Astana dominiert Lüttich-Bastogne-Lüttich-Finale

"Maxim maximale" wie im Ardennen-Märchen

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "
Maxim Iglinskiy (Astana) triumphiert beim 98. Lüttich-Bastogne-Lüttich | Foto: ROTH

23.04.2012  |  (rsn) - Die Astana-Mannschaft ist der große Gewinner der Ardennen-Woche. Der gestrige Triumph von Maxim Iglinskiy beim wichtigsten der drei Rennen überstrahlt sogar Enrico Gasparottos Überraschungs-Coup beim Amstel Gold Race eine Woche zuvor. Nicht nur, weil der Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich prestigeträchtiger ist, sondern weil jetzt niemand diese Erfolge mehr als Zufallsprodukt abstempeln kann.

Als Gasparotto im Bergauf-Sprint am Cauberg die Nase vorn hatte, beurteilten die Skeptiker diesen Umstand noch als Resultat des wenig inspirierten Rennverlaufs zuvor. Keine nennenswerten Tempoverschärfungen seitens der Favoriten wie Philippe Gilbert (BMC), Jürgen van den Broeck (Lotto-Belisol) und Damiano Cunego (Lampre-ISD). Erst im Flachstück vor dem Cauberg wagte Oscar Freire (Katusha) einen starken Vorstoß. Wäre eine frühe Selektion herbeigeführt worden, so die Skeptiker, hätte der Italiener keine Chance gehabt.

Der Rennverlauf am Sonntag straft diese Skeptiker Lügen. Auch weil Gasparotto bei der „Doyenne“ hinter seinem Teamkollegen Iglinskiy und dem bemitleidenswerten Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) als Dritter ins Ziel spurtete. Doch wie stark Astana in den Ardennen war, zeigt sich vor allem am gestrigen Finale. Nicht die vermeintlichen Top-Teams wie BMC, Katusha und Lotto-Belisol waren ab der Côte de la Roche-aux-Faucons in der Überzahl, sondern das bis dahin diskret fahrende Astana-Team.

Europcar, Lotto-Belisol, Katusha und Garmin-Barracuda hatten zu diesem Zeitpunkt noch jeweils zwei Fahrer dabei, BMC verschliss seine Helfer direkt nach der Côte de la Redoute, so dass Gilbert in der entscheidenden Phase, dort wo er das Feld vor Jahresfrist noch scheinbar spielend zerpflückt hatte, isoliert war. Astana hatte zu dem Zeitpunkt mit Iglinskiy, Gasparotto und dem Kroaten Robert Kiserlovski noch drei Leute im Geschehen.

Analysiert man die Schlussphase genauer, ist dieses Trio auch „Schuld“ daran, dass Nibalis taktisch feines und mutiges Solo nicht zum Erfolg führte. Astana konnte einen Mann in jede Konterattacke schicken, weil Kiserlovski, Gasparotto und erst recht Iglinskiy noch die Beine dazu hatten. Und als der spätere Sieger gemeinsam mit Joaquin Rodriguez (Katusha) davonfuhr, eliminierte die Präsenz seiner beiden Teamkollegen jede ernsthafte Nachführarbeit in der Gruppe mit Gilbert und Co.

Der entscheidende Faktor dafür, dass diese mannschaftliche Stärke auch zum individuellen Erfolg führte – anders als beispielsweise bei manchen Auftritten der Radio Shack-Nissan-Mannschaft beziehungsweise deren Vorgänger Leopard-Trek in der Vergangenheit –, war dann aber Iglinskiys enorme Kraft an der Côte de Saint-Nicolas und am Schlussaufstieg in Ans, als er nacheinander den ausgepumpten Rodriguez und den demoralisierten Nibali stehen ließ.

Was Astanas Ardennen-Märchen so staunenswert macht ist der Umstand, dass es so geräuschlos vorgetragen wurde. Die Stars der Mannschaft, Alexander Winokourow und Roman Kreuziger, konzentrieren sich derzeit auf andere Saisonziele. So hatte kaum einer die Fahrer in den türkis-blauen Hemden so richtig auf dem Schirm. Astana zeigte sich wohl hier und da in der Nachführarbeit, um Ausreißer nicht zu weit wegzulassen.

Aber unterm Strich schonte das Team die Kräfte bis zu dem Zeitpunkt, als es galt, die Besten aus den eigenen Reihen in Position zu haben. Allerdings dürfte es Astana spätestens nach Lüttich-Bastogne-Lüttich 2012 kaum mehr gelingen, sich bei großen Eintagesrennen zu verstecken. Dafür waren „Maxim maximale“ und seine Mitstreiter einfach zu stark.

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.04.2012Geschke: "Der Sturz hat alles zunichte gemacht"

(rsn) – Simon Geschke (Argos-Shimano) durchlebte bei der 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich nicht nur auf der Strecke ein Auf und Ab. Der im belgischen Kelmis lebende Berliner hatte sich

22.04.2012Fränk Schleck zittert sich bei L-B-L auf den 23. Platz

(rsn) – Bei RadioShack-Nissan läuft es in dieser Saison noch nicht rund. Zum Abschluss der ersten Saisonhälfte sollte deshalb bei Lüttich-Bastogne-Lüttich unbedingt noch ein Resultat her. Fränk

22.04.2012Nibali fehlten 1000 Meter zum ersten Klassiker-Sieg

(rsn) – Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) hatte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich schon wie der sichere Sieger ausgesehen. Doch kurz vor dem Ziel zog noch der Kasache Maxim Iglinskiy (Astana) am Vu

22.04.2012Gilbert musste im Finale passen

(rsn) – Im Frühjahr war von Phillipe Gilbert (BMC) nicht viel zu sehen. Pünktlich zu den Ardennen-Klassikern, die der Belgier im letzten Jahr allesamt gewonnen hatte, schien er aber wieder in Form

22.04.2012Maxim Iglinskiy gewinnt 98. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) - Maxim Iglinskiy hat die 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen und damit für den zweiten Astana-Erfolg in den Ardennen gesorgt, nachdem am vergangenen Sonntag sein italienisch

22.04.2012Igor Anton bricht sich das Schlüsselbein

(rsn) - Für den Basken Igor Anton (Euskaltel) war die 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich beendet, bevor der Ardennen-Klassiker überhaupt begonnen hatte. Der 28-Jährige stürzte in der Ne

22.04.2012Nerz: "Für Nibali ist das Podium drin"

(rsn) – Dominik Nerz und sein Liquigas-Cannndale-Team haben beim 98. Lüttich-Bastogne-Lüttich große Ziele. Kapitän Vincenzo Nibali zählt beim größten der drei Ardennenklassiker zu den Favorit

22.04.2012Omas beste Geschichten

(rsn) - Respekt - 120 Jahre ist Lüttich-Bastogne-Lüttich alt, damit hat sich der Klassiker den Ehrentitel "Doyenne" als ältestes Rennen mehr als verdient. Zur Einstimmung gibt's hier einen bunt

21.04.2012Die passende Antwort auf die Negativmeldung

(rsn - Lüttich). Es war eine intensive und ereignisreiche Woche beim russischen Team Katusha. Eine Woche, die mit dem positiven Dopingtest des Sprinters Denis Galimzyanov begann. Doch bereits am Mitt

21.04.2012Ist Gilbert auf den Punkt topfit?

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet auch diesmal wieder den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. Das belgische Radsport-Monument wird am Sonntag zum 98. Mal ausgetragen und ist das älteste

21.04.2012Fahren die Schlecks in Ans um den Sieg mit?

(rsn) – Mit Fränk und Andy Schleck an der Spitze startet RadioShack-Nissan am Sonntag bei der 98. Auflage von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Das luxemburgische Brüderpaar belegte im vergangenen Jahr

21.04.2012BMC mit Gilbert, Lodewyck und Van Avermaet zur "Doyenne"

(rsn) - Titelverteidiger Philippe Gilbert führt bei der 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich sein BMC-Team an. Der Belgische Meister zeigte zuletzt als Sechster des Amstel Godl race und Drit

Weitere Radsportnachrichten

14.12.2025Ein Weltcupsieg, sechs Titel und “beschissene Monate“

(rsn) – Im niederländischen Hulst finden im vom 30. Januar bis zum 1. Februar die Cross-Weltmeisterschaften statt. Der Parcours auf der Festungsanlage ist technisch und schwer – und er liegt Mari

14.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

13.12.2025Pogacar greift auch 2026 Klassiker und Tour de France an

(rsn) – Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix – das sind die ganz großen Meilensteine, die im Trophäenschrank von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) noch fehlen. Auf beide Monumente des Radsp

13.12.2025Vandeputte nutzt im Finale seine Chance beim Exact Cross

(rsn) – Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) konnte nach einem spannenden Rennen beim Exact Cross in Kortrijk seinen zweiten Saisonsieg feiern. Der Belgier war im Finale der Beste einer Dreierg

13.12.2025Nach der Tour irgendwie gegen die Wand gefahren

(rsn) – Erst einmal vor dieser Saison wagte sich die Tiroler Mountainbikerin Mona Mitterwallner auf die Straße, 2021 bei den Europameisterschaften im U23-Rennen der Frauen, bei dem sie Elfte wurde.

13.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

13.12.2025Skjelmose irritiert: “Sollte alleiniger Leader in den Ardennen sein“

(rsn) - Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) will im kommenden Jahr seinen Fokus voll auf die Ardennen-Klassiker ausrichten. Der Däne steht nach eigenen Angaben vom Medientag seines Teams als Leader fü

13.12.2025Van der Heijden in Kortrijk mit lupenreinem Start-Ziel-Sieg

(rsn) – Aus den Startblöcken kam sie beim Exact Cross in Kortrijk als Beste, ins Ziel kam sie als Erste – und auch zwischendrin hat Inge van der Heijden (Crelan – Corendon) die Führung keinen

13.12.2025Gee-West kurz vor Unterschrift bei Lidl - Trek?

(rsn) – Derek Gee-West scheint vor einer Vertragsunterzeichnung bei Lidl – Trek zu stehen. Der Kanadier, der seit seiner Hochzeit im Oktober einen Doppelnamen trägt, wurde zwar am Freitag nicht a

13.12.2025Co-Leader mit vertauschten Rollen

(rsn) – Mads Pedersen und Jonathan Milan gehen 2026 erneut als “Nicht-Klassement“-Doppelspitze bei Lidl – Trek in die Saison. Während der Däne im vergangenen Jahr auf die Tour de France (2.

13.12.2025Trotz Entwicklung wird es “eher schwieriger als leichter“

(rsn) – Zur “Vollkatastrophe“, die Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) für einen kurzen Moment nach den ersten Rennen des Jahres befürchtet hatte, wurde die Saison 2025 nicht. Keineswegs. Dass

13.12.2025Nach leiser Kritik bekommt Tudor ein neues Zeitfahrrad

Tudor Pro Cycling war mit dem aktuellen Zeitfahrmaterial seines Sponsors BMC nicht ganz glücklich: Der Markt für reine Zeitfahrräder unter den Hobby-Straßenradsportlern ist verschwindend gering. T

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)