Sechste Medaille für das Deutsche Team

Lippert sprengt am Berg das Feld und sprintet zu EM-Silber

Von Peter Maurer aus Trento

Foto zu dem Text "Lippert sprengt am Berg das Feld und sprintet zu EM-Silber"
Liane Lippert | Foto: Cor Vos

11.09.2021  |  (rsn) - Neben Europameisterin Ellen van Dijk aus den Niederlanden zählte Liane Lippert zu den aktivsten Fahrerinnen des EM-Rennens am Samstagnachmittag in Trento. Völlig verdient wurde die Friedrichshafenerin deshalb auch für ihre mutige Fahrerweise mit der Silbermedaille belohnt. Damit stand die 23-Jährige erstmals auf dem Podest in der Elitekategorie und holte die bereits sechste Medaille für das Deutsche Team.

"Ich freue mich mega, aber hätte natürlich auch gerne gewonnen", erzählte die Vize-Europameisterin im ersten Interview gegenüber radsport-news.com. Als Kapitänin der deutschen Frauen-Mannschaft ging sie auf die 107,2 Kilometer lange Strecke und wurde ihrer Rolle mehr als gerecht. Von Beginn an gehörten die BDR-Fahrerinnen zu den bestimmenden Akteurinnen im Feld.

"Unser Ziel war, mit Instinkt zu fahren und das ist uns auch gelungen. Es hat riesig viel Spaß ohne den Funk gemacht", strahlte Lippert, die zwei Runden vor Schluss mit ihrer Attacke das komplette Feld sprengte. Zuvor waren Romy Kasper, die Italienerin Soraya Paladin sowie die spätere Siegerin van Dijk aus dem Feld gefahren und hatten ein Ausreißertrio gebildet.

Mit knapp einer Minute Vorsprung kreiselten die drei vor dem Feld, dass nicht so richtig mit der Gruppe einverstanden war, aber auch zu wenig tat, um sie wieder einzuholen. Kasper reißen lassen musste und wieder eingeholt war, überraschte Lippert mit ihrer Attacke. "Ich fühlte, dass ich gute Beine habe. Darum versuchten wir den ganzen Tag, das Rennen schwer zu machen", erzählte die Baden-Württembergerin.

Nicht einmal Superstar und Zeitfahrolympiasiegerin Annemiek van Vleuten konnte Lippert hinauf zum Povo-Hügel folgen. Im Alleingang reduzierte sie den Vorsprung bis zur Kuppe auf die mitterweile als Solistin an der Spitze des Rennens fahrende van Dijk. Nur zehn Sekunden trennten die Deutsche und die Niederländerin vor der Abfahrt.

Lippert wusste, dass sie zu den schnelleren der Verfolgergruppe zählte

"Ich bin glücklich, dass ich mich getraut habe, zu attackieren. Hätte ich das nicht getan, hätte ich es sicher bereut. Das gibt mir Selbstvertrauen", meinte die 23-Jährige. Doch trotz des Blickkontakts konnte sie sich nicht mehr an van Dijk heranziehen, während hinter ihr Zeitfahreuropameisterin Marlen Reusser die restlichen Favoritinnen wieder an Lippert heranführte: "Die beiden haben halt doch bergab einen Vorteil gegenüber mir."

Die Anwesenheit von Demi Vollering und van Vleuten in der Verfolgergruppe ließ das Interesse an der Nachführarbeit wieder einschlafen und auch Lippert änderte ihre Taktik: "Ich habe mich dann auf den Sprint fokussiert, wusste, dass ich eine der schnelleren Fahrerinnen in der Gruppe war." Somit wuchs der Vorsprung von van Dijk, der schon auf sieben Sekunden gesunken war, wieder an und die Niederländerin überquerte nach einer Fahrzeit von 2 Stunden und 50 Minuten als Solistin die Ziellinie.

Dahinter tobte dann ein wilder Kampf um die verbleibenden zwei Positionen auf dem Treppchen. "600 Meter vor dem Ziel wollten sich alle gut positionieren und es wurde hektisch. Ich konnte bis auf Kasia Niewiadoma alle auf der rechten Seite überholen und bin hinter ihr in die letzte Kurve eingefahren", erinnerte sich die Deutsche, die dann fast so explosiv wie bei ihrem Angriff am Berg ihr Finale einläutete.

Glücklich trotz Vuelta- Déjà-vu

Lippert eröffnete den Sprint und zog sofort an der Polin vorbei. "Als ich mich umdrehte, sah ich wie die Litauerin immer mehr rankam, aber sie hat mich nicht mehr abgefangen", kommentierte sie ihre letzten Meter beim EM-Rennen. Damit erlebte die 23-Jährige aber ein kleines Déjà-vu, denn vor einer Woche in Spanien ereilte sie das gleiche Schicksal. Auf der 3. Etappe der Vuelta-Challenge gewann sie den Sprint der Verfolgergruppe, auch damals war mit Van Vleuten zuvor eine Niederländerin entwischt.

Das drückte aber nicht auf Lipperts gute, die sich schon auf den nächsten Großeinsatz freut. Auch wenn das BDR-Team noch nicht selektioniert ist, macht sie sich große Hoffnungen auf einen WM-Start im Straßenrennen in Flandern: "Hoffentlich läuft die WM auch gut. Mit dem Ergebnis sieht es sicher ganz gut aus." Auch in dieses Rennen will die deutsche Frauenmannschaft rund um ihre Silbermedaillengewinnerin von Trento recht offensiv reingehen.

"Der Kurs ist natürlich anders, aber wir sind alle super drauf und bei der WM haben wir sogar mehrere Karten, die wir ausspielen können. Denn viele unserer Fahrerinnen mögen die Pflasterrennen", blickte die Friedrichshafenerin voraus. Sie selbst mag die Nordklassiker zwar gerne, sieht ihre Stärken aber woanders: "Ich denke, die Ardennen würden mir mehr entgegenkommen. Kurze und explosive Intervalle kann ich ganz gut." Vielleicht gelingt ihr aber auch bei der WM noch ein weiterer starker Auftritt,. Am Selbstvertrauen mangelt es sicherlich nicht und auch der Instinkt ist gut geschärft mit der nächsten Silbermedaille für das deutsche Team.

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.09.2021Colbrelli: “Matteo sagte mir, ich soll an Evenepoel dranbleiben“

(rsn) - Gerade einmal eine Autostunde von seiner Heimatstadt Desenzano del Garda am Gardasee entfernt, durfte sich Sonny Colbrelli (Bahrain – Victorious) als vierter Italiener in Folge über den Eur

12.09.2021Erst zwei Defekte warfen Rapp aus dem EM-Rennen

(rsn) – Für den schweren Kurs bei der Europameisterschaft in Trento musste der BDR tief in die Fahrerkiste greifen, um eine Mannschaft für das Männerrennen zu finden. Mit Simon Geschke (Cofidis),

12.09.2021Evenepoel trägt Colbrelli wie einen Rucksack zu EM-Gold

Der Italienische Meister Sonny Colbrelli krönte sein starkes Jahr bei der Heim-EM in Trento mit dem Gewinn der Goldmedaille. Im Zweiersprint schlug er überlegen Remco Evenepoel (Belgien). Benoit Cos

12.09.2021Reusser: “Nur der WM-Titel kann meine Saison noch toppen“

(rsn) - 2021 ist definitiv das Jahr der Marlen Reusser. Die 29-Jährige aus dem Berner Mittelland kam erst vor ein paar Jahren überhaupt zum Radsport, wo sie sich nun zur absoluten Weltklassefahrerin

12.09.2021Holt Colbrelli EM-Gold zum vierten Mal in Folge nach Italien?

(rsn) - Erst seit 2016 gibt es die Europameisterschaften im Radsport für die Elitefahrer. Waren die Titelkämpfe zunächst nur widerwillig von den Teams angenommen worden, ist die Veranstaltung dabei

12.09.2021Die Renneinsätze der Fahrer aus deutschsprachigen Ländern

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 ist trotz der Corona-Pandemie in vollem Gang. Wir liefern Ihnen zu Beginn jeder Woche eine Aufstellung über die Einsätze der Profis aus Deutschland, Österreich, der

12.09.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 12. September

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

11.09.2021Lippert gewinnt EM-Silber bei van Dijks Gold-Solo

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour. EM-S

11.09.2021Europameister Thibau Nys – Sohn, TV-Star, Champion

(rsn) - Seine ersten Fernsehauftritte hatte Thibau Nys schon in frühester Kindheit. Während Papa Sven die Crossrennen dominierte, fuhr er am Rande der Strecke mit seinem Kinderrad die Hellingen rauf

11.09.2021Ayuso: “Ich bin ein Bergfahrer mit schnellen Beinen“

(rsn) – Er ist gerade 18 Jahre alt aber schon der kommende Star des spanischen Radsports. Eines Tages soll Juan Ayuso (UAE Team Emirates) in die Fußstapfen der großen Rundfahrer wie Miguel Indurai

11.09.2021Gilbert sauer, weil er bei der EM als Helfer starten soll

(rsn) - Im belgischen Team brennt vor der dem Straßenrennen der EM am Sonntag der Baum! Dabei hat ausgerechnet Topstar Philippe Gilbert das Zündholz in der Hand. Der Klassikerjäger ist sauer, dass

11.09.2021Querfeldeinstar Nys neuer U23-Europameister auf der Straße

Thibau Nys (Belgien) hat sich überraschend zum Europameister auf der Straße gekrönt. Der Sohn von Querfeldeinlegende Sven Nys war im Sprint der schnellste einer siebenköpfigen Ausreißergruppe und

Weitere Radsportnachrichten

19.07.2025Vingegaard: “Die Tour ist alles andere als vorbei“

(rsn) – Die Platzziffern waren dieselben, wie am Vortag in Hautacam. Doch das Auftreten und die Stimmung von Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) unterschieden sich nach der zweiten Niederlage

19.07.2025Mühlberger hofft bei der Tour “auf den Tag unseres Lebens“

(rsn) - An den beiden Ruhetagen der Tour de France zwischen den 21 Etappen nehmen die Profis raus. Sie genießen die Tage mit der Familie – falls angereist - Massagen, viel Schlaf, den einen oder an

19.07.2025Evenepoel hart zu sich selbst: “Das war einfach wirklich schlecht“

(rsn) – Als sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) die bis zu 16 Prozent steilen letzten Meter auf der Startbahn des Altiports von Peyragudes hinaufquälte, kam es zur Demütigung: Der zwei Mi

19.07.20255.000 Höhenmeter: Paukenschlag zum Abschluss der Pyrenäen-Tage

(rsn) - Die Tour de France macht zum Finale der Pyrenäen-Trilogie den fast schon obligatorischen Besuch in Pau, wo die 14. Etappe startet. Von dort geht es auf 183 Kilometern nach Luchon-Superbagnèr

19.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

18.07.2025Lipowitz endgültig im Kampf ums Tour-Podium angekommen

(rsn) – Bei Red Bull sind sie ruhig geblieben. Zeitverluste an den ersten Tagen? Egal. Hauptsache nicht gestürzt. Rang acht und neun nach zehn Etappen, dreieinhalb Minuten hinter dem Gelben Trikot

18.07.2025Aerorad für den Sieger, Zeitfahr-Set-Up für die Platzierten

(rsn) - Zeitfahren sind Technikschlachten. Bergzeitfahren umso mehr. Denn es gilt, auch konfligierende Variablen in eine gute Balance zu bringen. Eine ziemlich harte Herausforderung in dieser Hinsicht

18.07.2025Highlight-Video der 13. Etappe der Tour de France

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat auch im Bergzeitfahren der Tour de France die Konkurrenz düpiert. Der Weltmeister entschied im Gelben Trkot die 13. Etappe über 10,9 Kilometer

18.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 13. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

18.07.2025Lipowitz: “Die letzten zwei Kilometer waren eine richtige Qual“

(rsn) – Mit seinem vierten Etappensieg hat Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) seine Führung im Gesamtklassement der Tour de France weiter ausgebaut. Der Weltmeister war nach 10,9 Kilometern v

18.07.2025Pogacar dominiert auch das Bergzeitfahren der Tour de France

(rsn) – Der Lack ist ab bei Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) – allerdings nur an seinem Rad, mit dem er das 10,9 Kilometer lange Bergzeitfahren auf der 13. Etappe der Tour de France von Lo

18.07.2025Nach Sturz auf 8. Tour-Etappe läuft es bei Rutsch immer besser

(rsn) – Während für seinen Teamkollegen Georg Zimmermann nach dem Sturz auf der 9. Etappe die 112. Frankreich-Rundfahrt bereits beendet ist, kämpft sich der schon tags zuvor zu Fall gekommene Jon

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Visegrad 4 GP Czech Republic (1.2, CZE)
  • Giro della Valle d`Aosta - (2.2u, ITA)