Kalifornien: Windkanten-Angriff von Sky ohne Ertrag

Cavendish schnappt Degenkolb den Sieg auf der Linie weg

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Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) hat John Degenkolb (Giant-Shimano) in Sacramento haarscharf bezwungen. | Foto: Cor Vos

12.05.2014  |  (rsn) - Um ein Haar hätte John Degenkolb dem Team Giant-Shimano den vierten Sieg in zwei Tagen beschert. Doch auf der 900 Meter langen Zielgeraden von Sacramento unterlag der Wahl-Frankfurter dem Britischen Meister Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) am Ende der 1. Etappe der Kalifornien-Rundfahrt denkbar knapp.

Erst durch den Tigersprung schob der Mann von der Isle of Man sein Vorderrad einen Tick vor Degenkolb über die Linie. Für Cavendish war es nach 2010 bereits der zweite Etappensieg in Sacramento. Insgesamt feierte er zum vierten Mal den Gewinn eines Teilstücks einer Kalifornien-Rundfahrt.

Dritter wurde mit deutlichem Abstand der Niederländer Moreno Hofland (Belkin) vor Peter Sagan (Cannondale) aus der Slowakei und Danny Van Poppel (Trek) aus den Niederlanden. Die Top Ten komplettierten Sagans kandischer Teamkollege Guillaume Boivin, Eric Young (Optum) aus den USA, Matthew Goss (Orica-GreenEdge) aus Australien sowie die beiden US-Amerikaner Taylor Phinney (BMC) und John Murphy (UnitedHealthcare).

Degenkolb schien bereits beim Überqueren des Zielstrichs gesehen zu haben, dass es nicht für den Sieg reichte. Der Deutsche senkte sofort den Kopf über seinen Lenker und rollte aus. Trotzdem wollte Cavendish nicht sofort jubeln, sondern wartete auf die Bestätigung durch sein Team, bis er sein breites Siegerlächeln aufsetzte.

„Mailand-San Remo hab ich um zehn Zentimeter gewonnen und beim Giro d’Italia einen Sprint um drei Zentimeter verloren. Beide Male war mir der Ausgang klar. Diesmal hatte ich erstmals in meiner Karriere wirklich Ahnung. Ich musste ein wenig warten, bis das Ergebnis bestätigt wurde. Und jetzt bin ich super zufrieden ", kommentierte der 28-jährige Cavendish seinen siebten Erfolg inm Lauf dieser Saison.

Dagegen war für seinen Konkurrenten die Sache tatsächlich schnell klar. „Mein Team hat großartig gearbeitet und hat mir den Sprint perfekt vorbereitet. Manchmal sind es nur ein oder zwei Zentimeter, aber man spürt das sofort. Das war heute sehr knapp. Ich wusste, dass Cavendish unmittelbar hinter mir war, aber ich wusste auch, dass ich einen langen Sprint würde fahren müssen. Das war genau geplant. Ich bin weder zu frü noch zu spät angetreten“, sagte Degenkolb nach seiner zweiten knappen Sprintniederlage in Folge. Am1. Mai hatte er in seiner Heimatstadt bei Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt den Norweger Alexander Kristoff (Katusha) den Vortritt lassen müssen.

Auf der langen Zielgeraden von Sacramento zeigte Giant-Shimano nach zwei weniger gut gelaufenen Sprint-Vorbereitungen beim Giro d’Italia, aus denen Marcel Kittel trotzdem jeweils einen Tagessieg machte, diesmal ein Bilderbuch-Leadout. Mit drei Anfahrern vor sich bog Degenkolb auf die letzten 900 Meter ein, und fuhr schließlich auch selbst einen nahezu perfekten Sprint. Er beschleunigte früh - wie es für ihn typisch ist - und hielt sein hohes Tempo lange, so dass Sagan und Hofland auch am Hinterrad nicht mehr folgen konnten.

Selbst Cavendish tat sich schwer, am Gent-Wevelgem-Sieger vorbeizugehen. Der Brite versuchte es bereits rund 200 Meter vor dem Ziel auf der linken Seite, musste dann aber einsehen, dass es nicht reichen würde und ging noch einmal in Degenkolbs Windschatten, um schließlich rechts auszuscheren und unwiderstehlich zur Ziellinie durchzuziehen. Die Oberkörper der beiden Sprint-Asse berührten sich beinahe, und schließlich schob Cavendish sein Vorderrad einen Tick früher über den Zielstrich.

Bevor das Feld nach 193 Kilometern im Nordosten von Sacramento in die Großstadt zurückkam, hatte zunächst eine sechsköpfige Spitzengruppe um Tom Leezer vom Team Belkin das Rennen bestimmt und die ersten beiden Zwischensprints sowie die Bergwertung des Tages unter sich ausgemacht.

Rund 55 Kilometer vor dem Ziel machte sich aber das Team Sky im Hauptfeld den starken Seitenwind zunutze und sorgte dafür, dass das Peloton an der Windkante zerbrach. Neben Sky-Kapitän Wiggins schafften unter anderem auch Andreas Schillinger (NetApp-Endura) und Taylor Phinney (BMC) sowie mehrere Omega-Pharma-Fahrer, darunter Cavendish und Tom Boonen, den Sprung in die knapp 20 Mann starke erste Gruppe, während die meisten Mit-Favoriten und auch Degenkolb sowie Sagan im großen Feld saßen.

Zwischenzeitlich fuhr die Cavendish-Gruppe bis zu 45 Sekunden Vorsprung heraus, doch mit zunehmender Dauer machte sich die zahlenmäßige Überlegenheit des zweiten Feldes bezahlt, und so kam es kurz vor der 20-Kilometer-Marke wieder zum Zusammenschluss.

In der Folge versuchten einige weitere Fahrer sich abzusetzen, was schließlich drei US-Amerikanern gelang: Kiel Reijnen (UnitedHealthcare), Jacob Rathe (Jelly Belly) und Gregory Daniel (Bissell). Das Trio ging gemeinsam auf die drei jeweils rund drei Kilometer langen Schlussrunden in Sacramento, zerfiel allerdings bereits auf der ersten davon, so dass schließlich nur Reijnen als Solist übrig blieb.

Er wurde am Ende der vorletzten Runde gestellt und anschließend war es Sagans Cannondale-Team, das bis kurz vor der 1.000-Meter-Marke das Tempo bestimmte. Dort übernahm Giant-Shimano das Zepter und bereitete den Sprint für Degenkolb bilderbuchmäßig vor.

Am Montag geht es in Kalifornien mit einem 20 Kilometer langen weitgehend flachen Einzelzeitfahren rund um Folsom weiter - eine erste Möglichkeit, das Gesamtklassement vor den anstehenden bergigeren Etappen vorzusortieren.

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