Interview Fabian Wegmann

,,Man kann auch sauber Rennen gewinnen"

03.08.2007  |  (Ra) - Im Trikot des deutschen Meisters bestritt Fabian Wegmann die Tour de France. Radsport aktiv sprach mit dem Gerolsteiner-Profi unmittelbar vor dem Kriterium in Lorsch über seine Bilanz bei der Tour, seine Ziele bei der WM im eigenen Land und die Dopingproblematik im Radsport.

Wie fällt dein Tour-Fazit aus?

Wegmann: Ich hatte mir einen Etappensieg als Ziel gesetzt, das habe ich nicht erreicht. Meine beste Platzierung war ein sechster Platz. Meine Form war gut. Bei der Tour ist es aber auch ein bisschen Glückssache, ob man in der richtigen Gruppe sitzt oder nicht. Ein Mal hatte ich die richtige Gruppe, dann ist Astana hinten auf die Windkante gegangen und hat das Loch wieder zugefahren.

Was für ein Gefühl war es für dich, die Tour im Trikot des deutschen Meisters zu bestreiten?

Wegmann: Es war sehr schön. Man wird von den Menschen gleich erkannt. Man sticht rein optisch aus der Mannschaft heraus. Das war alles in allem schon eine schöne Sache.

Spitzenplatzierungen für Gerolsteiner waren ja Mangelware. Wie beurteilst du das Abschneiden des Teams?

Wegmann: Es ist natürlich ein Zeichen, dass wir sauber unterwegs waren, wobei ich der Meinung bin, dass man auch sauber gewinnen kann. Bei Markus Fothen hat nicht viel für einen Etappensieg gefehlt. Hätte er das Ding abgeschossen, wären wir mit der Tour super zufrieden gewesen. In der ersten Tourwoche waren wir auf jeder Etappe unter den ersten Acht, das ist schon ein gutes Ergebnis. Aber klar, die vorderen Platzierungen haben schon ein wenig gefehlt. Unterm Strich haben wir eine solide Leistung abgeliefert und haben zudem alle neun Fahrer nach Paris gebracht.

Denkst du, dass dem Team bei der Tour ein wenig Erfahrung gefehlt hat?

Wegmann:Natürlich hatten wir ein sehr junges Team am Start. Aber ich würde nicht sagen, dass dies der Grund dafür war, dass wir keine überragende Tour gefahren sind.

Wie geht die Saison jetzt für dich weiter?

Wegmann:Mein großes Ziel dieses Jahr ist die Weltmeisterschaft. Zunächst werde ich die Vattenfall Cyclassics fahren, dann GP Plouay, die Polen-Rundfahrt und dann schließlich die WM.

Das wäre natürlich ein Ding, als deutscher Meister in Deutschland Weltmeister zu werden...

Wegmann:Ja klar. Für das Weltmeistertrikot würde ich das Trikot des Deutschen Meisters gerne hergeben.

Dein Teamkollege Stefan Schumacher wäre da wahrscheinlich nicht ganz so erfreut…

Wegmann:Ihm würde ich den Erfolg auch gönnen, gar keine Frage. Wir werden uns zusammensetzen. Schließlich wird aber die Rennsituation entscheiden. Ich bereite mich auf jeden Fall ganz gezielt vor und möchte mit einer super Form am Start stehen.

Wir müssen natürlich auch über das Thema Doping besprechen. Platzt dir da nicht der Kragen, wenn jeden Tag über Doping gesprochen wird und es fast täglich neue Enthüllungen gibt?

Wegmann: Natürlich ist das ganze sehr traurig. Auf der anderen Seite sehe ich das ein bisschen anders. Es fliegen viele auf. Das ist aber auch ein Zeichen, dass kontrolliert wird. Man sieht, dass die Kontrollen greifen. Da muss man jetzt einfach weitermachen.

Ist es nicht ein Zeichen von Dummheit, dass Fahrer nach wie vor dopen, obwohl sie wissen müssten, dass die Tests richtig gut geworden sind?

Wegmann:Es ist sowieso falsch zu dopen. Egal, wie scharf die Kontrollen sind.

Was sagst du zu Patrik Sinkewitz? Bei der DM habt ihr euch noch einen harten Kampf um den Titel geliefert und jetzt kommt raus, dass in der Vorbereitung gedopt hat.

Wegmann:Ich habe das Rennen gewonnen. Deswegen bin ich jetzt nicht enttäuscht. Das zeigt mir aber auch, dass ich als sauberer Fahrer andere Profis besiegen kann, die gedopt haben.

Wie empfandest du die Stimmung bei der Tour neben der Strecke und im Fahrerfeld?

Wegmann:Ich habe noch nie einen solch tollen Start wie in London erlebt. So viele Zuschauer habe ich noch nie bei einem Tourstart gesehen. Das Gefühl, an den Start zu gehen, war dadurch wunderschön. Aber die ganzen Hiobsbotschaften haben einen dann schon wieder runtergebracht.

Was denkst du, wie es jetzt mit deinem Team weitergeht? Bleibt der Sponsor an Bord?

Wegmann:Den bestehenden Vertrag wird Gerolsteiner definitiv erfüllen. Aus meiner Sicht gibt es da gar keine Diskussion. Wir sind auf dem richtigen Weg, haben ein junges, aufstrebendes Team. Wir kommen gut an. Deshalb gibt es da eigentlich keinen Grund, vorzeitig auszusteigen. Es gibt feste Verträge, Gerolsteiner kann da auch nicht einfach so aussteigen.

Was hast du dir für die Zukunft vorgenommen? Bei welchem Rennen willst du noch mal richtig einen raushauen?

Wegmann:Letztes Jahr war ich Dritter bei der Lombardei-Rundfahrt. Das ist ein wunderschönes Rennen. Das ist mit Sicherheit ein Traum von mir. Abgesehen davon habe ich noch die Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich oder Amstel Gold Race im Kopf.

Mit Fabian Wegmann sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Berühmter Sohn Barry zu Visma, berühmter Bruder Pidcock zu Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

24.12.2024Die Trikots der Women´s WorldTeams für die Saison 2025

(rsn) – Auch die Teams der Women’s WorldTour zeigen ihre Trikots für die Saison, teilweise in gemeinsamen Präsentationen mit ihren männlichen Kollegen. Den Anfang machte in diesem Winter das US

24.12.2024Horror-Jahr mit zwei Knie-OPs: “Ich saß weinend auf dem Rad“

(rsn) – Sie war gemeinsam mit Teamkollegin Antonia Niedermaier der Shootingstar im deutschen Frauen-Radsport und nach ihrem Tour-de-France-Etappensieg in Albi am 27. Juli 2023 die gefeierte Heldin.

24.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

24.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

23.12.2024Eine Saison, die keinen Grund zur Klage gab

(rsn) – Auch wenn er gegenüber RSN nicht von einer perfekten ersten Saisonhälfte sprechen wollte, so war Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek Future Racing) doch sehr nahe dran. Dazu wurden seine st

23.12.2024Van der Poel gräbt den Schatz am Silbersee aus

(rsn) – Am Zilvermeer in Mol hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei seinem zweiten Saisoneinsatz den zweiten Sieg gefeiert. Dabei war der Weltmeister - obwohl er es in der Anfangsphas

23.12.2024Grande Partenza 2025 an drei Tagen in Albanien

(rsn) – Die 108. Ausgabe des Giro d’Italia wird in Albanien beginnen. Das bestätigten die Organisatoren der ersten Grand Tour des Jahres nun auch offiziell in einer Pressemitteilung. Die dreitä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine