Streckenvorschau 70. Vuelta a España

Gewohnt hart, aber trotzdem viel Neues

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Vuelta a España 2013 | Foto: Cor Vos

21.08.2015  |  (rsn) - Wenn man nur die Zahlen betrachtet, erinnert die Spanien-Rundfahrt 2015 an die Austragungen der vergangenen Jahre: Neun Bergankünfte sind zu bewältigen, ein wahres Kletter-Festival - und der Startschuss fällt mal wieder ganz unten im Süden.

Doch der dramaturgische Aufbau ist ungewohnt, denn: Gleich fünf der Bergankünfte warten vor dem ersten Ruhetag und die Letzte steht bereits auf der 16. Etappe an, anstatt am vorletzten Tag, wie es sich in den letzten Jahren bei allen drei Grand Tours eingebürgert hat. Und noch etwas ist speziell: Alle neun Bergankünfte sind erstmals Etappenziele der Spanien-Rundfahrt.

Los geht es aber in Andalusien, genauer in Marbella mit einem lediglich 7,4 Kilometer kurzen Mannschaftszeitfahren, das durch seine Streckenführung über einen teilweise sandigen und teilweise holzigen Radweg auf eine enge Plattform am Strand bei den ersten Besichtigungen am Donnerstag bereits für negative Schlagzeilen sorgte. Auch wenn die Distanz kurz ist, kann durch Defekte oder Stürze hier schon viel passieren.

Auch die folgenden drei Etappen spielen sich in der Region rund um Marbella ab, mit Ankünften in Caminito del Rey, Malaga und Vejer de la Frontera, wobei in Caminito del Rey bereits ein drei Kilometer langer Schlussanstieg wartet. Malaga ist eine echte Sprinteretappe, während Vejer de la Frontera mit einem hügeligen Finale aufwartet und auch die letzten 500 Meter ansteigen.

Eine weitere Sprintetappe nach Alcala de Gaudaira führt das Peloton am fünften Rundfahrttag von der Mittelmeerküste weg ins Landesinnere. Dort folgen von Cordoba hinauf in die Sierra de Cazorla und von Jodar nach La Alpujarra die Bergankünfte Nummer zwei und drei, wobei Cazorla zwar am Ende einer langen Steigung liegt, der wahre, steilere Schlussanstieg aber nur drei Kilometer lang ist. Härter wird es dann hinauf nach La Alpujarra auf der 7. Etappe, wenn die letzten neun Kilometer steil bergan führen - mit einem 14 Prozent-Kilometer rund 2.000 Meter vor dem Ziel.

Das zweite Vuelta-Wochenende beginnt mit einer Etappe für bergfeste Sprinter, die in Murcia mit zwei Runden über den Alto de la Cresta del Gallo (3. Kategorie) endet. Tagsdrauf bringt der Sonntag bereits die nächste harte Bergankunft der 1. Kategorie am Alto Cumbre del Sol - zwar nur vier Kilometer Anstieg, dafür aber mit bis zu 20 Steigungsprozenten und rund zehn Prozent im Schnitt.

Mit der 9. Etappe haben wir die Mittelmeerküste im Osten Spaniens erreicht, und dieser folgt das Rennen auch an Tag 10 - dem letzten vor dem ersten Ruhetag. Es geht von Valencia nach Castellon, wo mit einer Sprintankunft zu rechnen ist. Allerdings nur mit denjenigen schnellen Männern, die 25 Kilometer vor dem Ziel mit über den Alto del Desierto (2. Kategorie) gekommen sind.

Den anschließenden Ruhetag verbringen die Fahrer bereits knapp 400 Kilometer nördlich in Andorra, wo in der ersten September-Woche ein wahres Radsport-Fest stattfindet. Denn neben der Straßen-Elite sind auch die Mountainbiker gleichzeitig die gesamte Woche im Zwergenstaat zu Gast, um ihre Weltmeisterschaften auszutragen.

Mittwochs geht die Vuelta mit der bereits nach der Streckenpräsentation heiß diskutierten, wohl härtesten Etappe des Rennens weiter, die auf dem Alto Els Cortals endet: 138 Kilometer kurz, aber mit vier Bergen der 1., einem Berg der 2. und einem Berg der Ehrenkategorie versehen - ohne jedes Flachstück dazwischen.

Der Andorra-Abstecher ist der einzige, kurze Besuch des Rennens in den Pyrenäen in diesem Jahr, denn auf der 12. Etappe geht es bereits wieder in Richtung Süden aus den Bergen hinaus nach Lleida, wo die Sprinter zum Zug kommen dürften. Es folgt ein längerer Transfer gen Westen, wo sich zwischen Calatayud und Tarazona auf der 13. Etappe eine erstklassige Gelegenheit für die Ausreißer bietet, bevor drei weitere Bergankünfte folgen.

Die 14. Etappe ist mit 215 Kilometern die längste der Vuelta - und gleichzeitig eine von nur dreien über mehr als 200 Kilometer. Sie endet auf dem 1.980 Meter hohen Alto Campoo, einem Berg der Ehrenkategorie, und läutet das dritte Vuelta-Wochenende ein, an dem die Vorentscheidung über den Gesamtsieg fallen wird. Denn am Sonntag geht es auf der 15. Etappe weiter zum Alto de Sotres, einem 13 Kilometer langen Schlussanstieg der 1. Kategorie, dessen letzte 4.000 Meter konstant mit mehr als zehn Prozent ansteigen.

Noch steiler wird es am Montag danach. Die 16. Etappe wartet mit der letzten Bergankunft auf, und die führt die Fahrer hinauf zur Ermita de Alba. Der Schlussanstieg ist zwar nur sieben Kilometer lang, überbrückt aber fast 800 Höhenmeter, wobei es stufenförmig bergauf geht, was bedeutet, dass teilweise die 20-Prozent-Marke geknackt wird.

Nach einem 250-Kilometer-Transfer nach Burgos folgt dort der zweite Ruhetag und auf der 17. Etappe schließlich die große Chance für die Rouleure zurückzuschlagen. Das einzige Einzelzeitfahren der Vuelta ist 38,7 Kilometer lang und für spanische Verhältnisse weitgehend flach, so dass die reinen Kletterer mit deutlichem Vorsprung nach Burgos kommen müssen, um sich gegenüber Leuten wie Chris Froome zu behaupten.

Nach dem Zeitfahren scheint das Klassement zu stehen, könnte man meinen. Doch auch die Etappen 18, 19 und 20 bieten noch Möglichkeiten zum Angriff auf das Rote Trikot. Mit ansteigenden Ankünften in Avila (19. Etappe) und Cercedilla (20. Etappe), aber vor allem durch das weiterhin bergige Terrain an allen drei Tagen. Denn auf der 18. Etappe nach Riaza geht es 13 Kilometer vor dem Ziel mit dem Puerto de la Quesera noch über einen Berg der 1. Kategorie - eine Einladung zur Attacke für gute Abfahrer wie Vincenzo Nibali. Und dasselbe gilt für den Weg nach Cercedilla, wenn der Puerto de Cotos (1. Kategorie) sich 20 Kilometer vor dem Ziel in den Weg stellt.

Sicher darf sich der Mann im Roten Trikot also erst fühlen, wenn er am 13. September von Alcala de Henares nach Madrid rollt, wo zum Abschluss der Vuelta ein 5,8 Kilometer langer Rundkurs zehn Mal umrundet werden muss, bevor höchstwahrscheinlich ein Massensprint die 70. Vuelta a España  beschließt.

Die Etappen:
1. Etappe, 22. August: Puerto Banus - Marbella (7,4 km / Mannschaftszeitfahren)
2. Etappe, 23. August: Alhaurin de la Torre - Caminito del Rey (158,7 km)
3. Etappe, 24. August: Mijas - Malaga (158,4 km)
4. Etappe, 25. August: Estepona - Vejer de la Frontera (209,6 km)
5. Etappe, 26. August: Rota - Alcala de Gaudaira (167,3 km)
6. Etappe, 27. August: Cordoba - Sierra de Cazorla (200,3 km)
7. Etappe, 28. August: Jodar - La Alpujarra (191,1 km)
8. Etappe, 29. August: Puebla de Don Fadrique - Murcia (182,5 km)
9. Etappe, 30. August: Torrevieja - Cumbre del Sol (168,3 km)
10. Etappe, 31. August: Valencia - Castellon (146,6 km)
11. Etappe, 2. September: Andorra la Vella - Cortals d'Encamp (138 km)
12. Etappe, 3. September: Escaldes-Engordany, Andorra - Lleida (173 km)
13. Etappe, 4. September: Calatayud - Tarazona (178 km)
14. Etappe, 5. September: Vitoria - Alto Campoo (215 km)
15. Etappe, 6. September: Comillas - Sotres (175,8 km)
16. Etappe, 7. September: Luarca - Ermita de Alba (185 km)
17. Etappe, 9. September: Burgos - Burgos (38,7 km / Einzelzeitfahren)
18. Etappe, 10. September: Roa - Riaza (204 km)
19. Etappe, 11. September: Medina del Campo - Avila (185,8 km)
20. Etappe, 12. September: San Lorenz de El Escorial - Cercedilla (175,8 km)
21. Etappe, 13. September: Alcala de Henares - Madrid (98,8 km)

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