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11.12.2019 | (rsn) - Vor zwei Jahren füllte der Giro d’Italia mit dem Start in Israel einen weißen Flecken auf der Karte des Weltradsports. Seit Montag nun Montag ist es fix, dass das Land im Nahen Osten ab 2020 mit einem Team in der WorldTour vertreten ist. Die Israel Cycling Academy wird unter dem neuen Namen Israel Start-up Nation künftig in der ersten Liga des Radsports mitmischen.
Im 30-köpfigen Kader finden sich auch vier Profis aus Israel. Darunter Guy Sagiv, den eine lange und ganz besondere Geschichte mit dem Team verbindet. Nach dem Rücktritt von Roy Goldstein ist er der einzige Fahrer, der schon 2015 im Gründungsjahr mit dabei war. "Zu Saisonbeginn wollten sie mich damals noch nicht verpflichten. Das lag aber daran, dass ich noch einen Teil meines Militärdienstes zu absolvieren hatte", erinnerte sich der mittlerweile 25-Jährige im Gespräch mit radsport-news.com. Drei Jahre lang sind die israelischen Männer zum Wehrdienst verpflichtet, die Frauen zwei Jahre.
Im Juni 2015 gewann Sagiv allerdings die Israelischen Meisterschaften vor den Fahrern des Cycling Academy Teams, das eine Kontinental-Lizenz besaß. "Am Tag danach hat mich das Management angerufen und gefragt, ob ich nicht für sie fahren will", erzählte Sagiv, der seitdem zum Team gehört.
Geboren ist er übrigens in Namur in Belgien. Seine Eltern lebten und arbeiteten in der Wallonie, aber im Alter von drei Jahren ging es zurück in die Heimat. Über den Mountainbikesport fand er auf das Rennrad, mittlerweile lebt Sagiv gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Girona in Spanien. In der ersten Jahreshälfte sind beide im Meistertrikot von Israel unterwegs und beide auf der WorldTour. Denn Omar Shapira fährt seit 2019 für das deutsche Frauenteam Canyon – SRAM.
Geschichte für sein Heimatland schrieb Sagiv vor zwei Jahren beim Giro d’Italia. Die 101. Austragung der Italien-Rundfahrt startete in Israel und die 2017 in die ProContinental-Liga aufgestiegene Mannschaft debütierte bei ihrer ersten GrandTour. "Schon der Start in Jerusalem war eines meiner Karrierehighlights. Es ist einzigartig, seine erste GrandTour in seinem Heimatland zu beginnen. Es ist schwer zu erklären, aber ich war extrem stolz auf mich und mein Land", so Sagiv, der gemeinsam mit seinem Teamkollegen Guy Niv als einer von zwei israelischen Fahrern in die erste GrandTour des Jahres ging.
Grande Partenza als Initialzündung
Am Ende schaffte es Sagiv als einziger des Duos bis nach Verona. Als 141. der Gesamtwertung hatte er für sein Land Geschichte geschrieben. Er beendete den Giro d’Italia als erster Israeli und war überrascht, dass dies sogar in seiner Heimat Anklang fand: "Eigentlich dachte ich, dass, wenn der Giro Israel verlässt, das Rennen kein Thema mehr ist. Aber die Leute haben auch den Rest des Giros verfolgt und ich werde heute noch auf der Straße darauf angesprochen."
Nach Sagivs Überzeugung unterstreicht dies, welchen Eindruck das Team in Israel hinterlässt und welche Rolle es bei der Entwicklung des Rennradsports spielt. "Ich konnte die Entwicklung des Teams von innen aus verfolgen und es ist schon unglaublich, was wir für Schritte in dieser kurzen Zeit gemacht haben. Es hat sich nicht nur das Niveau des Teams mehrmals geändert, sondern auch die Qualität mit der wir in die Rennen gehen", betonte er.
Dass der Grande Partenza des Giro eine große Initialzündung für den israelischen Radsport war, dessen ist sich Sagiv auch: "Seit 2018 ist eine Radsportwelt bekannt dort, vorher kannten sie unser Team nicht wirklich." Doch der Funke sprang über und Sagiv registriert, wenn er mal wieder in Israel unterwegs ist, immer mehr Radsportler in den Trikots der Cycling Academy: "Es wird viel gemacht und der Hunger auf den Radsport ist groß. Die Leute wollen Räder kaufen, Rennen fahren. Das Team arbeitet auch an den Wurzeln mit Schulprojekten. Es herrscht viel Bewegung."
Mit der WorldTour-Lizenz öffnete sich nun für das Team die ganz große Radsportwelt. Um an den größten Rennen teilzunehmen, benötigt es nicht mehr die Hilfe einer Wildcard. Sagiv sieht darin auch den nächsten großen Schritt für den israelischen Radsport. "Die Tour de France ist das größte Rennen der Welt. Es wäre vor allem für unsere junge Generation wichtig, zu sehen, dass man es auf das höchste Level schaffen kann. Mein Ziel ist ein Tourstart", erklärte er, fügte aber an: "Aber nicht um alle Kosten. Ich habe noch eine lange Karriere vor mir. Ich werde mein Bestes geben, aber sicherlich keinen Start erzwingen wollen."
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