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15.07.2024 | (rsn) - 44 Teamautos bilden den Konvoi der Tour de France. RSN interessierte, was die Sportlichen Leiter dort alles machen – und wo auch die Grenzen des Machbaren liegen. Mit dem französischen Rennstall Decathlon – AG2R La Mondiale hat sich während dieser 111. Tour de France die Möglichkeit ergeben.
Treffpunkt ist der Teambus am Start. Sauber aufgereiht stehen daneben die Pkws der Sportlichen Leiter. Nicolas Guillé steuert das Teamauto Nummer 2. “Wir reihen uns gewöhnlich in die zweite Reihe ein. Unser Wagen Nummer 1 fährt direkt hinter dem Peloton. Er bleibt immer bei unseren Leadern“, sagt Guillé. Die Leader sind bei dieser Tour der Ire Sam Bennett für die Sprints und der Österreicher Felix Gall fürs Klassement und die Berge.
___STEADY_PAYWALL___Ganz nah am Peloton ist aber auch Wagen Nummer 1. An diesem Tag reiht sich Guillés Kollege Sebastian Joly an neunter Position im Konvoi ein. Das entspricht der von Gall, dem bestplatzierten Decathlon-Fahrer im Gesamtklassement. Wagen Nummer 2 fährt hinter den ersten 22 Teamautos, und danach an neunter Position. Vom Peloton selbst wird Guillé nicht viel sehen, und damit wird es auch mir so gehen. “Wenn es eine Ausreißergruppe gibt und ein Mann von uns drin ist, folgen wir dem aber“, meint Guillé besänftigend. Und Mechaniker Chevenement ergänzt: “Wir bleiben auch bei den abgeschlagenen Fahrern.“
Zur täglichen Routine gehört auch, dass Wagen Nummer 2 schon vor dem Start losfährt und die erste Verpflegung übernimmt. “Wir fahren jetzt ein bisschen vor, bringen fünf bis zehn Kilometer zwischen uns und das Peloton. Dann stoppen wir, essen etwas, das ist auch für uns wichtig. Und dann warten wir auf das Peloton, um die Flaschen zu reichen. Danach reihen wir uns hinter dem Peloton ein“, erklärt Guillé das Prozedere. Bis Kilometer 10 hat er aber keinen guten Platz gefunden. Wir fahren weiter, bis knapp Kilometer 30.
Blick aus dem Decathlon-Begleitfahrzeug auf die Wagenkarawane. | Foto: Tom Mustroph
Eine gute Stelle ist wichtig. “Wir suchen uns eine leichte Steigung aus, damit die Fahrer etwas an Tempo verlieren. Dann wird die Übergabe leichter. Im Flachen sind sie 40 bis 50 km/h schnell, da wird das schwieriger, vor allem für die Sicherheit der Fahrer. Es kann Stürze geben“, meint der Sportliche Leiter. Seit fünf Jahren begleitet die Equipe bereits zur Tour. Es ist ganz sicher nicht die erste Verpflegung, die er durchführt.
40 Flaschen für die acht Fahrer und ebenso viele Gels und Energieriegel befinden sich allein in unserem Fahrzeug. Die gleiche Menge hat auch Teamfahrzeug Nr. 1. und Team-Manager Vincent Lavenu fährt in einem dritten Wagen voraus, der ebenfalls vollgepackt ist mit Verpflegung. “Außerdem setzt ein weiterer Wagen Betreuer am Straßenrand ab, da mit sie von den anderen festen Verpflegungspunkten die Fahrer versorgen“, erzählt Guillé.Â
Die exakten Punkte hat er bereits im Veloviewer eingetragen. Dort trägt er auch jetzt unseren Standort ein und schreibt dazu “Nico Bidon + Eis / Marc Bidon“. Denn weil das Thermometer über 30 Grad zeigt, wird auch ein Beutel Eis an einige Flaschen gebunden. Der Athletenkörper arbeitet gekühlt halt besser.
Gibt es besondere Tricks bei der Flaschenübergabe, will ich von Marc wissen. Er lacht. “Man darf sie nicht fallen lassen. Man muss den Bidon so reichen, dass sie ihn nehmen können. Mit den Musettes, den Beuteln, ist es schwieriger. Man muss das gut ausbalancieren. Das muss man tatsächlich trainieren. Mit den Flaschen ist es einfacher“, sagt er.
Am Streckenrand wird Verpflegung für die Fahrer vorbereitet... | Foto: Tom Mustroph
Dann naht das Peloton. Erst hört man den Hubschrauber, dann kommen die Autos und Motorräder, endlich das Feld. Die Flaschenübergabe klappt. Die Männer von Team Decathlon sind auch nicht die einzigen. Mehrere andere Teams haben sich die gleiche Stelle ausgesucht. Kuscheln unter Betreuern eben. Bei einer Tour de France ist man nie allein. Über den Teamfunk gibt Nicolas bekannt, wie viele Flaschen mit und ohne Eis sie den Fahrern übergeben haben. Die Informationen sind vor allem für Teamauto Nummer 1 gedacht.
Auch die Fahrer selbst hören sie, denn wir sind jetzt innerhalb der Reichweite des Teamfunks. “Die beträgt etwa zwei Kilometer“, sagt Guillé. Ist man zu weit weg, kann man zumindest über den Teamfunk nichts mehr austauschen. Radio Tour, der Sprechfunk von Tour-Organisator ASO, reicht nach Guillés Erfahrung etwa 30 Kilometer. “Sie haben den Hubschrauber als Relaisstation. Das haben wir als Team nicht“, meint er. Wichtigste Informationsquelle für ihn und alle anderen Sportlichen Leiter bleibt daher Radio Tour. Selbst wenn es sich dabei um eher karge Informationen handelt. Defekte einzelner Fahrer werden durchgegeben, wer in der Spitzengruppe ist, wer gerade aus dem Hauptfeld zurückgefallen ist und auch, wer genau jetzt den Anschluss findet.
Von der Richtigkeit der Angaben können wir uns meist wenig später überzeugen. Nach “Defekt Astana“ sehen wir am rechten Straßenrand tatsächlich den blauen Wagen des kasachischen Teams stehen und einen Fahrer mit einem neuen Rad versorgen. Die Fahrer, die als “zurückgefallen aus dem Hauptfeld“ angekündigt werden, tauchen wenig später am Straßenrand aufgereiht zur Pinkelpause auf. Und die Fahrer, die uns im Konvoi passieren, weil entweder ein Defekt behoben oder die Pinkelpause beendet ist, werden nur wenige Minuten später als “zurück im Peloton“ annonciert.
Auch die Reihenfolge der Sprint- und Punktwertungen gibt Radio Tour an. Weil das Fernsehbild, das wir natürlich im Auto haben, sehr instabil ist und oft ausfällt, ist Radio Tour tatsächlich die wichtigste Informationsquelle der Sportlichen Leiter während des Rennens. “Jeder TV-Zuschauer sieht mehr als wir“, sagt Guillé trocken.
….und am verabredeten Punkt an die Profis verteilt. | Foto: Tom Mustroph
Deshalb hält er die Idee des mobilen Kontrollraums, den Team Visma – Lease a Bike einsetzt, für zukunftsweisend. “Jetzt regen sich noch viele auf. Aber Sachen, die sich bewähren, werden schnell von anderen übernommen. Und uns kann es sicher helfen, auch die Gesichter der Fahrer zu sehen und überhaupt näher an der Rennsituation zu sein“, meint er.
Ein paar zusätzliche Informationen hat aber auch er. Im Veloviewer ist nicht nur die Strecke mit allen Gefahrenstellen markiert. Auch Windrichtung und Windstärke lassen sich ablesen, was besonders bei Seitenwind und offener Strecke von taktischem Interesse ist. Für die letzten 20 Kilometer ist minutiös jede Kurve, jede Fahrbahnverengung, Verkehrsinsel oder Fahrbahnteiler eingetragen.
Sebastian Joly im ersten Teamfahrzeug gibt das auch per Funk an die Fahrer durch. Gewissermaßen im Instrumenten-Flugmodus können die Sprintzüge Tempo aufnehmen. Stürze können so allerdings nicht komplett vermieden werden. An jedem Hindernis strebt schließlich jeder Zug nach der Ideallinie. Und die bietet eben keinen Platz für viele parallele Züge.
In Sachen Pannendienst war Mechaniker Chevenement an diesem Tag unterbeschäftigt, worüber er natürlich glücklich ist. Keine einzige Panne musste er beheben. Nur einmal gab er das zweite Ersatzrad von Oliver Naesen an Teamfahrzeug Nummer 1. Das hatte dem Belgier Ersatzrad Nummer 1 gegeben, weil er Probleme mit der Kette hatte. Chevenement übernimmt deshalb von seinem Kollegen das defekte Rad und gibt ihm das funktionierende. Denn das andere Teamfahrzeug ist näher am Hauptfeld und kann deshalb schneller reagieren.
Der Mechaniker ist vom neuen Rad von Hersteller van Rysel sowie den Laufrädern von Swiss Side schwer begeistert. “Es ist sehr widerstandsfähig. Auch auf der Schotteretappe von Troyes hatten wir keinen einzigen Ausfall“, sagt er. “Auch die Fahrer mögen die Räder. Sie sind ziemlich schnell“, ergänzt Guillé.
Eingeschränkte Sicht in der Karawane: Wichtigste Informationsquelle im Teamauto ist nach wie vor der Tourfunk | Foto: Cor Vos
Das neue Material mag mit ein Grund sein, warum Decathlon so gut in die Saison gestartet ist. Im letzten Jahr im UCI Team Ranking noch auf Platz acht, nahm man zur Mitte der Saison Position drei ein. “Wir hatten einen tollen Saisonanfang. Das bringt Selbstbewusstsein für alle, auch für die Fahrer. Gute Resultate ziehen meist andere gute Resultate nach sich“, beschreibt Guillé die Dynamik.
Verantwortlich für den Umschwung ist vor allem der Einstieg von Hauptsponsor Decathlon. Der brachte nicht nur mehr Geld mit. “Wir sind jetzt ungefähr auf der Höhe, wo Bora - hansgrohe vor dem Einstieg von Red Bull war“, sagt ein Teamsprecher. Auch neues Material wurde entwickelt, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem französischen Luft- und Raumfahrtunternehmen Onera. Und die gesamte Teamstruktur wurde verändert.Â
Teamgründer Lavenu, ein alter und bewährter Radsporthaudegen, bekam als neuen Chef Dominique Serieys. Der war früher im Motorsport aktiv. Er brachte einen früheren Unternehmensberater von EY mit. Jetzt ist der Staff um etwa ein Drittel größer, in Sachen Material und Ernährung wird mehr Wert auf Wissenschaft gelegt. Und weil die Erfolge sichtbar sind, sind alle auch zufrieden.
Jetzt muss sich die ganze positive Entwicklung allerdings auch sportlich niederschlagen. Noch fehlt der Pflicht-Etappensieg bei der Tour de France. Die mittelfristigen Ambitionen sind ohnehin größer. “Bis 2028 wollen wir die Tour de France gewinnen“, gab der neue Chef Serieys als Ziel aus. Da duelliert sich der französische Sportausrüster zumindest rhetorisch mit dem Brausehersteller aus Salzburg – und die heutigen Branchenführer UAE Emirates und Visma – Lease a Bike wird es in ein paar Jahren sicher auch geben.
Guillé hält das Ziel für ambitioniert. Er meint aber auch: “Vielleicht steckt der zukünftige Tour-de-France-Sieger ja schon jetzt in unseren Nachwuchsteams.“ Die berühmte Kletterschule in Chambery wird jedenfalls immer internationaler. Zwei Dänen und ein Australier stecken im Development Team, zwei US-Amerikaner und je ein Belgier, Norweger, Neuseeländer und Este im Junior Team. Da wächst etwas heran im Hause Decathlon.
Und vielleicht führt Guillé tatsächlich in ein paar Jahren mit Hilfe des Decathlon Control Rooms einen Fahrer auf die höchste Podeststufe der Tour.
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