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08.09.2021 | (rsn) - Mit einem Jahr Verspätung finden die Europameisterschaften auf der Straße nun in Trento in Italien statt. Schon 2020 hätte die malerische Hauptstadt des Trentinos die Kontinentalbewerbe austragen sollen, doch in der Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung nach Plouay verlegt. Nun aber sind die Veranstalter in Italien bereit und sie wollen die EM auf eine höhere Bühne legen.
Mit großen Namen können die Veranstalter zumindest aufwarten, so haben Belgiens Wunderkind Remco Evenepoel, Sloweniens zweifacher Toursieger Tadej Pogacar oder Italiens Olympiaheld Filippo Ganna oder die beiden Olympiasiegerinnen Anna Kiesenhofer und Annemiek van Vleuten ihr Kommen zugesagt.
Die 13 Wettkämpfe sind auf fünf Tage kompakt aufgeteilt und mit Ausnahme des Sonntags, wo nur das Straßenrennen der Elitemänner stattfindet, gibt es drei Rennen pro Tag zu sehen. Der Kurs für das Zeitfahren sowie das Straßenrennen ist für alle Kategorien identisch, nur die Elitemänner absolvieren am Sonntag eine knapp 70 Kilometer lange Anfahrtsschleife. Rund um Trento wartet ein 13,2 Kilometer langer Rundkurs. 250 Höhenmeter sind auf jeder Runde zu absolvieren, nach nur zwei Kilometern beginnt der Anstieg auf den Povo, der 3,6 Kilometer lang ist und eine durchschnittliche Steigung von 4,7 Prozent hat. Danach geht es wieder hinunter in die Altstadt.
Den Auftakt am Mittwoch machen die Junioren und Juniorinnen mit ihren Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Teamstaffel, für die neun Nationen gemeldet haben. Titelverteidiger in diesem erst 2019 eingeführten Wettbewerb, wo nacheinander drei Frauen und drei Männer über die 22,4 Kilometer lange Runde fahren, ist Deutschland. Die BDR-Auswahl gehört auch in Trento zu den Mitfavoriten, allerdings haben sie mit den Niederlanden und vor allem auch mit der italienischen Auswahl rund um Ganna sehr starke Konkurrenz. Auch Toursieger Pogacar ist mit Slowenien mit dabei und erstmals hat auch Österreich ein Team bei diesem Rennformat gemeldet.
Bei den Junioren über die Zeitfahrstrecke ist vor allem der Belgier Cian Uijtdebroeks der große Gejagte. In ähnlicher Manier wie vor wenigen Jahren sein Landsmann Evenepoel sauste er bei den Nations Cup-Rennen von Sieg zu Sieg und wird im nächsten Jahr für Bora – hansgrohe in der WorldTour fahren. Bei den Juniorinnen hingegen ist das Rennen um den Zeitfahrtitel ganz offen, nachdem die Britinnen rund um Zoe Backstedt, welche zuletzt den Kampf gegen die Uhr bei der Watersley Challenge, dem einzigen bisher ausgetragenen Nations Cup, souverän gewonnen hatte, an den Europameisterschaften nicht teilnehmen.
Gelingt Ludwig der dritte Titel in Folge?
In der U23 hofft Hannah Ludwig auf den dritten Streich. In den letzten beiden Jahren war die Deutsche die Dominatorin im Einzelzeitfahren bei den Kontinentalmeisterschaften. Sie siegte in Alkmaar 2019 sowie in Plouay 2020 und könnte sich am Donnerstag zum dritten Mal in Folge das Trikot der Europameisterin überstreifen. Bei den Elite-Frauen sind Titelverteidigerin Anna van der Breggen und Olympiasiegerin Annemiek van Vleuten im Zeitfahren nicht am Start, so dass die Schweizerin Marlen Reusser die große Goldfavoritin ist. Die WM- und Olympiazweite befindet sich derzeit in herausragender Form.
Die Deutschen Lisa Brennauer und Lisa Klein werden mit Sicherheit auch um die Toppositionen mitkämpfen, und gespannt sein darf man auch auf den ersten Einsatz der Österreicherin Anna Kiesenhofer. 46 Tage nach ihrem sensationellem Olympiasieg im Straßenrennen ist sie nun im Zeitfahren mit dabei. Vor zwei Jahren in Alkmaar wurde sie Fünfte.
Während es bei den U23-Männern ein großes Feld an Favoriten gibt, ist bei der Elite, die sich ebenfalls am Donnerstag über 22,4 Kilometer mit der Uhr misst, die Sache eindeutiger. Denn mit Remco Evenepoel, Stefan Küng und Filippo Ganna sind auf dem fast flachen Kurs die Favoriten gleich ausgemacht. Aber auch die Dänen Kasper Asgreen und Mikkel Bjerg sowie Küngs Landsmann Stefan Bissegger dürfen sich Medaillenhoffnungen machen.
Die Straßenbewerbe beginnen dann am Freitag mit den Junioren und Juniorinnen sowie der Klasse der U23 Frauen. Bei den Juniorinnen steht mit der Niederländerin Elise Uijen die Titelverteidigerin im Starterfeld. Auf dem mit 250 Höhenmetern gespickten Kurs wird aber sicherlich kein Sprintfinale zu erwarten sein. Bei den Junioren sind natürlich die Niederlande und Norwegen im Hinblick auf die Nations Cup-Rennen die stärksten Mannschaften, aber auch Belgien mit Alec Segaert sowie Uijtdebroeks hat zwei richtig heiße Medaillenkandidaten gemeldet und auch die Teams aus Deutschland und Österreich könnten um die Topplatzierungen mitreden.
Wer schlägt L’Avenir-Sieger Johannessen in der U23?
Lediglich bei den Europameisterschaften gibt es auch Rennen für die U23-Frauen und somit hat sich für den Kurs in Trento ein buntes Feld gefunden, indem mit Laura Stigger eine frühere Juniorenweltmeisterin mit dabei ist. Gemeinsam mit ihrer Landsfrau und aktuellen Mountainbike-Weltmeisterin Mona Mitterwallner will sie das Rennen aufmischen. Vor einer Woche eroberte das rot-weiß-rote Duo Gold und Silber in Val Di Sole bei den Titelkämpfen im Cross-Country.
Auch die Ungarin Kata Blanka Vas sowie die Niederländerin Shirin Van Anrooij haben schon Medaillen auf der Straße und im Querfeldein für ihre Länder geholt. Auch ihnen ist viel zuzutrauen in Trento, wie beide vergangene Woche bei der WorldTour-Rundfahrt Ceratizit Challenge by La Vuelta bewiesen.
Am Samstag greifen dann die U23-Männer in das Geschehen der Straßenrennen ein. Mit zehn Runden auf dem hügeligen Parcours warten 2.500 Höhenmeter auf sie. Der Sieger der Tour de l’Avenir, der Norweger Tobias Johannessen wird dort der große Favorit sein. Allerdings werden die Niederländer wohl alles versuchen, um ihre schnellen Männer für das Finale gut aufzustellen. Diese Taktik sollte auch das deutsche Team wählen, welches mit Maurice Ballerstedt und Michel Heßmann zwei Kapitäne hat. Aufpassen müssen sie auch auf Österreichs Tobias Bayer, der zuletzt bei der Vuelta a Espana Topleistungen zeigte und Italiens Filippo Zana, der vor heimischer Kulisse sicher topmotiviert ist.
Dies gilt im Rennen der Frauen auch für Elena Cecchini und Elisa Longo Borghini. Die große Titelkandidatin ist aber Van Vleuten, die zuletzt die Ceratizit Challenge für sich entscheiden konnte und mit den Ex-Weltmeisterinnen Marianne Vos und Chantal van den Broek-Blaak sowie Demi Vollering mindestens drei Asse als Co-Kapitäninnen im Ärmel hat. Aus deutschsprachiger Sicht sind Lisa Brennauer, Liane Lippert und Marlen Reusser gute Platzierungen zuzutrauen. Auch die Dänin Cecilie Uttrup Ludwig sollte auf dem schweren, klassikerähnlichen Kurs nicht chancenlos sein, genauso wie die Polin Kasia Niewiadoma, die zuletzt starke Form zeigte.
Große Show der Stars am Sonntag beim Straßenrennen der Männer
Das absolute Highlight der EM ist aber am Schlusstag das Straßenrennen der Männer. Angefangen bei Topsprintern wie Alexander Kristoff, Sonny Colbrelli, Sam Bennett, Peter Sagan bis hin zu guten Klassikerfahrern wie Remco Evenepoel, Dylan Teuns, Romain Bardet, Joao Almeida, Matteo Trentin, Gianni Moscon oder eben Toursieger Tadej Pogacar ist ein illustres Feld an Favoriten auszumachen.
Deutschland setzt auf ein sehr junges Team rund um Jonas Rutsch und Jannik Steimle sowie Routinier Simon Geschke. Bei Österreich finden sich unter anderem Felix Großschartner, zuletzt starker Zehnter der Vuelta und Marco Haller im Aufgebot. Die Schweizer haben mit Marc Hirschi und dem Fünften der Spanien-Rundfahrt, Gino Mäder, zwei aussichtsreiche Medaillenkandidaten mit dabei.
WM-Programm:
Mittwoch, 8. September 2021:
09:15 Uhr Einzelzeitfahren Juniorinnen
10:45 Uhr Einzelzeitfahren Junioren
14:30 Uhr Teamstaffel (Mixed)
Donnerstag, 9. September 2021:
09:15 Uhr Einzelzeitfahren U23 Frauen
10:45 Uhr Einzelzeitfahren Elite Frauen
14:15 Uhr Einzelzeitfahren U23 Männer
16:00 Uhr Einzelzeitfahren Elite Männer
Freitag, 10. September 2021:
09:00 Uhr Straßenrennen Junioren
13:50 Uhr Straßenrennen Juniorinnen
16:30 Uhr Straßenrennen U23 Frauen
Samstag, 11. September 2021:
09:00 Uhr Straßenrennen U23 Männer
14:15 Uhr Straßenrennen Elite Frauen
Sonntag, 12. September 2021:
12:30 Uhr Straßenrennen Elite Männer
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