Zweiter WorldTour-Klassikersieg in vier Tagen

Gegen Wild wächst auch in Wevelgem kein Kraut

Von Felix Mattis aus Wevelgem

Foto zu dem Text "Gegen Wild wächst auch in Wevelgem kein Kraut"
Kirsten Wild (WNT-Rotor) Gent-Wevelgem der Frauen gewonnen. | Foto: Cor Vos

31.03.2019  |  (rsn) - Wie in De Panne, so in Wevelgem: Kirsten Wild (WNT - Rotor) hat innerhalb von vier Tagen ihren zweiten WorldTour-Sieg hintereinander eingefahren und sich auch am Ende des 137 Kilometer langen Eintagesklassikers Gent-Wevelgem erneut vor ihrer Landsfrau Lorena Wiebes (Parkhotel Valkenburg) durchgesetzt. Dritte wurde diesmal die Italienerin Letizia Paternoster, deren Team Trek - Segafredo das Feld auf die letzten Meter führte, ehe Paternoster dann den richtigen Moment zum Lossprinten verpasste.

"Die Schilder mit den Meterangaben kamen schneller als ich dachte, und plötzlich merkte ich: Oh, nur noch 150?! Ich muss losfahren!", lachte Wild, die den Gegenwind-Sprint von Wevelgem eröffnete und ähnlich souverän wie am Donnerstag in De Panne gewann. "Es war ein schwieriger Sprint. Ich habe Lisa Brennauer aus dem Leadout verloren, weil sie zwei Platten und deshalb am Ende keine Kraft mehr hatte. Aber sie hat mich in die richtige Position gebracht, und ich musste es nur zu Ende bringen."

Mit ihrem zweiten souveränen Sprintsieg gegen beinahe die gesamte Sprinter-Konkurrenz des Frauen-Pelotons, einzig Jolien D'Hoore (Boels - Dolmans) fehlt derzeit verletzt, unterstrich Wild auch eindrucksvoll, was bereits in De Panne klar zu sein schien: Sie hat den Thron als Königin der Sprinterinnen fest in ihren Händen - auch wenn sie sich im Sieger-Interview nicht grundsätzlich als beste Sprinterin bezeichnen lassen wollte. "Heute und letzte Woche, ja", sagte sie grinsend.

Doch wie ebenfalls bereits in De Panne angedeutet, scharrt die nächste Generation schon mit den Hufen, um die 36-Jährige bald anzugreifen und abzulösen: Wiebes ist 20, Paternoster sogar erst 19. Entsprechend war es der Italienerin auch zu verzeihen, dass sie die perfekte Vorarbeit ihres Teams - Ellen van Dijk führte das Feld bis 500 Meter vor dem Ziel, danach fuhr Lotta Lepistö das Leadout für Paternoster - nicht in einen Sieg ummünzte.

"Als Kirsten vorbeikam, dachte ich nur: Es ist zu spät, es ist zu spät", erklärte Paternoster im Ziel lächelnd. "Aber ich habe mein Maximum gegeben und ich lerne von meinem wirklich starken Team sehr viel."

Wiebes übernimmt Nachwuchstrikot, Bastianelli Gesamtführende

Ärgern darüber, erneut gegen Wild verloren zu haben, wollte sich auch Wiebes nicht. "Es ist wirklich schön zu spüren, dass ich um Siege sprinten kann", sagte sie und gab zu, dass sie sich hauptsächlich an Wild orientiert hatte: "Sie hat den Sprint eröffnet, also bin ich auch losgefahren." Wiebes durfte neben dem zweiten Platz auch als neue Spitzenreiterin in der WorldTour-Nachwuchswertung aufs Podium.

Die WorldTour-Gesamtwertung führt nach dem fünften Rennen weiterhin Marta Bastianelli (Virtu Cycling) an. Die italienische Ex-Weltmeisterin und Mutter, die von Sommer 2008 bis Sommer 2010 wegen Dopings mit dem Anorektikum Fenfluramin gesperrt war, verpasste zwar die Titelverteidigung in Wevelgem, behauptete ihr Lila Trikot aber um zehn Punkte gegenüber Wild.

Nach ihrem dritten Rang im Vorjahr arbeitete die Deutsche Lisa Klein (Canyon - SRAM) im Finale diesmal für ihre italienische Teamkollegin Elena Cecchini, die Achte wurde, und rollte dann selbst als 31. ins Ziel - trotzdem als beste Deutschsprachige. Im 87-köpfigen Hauptfeld saßen außerdem Charlotte Becker (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope / 68.) und Lisa Brennauer (WNT - Rotor / 73.) sowie die Österreicherin Sarah Rijkes (WNT - Rotor).

Kasper erst im Solo, dann gestürzt

Entgegen aller Erwartungen sorgte der durchaus nicht schwache Wind mit Geschwindigkeiten um die 25 km/h nicht für Windstaffeln, und auch die sechs Anstiege - je zweimal über Baneberg, Kemmelberg und Monteberg - konnten keinen großen Schaden anrichten, so dass auf den letzten 25 flachen Kilometern zum Ziel ein sehr großes Feld wieder zusammenlief. Zwar erfolgten weiterhin viele Attacken einzelner Fahrerinnen, doch niemand konnte sich entscheidend lösen.

Im früheren Rennverlauf hatten einzig Romy Kasper und ihre italienische Teamkollegin Anna Trevisi (Ale Cipollini) zu Solofahrten für einige Kilometer angesetzt. Kasper hatte kurzzeitig eine knappe halbe Minute Vorsprung, wurde vor der zweiten Kemmelberg-Passage aber wieder eingeholt und stürzte kurz darauf schwer. Die 30-Jährige konnte das Rennen aber beenden, wenn auch erst mit 13 Minuten Rückstand auf Siegerin Wild.

Endstand: 
1.
Kirsten Wild (WNT - Rotor)
2. Lorena Wiebes (Parkhotel Valkenburg) s.t.
3. Letizia Paternoster (Trek - Segafredo)
4. Marta Bastianelli (Team Virtu)
5. Amy Pieters (Sunweb)
6. Lotte Kopecky (Lotto Soudal Ladies)
7. Michaela Balducci (Aromitalia Vaiano)
8. Elena Cecchini (Canyon - SRAM)
9. Elisa Balsamo (Valcar Cylance)
10. Marta Cavalli (Valcar Cylance)

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