Vuelta: Froome wackelt, Quintana gibt auf

Aru stiehlt den Spaniern die Show am Santuario de San Miguel

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Fabio Aru (Astana) kann es kaum glauben: Er gewinnt die 11. Etappe der Vuelta 2014. | Foto: Cor Vos

03.09.2014  |  (rsn) – Alejandro Valverde (Movistar), Joaquim Rodriguez (Katusha) und Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) blieb am Santuario de San Miguel de Aralar am Ende der 11. Etappe der 69. Spanien-Rundfahrt nur der Sprint um Platz zwei. Den Sieg hatte ihnen ein Italiener vor der Nase weggeschnappt: Fabio Aru (Astana) zog mit einem kräftigen Antritt in der letzten steilen Rampe exakt einen Kilometer vor der Ziellinie des 153,4 Kilometer langen Teilstücks davon und sicherte sich - nach dem am Plan de Montecampione beim Giro d’Italia im Mai - den zweiten Grand-Tour-Etappensieg seiner Karriere mit sechs Sekunden Vorsprung.

 

„Das ist unglaublich, denn ich hätte nie gedacht, dass ich hier gewinnen kann“, sagte Aru auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. „Ich habe versucht, so gleichmäßig wie möglich zu fahren und dann 1,5 Kilometer vor dem Ziel eine Attacke zu lancieren.“ Die aber wurde noch von Contador abgewehrt. Erst beim zweiten Versuch 500 Meter später, folgte dem Italiener niemand mehr und er konnte bis zum Ziel alleine durchziehen. 

Hinter ihm erreichte Valverde als Zweiter den Zielstrich, was dem Spanier sechs Sekunden Zeitbonifikation einbrachte. Weil Rodriguez vor Contador Dritter wurde, blieb Letzterer ohne Bonus, verteidigte aber trotzdem seine Gesamtführung mit 20 Sekunden Vorsprung auf Valverde. Für Contador ging es in erster Linie darum, seine direkten Konkurrenten um den Gesamtsieg, im Auge zu behalten und mit ihnen das Ziel zu erreichen. „Der Anstieg war komisch, sehr ungleichmäßig. Deshalb habe ich mich darauf konzentriert, bei den anderen zu bleiben“, erklärte der Spanier. 

Gesamtdritter ist weiterhin der Kolumbianer Rigoberto Uran (Omega Pharma – Quick-Step), der das Tagesziel 13 Sekunden nach Aru als Sechster erreicht hatte. Vor Uran kam Chris Froome (Sky) mit sieben Sekunden Rückstand auf Platz fünf ins Ziel. 

Der Brite hatte im Verlauf des Schlussanstiegs immer wieder Probleme, dem Tempo seiner Konkurrenten zu folgen und musste mehrfach eine kleine Lücke lassen, ehe er sich dann doch noch einmal festbiss. Erst im Sprint um Rang zwei konnte er mit Valverde, Rodriguez und Contador endgültig nicht mehr mithalten, begrenzte seinen Zeitverlust aber abgesehen von den Bonifikationen auf eine Sekunde. Froome ist 1:20 Minute hinter Contador nun Gesamtvierter. „Ich habe ihn nicht die ganze Zeit gesehen, aber er ist definitiv nicht derselbe, der er beim Criterium du Dauphiné oder bei der letztjährigen Tour war“, sagte Contador über seinen schwächelnden Kontrahenten. 

Aru schob sich 2:13 Minuten hinter Contador auf den siebten Gesamtrang vor, will sich aber für den Kampf um das Rote Trikot keine Ziele setzen. „Ich schaue jetzt von Tag zu Tag und will einfach so gut abschneiden, wie es geht. Es ist meine erste Vuelta“, betonte der Italiener, der beim Giro d’Italia im Mai überraschend auf dem dritten Platz gelandet war. 

Das Rennen aufgeben musste hingegen Giro-Sieger Nairo Quintana (Movistar). Der Kolumbianer, der bereits im Einzelzeitfahren am Dienstag schwer gestürzt war und nach einem Zeitverlust von 4:07 Minuten das Rote Trikot des Gesamtführenden abgeben musste, kam nach rund 20 Kilometern am Anfang der 11. Etappe erneut zu Fall. Während er sich am Vortag weniger schwer an der Hüfte und am Knöchel verletzt hatte, erwischte es diesmal die rechte Schulter Quintanas, so dass der Movistar-Kapitän mit Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch ins Krankenhaus gebracht werden musste. 

„Das ist schlecht für den Sport“, kommentierte Contador das Aus eines seiner größten Kontrahenten. „Er wäre ein sehr komplizierter Gegner gewesen.“ Nach Rodriguez beim Giro sowie Froome und Contador bei der Tour ist Quintana schon der vierte Top-Favorit auf einen großen Rundfahrtsieg in diesem Jahr, der wegen eines Sturzes aufgeben musste. „Ich hoffe, dass er sich jetzt gut erholt und nächstes Jahr in Top-Form zurückkommt“, so Contador weiter. 

Neben Quintana sind auch der Tour-Dritte Thibaut Pinot (FDJ.fr) sowie sein französischer Landsmann Maxime Bouet (Ag2r-La Mondiale) und der Schweizer Steve Morabito (BMC) ausgestiegen. 

Die Etappe begann direkt nach dem Start in Pamplona mit sehr hohem Tempo, so dass sich lange keine Ausreißergruppe bilden konnte. 50 Kilometer legte das Peloton in der ersten Rennstunde zurück und war auch am ersten Zwischensprint bei Kilometer 59 noch beisammen, so dass sich Valverde dort die Bonifikation für Rang eins sicherte – direkt vor Contador. Kurz darauf etablierte sich schließlich doch eine fünfköpfige Spitzengruppe um den Weißrussen Vasil Kiryienka (Sky) und den niederländischen Dauer-Ausreißer Pim Ligthart (Lotto-Belisol). 

Das Quintett stand jedoch unter keinem guten Stern, weil Rodriguez‘ Katusha-Team im Hauptfeld den Abstand kontrollierte und ganz offensichtlich die Absicht verfolgte, die Gruppe rechtzeitig zum Schlussanstieg wieder einzuholen. So blieb lediglich Kiryienka schließlich als Solist noch bis in die Schlusssteigung hinein vorne, musste sich nach 900 ansteigenden Metern aber ebenfalls geschlagen geben. 

In der Folge machte vor allem das Team Sky mit Dario Cataldo das Tempo in der immer kleiner werdenden Favoritengruppe, obwohl Froome an deren Ende offensichtlich in Schwierigkeiten steckte. Cataldo schlug ein gleichmäßiges Tempo an und verhinderte dadurch allzu frühe, explosive Attacken von Froomes Konkurrenten um den Gesamtsieg. So konnte der Brite gerade so den Kontakt zur Gruppe halten und immer wieder zwischen deren Spitze sowie deren Ende pendeln, ohne endgültig abreißen lassen zu müssen. 

Ein Vorstoß gelang lediglich dem Niederländer Robert Gesink (Belkin) sowie zwischenzeitlich Daniel Martin (Garmin-Sharp) aus Irland. Beide wurden auf den letzten zwei Kilometern aber wieder eingeholt, als aus der Favoritengruppe heraus beschleunigt wurde und zunächst Daniel Navarro (Cofidis) vorpreschte, bevor schließlich Aru die entscheidende Attacke an der 1000-Meter-Marke setzte. 

Wie Contador das Rote Trikot des Gesamtführenden so verteidigte John Degenkolb (Giant-Shimano) einmal mehr das Grüne Trikot des Punktbesten, und auch Lluis Mas Bonet (Caja Rural) blieb an der Spitze der Bergwertung im Kampf um das Weiße Trikot mit den Blauen Punkten.

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