Van Aert stellt seinen Rennplan komplett um

Ist Vismas Vuelta-Team besser als das für die Tour de France?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Ist Vismas Vuelta-Team besser als das für die Tour de France?"
Bei der Team-Präsentation in Amsterdam erinnerte Visma - Lease a Bike an die Erfolge dieses Jahres. | Foto: Cor Vos

22.12.2023  |  (rsn) - Am Donnerstagnachmittag präsentierte Visma – Lease a Bike seine Kader und das Trikot für die neue Saison. Außerdem wurden die vorläufigen Aufgebote für die drei Grand Tours sowie der Rennplan für die beiden großen Stars der Mannschaft vorgestellt. Die größte Ãœberraschung - nämlich, dass Wout van Aert die Tour de France auslässt und stattdessen zum Giro d’Italia und der Vuelta a Espana fährt - war aber schon vorher bekannt.

So stand die Mannschaft, die Jonas Vingegaard bei der erneuten Titelverteidigung unterstützen soll, zentral. Neben dem zu Bora abgewanderten Primoz Roglic, der zuletzt 2022 in Frankreich dabei war, und van Aert fehlt dort aller Voraussicht nach auch Wilco Kelderman. Der Niederländer war letzte Saison 18. der Tour und damit nach Vingegaard und Sepp Kuss der im Klassement drittbeste Fahrer seiner Mannschaft. Er soll 2024 am Giro teilnehmen.

Mit Nathan van Hooydonck, der seine Karriere wegen Herzproblemen beenden musste, gibt es demnach drei Änderungen im Vergleich zum Vorjahr. Vingegaard, Kuss, Tiesj Benoot, Dylan van Baarle und Christophe Laporte fahren erneut zur Frankreich-Rundfahrt. Steven Kruijswijk, Jan Tratnik und Neuzugang Matteo Jorgensen ersetzen die drei ausgeschiedenen Athleten.

Auf dem Papier ist das eine Schwächung. Jorgensen ist wie van Aert ein Alleskönner und wird die Rolle des Belgiers einnehmen. Der hat in den letzten Jahren aber gezeigt, dass er als Helfer und Gelegenheitskapitän absolut unersetzlich ist. Tratnik wird wie van Hooydonck vor allem im Flachen eingesetzt werden und am Berg nur in Erscheinung treten, wenn es noch nicht wirklich schnell geht. Kruijswijk übernimmt den Job von Kelderman. Er soll das Tempo bergauf in die Höhe treiben und die Konkurrenz mürbe fahren. Mit seinen dann 37 Jahren ist der Tourdritte von 2019 aber schon lange nicht mehr im Vollbesitz seiner Kletterkräfte – und auch an die Klasse von Kelderman reichte er zuletzt nicht heran.

Was soll Van Aert beim Giro erreichen?

Der soll bei der ersten Grand Tour des Jahres aufs Klassement fahren. Seine letzte gute Platzierung bei einer dreiwöchigen Rundfahrt erzielte der 32-Jährige als Tourfünfter 2021 im Bora-Dress. Ihm zur Seite steht Neuzugang Cian Uijtdebroeks, der damals noch im Bora-Nachwuchsteam Auto Eder bei den Junioren für Furore sorgte. Der Belgier soll eine freie Rolle bekommen und versuchen, seinen achten Rang von der diesjährigen Vuelta zu bestätigen.

Und dann ist da noch van Aert, bei dem nicht klar ist, ob er sich am Klassement versuchen wird oder nicht. Zuletzt beteuerte er, dass er auf Etappensiege gehen will. In den klassischen Sprints wird er diese aber nicht erzielen können, denn Olav Kooij wird von seiner Mannschaft erstmals zu einer Grand Tour geschickt. Auf den Flachetappen ist er - mit van Aert als Leadout - einer der großen Favoriten auf Tageserfolge.

Wieder in Bestbesetzung zur Vuelta?

Das vielleicht beste Team schickt Visma aber zur Spanien-Rundfahrt. Dort werden wie im Vorjahr Vingegaard und Kuss Seite an Seite fahren. Statt Roglic ist mit van Aert dieses Mal ein anderer Topstar dabei. Dieses Trio wird von Neuzugang Ben Tulett und Routinier Robert Gesink verstärkt. Die anderen Plätze sind bislang noch offen.

Noch ohne Grand Tour in ihrem persönlichen Rennkalender sind momentan Milan Vader, der im Herbst mit seinem Gesamtsieg bei der Tour of Guangxi (2.UWT) in die Weltspitze vorstieß. Auch Thomas Gloag und Koen Bouwman sind noch nicht für eine dreiwöchige Rundfahrt vorgesehen. Der Brite glänzte dieses Jahr als Neoprofi zu Saisonbeginn mit starken Kletterleistungen, der Niederländer gewann beim Giro 2022 zwei Etappen und das Bergtrikot.

Kaum Änderungen in Vingegaards Rennplanung

Das Tour-Vuelta-Double wurde Vingegaard dieses Jahr von seinem Teamkollegen verhindert, 2024 wagt der Däne aber einen neuen Anlauf. Sein Debüt gibt er wieder bei der O Gran Camino (2.1) vom 22. bis zum 25. Februar. Das kleine Rennen in Spanien war diese Saison ein maximaler Erfolg, denn neben der Gesamtwertung entschied der Jumbo-Profi alle Etappen für sich. Weiter geht nun nicht bei Paris-Nizza, sondern vom 4. bis zum 10. März bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) und anschließend bei der Baskenland-Rundfahrt (2.UWT) vom 1. bis zum 6. April.

Nach knapp zwei Monaten Rennpause mit Höhentrainingslager sieht die Planung des 27-Jährigen aus wie 2023. Das Critérium du Dauphiné (2.UWT) vom 2. bis zum 9. Juni dient zur Vorbereitung der vom 29. Juni bis zum 21. Juli stattfindenden Tour de France. Bis zur am 17. August startenden Vuelta a Espana ist erneut kein weiterer Renntag eingeplant. Am 8. September endet die Spanien-Rundfahrt. Danach will Vingegaard am 29. September noch an der Weltmeisterschaft in Zürich teilnehmen.

Viele Änderungen in van Aerts Rennplanung

Während beim zweifachen Toursieger das meiste beim Alten bleibt, ändert sich bei van Aert fast alles. Nur im Frühjahr ist der Flame seiner traditionellen Planung relativ treu. Nachdem seine Cross-Saison schon vor der Weltmeisterschaft in Tabor am 21. Januar in Benidorm zu Ende gehen wird, steigt van Aert im rund 330 Kilometer entfernten Jaen am 12. Februar auf der Straße ins Geschehen ein.

Es folgen die Algarve-Rundfahrt zwei Tage später, bevor es beim Openingsweekend am 24. und 25. Februar auf die Kasseien geht. Nach einem Monat Pause macht er bei den WorldTour-Nordklassikern Schlag auf Schlag weiter: Am 22. März will van Aert seinen Titel bei der E3 Saxo Bank Classic verteidigen, zwei Tage danach steht Gent-Wevelgem auf dem Programm, wo er diese Saison seinem Teamkollegen Laporte den Sieg schenkte.

Weitere drei Tage danach startet er bei Dwars door Vlaanderen, dem letzten Vorbereitungsrennen für die Flandern-Rundfahrt am 31. März. Eine Woche später endet das klassische Frühjahr mit Paris-Roubaix. Am 14. April hängt van Aert dieses Jahr allerdings noch das Amstel Gold Race an seine Kampagne ran. Während van Aert also in seiner Heimat sehr aktiv ist, verzichtet er 2024 auf Mailand-Sanremo (1.UWT) und Strade Bianche (1.UWT) in Italien.

Nach zwei Wochen ohne Rennen geht es dann zum Giro d’Italia, der den vorerst letzten Wettkampf für den 29-Jährigen markiert. Weitergehen soll es erst Anfang August bei den Olympischen Spielen in Paris, die von der Vuelta und der Weltmeisterschaft gefolgt werden sollen.

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