Müllers Mendoza-Tagebuch

Trikottausch nach der Schlussetappe

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Trikottausch nach der Schlussetappe"
Das Fratelli Racing Team, Robert Müller in der Mitte | Foto: Fratelli Racing Team

26.02.2024  |  (rsn) - Der Start zur 8. und letzten Etappe über wellige 120 Kilometer lag nicht weit vom Hotel in Mendoza entfernt und erfolgte erst um kurz nach 16 Uhr. Daher hatte ich am Vormittag Zeit, endlich mal mein Rad zu putzen, was nach der Naturstraße gestern auch dringend nötig war. Gegen 13 Uhr gingen wir zum Mittagessen, es gab Hähnchen mit Spaghetti, und dann machten wir uns mit den Rädern auf zum Startbereich. Wegen des schlechten Wetters am Ende der gestrigen Etappe wurde die Karenzzeit nachträglich verlängert und alle Fahrer durften wieder starten, auch wenn sie die finalen acht Kilometer gestern nicht gefahren waren.

Daher waren wir wieder vollzählig am Start. Kurz nach Beginn des Rennens fuhren wir wieder auf den zehn Kilometer langen Rundkurs, den wir auch schon auf der 4. Etappe mehrmals absolviert hatten. Damals waren wir vier statt fünf Runden gefahren, heute waren es sechs statt fünf. Ich fuhr ein paar Attacken mit, verpasste jedoch die siebenköpfige Spitzengruppe. Im Feld wurde es nie wirklich ruhig, denn die ersten drei der Gesamtwertung langen nur 35 Sekunden auseinander und lieferten sich noch einen Kampf um den Gesamtsieg. Schwere Beine von der Kletterei gestern schien jedenfalls keiner zu haben.

Nach dem ersten Rundkurs ging es auf einen anderen Rundkurs, auf dem auch das Ziel lag. Eine Seite führte leicht bergan und die andere auf der Gegenfahrbahn wieder bergab. Es wurde ordentlich schnell gefahren und in der ansteigenden Passage musste ich manchmal richtig klemmen, um im stark dezimierten Feld dabei zu bleiben. Wir konnten die Spitzengruppe bei den Wenden sehen, sie hielt sich trotz des hohen Tempos wacker vorne. Es waren vier Zielrunden angesetzt und die fuhren wir wohl auch, aber irgendwie haute es mit den ausgeschriebenen 120 Kilometern nicht hin und es wurden 140 Kilometer daraus.

Die Spitzengruppe kam am Ende durch und Florian Tenbruck aus unserem Team sprintete aus dem Feld noch auf den neunten Platz. Wir anderen kamen ebenfalls alle im nur noch kleinen Feld wohlbehalten im Ziel an. Dennis Vogt hatte auf der Etappe seinen sechsten Platten der Rundfahrt und stellte damit den teaminternen Rekord auf. Manche kamen sogar ganz ohne Platten durch, ich lag mit vier im Mittelfeld. Im Zielbereich herrschte ausgelassene Stimmung und nachdem einige von uns noch mit anderen Fahrern Trikots getauscht hatten, fuhren wir zurück zum Hotel und gingen zum Abendessen.

Damit ist die Vuelta de Mendoza also Geschichte. Es war eine schöne, aber mit drei Bergankünften auch ziemlich anspruchsvolle Rundfahrt. Mein Höhepunkt war ganz klar die Bergankunft auf 3840 Metern Höhe, und ich glaube, viel höher kann man in einem Straßenrennen nirgendwo fahren. Sportlich kam für mich kein zählbares Ergebnis heraus, aber das hatte ich zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison auch nicht erwartet. Für den Formaufbau und um Rennkilometer zu sammeln, war die Rundfahrt allerdings sehr gut und sie hat wirklich Spaß gemacht.

Zum Schluss bleibt mir noch einen großen Dank an das Fratelli Racing Team zu richten, das mich als Gastfahrer so toll aufgenommen hat. Unsere vier Betreuer haben auch einen super Job gemacht und uns nach Kräften unterstützt. Ohne sie hätten wir diese Rundfahrt nicht fahren können. Danke auch an die Leser dieses Tagebuchs für das Interesse - Adios companeros!

Gez. Sportfreund Radbert

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.02.2024Im Schneetreiben mit Platten auf 3840 Metern Höhe gefahren

(rsn) - Der Tag begann nach einer kurzen Nacht, da wir nach einem langen Transfer erst um ein Uhr ins Bett gekommen waren, mit einem Frühstück um sieben Uhr. Der Start zur Königsetappe, die parado

25.02.2024Wir fuhren ein paar Kurven, die es nicht hätte geben sollen

(rsn) - Zum Start der komplett flachen 6. Etappe über 170 Kilometer hatten wir einen einstündigen Transfer zu absolvieren. In der Startaufstellung stand ich ganz vorne und konnte zum ersten Mal das

23.02.2024Es war ein ständiger Tanz um die gefährliche Rille herum

(rsn) - Zum Start der 5. Etappe konnten wir wieder ein paar Kilometer mit dem Rad hinfahren, allerdings sollten wir wegen einer Zeremonie schon über eine Stunde vorher dort sein. Der Start lag vor e

22.02.2024Auf der Abfahrt stand das Wasser zentimeterhoch

(rsn) - Nach zwei Nächten außerhalb sind wir zurück in unserem Hotel mitten in Mendoza, einer wirklich schönen Stadt am Fuß der Anden und an der berühmten Fernstraße Ruta 40. Es gibt hier viel

21.02.2024So langsam habe ich die Nase voll!

(rsn) - Am Vormittag hatten wir einen eineinhalbstündigen Transfer zum Start und aßen dort bei einer Familie, die uns Nudeln kochte, zu Mittag. Ich wechselte noch den Schlauch von meinem Platten vo

20.02.2024Das Chaos des Massensprints mit Respektabstand angesehen

(rsn) - Vor dem Start zur erneut tellerflachen 2. Etappe über 205 km gingen wir in ein Restaurant, um etwas Vernünftiges in den Magen zu bekommen. Diesmal schafften wir es ohne Platten zur Einschre

19.02.2024Wenn man fertig genug ist, kann man überall schlafen...

(rsn) - Vor dem Start der 1. Etappe hatten wir einen einstündigen Transfer mit den Autos, fanden den Startort jedoch nicht gleich. Etwa eine halbe Stunde vorm Start, der hier immer erst 15 Uhr in de

18.02.2024Die dünne Höhenluft in den Anden könnte zum Problem werden

(rsn) - Bon Dia aus Argentinien von der Vuelta Ciclista de Mendoza. Das ist eine traditionsreiche Rundfahrt im Zentrum des Weinbaugebiets östlich der Anden. Sie führt in ihrer 48. Auflage mit einem

Weitere Radsportnachrichten

03.11.2025Roglic über Lipowitz: “Natürlich kann er mithalten“

(rsn) – Für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) ging die Saison endgültig mit dem Tour-Kriterium in Singapur zu Ende. Der 35-Jährige feierte 2025 – aus seiner Sicht - "nur“ drei

03.11.2025Van der Poel testet noch unveröffentlichtes Canyon-Rad

(rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) wurde bei einer Trainingsausfahrt auf einem noch unveröffentlichten Canyon-Rad gesichtet. Der Niederländer, der auch in Spanien einen Wohnsitz hat

03.11.2025Blonde Mähnen, China-Auswanderer, KT-Größen und Neo-Profis

(rsn) – 139 Fahrer haben sich mit unserem neuen Punktesystem für die Radsport-News-Jahresrangliste 2025 qualifiziert. Nicht alle können wir in den letzten zwei Monaten des Jahres auch mit komple

03.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

03.11.2025Das neue Punkteschema der RSN-Jahresranglisten 2025

(rsn) – Seit jeher berechnet sich die Radsport-News-Jahresrangliste der besten Fahrer und Fahrerinnen aus deutschsprachigen Ländern nicht wie die UCI-Weltrangliste, sondern durch ein eigenes Punkte

03.11.2025Matthews verlängert bei Jayco - AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.11.2025“Projekt Pidcock“ soll bei Q36.5 ausgebaut werden

(rsn) – Die Tatsache, dass Radprofis sich in ihrer Umgebung wohl und von ihrem Team gesehen fühlen möchten, um für den Arbeitgeber bestmögliche Leistungen abliefern zu können, ist nicht neu im

02.11.2025Degenkolb feiert in Chemnitz ersten UCI-Sieg

(rsn) – Anfang des Jahres noch Austragungsort der Deutschen Crossmeisterschaften, fand in Chemnitz der neunte Lauf zur Cross-Bundesliga statt. Das international ausgeschriebene Rennen war damit in

02.11.2025Mallorca Challenge nimmt Mannschaftszeitfahren ins Programm

(rsn) – Zum fünftägigen Rennprogramm der Mallorca Challenge wird 2026 erstmals ein Mannschaftszeitfahren gehören. Im Süden der Insel soll am 29. Januar, dem zweiten Tag der ohne Gesamtwertung au

02.11.2025Nieuwenhuis in Lokeren eine Klasse für sich

(rsn) – Joris Nieuwenhuis (Ridley) hat bei der X2O Badkamers Trofee in Lokeren seinen zweiten Saisonsieg gefeiert. Der Niederländer war 48 Sekunden schneller als Michael Vanthourenhout (Pauwels Sau

02.11.2025Milan gewinnt Tour-de-France-Kriterium in Singapur

(rsn) – Noch einmal durfte Jonathan Milan (Lidl – Trek) sein Grünes Trikot überstreifen, das er im Sommer bei der Tour de France gewonnen hatte. Beim Singapore Criterium, ausgetragen auf einem 2

02.11.2025Brand baut in Lokeren mit einem Sieg ihre Podiumsserie aus

(rsn) – Einen Tag nach ihrem Auftaktsieg bei der X2O Badkamers Trofee auf dem Koppenberg hat Titelverteidigerin Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions) auch das zweite Event der Serie für sich ents

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine