P&S-Sportdirektor Lars Wackernagel:

"Es ist wieder interessant, nach Thüringen zu gehen"

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Lars Wackernagel (P&S Team Thüringen) | Foto: Wackernagel

19.10.2016  |  (rsn) - Nach dem Aus der Nachwuchsschmiede Thüringer Energie Team Ende 2013 schickt sich das P&S Team Thüringen an, die damals entstandene Lücke zu schließen. Mit Konrad Geßner, der zur Saison 2017 zu rad-net Rose wechseln wird, gibt der Rennstall aus Thüringen bereits ein erstes Talent an eine höherklassige Mannschaft ab. Im Interview mit radsport-news.com spricht der Sportliche Leiter Lars Wackernagel über das Projekt, das zunächst "belächelt" und "heftig kritisiert" worden sei, und über eine überaus erfolgreiche Saison 2016, zu der vor allem U23-Vize-Meister Geßner beitrug.

Sie hatten bereits vor der Saison gesagt, dass Konrad Geßner Potenzial hat. Waren Sie von seinen Leistungen dann doch überrascht?

Wackernagel: Um ganz ehrlich zu sein, es war für mich wirklich keine Überraschung. Wir haben jetzt das abgerufen, was sich 2015 immer wieder angedeutet hat. Natürlich muss auch das nötige Glück immer dazu gehören. Andere Fahrer im Team waren auch sehr stark unterwegs, hatten teilweise aber weniger Glück als Konrad. Fakt ist, dass das Team sich entwickelt hat. Durch den dritten Platz im ersten Bundesligarennen in Cadolzburg war für Konrad der Startschuss wahrscheinlich gegeben und der Radsportgott hat ihn gut durch die Saison 2016 kommen lassen.

Geßner wird das Team verlassen. Wann wussten Sie, dass er nicht mehr zu halten sein würde?

Wackernagel: Schon zu unserer Teampräsentation im April sagte ich ganz klar, dass ich den nächsten Schritt von Konrad erwarte, da er auch dazu bereit war. Wir wussten, dass nach seinem Sieg bei Eschborn-Frankfurt der U23 es nun langsam ernst werden könnte, was seine weitere Zukunft anbelangt. Einiges an Interesse hatte sich schnell ergeben und das was ich für Konrad tun konnte, habe ich getan. Darüber waren wir uns auch schnell einig und ich stand dem Ganzem nie im Weg. Ganz im Gegenteil.

Dass Geßner so eingeschlagen und sich so entwickelt hat, macht Sie als Sportlichen Leiter sicher stolz. Was fehlt dem P&S Team Thüringen noch, um eine richtige Talentschmiede etwa im Stil des früheren Thüringer Energie Teams zu werden?

Wackernagel: Ich möchte nicht von "fehlen " sprechen, sondern eher darüber, was wir haben und was auch hinter uns liegt. Ein Weg, der nach dem Ausscheiden des Thüringer Energie Teams alles andere als einfach war. Ich fing mit damals drei sehr talentierten Rennfahrern an, die aus dem Junioren Stevens Team zu mir in die U23 hoch gekommen sind. Einer davon war auch Konrad. Nach und nach fanden vereinzelte Fahrer wieder den Weg nach Erfurt. Die ersten Niederlagen in der U23-Klasse mussten verkraftet werden. Alles war sehr weit weg von Fahrern wie etwa Andre Greipel, der in seiner U 23-Zeit ja auch durch die Thüringer Schule gegangen ist. Viele Stimmen wurden laut, die das junge Team immer wieder mit vergangenen Mannschaften verglichen, teilweise belächelten und heftig Kritik an der etwas anderen Trainingsmethodik äußerten. Auch ich als Trainer musste sehr viel wegstecken, da viele Beobachter Noten verteilten und es nicht schnell genug zu gehen schien, um Erfolge vergangener Tage zu erreichen. Ich habe das alles von den jungen Fahrern ferngehalten, die sich Rennen für Rennen versuchten zu verbessern. Dann kam aber der eine oder andere Achtungserfolg und es ging bergauf.

Und wie wird die zukünftige Ausrichtung sein?

Wackernagel: Die Sponsoren und auch ich wollen das Projekt genau so weiter führen: junge Fahrer Stück für Stück auf die Härte dieses Sportes vorbereiten, um im zweiten und dritten U23-Jahr in wichtigen Rennen wie der Radbundesliga erste Erfolge zu erreichen. Dafür ist im Moment alles da. Es gibt mit P&S (Metalltechnikfirma aus Sachsen, d. Red.) einen Sponsor, dessen Herz für den Nachwuchsradsport schlägt. Davon können auch 2017 junge Fahrer profitieren. Auch alle kleineren Sponsoren sind mit dem Team gewachsen und haben auch nicht nach dem ersten Jahr gleich die Nerven verloren, sondern sind weiter dabei geblieben. Wir können uns immer wieder nur für dieses Vertrauen bedanken.

Geßner hat dem Team sehr viel Aufmerksamkeit gebracht. Konnten Sie davon etwa auch in Form von Sponsoren- oder auch Fahreranfragen profitieren?

Wackernagel: Darauf ein ganz klares Ja. Allein der Hauptsponsor hat sein Budget für 2017 schon sehr zeitig in der Saison zugesichert und somit das Fortbestehen des Teams mit weiterer Option gesichert. Es sind Partner der Privatwirtschaft im Raum Erfurt dazu gekommen, die es unter anderem ermöglichen, dass der Fuhrpark unseres Teams gesichert sein wird und dieser nicht mehr vom Gesamtbudget finanziert werden muss. Auch was das Radmaterial anbelangt, hat der Ausrüster tief in seine Tasche gegriffen, um für die Fahrer gutes Material an den Start zu bringen. Die Blume wurde über die Jahre immer gegossen und auch in schwierigen Zeiten am Leben gehalten. Für mich ist es eine sehr große Ehre, dass Leute aus der Privatwirtschaft unser Team unterstützen. Ebenso gibt es auch mit dem Thüringer-Radsportverband einen Kooperationspartner, der auch über 2017 hinaus das P&S-Team-Thüringen unterstützen wird. Sehr viele interessante Bewerbungen sind eingegangen von Fahrern, die auch schon in der Juniorennationalmannschaft unterwegs sind. Das ist für unsere Arbeit natürlich sehr wichtig und auch ein erstes wichtiges Zeichen. Für junge Fahrer wird es wieder interessant, den Weg nach Thüringen zu gehen. Kurz: Unser Projekt wird wahrgenommen.

Geßner wird sich rad-net Rose anschließen. Wie kam es dazu?

Wackernagel: Ralf Grabsch (Bundestrainer U23, d. Red.) und ich kennen uns schon seit unserer gemeinsamen Zeit beim Team Wiesenhof. Der Kontakt ist auch nie abgerissen. Wir haben uns schon sehr früh in der zurückliegenden Saison über die Möglichkeit eines Wechsels unterhalten und Ralf hat auch sehr schnell sein klares Interesse an Konrad gezeigt. Bei anderen möglichen Optionen habe ich das, was ich tun konnte, mit eingebracht. Schnell war aber klar, dass rad-net Rose die beste Option sein würde. Ich habe geholfen, richtig, aber ganz klar war Konrad derjenige, der es auf dem Rad mit seinen Teamkollegen zusammen umsetzen musste, um das Interesse guter Teams zu wecken.

Was trauen Sie Geßner bei seinem neuen Team zu?

Wackernagel: Durch den Weggang von Pascal Ackermann sticht Konrad natürlich in eine Lücke rein, die es dann gilt zu nutzen. Konrad ist gegen Pascal ja viele Male um den Sieg gesprintet. Da hat man sein Potenzial gesehen. Konrad kann seine eigenen erlernten Fähigkeiten und Erfahrungen mit in sein neues Team einbringen und ich bin davon überzeugt, dass er seine Chance bekommen wird. Weiter an sich, seinen Stärken und Schwächen arbeiten, wird das Motto sein, um den nächsten Schritt zu schaffen. All die Leute, die ihn bis hier her unterstützt und gefördert haben, wünschen Konrad alles erdenklich Gute. Ich bin sehr stolz auf ihn und auf unser ganzes Team, das sich schon so viele Lorbeeren erkämpft hat.

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