U23-WM-Favorit landete auf Rang vier

Christen mit viel Courage, aber nicht vom Glück verfolgt

Von Peter Maurer aus Zürich

Foto zu dem Text "Christen mit viel Courage, aber nicht vom Glück verfolgt"
Jan Christen im WM-Straßenrennen der U23 | Foto: Cor Vos

28.09.2024  |  (rsn) – Das U23-Straßenrennen der Weltmeisterschaften hatte sich Jan Christen dick angestrichen. Der junge Schweizer, Bronzemedaillengewinner im Zeitfahren, galt in Zürich als einer der ganz großen Favoriten auf Gold bei den Heim-Weltmeisterschaften. Während er mit seinen Mitstreitern auf der Strecke noch kämpfte, erfuhr der Rest von seines Nationalteams schon vom Tod seiner Landsfrau Muriel Furrer, die im Straßenrennen der Juniorinnen schwer gestürzt war und ihren Verletzungen erlag.

Eigentlich sollte kein Schweizer Fahrer ein Interview geben, außer Christen wünschte es ausdrücklich. Schließlich fand er sich nach seiner starken Fahrt noch beim Schweizer TV-Sender SRF ein, nahm dort aber nur zu seiner sportlichen Leistung Stellung.

Diese konnte sich auch sehen lassen, gehörte der 20-Jährige zu den bestimmenden Athleten des Rennens. "Ich habe alles probiert, wie im Zeitfahren. Ich glaube es war eine tolle Teamleistung in einem richtig harten Rennen", erklärte Christen. Eingangs der vorletzten Runde ging er in die Offensive und fuhr 40 Kilometer an der Spitze des Rennens, ehe er zehn Kilometer vor dem Ende vom Deutschen Niklas Behrens und dem Slowaken Martin Svrcek noch eingeholt wurde.

"Es war ein schwieriger Rennverlauf. Andauernd gab es Attacken und ich hatte mit Fabian Weiss und meinem Bruder Fabio noch zwei Helfer an meiner Seite", beschrieb Christen die Situation vor der Attacke. Beide kamen zu ihm und meinten, dass für sie das Rennen zu hart werden würde, womit sich der Schweizer Kapitän dann für eine Offensivaktion entschied und beide einen Leadout in die Zürichbergstraße fuhren.

Schon 50 Kilometer vor dem Ziel alles auf eine Karte gesetzt

"Ich musste was machen, sonst wäre ich allein gewesen. Ich hatte gehofft, dass mir jemand folgen kann", so der junge Schweizer, der allen davonstiefelte, aber keinen erhofften Begleiter fand. Mit noch 51 zu fahrenden Kilometern riss er das Feld der Favoriten komplett auseinander. Als dieses wieder zusammenfand, hatte Christen schon einen guten Vorsprung, der aber nicht reichen sollte.

Denn die Verfolger spannten letztlich zusammen, so dass sein Vorsprung zusehends schrumpfte. Zehn Kilometer vor dem Ziel war die Flucht vorbei und an der letzten Steigung verlor er den Anschluss an Niklas Behrens und Martin Svrcek, die dann Gold und Silber unter sich ausmachten.

Als sich aus der nächsten Gruppe Alec Segaert aufmachte, versuchte Christen dem Belgier nachzufahren. Doch Segaert holte sich Bronze vor dem Schweizer, der noch einmal der Zuschauermenge zuwinkte. Der vierte Platz bei einer Weltmeisterschaft ist undankbar, angesichts des tragischen Todesfalls aber auch nebensächlich.

Im Interview hörte und spürte man Christens emotionale Achterbahnfahrt. Zu gerne hätte er seinen zahlreichen Fans an der Strecke einen Medaillengewinn geschenkt. Auch seine Eltern, Christen ist gerade eine Autostunde vom Rennen entfernt aufgewachsen, standen am Straßenrand in jenem steilen Anstieg, der ihm bei jeder Überfahrt Gänsehaut verursachte. "Zürich ist stolz auf mich, wie ich gefahren bin und sie hätten alle gerne gesehen, wie ich es gewonnen hätte. Leider geht es nicht immer auf", resümierte Christen abschließend.

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.03.2025Weltmeisterschaften in Zürich sorgen für Millionen-Minus

(rsn) – Die Straßen-Weltmeisterschaften in Zürich waren aus finanzieller Sicht ein Desaster. Wie der organisierende Verein Rad- und Para-Cycling-WM Zürich 2024 vermeldete, haben die Titelkämpfe

08.11.2024Radsport-Gemeinde nimmt Abschied von Muriel Furrer

(rsn) – Sechs Wochen nach ihrem Tod ist der im Alter von 18 Jahren im WM-Straßenrennen der Juniorinnen bei den Weltmeisterschaften von Zürich verunglückten Muriel Furrer in einem Abschiedsgottesd

05.10.2024Starkregen: 5. Etappe des CRO Race wird verkürzt

(rsn) – In Folge von heftigen Regenfällen, die in Kroatien viele Straßen unter Wasser setzten, haben die Organisatoren des CRO Race (2.1) in Kroatien die 5. Etappe verkürzen und den Start verschi

03.10.2024Kommentar: Auf Technologie zu verzichten, ist grob fahrlässig

(rsn) – Eine Woche ist vergangen, seit Muriel Furrer im WM-Straßenrennen der Juniorinnen in der Abfahrt durch die Schmalzgruebstrasse im Wald hinunter nach Küsnacht gestürzt ist und sich dabei ei

02.10.2024Offener Brief: Letten beklagen sich über van der Poels Aktion

(rsn) – Nach einer großartigen Vorstellung musste sich der Lette Toms Skujins am Ende des WM-Straßenrennens von Zürich im Sprint um die Bronzemedaille dem Niederländer Mathieu van der Poel gesch

01.10.2024Staatsanwaltschaft bestätigt: Furrer “gewisse Zeit“ unentdeckt

(rsn) – Erstmals haben sich die Kantonspolizei Zürich und die zuständige Staatsanwaltschaft zum tödlichen Unfall der Schweizerin Muriel Furrer geäußert. Die 18-Jährige hatte sich im WM-Straße

30.09.2024Merckx: “Pogacar ist der Allerbeste“

(rsn) – Mit seinem Triumph im WM-Straßenrennen von Zürich hat Tadej Pogacar eine weitere Rekordmarke erreicht. Wie vor ihm nur Eddy Merckx (1974) und Stephen Roche (1987) ist es dem Slowenen gelun

30.09.2024Evenepoel verpasst in Zürich sein zweites Gold-Double

(rsn) – Nach Olympia-Gold im Zeitfahren und im Straßenrennen träumte Remco Evenepoel auch vom weltmeisterlichen Double. Der erste Teil seines Vorhabens gelang dem Belgier, als er im Zeitfahren von

30.09.2024Van der Poel: “Es gab nur einen Ausnahmefahrer“

(rsn) – Tadej Pogacar und Remco Evenepoel hießen die großen Favoriten für das WM-Straßenrennen von Zürich. Dagegen wurden Titelverteidiger Mathieu van der Poel angesichts des schweren Kurses mi

30.09.2024Hirschi fährt smart, hat aber nicht das nötige Glück fürs Podium

(rsn) – Marc Hirschi war der große Hoffnungsträger der Schweizer Fans bei den Heim-Weltmeisterschaften in Zürich. Der 26-Jährige galt nach seinem überragenden Spätsommer mit sechs Siegen in 15

30.09.2024Alaphilippe kugelt sich bei WM-Sturz die Schulter aus

(rsn) – Bei seinem Sturz im frühen Stadium des WM-Straßenrennens hat sich Julian Alaphilippe die Schulter ausgekugelt. Das teilte sein Team Soudal – Quick-Sep noch am Sonntag mit. Der zweimalige

29.09.2024Pogacars “dummer“ Angriff endete im Regenbogentrikot

(rsn) – Statistisch war es nur die drittlängste Solofahrt im Straßenrennen der Männer aller Zeiten, aber das Feuerwerk, das Tadej Pogacar bei den Weltmeisterschaften in Zürich über die letzten

Weitere Radsportnachrichten

26.08.2025Ein Kampf gegen die Zeit in der Stadt der schmelzenden Uhren

(rsn) - Nach zwei Jahren ohne Mannschaftszeitfahren in einer Grand Tour, gehen die Mannschaften auf der 5. Etappe der Vuelta a’Espana wieder als Team in den Kampf gegen die Uhr.. Auf der ersten Etap

26.08.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

26.08.2025Philipsen: “Ich habe deshalb an Geschwindigkeit verloren“

(rsn) - Ben Turner (Ineos Grenadiers) gewann in einem packenden Sprint die 4. Etappe der Vuelta a Espana 2025 und holte damit seinen zweiten Sieg auf WorldTour-Ebene, nachdem er vor 20 Tagen bereits i

26.08.2025Nur Gery kommt vor Riedmann ins Ziel

(rsn) – Auf dem Papier war die 3. Etappe der Tour de l’Avenir Femmes (2.2U) flach, doch spätestens als die Siegerin des Vortages, die Niederländerin Scarlett Souren, knapp 7 Kilometer vor dem Zi

26.08.2025Bevort schlägt dem Avenir-Feld ein Schnippchen

(rsn) – Carl-Frederik Bevort hat die 3. Etappe der Tour de l’Avenir gewonnen. Der dánische Neoprofi, der im alltäglichen Rennfahrerleben das Trikot von Uno-X Mobility trägt, setzte sich als Sol

26.08.2025Alpecin baut Philipsen ein – Ersatzmann Turner profitiert

(rsn) – Ben Turner (Ineos Grenadiers) die 4. Etappe der Vuelta a Espana 2025 gewonnen. Im Massensprint im französischen Voiron war er schneller als Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) und des

26.08.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a España (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

26.08.2025Transfer-Großkampftag mit Bauernfeind, Küng und Visma

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

26.08.2025Vom Triathleten an die Seite eines zweifachen Toursieger

(rsn) – Anders als viele hoffnungsvolle deutsche Talente, die es in die WorldTour geschafft haben, hat Anton Schiffer (Bike Aid) den Radsport nicht von der Pike auf gelernt. In einer Dekade, in der

26.08.2025Fünf Tage Rundfahrt nach polnischem Lehrbuch

(rsn) - Die fünftägige Bitwa Warszawska (2.2) verlief im flachen Gebiet rund um Warschau und versprach somit offensive Rennen voller Ausreißversuche, bei dem die beiden deutschen KT-Teams Storck â

25.08.2025Gee bestätigt Kündigung seines Vertrags

(rsn) – Derek Gee hat sich nach längerer Funkstille öffentlich zu seinem überraschenden Fehlen im Aufgebot seines Teams Israel – PremierTech bei der Vuelta a España (2.UWT) geäußert. Dort s

25.08.2025Video-Highlights der 3. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - David Gaudu (Groupama - FDJ) hat bei der 3. Etappe der Vuelta a España (2. UWT) auf dem Weg nach Ceres für eine Überraschung gesorgt. Der Franzose schlug im Bergauf-Sprint nicht nur den Vur

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour Poitou - Charentes (2.1, FRA)
  • Muur Classic Geraadsbergen (1.1, BEL)
  • Tour of Routhe Salvation (2.2, TUR)