Ohne Namenssponsor ins internationale Abenteuer

Feminine Cycling Team wird zweite deutsche UCI-Frauen-Equipe

Von Felix Mattis

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Corine van der Zijden und Lotte van Hoek präsentieren das neue Trikot. | Foto: Feminine Cycling Team

15.12.2014  |  (rsn) – Aus dem Frauen-Bundesligateam Stevens-Hytera wird in der kommenden Saison ein UCI-Rennstall. Manager Eric Schneidenbach hat alle nötigen Formalitäten erledigt, Gebühren bezahlt sowie die vom Weltverband erwünschten Bank-Garantien hinterlegt und wartet lediglich noch auf die Bestätigung aus Aigle, die für Frauen-Teams erfahrungsgemäß erst im Januar eintrifft. 

„Beim BDR hat niemand etwas beanstandet“, erklärte der bei Karlsruhe lebende Sachse, was auch der Bund Deutscher Radfahrer gegenüber radsport-news.com bestätigte. Da bei internationalen Frauen-Teams und den nationalen Continental-Rennställen der jeweilige Nationalverband die Unterlagen prüft und erst anschließend mit einer Empfehlung an die UCI für die abschließende Bestätigung der Lizenz weiterleitet, scheint die offizielle Bestätigung für das Feminine Cycling Team nur noch eine Formsache zu sein. 

In der vergangenen Saison fuhr Stevens-Hytera in der Bundesliga und belegte dort sowohl in der Einzelwertung mit Stephanie Borchers als auch in der Teamwertung Rang vier. „Wir werden den Fokus auf die UCI-Rennen in Holland, Belgien, Tschechien, Deutschland und der Schweiz legen, wollen die Bundesliga aber auch abdecken“, so Schneidenbach zu den neuen sportlichen Zielen des Teams. „Und wenn man als einziges UCI-Team startet, sollte man sich in der Bundesliga auch den Sieg vornehmen.“ 

Auf internationaler Ebene betrachtet er die Frühjahrssaison als Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. „Diese Rennen über 130 Kilometer mit hohem Tempo sind sehr wichtig, denn sie machen später im Jahr den Unterschied aus. Nicht umsonst fahren dort alle guten Fahrerinnen“, meinte Schneidenbach. Anfragen für Startplätze habe er bereits in großer Zahl herausgeschickt. Nun ist er zuversichtlich, auch bei hochklassigen Rennen der Kategorien 1.1 und 2.1 eingeladen zu werden. Veranstaltungen der Kategorien 1.2 und 2.2 kann sich ein UCI-Frauenteam ohnehin frei aussuchen. 

Rundfahrten wie die Energiewacht Tour in Holland Anfang April oder Gracia Orlova in Tschechien einen Monat später und auch die Ardeche-Rundfahrt im August stehen ebenso auf dem Plan wie der deutsche Saisonhöhepunkt bei der Thüringen-Rundfahrt im Juli. „Wir hoffen natürlich auf eine Einladung von Vera Hohlfeld“, so der erst 26-jährige Sportliche Leiter an die Organisatorin des Rennens, gegen deren Maxx-Solar-Team Schneidenbach in der Bundesliga um den Titel kämpfen will. 

Mit neun Frauen geht die Equipe in die Saison – darunter neben Borchers vier weitere deutsche Talente sowie Jacqueline Hahn (Österreich) und Désirée Ehrler (Schweiz), die bereits internationale Erfahrung vom Team Bigla mitbringen. Besonders stolz ist Schneidenbach aber auch auf die Verpflichtung der beiden Niederländerinnen Lotte van Hoek und Corine van der Zijden, die einerseits als Türöffner zu hochklassigen Rennen im Frauenradsport-affineren Nachbarland dienen könnten, dort nach der Verpflichtung vor allem aber bereits mediale Aufmerksamkeit erzeugt haben. 

Und Aufmerksamkeit ist etwas, was für das Feminine Cycling Team besonders wichtig ist. „Die Medienwirksamkeit ist für Sponsoren wichtiger, als das reine schnelle Radfahren der Mädels“, ist sich Schneidenbach bewusst, dass sportliche Erfolge im Frauenradsport in der breiten Öffentlichkeit wenig wahrgenommen werden. Was andere als Grund sehen, in diesen Sport gar nicht zu investieren, spornt den gebürtigen Sachsen an. 

„Ich bin ein junger Kerl und sehe das vielleicht auch deshalb etwas anders, gehe mit Optimismus an die Sache heran“, begründete er, weshalb er sich auf allen Kanälen ins Zeug legt, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Daher ist Schneidenbach stolz darauf, wie schnell sein Projekt Anhänger findet. In den ersten beiden Wochen seit Bekanntgabe auf der Facebookseite hat die Mannschaft bereits über 1.000 sogenannte Likes bekommen – und auch das Vorgängerteam Stevens-Hytera hängte diesbezüglich seine Bundesliga-Konkurrenz in nur einem Jahr des Bestehens bereits ab. 

Die Sponsorensuche könnte in der Nische Frauenradsport trotzdem schwer werden, doch das Team scheint auch ohne Namensgeber finanziell gesichert zu sein. Schneidenbach gründete bereits als 20-Jähriger gemeinsam mit einem Freund ein Sicherheitsunternehmen und verkaufte es vor zwei Jahren, bevor er um Borchers herum das Bundesliga-Team Stevens-Hytera aufbaute. „Ich bin zwar nicht reich, kann es mir aber erlauben, mich erst einmal konsequent auf diese Sache zu konzentrieren und sie als meinen Hauptberuf anzusehen“, erklärte er auf Nachfrage von radsport-news.com zu seinem eigenen Hintergrund. 

Dieses Jahr habe er zwar noch viel selbst in die Mannschaft investiert, „aber jetzt ist es so, dass ich mit Hytera in der komfortablen Situation bin, dass sie den Großteil des Budgets stellen“ – und das, obwohl der Funkgeräte-Hersteller gar nicht im Teamnamen auftaucht. „Es geht für sie weniger darum, ihren Namen irgendwo groß zu lesen, als vielmehr durch die Mädels ein Gesicht für ihre eigenen Marketingkampagnen zu bekommen“, erläuterte Schneidenbach und fügte an: „Für mich ist das sehr gut, denn ich kann ohne Haupt- beziehungsweise Namenssponsor losfahren und habe die Möglichkeit, zu grandiosen Konditionen noch einen an Bord zu holen.“

Aus dem Feminine Cycling Team könnte, sollte sich ein weiterer passender Geldgeber finden, also durchaus noch das Team XYZ werden. 

Der Kader: Stephanie Borchers, Jacqueline Dietrich, Désirée Ehrler, Jacqueline Hahn, Carolin Happke, Sophie Lacher, Annabell Öschger, Lotte van Hoek, Corine van der Zijden

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