Italiener plant Comeback für Ende März

Baroncini: “Ein Wunder, dass ich noch lebe und sehen kann“

Von Kevin Kempf

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Filippo Baroncini (UAE - Emirates - XRG) | Foto: Cor Vos

25.12.2025  |  (rsn) – Am 6. August stürzte Filippo Baroncini (UAE – Emirates – XRG) bei der Polen-Rundfahrt (2.UWT) schwer. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt und es wurde um sein Leben gefürchtet. Der U23-Weltmeister von 2021 überlebte, wurde zwei Wochen nach dem Unfall aufgeweckt und stieg Ende Oktober schon wieder erstmals aufs Rad.

Weitere zwei Monate später war Baroncini schon wieder beim Mannschaftstrainingslager dabei, wo das belgische Sportportal Sporza mit ihm über seinen Unfall sprach. “Ich hatte einen gebrochenen Kiefer, eine gebrochene Nase und bin der Blindheit nur knapp entronnen. Ich traue mich immer noch nicht, mir die Fotos von kurz nach meinem Sturz anzusehen“, gestand der Italiener. Im Rahmen der WorldTour-Rundfahrt war er mit einer Mauer kollidiert.

“Ich erinnere mich noch an alle Details des Sturzes. Bei einer gefährlichen Abfahrt lag in einer Kurve viel Schotter. Ich habe die Kontrolle über mein Fahrrad verloren und leider ging ich dann an dieser Stelle zu Boden“, blickte er zurück. Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) war ebenfalls in den Sturz verwickelt. Er erkannte den Ernst der Lage und wies seinen eigenen herbeigeeilten Teamarzt an, sich um seinen Gegner zu kümmern. “Ich bin beiden noch immer sehr dankbar“, erklärte Baroncini.

Physische Wunden

Weniger positiv erzählte er über die polnischen Hilfskräfte. “Etwas nagt immer noch an mir. Ich lag 45 Minuten im still stehenden Krankenwagen“, erinnerte er sich. “Unverständlich, wenn man weiß, in welchem Zustand ich mich befand. Letztlich war es derselbe Mannschaftsarzt von Ineos, der die Sanitäter gebeten hat, sich endlich zu beeilen und mich ins Krankenhaus zu bringen“, so Baroncini weiter. Im Krankenhaus angekommen wurde er am Schlüsselbein operiert, vor allem die vielen Brüche im Gesicht hätten den Ärzten aber Sorgen bereitet, berichtete der 25-Jährige.

Sein Vater und sein Bruder seien direkt nach Polen gereist und hätten tagelang an seinem Bett gesessen und ihm bei schlafen zugesehen, erzählte Baroncini, der noch immer schlafend im Flugzeug nach Italien transportiert wurde. Erst dort erfolgte ein elfstündiger Eingriff am Gesicht des UAE-Profis. “Als ich nach zwei Wochen wieder aufwachte, wusste ich, dass es ein Wunder ist, dass ich noch lebe und dass ich noch sehen kann“, befand er. “Wegen meiner Rennbrille brach meine Nase, die gleiche Brille hat aber mein Augenlicht gerettet. Ich bin nur ein paar Millimeter an der Blindheit vorbeigeschrammt.“

Psychische Wunden

Nach wochenlanger Reha im Schwimmbad drehte er am 28. Oktober bei den Teamtagen von UAE – Emirates – XRG in Abu Dhabi erstmals wieder eine Runde auf dem Rad. Im Mannschaftstrainingslager war er vollständig dabei. “Natürlich muss ich mich mehr quälen als die anderen, weil meine Form noch lange nicht gut ist. Aber ich weiß, dass ich Geduld haben muss“, so Baroncini, dessen körperliche Genesung besser verläuft als die psychische: “Ich habe immer noch nicht den Mut, mir die Fotos von der Zeit direkt nach meinem Sturz anzuschauen. Ich kann diese Konfrontation, mein schwerbeschädigtes Gesicht zu sehen, nicht ertragen.“

Er sei darum vor kurzen mit einer psychologischen Behandlung begonnen, um die Erfahrung des Sturzes vergessen zu können. “Wenn er in meinem Kopf bleibt, kann ich keine Leistung mehr bringen“, urteilte Baroncini. Er hofft, Ende März wieder ins Renngeschehen zurückzukehren. “Wenn ich mit einem starken Kopf durch diese Zeit komme, beginnt für mich eine neue Karriere“, blickte er voraus. Seine erste Karriere verlief nach dem WM-Titel zunächst schleppend, nahm aber mit dem Sieg bei der Super 8 Classic (1.Pro) 2024 und dem bei der Belgium Tour (2.Pro) 2025 Fahrt auf.

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