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27.08.2012 | New York (dapd). Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA reicht Lance Armstrong die Hand und stellt dem gefallenen Radsport-Helden eine Reduzierung der lebenslangen Sperre in Aussicht. Im Gegenzug erwartet die USADA allerdings, so sagte es deren Vorsitzender Travis Tygart der Zeitung "USA Today", ein umfassendes Geständnis von Armstrong über Doping im Radsport.
"Wenn er ehrlich und bereit ist, den Sport zum Guten zu verändern, ist das natürlich möglich. Unsere Tür steht immer offen", sagte Tygart. Die Sturheit Armstrongs ist es offenbar auch, die die USADA dazu veranlasst sah, ihm sämtliche Ergebnisse seit dem 1. August 1998 abzuerkennen - darunter auch die sieben Siege bei der Tour de France.
Die achtjährige Verjährungsfrist für Dopingvergehen sieht Tygart im Fall Armstrong als nicht anwendbar an, da der umstrittene Ex-Profi mit seiner Aussagenverweigerung möglicherweise weitere Taten und Personen deckt. Hätte Armstrong "mit uns geredet und reinen Tisch gemacht, dann hätte die Verjährungsfrist gegriffen", sagte Tygart.
Damit hätte der oberste Dopingjäger der USA nach eigenen Angaben auch kein Problem gehabt. Tygart bestätigte, dass Armstrong dann nur die Tour-Siege aus den Jahren 2004 und 2005 aberkannt worden wären. Zudem kündigte er an, dass in den kommenden Wochen die Strafen für diejenigen bekannt gegeben werden, die gegen Armstrong ausgesagt hatten.
Dass Armstrong nun plötzlich einknickt und auspackt, ist nicht zu erwarten. Zumal das vorerst letzte Wort in dem Fall der Radsport-Weltverband UCI hat, der die Zuständigkeit der USADA bereits vorher bezweifelt hatte. Die UCI kann gegen die Entscheidung der Amerikaner Einspruch einlegen und den Fall damit vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) bringen.
Zudem kann Armstrong in der jetzigen Situation weiterhin behaupten, offiziell nie durch A- und B-Probe überführt worden zu sein. Armstrong würde mit einem Geständnis viel mehr verlieren als gewinnen. Auch nach der Bekanntgabe seiner Sperre halten große Sponsoren zu ihm, da er eben nie überführt worden ist und in Amerika vielen noch immer als der Held gilt, der den Krebs besiegte und dann das schwerste Radrennen der Welt siebenmal in Serie gewann.
Armstrongs Krebsstiftung Livestrong profitiert ebenfalls von der Sympathie vieler Amerikaner. Von Freitag bis Sonntag waren 1.700 Spenden mit einem Umfang von insgesamt 174.000 Dollar eingegangen. Der Durchschnitt vor Armstrongs Aufgabe im Kampf mit den Dopingjägern lag bei 3.000 Dollar pro Tag. Laut Tygart sei diese Reaktion nur allzu verständlich: "Wir sind alle am Boden zerstört, wenn unsere Sporthelden uns enttäuschen." Neben Drohungen habe die USADA nach ihrer Entscheidung von vielen professionellen Athleten und auch Amateursportlern Zuspruch für die Maßnahmen gegen Armstrong erhalten.
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