Großes Stern-Interview

Ullrich über seinen Absturz: “Es war ein einziges Betäuben“

Foto zu dem Text "Ullrich über seinen Absturz: “Es war ein einziges Betäuben“"
Jan Ullrich als Gast bei den Deutschen Straßenmeisterschaften 2023 | Foto: Cor Vos

21.11.2023  |  (rsn) – Rund fünf Jahre nach seinem Absturz und wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag am 2. Dezember hat Jan Ullrich in einem Video-Interview mit dem Stern über seine tiefe Lebenskrise und darüber hinaus auch erstmals über Doping beim damaligen Team Telekom gesprochen.

"Ich habe ziemlich schnell gelernt, dass Doping weitverbreitet war. Mir wurde vermittelt: Du bist gut, ein Riesentalent, du trainierst mit hohem Einsatz, du hast alle Fähigkeiten, die es braucht. Doch wenn du hier mithalten willst, musst du mitmachen. Ohne nachzuhelfen, so war damals die weitverbreitete Wahrnehmung, wäre das so, als würdest du nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schießerei gehen", sagte der bisher einzige deutsche Gewinner der Tour de France, über den in der kommenden Woche bei Amazon Prime auch eine Dokumentation ausgestrahlt wird.

Auf die Frage des Stern-Reporters, warum er sich gerade jetzt öffne, sagte Ullrich: “Auslöser war tatsächlich dieser extrem große Absturz, der mich fast mein Leben gekostet hat und wo ich sehr, sehr viel verloren habe. Und als ich dann wieder ein bisschen zu Kräften gekommen bin, hat mir das die Augen geöffnet, dass ich anders mit meinem Leben umgehen muss.“

So habe er entschieden, sein Leben “komplett umzukrempeln und mich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Richtig tief gehen: Was ist falsch gelaufen, wo bin ich falsch abgebogen, warum ist es so gekommen?“, sagte Ullrich und fügte an: “Und dann habe ich mich entschieden, offen damit umzugehen, mit mir ins Reine zu kommen und das mit der Öffentlichkeit zu teilen.“

Der Tour-Sieger von 1997 sprach auch über die Zeit nach dem Dopingskandal von 2006, seine langjährige Weigerung, sich zu einer Dopingvergangenheit zu bekennen sowie über Drogenprobleme und daraus resultierende Exzesse. "Ich war nicht weit weg vom Tod", sagte Ullrich, der im Gegensatz zu zahlreichen seiner damaligen Teamkollegen Doping nie zugab, auch nicht, als 2007 ein Strafverfahren gegen ihn lief, oder 2012, als er nach dem Ende seiner Karriere vom Internationalen Sportgerichtshof CAS für zwei Jahre gesperrt wurde. "Meine Anwälte haben mir empfohlen zu schweigen. Ein Rat, den ich befolgt habe, an dessen Folgen ich aber lange gelitten habe“, fügte er an.

Nachdem ihn seine damalige Frau Sara mit den drei gemeinsamen Kindern verlassen habe, sei er abgestürzt - “so tief, tiefer ging es nicht." Seine Finca auf Mallorca habe sich zu einem “Party-Place“ entwickelt. "Aus Wein wurde Whiskey. Erst eine Flasche am Tag, später bis zu zwei. Es war ein einziges Betäuben, irgendwann brachte einer Kokain mit" und das "macht dich innerhalb kürzester Zeit vom Menschen zum Monster", so Ullrich.

Erst als ein Kontaktverbot zu seinen Kindern drohte, habe er Konsequenzen gezogen. Das sei "der einzige Grund" gewesen, "mich in ärztliche Behandlung zu begeben", sagte Ullrich. Mittlerweile gehe es ihm wieder gut, er sei gesund und froh, “dass ich den Weg zurückgeschafft habe und mit beiden Beinen im Leben stehe.“

Weitere Radsportnachrichten

02.11.2025“Projekt Pidcock“ soll bei Q36.5 ausgebaut werden

(rsn) – Die Tatsache, dass Radprofis sich in ihrer Umgebung wohl und von ihrem Team gesehen fühlen möchten, um für den Arbeitgeber bestmögliche Leistungen abliefern zu können, ist nicht neu im

02.11.2025Degenkolb feiert in Chemnitz ersten UCI-Sieg

(rsn) – Anfang des Jahres noch Austragungsort der Deutschen Crossmeisterschaften, fand in Chemnitz der neunte Lauf zur Cross-Bundesliga statt. Das international ausgeschriebene Rennen war damit in

02.11.2025Mallorca Challenge nimmt Mannschaftszeitfahren ins Programm

(rsn) – Zum fünftägigen Rennprogramm der Mallorca Challenge wird 2026 erstmals ein Mannschaftszeitfahren gehören. Im Süden der Insel soll am 29. Januar, dem zweiten Tag der ohne Gesamtwertung au

02.11.2025Nieuwenhuis in Lokeren eine Klasse für sich

(rsn) – Joris Nieuwenhuis (Ridley) hat bei der X2O Badkamers Trofee in Lokeren seinen zweiten Saisonsieg gefeiert. Der Niederländer war 48 Sekunden schneller als Michael Vanthourenhout (Pauwels Sau

02.11.2025Milan gewinnt Tour-de-France-Kriterium in Singapur

(rsn) – Noch einmal durfte Jonathan Milan (Lidl – Trek) sein Grünes Trikot überstreifen, das er im Sommer bei der Tour de France gewonnen hatte. Beim Singapore Criterium, ausgetragen auf einem 2

02.11.2025Brand baut in Lokeren mit einem Sieg ihre Podiumsserie aus

(rsn) – Einen Tag nach ihrem Auftaktsieg bei der X2O Badkamers Trofee auf dem Koppenberg hat Titelverteidigerin Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions) auch das zweite Event der Serie für sich ents

02.11.2025Neustart für Wagner Bazin WB als Konti-Team

(rsn) – Es geht doch weiter für das Team Wagner Bazin WB. Mitte Oktober meldete Le Dernière Heure, dass beider belgischen Mannschaft die Lichter ausgehen, ein für alle Mal. Doch mittlerweile sieh

02.11.2025Lazkano wehrt sich gegen Doping-Anschuldigungen: “Bin ein sauberer Sportler“

(rsn) – Oier Lazkano hat sein Schweigen gebrochen. Der Spanier, der am 30. Oktober nach Auffälligkeiten in seinem biologischen Pass von der UCI vorläufig suspendiert und daraufhin auch von seinem

02.11.2025Tour of Norway vor dem Aus

(rsn) – Noch zu Beginn des Jahres waren die Schlagzeilen positiv. Die Tour of Norway, als .Pro-Rennen seit Jahren zum UCI-Rennkalender zählend, fügte dem Männerrennen zusätzlich eine Frauenver

02.11.2025Felline verabschiedet sich endgültig

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

01.11.2025UCI will Cyclocross auch außerhalb Flanderns populär machen

(rsn) – Obwohl der Niederländer Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) den Crosssport seit fast einem Jahrzehnt schon dominiert, so schlägt das Herz dieser Disziplin in Flandern. Das muss auc

01.11.2025Van Eenoo: “Alle biologischen Werte schwanken bei jedem“

(rsn) – Der Fall Oier Lazkano schlägt in der Radsportwelt weiter hohe Wellen. Das Team Red Bull – Bora – hansgrohe hat sich nach dem Bekanntwerden von Auffälligkeiten im Biologischen Pass vom

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine