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19.01.2011 | (rsn) - Winterzeit ist Wechselzeit. In den letzten Wochen und Monaten hat sich auf dem
Transfermarkt einiges getan. Um Sie zum Saisonbeginn auf dem Laufenden
zu halten, gibt Radsport News einen Überblick über die 18 ProTeams,
stellt deren Aufgebote vor und bewertet Stärken und Schwächen.
Teil 8: Lampre-ISD:
In Folge des Engagements des ukrainischen Stahlherstellers ISD geht das italienische Lampre-ISD-Team mit gleich zehn Fahrern aus Osteuropa in die neue Saison. Mit 15 Akteuren im 28-köpfigen Kader stellen die Italiener aber weiterhin die mit Abstand größte Fraktion. Auch die Kapitäne Damiano Cunego und Alessandro Petacchi sind geblieben. Durch die Verpflichtung von Michele Scarponi wurde aus dem Spitzenduo allerdings ein Trio. Sollten erneut 20 Saisonsiege gelingen, wäre Teamchef Giuseppe Saronni damit sicherlich einverstanden.
Kommen und Gehen: Wegen der osteuropäischen Neuzugänge musste die Zahl der italienischen Profis deutlich verkleinert werden. Namhaftester Abgang ist Gilberto Simoni, der im Alter von 39 Jahren - allerdings schon im Frühjahr - seine Karriere beendet hat. Mirco Lorenzetto wechselte zu Astana, Mauro Da Dalto und Simone Ponzi zog es zur nationalen Konkurrenz von Liquigas. Andrea Grendene fährt künftig für den Zweitdivisionär Team Type 1. Lorenzo Bernucci muss wegen eines zweiten Vergehens mit einer langen Dopingsperre rechnen, Sprinter Angelo Furlan ist noch auf Teamsuche, muss aber möglicherweise seine Karriere beenden. Ebenfalls noch ohne neuen Arbeitgeber ist der Pole Marcin Sapa.
Neu zum Team sind neun Fahrer gestoßen, darunter die vier Ukrainer Vitaly Kondrut, Denys Kostyuk, Dmytro Kryvtsov und Oleksandr Kvachuk, die 2010 allesamt bei ISD-Neri unter Vertrag standen. Ein Nobody ist der Ungar Balint Szeghalmi (von Tusnad Cycling Team).
Prominenteste Neuzugänge sind die beiden Italiener Michele Scarponi und Alessandro Bertagnolli, die beide von Androni-Giocattoli zu Lampre-ISD wechselten. Der 31 Jahre alte Scarponi, im vergangenen Jahr unter anderem Vierter beim Giro d'Italia und Zweiter der Lombardei-Rundfahrt, soll vor allem in den Rundfahrten für Siege sorgen. Der zwei Jahre ältere Bertagnolli ist ein Klassikerspezialist und gewann 2009 eine Giro-Etappe und 2007 die Clasica San Sebastian.
Komplettiert wird die Liste der Neuverpflichtungen durch den polnischen Kletterer Przemyslaw Niemiec (von Miche/ 2009 Gesamtsieger der Route du Sud) und den spanischen Allrounder Aitor Perez (Footon-Servetto), der im Vorjahr bei der Tour de France auf einer Etappe einen Podestplatz herausfahren konnte.
Die Kapitäne: Auf schwerem Terrain setzt Teamchef Saronni weiter auf Damiano Cunego. Der Giro-Sieger von 2004 hat zwar nicht mehr die Konstanz, um in dreiwöchigen Rundfahrten ganz vorne mitzufahren. Auf schweren Etappen oder in anspruchsvollen Eintagesrennen zählt der mittlerweile 29-jährige dreifache Gewinner der Lombardei-Rundfahrt aber weiterhin zu den Siegkandidaten.
Bei den dreiwöchigen Landesrundfahrten ist eher Neuzugang Scarponi für Spitzenergebnisse gut. Aber auch in anspruchsvollen Eintagesrennen kann der Italiener glänzen. Bei kleineren Rundfahrten wird auch der Slowene Simon Spilak, 2010 Sieger der Tour de Romandie und Dritter der Bayern-Rundfahrt, seine Freiheiten bekommen.
In den Sprints ruhen die Hoffnungen weiterhin auf Altmeister Alessandro Petacchi. Der mittlerweile 37 Jahre alte Ligurer konnte 2010 acht Siege herausfahren, darunter zwei bei der Tour de France. Dazu gewann er in Frankreich zum ersten Mal in seiner Laufbahn das Grüne Trikot. In die Kategorie endschneller Allrounder fällt der Slowene Grega Bole. Der 25-Jährige zeigte in der vergangenen Saison mit Platz zwei bei der Polen-Rundfahrt und einem Etappensieg bei der Dauphiné bereits sein Können. In den flämischen Rennen soll es der erfahrene Danilo Hondo richten, 2010 Neunter der Flandern-Rundfahrt.
Der Geheimtipp: Dass er das größte italienische Zeitfahrtalent ist, bewies Adriano Malori nicht nur in seiner U23-Zeit, als er 2008 Weltmeister in seiner Paradedisziplin wurde. Auch in seiner ersten Profisaison 2010 ließ der Italiener mehrfach sein Können aufblitzen. Bei der Bayern-Rundfahrt etwa belegte er im Zeitfahren Rang zwei und legte damit den Grundstein für den zweiten Gesamtrang. Wenige Wochen später wurde der 22-Jährige von der Teamleitung sogar für die Tour de France nominiert. In der kommenden Saison wird Malori gerade bei kleineren Rundfahrten mit Zeitfahren noch mehr Freiheiten erhalten.
Stärken und Schwächen: Lampre-ISD kann für beinahe jedes Terrain Siegfahrer vorweisen. In den Rundfahrten können Scarponi, Cunego, Niemiec, Spilak und der Kasache Andrey Kashechkin, der nach abgelaufener Dopingsperre seit letzten Sommer für die Italiener fährt, um Siege mitfahren. Auf schwerem Klassikerterrain kommen neben Scarponi und Cunego auch Bertagnolli und Francesco Gavazzi für Spitzenergebnisse in Frage. In den Sprints können Petacchi, aber auch Hondo, Bole und der ebenfalls endschnelle Gavazzi für Siege sorgen.
Nur in den flämischen Klassikern hat das Team - mit Ausnahme von Hondo - keinen Top-Fahrer. Da die Leistungsträger Petacchi, Hondo (beide 37), Scarponi und Bertagnolli teils deutlich über 30 sind, wird Lampre-ISD viel Routine ausspielen können.
Prognose: Eine Hand voll Fahrer kann bei großen Rennen Siege einfahren. Legen die Lampre-Routiniers eine ähnlich starke Saison wie 2010 hin, findet Cunego zu alter Stärke zurück und übernehmen die jungen Fahrer dmehr Verantwortung, kann die beeindruckende Bilanz aus dem Vorjahr wiederholt werden.
Lampre 2011: Alfredo Balloni, Leonardo Bertagnolli, Matteo Bono, Damiano Cunego, Francesco Gavazzi, Enrico Magazzini, Adriano Malori, Marco Marzano, Manuele Mori, Alessandro Petacchi, Daniele Pietropolli, Daniele Righi, Michele Scarponi, Alessandro Spezialetti, Diego Ulissi (alle Italien), Vitaly Buts, Oleksandre Kvachuk, Vitaly Kondrut, Denys Kostyuk, Dmytro Kryvtsov (alle Ukraine), Grega Bole, Simon Spilak (beide Slowenien), Danilo Hondo (Deutschland), Przemyslaw Niemiec (Polen), Aitor Perez (Spanien) Andrey Kashechkin (Kasachstan), David Loosi (Schweiz), Balint Szeghalmi (Ungarn)
Zugänge: Oleksandre Kvachuk, Vitaly Kondrut, Denys Kostyuk, Dmytro Kryvtsov (alle ISD Neri), Michele Scarponi, Leonardo Bertagnolli (beide PVC Serramenti), Przemyslaw Niemiec (Miche), Aitor Perez (Footon-Servetto), Balint Szeghalmi (Tusnad Cycling Team)
Abgänge: Mauro Da Dalto, Simone Ponzi (beide Liquigas), Andrea Grendene (Team Type 1), Mirco Lorenzetto (Astana), Gilbert Simoni (Karriereende), Lorenzo Bernucci, Angelo Furlan, Marcin Sapa (alle Ziel unbekannt)
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