Radsport News Teamcheck

Sky: Mit Cavendish zu neuen Höhen

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Sky: Mit Cavendish zu neuen Höhen"
Der Helm des Anstoßes: Mark Cavendish wird mit einem vom UCI-Reglement nicht erlaubten Modell in Kopenhagen Weltmeister. | Foto: ROTH

25.01.2012  |  (rsn) - Winterzeit ist Wechselzeit. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich auf dem Transfermarkt einiges getan. Um Sie zum bevorstehenden Saisonbeginn auf den aktuellsten Stand zu bringen, stellt Radsport News die 18 WorldTour-Teams vor und analysiert ihre Stärken und Schwächen.

Teil 13: Team Sky

Mit der Verpflichtung von Mark Cavendish peilt das britische Sky-Team im dritten Jahr des Bestehens die Spitzenposition unter den WorldTour-Mannschaften an. Die 32 Siege aus dem Vorjahr waren schon beachtlich, doch mit Cavendish und weiteren Neuzugängen ist die Mannschaft von Dave Brailsford nochmals deutlich stärker geworden. Zudem sind die vielen britischen Stars im Olympiajahr - die Spiele 2012 finden in London statt - besonders motiviert.

Kommen und Gehen: Im Winter musste die Erfahrung der Jugend weichen. Der 37-jährige Italiener Dario Cioni beendete ebenso seine Karriere wie der 36-jährige Finne Kjell Carlström und der 35-jährige Norweger Kurt Asle Arvesen. Auch die Briten Steven Cummings (30  /zu BMC) und Russell Downing (33 / zu Endura Racing), der Australier Simon Gerrans (31 / zu GreenEdge) und der Neuseeländer Greg Henderson (35 / zu Omega Pharma-QuickStep) sind sämtlich jenseits der 30. Ebenfalls nicht mehr zum Team zählen der Südafrikaner John Lee Augustyn (zu Utensilnord), der Italiener Morris Possoni (zu Lampre-ISD) und der Belgier Serge Pauwels (zu Omega Pharma-QuickStep).

Im vergangenen Jahr setzte Teamchef Brailsford alles daran, Weltmeister Mark Cavendish in die Heimat zurückzulotsen. Der beste Sprinter der Welt durfte seine Helfer Bernhard Eisel und Danny Pate mitbringen, sein Anfahrer Mark Renshaw allerdings wechselte zu Rabobank, um dort auf eigene rechnung fahren zu können. Neben Eisel, der bei den Klassikern seine Freiheiten bekommen wird, und Pate, der auch bei kürzeren Rundfahrten Akzente setzen kann, wechselte auch der weißrussische Rundfahtspezialist Kanstantin Sivtsov vom mittlerweile aufgelösten Highroad-Rennstall auf die Insel.

Mit Blick auf die Mehretappenrennen wurde zudem der Australier Richie Porte (Saxo Bank / 2010 Siebter beim Giro d`Italia) verpflichtet. Komplettiert wird die Riege der Neuzugänge durch die drei Neo-Profis Sergio Henao, der sich bei anspruchsvollen Rundfahrten wohl fühlt, Sprinter Luke Rowe und Salvatore Puccio, der seine Stärken bei anspruchsvollen Eintagesrennen hat, wie er 2011 mit seinem Sieg bei der U23-Ausgabe der Flandern-Rundfahrt bewies.

Die Kapitäne: In den Sprints wird natürlich alles auf Cavendish ausgerichtet sein. Der 26 Jahre alte Brite wird dem Team in den großen Rennen zu zahlreichen Siegen verhelfen. Mit dem Australier Chris Sutton, dem Italiener Davide Appolonio und dem Briten Ben Swift stehen noch drei weitere schnelle Männer im Kader. In den Rundfahrten haben die beiden Briten Chris Froome und Bradley Wiggins, die im Vorjahr bei der Vuelta die Plätze zwei und drei belegten, die Gesamtwertung im Visier. Aber auch die beiden Australier Michael Rogers und Richie Porte werden bei den Mehretappenrängen Akzente setzen. In kleineren Rundfahrten können der Brite Geraint Thomas - 2011 Gewinner der bayern-Rundfahrt - und der Euskirchener Christian Knees Akzente setzen.

Für die flämischen Klassiker ist das Team mit dem Norweger Edvald Boasson Hagen, dem Spanier Juan Antonio Flecha  und Eisel ebenfalls gut gerüstet, für die Ardennen-Klassiker steht der Kolumbianer Rigoberto Uran parat, im vergangenen Jahr Fünfter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich.

In den Zeitfahren sind Vizeweltmeister Wiggins, Rogers, Thomas, Porte und Boasson Hagen für Spitzenergebnisse gut. Der Norwegische Zeitfahrmeister fühlt sich auf praktisch jedem Terrain wohl und kann seinem Team sowohl in den Klassikern Siege bescheren als auch kleinere Rundfahrten gewinnen oder  - wie etwa im vergangenen Jahr bei der Tour  - erfolgreich auf Etappenjagd gehen.

Der Geheimtipp: Mit seinen 22 Jahren zählt der Brite Peter Kennaugh zu den jüngsten Fahrern im Sky Aufgebot, dem er seit Beginn der Saison 2010 angehört. Nach einer lehrreichen ersten Profisaison taute der talentierte Rundfahrtspezialist im letzten Jahr förmlich auf, was der dritte Gesamtplatz bei der Route du Sud (Kat. 2.1) und Platz fünf bei der Polen-Rundfahrt unterstrichen. Mit dem Giro d`Italia bestritt Kennaugh zudem seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt. Für 2012 wurde die mit Wiggins, Froome, Rogers, Thomas und Dowsett sowieso schon starke Rundfahrerfraktion zwar mit Porte und Sivtsov nochmals verstärkt, aber dennoch wird Kennaugh seine Freiheiten bekommen. Rundfahrtsiege darf man vom nationalen U23-Meister von 2009, der auch auf der Bahn ein Ass ist, zwar (noch) nicht erwarten. Für Plätze in Podiumsnähe ist Kennaugh aber durchaus gut. Beim Giro d`Italia, den er dieses Jahr erneut fahren wird, ist ihm eine deutlich bessere Platzierung als 2011 zuzutrauen. Damals belegte er Platz 87 belegte.

Stärken und Schwächen: In den Sprints ist Cavendish das Non-Plus-Ultra. Die Rundfahrtfraktion ist sehr stark besetzt, auch wenn Sky für die großen Landesrundfahrten keinen Sieg-Garanten wie Alberto Contador im Aufgebot hat. Für die einwöchigen Wettbewerbe und die flämischen Klassiker steht gleich eine ganze Reihe von Sieg-Kandidaten bereit. In den Ardennen-Klassikern wird Uran meistens auf sich alleine gestellt sein. Die Olympischen Spiele im eigenen Land könnten bei den zehn Briten im Team für zusätzliche Motivation sorgen.

Prognose: Das Sky-Team hat für alle Rennen Spitzenfahrer im Kader. Cavendish ist eine Bank, bleibt Wiggins von Verletzungen verschont, so ist ihm bei der Tour der Sprung auf's Podium zuzutrauen. Cavendish und Wiggins werden aber nicht als Einzelkämpfer unterwegs. Beide haben starke Helfer an ihrer Seite, die in den wichtigen Momenten für ihre Kapitäne da sein werden. Im vergangenen Jahr war Sky eine der am besten funtionierenden Mannschaften, der Teamgeist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Bilanz aus dem Vorjahr - 32 Siege - werden Cavendish & Co. aller Voraussicht nach mühelos überbieten können.

Sky 2012: Mark Cavendish, Alex Dowsett, Chris Froome, Jeremy Hunt, Peter Kennaugh, Luke Rowe, Ian Stannard, Ben Swift, Geraint Thomas, Bradley Wiggins (alle Großbritannien), Mathew Hayman, Richie Porte, Michael Rogers, Chris Sutton (alle Australien), Juan Antonio Flecha, Xabier Zandio (beide Spanien), Davide Appolonio, Salvatore Puccio (beide Italien), Edvald Boasson Hagen, Lars Petter Nordhaug (beide Norwegen), Sergio Henao, Rigoberto Uran (beide Kolumbien), Christian Knees (Deutschland), Bernhard Eisel (Österreich), Danny Pate (USA), Kanstanin Sivtsov (Weißrussland), Thomas Lövkvist (Schweden), Michael Barry (Kanada)

Neuzugänge: Mark Cavendish, Kanstantin Sivtsov, Bernhard Eisel, Danny Pate (alle HTC Highroad), Riche Porte (Saxo Bank), Sergio Henao, Luke Rowe, Salvatore Puccio (alle Neo Profi)

Abgänge: Greg Henderson (Lotto-Belisol), Serge Pauwels (Omega Pharma QuickStep), Steven Cummings (BMC), Simon Gerrans (GreenEdge), Morris Possoni (Lampre-ISD), John Lee Augustyn (Utensilnord), Russell Downing (Endura Racing), Kurt Asle Arvesen, Dario Cioni, Kjell Carlström (alle Karriereende)

 

Weitere Radsportnachrichten

14.12.2025Brand auch beim Weltcup in Namur eine uneinnehmbare Festung

(rsn) – Die Niederländerin Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat auch beim Weltcup in Namur zugeschlagen. Mit ihrem zehnten Sieg im zwölften Saisoneinsatz baute die Weltranglistenerste ihre

14.12.2025Der DM-Titel überstrahlte den Tour-Rückschlag

(rsn) – Seine sechste Saison als Berufsradfahrer war für Georg Zimmermann eine mit Höhen und Tiefen. Ein unerwarteter Sieg, ein Sturz und das frühe Aus beim Saisonhöhepunkt, der größte Erfolg

14.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

14.12.2025Ein Weltcupsieg, sechs Titel und “beschissene Monate“

(rsn) – Im niederländischen Hulst finden vom 30. Januar bis zum 1. Februar die Cross-Weltmeisterschaften statt. Der Parcours auf der Festungsanlage ist technisch und schwer – und er liegt Marie S

14.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

14.12.2025Almeida: “Pogacar braucht mich nicht, um eine GT zu gewinnen“

(rsn) – Joao Almeida wird im kommenden Jahr voraussichtlich kein einziges Rennen an der Seite von Tadej Pogacar bestreiten, sondern stattdessen durchgängig der zweite Leader des Teams UAE – Emira

13.12.2025Pogacar greift 2026 wieder die Klassiker und die Tour an

(rsn) – Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix – das sind die ganz großen Meilensteine, die im Trophäenschrank von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) noch fehlen. Auf beide Monumente des Radsp

13.12.2025Vandeputte nutzt im Finale seine Chance beim Exact Cross

(rsn) – Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) konnte nach einem spannenden Rennen beim Exact Cross in Kortrijk seinen zweiten Saisonsieg feiern. Der Belgier war im Finale der Beste einer Dreierg

13.12.2025Nach der Tour irgendwie gegen die Wand gefahren

(rsn) – Erst einmal vor dieser Saison wagte sich die Tiroler Mountainbikerin Mona Mitterwallner auf die Straße, 2021 bei den Europameisterschaften im U23-Rennen der Frauen, bei dem sie Elfte wurde.

13.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

13.12.2025Skjelmose irritiert: “Sollte alleiniger Leader in den Ardennen sein“

(rsn) - Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) will im kommenden Jahr seinen Fokus voll auf die Ardennen-Klassiker ausrichten. Der Däne steht nach eigenen Angaben vom Medientag seines Teams als Leader fü

13.12.2025Van der Heijden in Kortrijk mit lupenreinem Start-Ziel-Sieg

(rsn) – Aus den Startblöcken kam sie beim Exact Cross in Kortrijk als Beste, ins Ziel kam sie als Erste – und auch zwischendrin hat Inge van der Heijden (Crelan – Corendon) die Führung keinen

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)