Jan Ullrich und die Tour de France

Triumphe und Demütigungen eines Sporthelden

28.06.2005  |  1996: Jan Ullrich legt ein fulminantes Tour-Debüt hin und wird auf Anhieb Zweiter im Gesamtklassement 1:41 Minuten hinter seinem dänischen Teamkapitän Bjarne Riis. Der 22-jährige Rostocker erreicht damit die gleiche Platzierung wie vor ihm als letzter Deutscher Kurt Stöpel 1932. Am vorletzten Tourtag versetzt Ullrich, der Riis maßgeblich half, die fünf Jahre währende Vorherrschaft des Spaniers Miguel Indurain zu brechen, die Fachwelt vollends ins Staunen: Er gewinnt das Zeitfahren von Bordeaux nach St. Etienne über 63 Kilometer mit einem Stundenmittel von 50,44 Kilometer vor dem als unbezwingbar geltenden Zeitfahrer Indurain, der 56 Sekunden verliert. Stunden-Weltrekordler Tony Rominger sagt: «Ullrich kann einmal die Tour gewinnen.» Manche meinen, er hätte es schon 1996 schaffen können, wenn die Stallregie nicht gewesen wäre.

1997: Ullrich wird zum neuen Sporthelden der Deutschen, die ihre Liebe für den Radsport entdecken. Mit 23 gewinnt er als erster deutscher Radprofi die Tour - alle Experten, einschließlich Eddy Merckx, prophezeien ihm eine lange Regentschaft. Auf dem Weg nach Andorra-Arcalis bekommt er von der Teamleitung Grünes Licht, die bis dahin auf Riis gesetzt hatte. Ullrich fährt im deutschen Meister-Trikot im Zwergstaat in Gelb und schlägt Marco Pantani mit 1:08 Minuten. «Das beste Zeitfahren meiner Karriere» führt Ullrich zum Sieg in St. Etienne, wo er dem zweitplatzierten Richard Virenque 3:04 Minuten abnimmt. In den Vogesen schwächelt er, wird aber durch seinen Team-Kollegen Udo Bölts besonders angetrieben («Quäl dich du Sau»). Ullrich fährt in Paris als Triumphator vor dem später als Doping-Täter enttarnten Franzosen Virenque ein.

1998: Die vielen Feiern und Ehrungen bekamen Ullrich nicht sehr gut. In Paris muss er Marco Pantani den Vortritt lassen, den kaum jemand als Toursieger auf seinem Zettel hatte. Der im Februar 2004 verstorbene «Bergkönig» versetzte Ullrich den K.o. in Les Deux Alpes, wo der Telekom-Kapitän bei strömendem Regen zu wenig gegessen hatte und zwei Defekte wegstecken musste. Er verlor 8:57 Minuten, konterte aber am nächsten Tag mit einem Sieg in Albertville, dem sich Pantani nicht mit aller Macht widersetzte.

2000: Diesmal wird Ullrich vom Vorjahressieger Lance Armstrong zum ersten Mal bezwungen. Auf der ersten Pyrenäen-Etappe in Hautacam nimmt Armstrong Ullrich über dreieinhalb Minuten ab. In Paris trennen beide 6:02 Minuten.

2001: Die Demütigung geht weiter. Armstrong ist für Ullrich eine uneinnehmbare Festung - in Paris hat der geheilte Krebspatient Armstrong diesmal 6:44 Minuten Vorsprung vor Ullrich, der auf der Etappe nach l`Alpe d`Huez auf den Schauspieler Armstrong hereinfällt. Der Texaner markiert den «sterbenden Schwan», Ullrichs Team forciert das Tempo. Im Schlussanstieg setzt sich Armstrong mit einem mächtigen Antritt ab, schaut dabei provokativ zurück und sichert sich als Tagessieger 1:59 Minuten Vorsprung vor einem demoralisierten Ullrich.

2003: Ullrich feiert im Trikot von Bianchi ein sagenhaftes Comeback. Nach 14-monatiger Zwangspause, zwei Knie-Operationen und einer sechsmonatigen Doping-Sperre fährt er auf Anhieb wieder auf Rang zwei - hinter Armstrong. Dessen Vorsprung beträgt diesmal magere 61 Sekunden. In Cap Découverte schlägt ihn Ullrich bei fast 40 Grad über 47 Kilometer um 1:36 Minuten zum ersten Mal bei einem Tour- Zeitfahren. In Luz Ardiden stürzt Armstrong, Ullrich wartet und wird im Ziel um 40 Sekunden vom wie entfesselt fahrenden Seriensieger geschlagen. Im abschließenden Zeitfahren stürzt Ullrich auf regennasser Straße und verliert alle theoretischen Chancen, den Spieß bis Paris doch noch umzudrehen.

2004: Ullrich kommt wieder nicht an den sagenhaften Amerikaner heran. Diesmal wird der T-Mobile-Kapitän allerdings nur Vierter. Sein Team- Kollege Andreas Klöden, dem Ullrich auf dem ersten Pyrenäen-Pass nach La Mongie freie Fahrt gewährt, wird sensationell Zweiter. Ullrich und Armstrong trennen in Paris 8:50 Minuten.

Weitere Radsportnachrichten

13.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

13.10.2025Balsamo als Topfavoritin nach China

(rsn) – Die Tour of Chongming Island (2.WWT) bildet den Abschluss der Women’s WorldTour 2025. Drei Tage lang findet das Rennen auf der zweitgrößten chinesischen Insel vor den Toren Shanghais st

13.10.2025Nicolas Vinokurov verlängert bei XDS - Astana

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

13.10.2025Saisonfinale im Fernen Osten: Sprint-Chancen und ein “Scharfrichter“

(rsn) – Die Tour of Guangxi bildet vom 14. bis 19. Oktober das Saisonfinale der UCI WorldTour 2025. Auf den sechs Etappen der chinesischen Rundfahrt werden 1019,9 Kilometer zwischen Fangchenggang un

13.10.2025Seltene Niederlage: Pogacar verliert gegen Amateur

(rsn) – Tadej Pogacar hat am Sonntag eine seltene Niederlage einstecken müssen – und das ausgerechnet bei seiner eigenen Veranstaltung. Bei der "Pogi Challenge" in Slowenien musste sich

13.10.2025Tour of Chongming Island im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Bereits seit 2007 steht die Tour of Chongming Island im Rennkalender der Frauen und zählt seit 2016 zur Women´s World Tour. Die Rundfahrt führt über drei Etappen und kam zumeist den Sprin

13.10.2025Grande Partenza 2026 in Bulgarien

(rsn) – Der Giro d’Italia 2026 wird in Bulgarien beginnen. Dies bestätigte der Präsident der Organisation RCS Urbano Cairo beim Festival dello Sport in Trentino. Das bedeutet, dass die Italien-

13.10.2025Tour of Guangxi im Rückblick: Die ersten neun Jahre

(rsn) - Die erstmals 2017 ausgetragene Tour of Guangxi ist seitdem das letzte WorldTour-Rennen der Saison. Die sechstägige Rundfahrt wird in der autonomen Region Guangxi im Süden Chinas ausgetragen

12.10.2025Biesterbos überrascht bei der Gravel-WM

(rsn) - Nicht zum ersten Mal in dieser Saison bringt ein Fahrer eines Teams außerhalb der WorldTour die Profis der Topliga des Radsports beim Kampf um einen Meistertitel ins Schwitzen. Nachdem in Ita

12.10.2025“Im Finale waren wir vielleicht ein bisschen dumm“

(rsn) – Bis eine Minute vor der endgültigen Entscheidung von Paris-Tours (1.UWT) hatte die Grande Nation noch fest daran glauben können, dass nach dem Vorjahressieg von Christoph Laporte (Visma â

12.10.2025Philipsen: “Mit diesen Jungs auf dem Podium zu sein, ist ein Privileg“

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat die 119. Auflage von Paris–Tours (1.Pro) im Sprint einer sechsköpfigen Spitzengruppe gewonnen und damit seinen dritten Sieg beim französischen Herbstklassiker

12.10.2025Trentin gewinnt auch die zweite Version von Paris-Tours

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat mit Paris-Tours (1.Pro) den letzten großen Herbstklassiker auf europäischer Bühne im Zielsprint einer Sechsergruppe für sich entschieden. Das traditionsreiche

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Kyushu (2.1, JPN)