Windschattenfahren, PowerUps und Co.

Tipps und Tricks zum Zwift-Racing von Tanja Erath

Von Felix Mattis und Tanja Erath

Foto zu dem Text "Tipps und Tricks zum Zwift-Racing von Tanja Erath"
Tanja Erath | Foto: Thomas Maheux / Team Canyon//SRAM

06.05.2020  |  (rsn) - Tanja Erath (Canyon - SRAM) weiß, was sie tut, wenn sie in dieser Woche bei der Zwift Tour for All in die Pedale tritt. Die 30-Jährige hat sich im Herbst 2017 in der Zwift Academy durchgesetzt und als Siegerin des Talent-Scouting-Formats einen Profivertrag bei Canyon - SRAM ergattert. Und auch wenn Erath in den vergangenen beiden Jahren mehr Straßen- als Online-Rennen gefahren ist, so kennt sie sich in der virtuellen Welt auf Watopia, in Innsbruck, Richmond, London und Co. sehr gut aus.

Vor gut einer Woche gewann sie den zweiten Lauf der deutschen GCA Liga und am Montag wurde sie bei der Premiere der international top besetzten Tour for All hinter Assen wie Marianne Vos (CCC - Liv) und Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) Achte - obwohl sie zwischenzeitlich ihre W-LAN-Verbindung verloren und so eine halbe Minute eingebüßt hatte. Auch am Dienstag auf dem hügeligen Kurs von Richmond belegte sie Rang acht.

Es gibt in Deutschland wohl keinen Straßenprofi, der sich besser eignet, um nach essenziellen Tipps fürs e-Racing auf Zwift zu fragen. Also hat radsport-news.com genau das gemacht.

Smarttrainer, Bildschirm - das ist klar: Aber worauf sollte man beim Set-Up daheim achten?

"Gute Kühlung. Man läuft sonst sehr schnell heiß. Ich sitze direkt vor dem offenen Fenster und habe einen Ventilator an. Dazu kühle Getränke, das Trikot vielleicht vorher nass machen. Wenn ich nicht per Webcam live im Stream bin, fahre ich nur im Sport-BH. Außerdem ist ein Handtuch auf dem Lenker essenziell, weil man sonst abrutscht, so schweißnass wird alles. Bei längeren Rennen sollte man sich außerdem ein Gel in greifbare Nähe legen, und natürlich muss auch der Laptop oder das Tablet so nah stehen, dass man gut an die PowerUp-Taste kommt."

PowerUps - welche sind am besten, wie geht man mit ihnen um?

"Wenn man in einem flachen Rennen ein Aero-PowerUp oder in einem bergig-hügeligen Rennen eine Feder bekommt, muss man sich immer gut überlegen, ob man es einsetzt oder fürs Finale aufhebt. Denn beim nächsten Sprint oder der nächsten Zieldurchfahrt kann man in der Verlosung ja auch leer ausgehen. Auf der anderen Seite: Zum Beispiel drei Runden kein PowerUp einzusetzen bedeutet auch, auf mehrere potenzielle, kurze Verschnaufpausen zu verzichten. Es ist immer ein Pokerspiel. Für Punkte an Zwischensprints kann aber zum Beispiel auch der Geist mal gut sein, wenn man früh eröffnen und sich so eine Lücke reißen will, ohne dass die Anderen es bemerken - oder der Burrito (bei dem die Gegner keinen Windschatten erhalten, d. Red.)."

Wie wichtig ist Streckenkenntnis?

"Es ist wie bei den großen Klassikern auf der Straße: Die wichtigen Punkte der Strecke sollte man auf jeden Fall kennen. Denn wenn man den rechtzeitigen Antritt für eine kurze Rampe verschläft, ist man schneller raus aus dem Feld und seinem Windschatten als man gucken kann. Außerdem sollte man sich ruhig auch mal ein anderes Rennen auf der jeweiligen Strecke angeguckt haben. Denn tendenziell hat jede Strecke ihre eigene Dynamik, die in den Rennen dort immer wieder gleich ist. Auf dem Innsbruckring zum Beispiel weiß ich, dass man meistens wieder mit einer größeren Gruppe zurückkommen kann, auch wenn man am Leg Snapper ein paar Sekunden Abstand zugelassen hat."

Wie anders ist das Timing im Zielsprint? Man sagt, man müsse früher lossprinten, schon 500 Meter vor der Linie?

"Ich eröffne eher spät. Bei den Rennen, die ich gesehen habe, hatte ich das Gefühl, dass oft diejenigen, die früh eröffnen, noch eingehen. Wenn man 500 Meter vor dem Ziel losfährt, ist es auch auf Zwift eher schwierig. Da kommt normalerweise immer noch jemand von hinten mit einem Aero-PowerUp vorbei. Klar: Durch die kleine Verzögerung muss man aufpassen, dass man nicht zu spät startet. So ein 150-Meter-Sprint, wie es auf der Straße vielleicht ideal wäre, der ist bei Zwift tendenziell eher zu kurz. Aber 500 sind zu lang. Das hat man am Montag bei der Tour for All auf dem Innsbruckring auch gut sehen können, bei Frauen wie Männern."

Stimmt es, dass der Windschatteneffekt stärker ist, als auf der Straße? Solo-Ausreißversuche scheinen sehr schwer möglich zu sein.

"Ich kann es nicht genau sagen, aber ich glaube nicht. Dass man allein nicht wirklich wegkommt, liegt einfach daran, dass das Feld auf Zwift nicht nachlässt oder jemanden fahren lässt. Wenn das Feld auf der Straße mit 50 km/h weiterfährt, kommt auch niemand weg. Es liegt also eher an der kürzeren Renndistanz und dem daher höheren Grundtempo. Im Gegenteil: Im Feld kann man auf der Straße hinten auch mal die Beine hochnehmen und rollt trotzdem dank des Windschattens weiter mit. Aber wenn du das auf Zwift machst, bist du ruckzuck abgehängt."

Windschattenfahren ist eine Kunst für sich, wenn man den Vordermann nicht real vor Augen hat. Wie bleibt man trotzdem direkt am Hinterrad?

"Das ist tatsächlich eine Übungssache. Man bekommt ein Gefühl dafür, was passiert, wenn man ein paar Watt mehr oder weniger fährt. Und man lernt, auf die Zahlen der Anderen zu achten, um seine eigene Leistung entsprechend anzupassen. Wenn die Fahrerin vor mir zum Beispiel 5,1 Watt pro Kilogramm fährt, versuche ich 4,5 bis 4,8 W/kg zu fahren, um hinter ihr zu bleiben. Aber es ist immer ein bisschen ein Jojo-Effekt und etwas unrhythmischer als draußen."

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