstead eroberte die Krone des Weltcups nach 2014 bereits zum zweiten Mal - und zwar in beeindruckender Manier.
Nachdem sie im Vorjahr bereits vor dem Abschlussrennen als Gesamtsiegerin feststand, kam Armitstead diesmal mit 27 Punkten Rückstand in die Bretagne. Doch am Samstagabend waren daraus 49 Punkte Vorsprung geworden. Die Britin gewann drei Läufe der letzten Weltcup-Saison in der Geschichte - 2016 wird der Weltcup durch die Womens World Tour abgelöst - und verdiente sich den Gesamtsieg somit ohnehin. Doch wer daran noch zweifelte, den überzeugte Armitstead schließlich auf den 121,5 Kilometern rund um Plouay.
"Sie war heute auf einem anderen Level", zog Emma Johansson (Orica-AIS) gegenüber ella.cyclingtips.com.au virtuell den Hut. Die Schwedin war vor Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prevot (Rabobank-Liv) auf Rang zwei gesprintet, hatte im Endspurt einer elfköpfigen Spitzengruppe aber keine Chance gegen die Britin, die die letzten 3,5 Kilometer fast komplett von vorne gefahren war.
Doch die Britin hatte nicht nur auf den letzten Kilometern den stärksten Eindruck hinterlassen, sondern schon während des ganzen Rennens. Bereits 45 Kilometer und somit zwei Runden vor dem Ziel schoss sie den Ty-Marec-Anstieg (1,5 Kilometer lang, 5,5% im Schnitt, maximal 10%) so schnell hinauf, dass das Feld in seine Einzelteile zerfiel.
Zwar kam Armitstead dort nicht weg, doch die erste Duftmarke war gesetzt. "Ja, ich bin ein aufmerksames Rennen gefahren", sagte sie später bescheiden. "Aber ich muss mich auch bei meiner Mannschaft für deren Arbeit bedanken." Neben den Australierinnen Rachel Neylan, Kathrin Garfoot und Lizzie Williams von Orica-AIS sowie dem Alé-Cipollini-Duo Flavia Oliveira und Elena Berlato sorgten nämlich vor allem Armitsteads US-Teamkolleginnen Megan Guarnier und Evelyn Stevens auf den letzten 50 Kilometern immer wieder abwechselnd durch unzählige Attacken dafür, dass das Rennen schwer und die Kontrahentinnen müde wurden.
Als es 17,5 Kilometer vor Schluss zum vorletzten Mal nach Ty-Marec hinauf ging, versuchte es Armitstead erneut. Sie fuhr an der Spitze, ließ sich neben der Gruppe langsam zurückfallen und beäugte dabei ihre Kontrahentinnen, um anschließend mit voller Wucht zu attackieren. Giorgia Bronzini (Wiggle-Honda) hatte aufgepasst und sprang mit, konnte aber nach einigen Meter nicht mehr folgen, und so war es schon dort die in Jolien D'Hoore's Abwesenheit - die Weltcupführende von Wiggle-Honda war nicht gestartet, weil sie sich in Plouay keine Chancen ausrechnete - virtuelle Gesamtführende Van der Breggen selbst, die die Lücke schließen musste.
Es entstand eine Sechsergruppe zu der auch Elisa Longo Borghini (Wiggle-Honda), Ferrand-Prevot und Ashleigh Moolman-Pasio (Bigla) gehörten, doch zwei Kilometer später war vorne der Zug raus und von hinten kamen wieder einige Kontrahentinnen heran - darunter auch Claudia Lichtenberg (Liv-Plantur). Nach zwei weiteren Angriffen von Stevens und Guarnier setzte sich die Deutsche neun Kilometer vor dem Ziel mit Stevens ab, und das Duo bekam bald Begleitung von der Italienischen Meisterin Elena Cecchini (Lotto-Soudal).
Weil sich die Verfolgerinnen nicht wirklich einig waren, kam das Trio auf bis zu 30 Sekunden weg, doch am Ty-Marec-Anstieg schwand der Vorsprung schneller, als er vorher gewachsen war. Und als Stevens und ihre Begleiterinnen gestellt waren, startete Armitstead zum dritten Mal an selber Stelle durch. "Da hatte ich nichts mehr in mir. Ich konnte kaum noch sehen", gab Johansson zu.
Doch nicht nur der Schwedin schien es so zu gehen, denn zunächst konnte niemand folgen. Van der Breggen spielte schließlich ihre Zeitfahrstärke aus als es flacher wurde und schloss das Loch mit Longo Borghini, Moolman-Pasio und Johansson am Hinterrad knapp drei Kilometer vor dem Ziel, so dass die Taktikspielchen vor dem Zielsprint beginnen konnten. Als es an der Flamme Rouge zu ersten Stehversuchen kam, näherten sich von hinten die ersten Verfolgerinnen um Lichtenberg und Ferrand-Prevot, bis Longo Borghini mit ihrem Angriff 600 Meter vor dem Ziel den Sprint eröffnete.
Van der Breggen verlor die Nerven, sprang hinterher und zog den Rest der Gruppe mit, was zur perfekten Sprintvorbereitung für ihre schärfste Kontrahentin im Kampf um den Weltcup-Gesamtsieg wurde, die auf den letzten 20 Metern sogar noch Zeit hatte, fürs Siegerfoto ihr Trikot zu schließen. Van der Breggen, die bei einem Sieg von Armitstead Zweite hätte werden müssen, um sich die Krone zu sichern, gingen die Kräfte aus und sie rollte auf Rang sechs über den Zielstrich.
Die höchste Endgeschwindigkeit aber hatte Weltmeisterin Ferrand-Prevot, die von hinten an beinahe der ganzen Gruppe vorbeispurtete und Dritte wurde - zwei Plätze vor Lichtenberg, die den Trend ihrer ansteigenden Formkurve in Richtung Straßen-WM in Richmond weiter bestätigte.
Rennergebnis:
1. Elizabeth Armitstead (Boels-Dolmans)
2. Emma Johansson (Orica-AIS)
3. Pauline Ferrand-Prevot (Rabobank-Liv)
4. Ashleigh Moolman-Pasio (Bigla)
5. Claudia Lichtenberg (Liv-Plantur)
6. Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv)
7. Elena Cecchini (Lotto-Soudal)
8. Evelyn Stevens (Boels-Dolmans)
9. Elisa Longo Borghini (Wiggle-Honda)
10. Rasa Leleivyte (Aromitalia-Vaiano)
Weltcup-Endstand:
1. Elizabeth Armitstead (Boels-Dolmans) 484 Punkte
2. Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) 435
3. Jolien D'Hoore (Wiggle-Honda) 391
4. Elisa Longo Borghini (Wiggle-Honda) 350
5. Lucinda Brand (Rabobank-Liv) 315
6. Pauline Ferrand-Prevot (Rabobank-Liv) 260
7. Alena Amialiusik (Velocio-SRAM) 255
8. Giorgia Bronzini (Wiggle-Honda) 232
9. Ashleigh Moolman-Pasio (Bigla) 230
10. Annemiek Van Vleuten (Bigla) 226
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