Interview

Paul Martens: Das Ende der Selbstzweifel

05.02.2007  |  Paul Martens gehört zu den verheißungsvollen deutschen Talenten im Radsport. Bereits in seiner ersten Profisaison gelangen dem 23-Jährigen im Trikot des niederländischen Zweitdivisionärs Skil-Shimano zwei Siege. Im Gespräch mit Radsport aktiv verrät Martens, warum es noch nichts mit einem ProTour Vertrag wurde, welche Ziele er sich für 2007 gesteckt hat und was es mit dem missglückten Abenteuer im T-Mobile Trikot auf sich hatte.

Paul, 2006 war dein erstes Jahr bei den Profis. Mit dem Etappensieg bei der Luxemburg-Rundfahrt und dem Triumph beim Münsterland Giro konntest du als Neo-Profi gleich zwei Erfolge feiern. Wie bist du mit deiner ersten Profisaison zufrieden?

Martens: Mit meinen zwei Erfolgen kann ich sicher zufrieden sein, gerade über die Manier, wie ich sie errungen habe. Ich habe dabei stets Kampfgeist und Charakter gezeigt. Manchmal habe ich dann vielleicht zuviel von mir selbst erwartet, so dass ich bei manchen Wettkämpfen verkrampft am Start stand und die von mir selbst erwartete Leistung nicht bringen konnte. Man muss aber stets kritisch bleiben, auch nach so einem Einstand, sonst hätte ich mich diesen Winter vielleicht zurück gelehnt. Aber das habe ich keineswegs getan.

Trotz deiner guten Leistungen hat es für die neue Saison nicht mit einem ProTour Vertrag geklappt. Woran hat es gelegen?

Martens: Ich denke, dass die Fuentes-Geschichte den kompletten Transfermarkt durcheinander gebracht hat. Auf einmal waren viele gute Rennfahrer zu „Spottpreisen“ auf dem Markt. Diese Möglichkeit wollte sich natürlich kein Team entgehen lassen, so dass für mich kein Platz frei war. Außerdem hatte ich einen Zwei-Jahres-Vertrag, was auch anderen Sportlichen Leitern bekannt war.

Im Herbst 2005 warst du für T-Mobile als Gastfahrer unterwegs. Bist du enttäuscht, dass du nicht übernommen wurdest und keinen Profivertrag bekamst?

Martens: Sicher war ich enttäuscht, einen Tag nach meinem schlechten Zeitfahren bei der WM diese Nachricht zu bekommen. Aber hauptsächlich war ich von mir selbst enttäuscht, diese Chance nicht genutzt zu haben, und es folgte eine Zeit großer Selbstzweifel, ob ich überhaupt ein guter Rennfahrer werden kann. Auf diese Frage finde ich nun nach und nach eine Antwort.

Auch in deiner zweiten Saison fährst du für das niederländische Skil-Shimano Team. Was hast du dir für 2007 vorgenommen?

Martens: Wenn man in seinem ersten Jahr zwei Siege einfährt, gibt es natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, auch von außen. Ich habe diesen Winter konsequent gearbeitet, fühle mich zur Zeit sehr gut. Ich habe das Gefühl, einen großen Leistungssprung gemacht zu haben. Wenn ich dieses Gefühl positiv in den Wettkämpfen umsetzen kann, wird es wieder ein gutes Jahr. Mögliche Ergebnisse möchte ich aber nicht nennen. Die behalte ich schon in meinem Kopf, sie stellen meine Motivation jeden Tag im Training dar.

Wann startest du in die Saison und welche Rennen wirst du bestreiten?

Martens: Ich starte mit der Ruta del Sol, danach hängt es davon ab ob wir noch eine Startzusage für die Murcia Rundfahrt bekommen. Des weiteren stehen die belgischen Halbklassiker, das Criterium International, Sarthe Rundfahrt und das Amstel Gold Race auf dem Programm.

Was werden deine Highlights sein?

Martens: Amstel Gold Race, Deutsche Meisterschaft und die Deutschland-Tour, falls wir eine Einladung bekommen sollten.

Dein Ziel für 2008 ist sicherlich ein Vertrag bei einem ProTour Team. Was musst du an dir noch verbessern, um dorthin zu kommen?

Martens: Das ist eigentlich schwierig zu sagen, denn es hängt auch davon ab, welche Fahrertypen zu diesem Zeitpunkt gesucht werden. Wenn ich meine mir selbst auferlegten Ziele erreiche, sollte der Wechsel automatisch kommen. Ich fühle mich bei Skil-Shimano allerdings sehr wohl, so dass ich einen Wechsel nicht herbeisehne.

Würdest Du gerne in einem deutschen Team fahren oder hat das keine Priorität für dich?

Martens: Nach meinem ersten Jahr in einem ausländischen Team muss ich sagen, dass ich sehr gerne andere Mentalitäten kennen lerne. Das ist für mich auch gerade das Reizvolle am Radsport. Ich habe nun Niederländisch gelernt und würde mein Sprachrepertoire gerne noch ausbauen. Allerdings muss man auch sagen, dass alle Protour Teams so international sind, dass es keinen Unterschied ausmacht, wo man letztendlich fährt. Diese Aussage kann ich aber nur erahnen, Erfahrungen habe ich da natürlich nicht.

Welche Erfahrungen hast du bis dato beim niederländischen Skil-Shimano Team sammeln können, die du in Deutschland nicht hättest machen können?

Martens: Die Trainingsmethodik unterscheidet sich doch drastisch von dem, was ich früher gewohnt war. Vielleicht ist damit auch mein Leistungssprung zu erklären.

Als welchen Fahrertypen würdest du dich bezeichnen?

Martens: Das ist so die typische Frage, die ich nicht beantworten kann, denn ich kann nichts so richtig gut. Es gibt auf jedem Gebiet aber noch genug Fahrer, die schlechter sind als ich.

Mit Rene Weissinger, Rik Reinerink, Sebastian Langeveld hat das Team wichtige Fahrer verloren, aber mit Marten Den Bakker und Christian Müller auch zwei starke Fahrer dazubekommen. Wozu ist das Skil-Shimano Team 2007 in der Lage?

Martens: Im letzten Jahr war das Team komplett neu aufgestellt, so dass wir eine Saison brauchten, um uns aufeinander einzustellen. Ich denke, dass wir dieses Jahr selbst bei ProTour-Rennen bei optimalem Verlauf vielleicht eine kleine Rolle spielen könnten. Bei kleineren Rennen werden wir sicher unsere Chancen zu nutzen wissen.

Im Skil-Shimano Team fahren auch einige Asiaten. Wie läuft da die Kommunikation?

Martens: Im letzten Jahr sind vier Japaner und zwei Chinesen im Team gefahren. Sie sind stets höflich und äußerst wissbegierig. Einige sprechen relativ gut englisch und übersetzen dann im Zweifelsfall ihren Landsleuten.

Mit Paul Martens sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

20.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten Ardennenwoche steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit ältest

20.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) ist am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten gekommen. Im Gegenteil: Der Spanier brachte seinerseits auf dem schweren fü

19.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten 'La Doyenne' dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Vergle

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)