Björn Schröder mit Milram in Südafrika

"50 Grad und sie schnappen dir die Flasche weg"

Von Christoph Adamietz

06.02.2008  |  (Ra) - Zur Zeit hält sich Björn Schröder mit mehreren seiner Milram-Teamkollegen in Südafrika auf, wo die Mannschaft die Rennserie World View`s Challenge (Kat. 1.1) bestreitet. Nach einem vor allem von Verletzungen geprägten vergangenen Jahr möchte der 27-Jährige in dieser Saison wieder voll durchstarten. ,,Ich habe mir für 2008 viel vorgenommen“, gibt sich Schröder gegenüber Radsport aktiv nach einer guten Vorbereitung optimistisch.

Seinen ersten Saisonhöhepunkt hat Schröder bei Paris-Nizza, einem seiner Lieblingsrennen. Und auch im Sommer möchte der Berliner auf Frankreichs Straßen unterwegs sein. ,,Das größte Ziel in diesem Jahr wird die Tour de France sein“, hofft Schröder nach 2006 auf eine erneute Teilnahme am größten Radrennen der Welt.

Das ist jedoch noch ein gutes Stück entfernt, der Rennalltag hat Schröder momentan nach Südafrika verschlagen. Neben den äußeren Bedingungen von bis zu 50 Grad müssen sich die Fahrer dort auch erst auf den ungewohnten Straßenverkehr einstellen. ,,Man muss hier extrem darauf achten, immer auf der richtigen Fahrbahnseite zu fahren. Gerade nach einer kleinen Pause fährt man immer auf der falschen Seite los, hier gilt Linksverkehr! Der Radwechsel nach einem Schaden wird auf der linken Straßenseite gemacht, nicht wie in Europe auf der rechte Seite“, so Schröder, der im dritten Rennen mit Rang zwei nur knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst hatte.

Doch nicht nur die „falsche“ Verkehrsführung ist ungewohnt. Schröder:,,Es ist natürlich schon ungewöhnlich, wenn auf einmal ein dunkelhäutiger Kollege am Berg neben einem fährt, das sieht man ja nicht alle Tage. Auch haben die einheimischen Teams teilweise schlechtes Material. Wenn sie an der Verpflegung einem mal eine Flasche wegschnappen, kann es zudem gefährlich werden. Da kam es auch mal zu einem Sturz.“

Aber nicht nur auf die unorthodoxe Fahrweise der Lokalmatadore hat sich Schröder mittlerweile eingestellt. ,,Viele haben uns davor gewarnt, hier alleine durch die Straßen zu laufen. Daran sollte man sich auch lieber halten, zumindest nachts. Die Kluft zwischen arm und wohlhabend ist hier doch sehr, sehr groß!“

Das ändert aber nichts daran, dass die Bevölkerung die Profis freundlich und aufgeschlossen begrüßt. ,,Die Menschen winken und rufen uns von der Straße und aus den vollbesetzten Taxibussen immer zu. Ich denke, hier kommen auch nicht alle Tage Radfahrer mit so hoher Geschwindigkeit an den Autos vorbeigefahren. The Imperial Hotel ist eines der Besten hier in der Stadt. Es ist sehr sauber und direkt gegenüber von der Polizei gelegen! Wir haben hier sogar kostenlos Internet, sie waschen unsere Wäsche und kochen uns alles, was wir wollen." Unter den Hotelangestellten hat Milram dank seiner offensiven Fahrweise schon die ersten fans gewonnen: "Mit unseren drei Podiumsplätzen und dem Titelbild auf „The Witness“ der Tageszeitung von hier, sind sie alle hier im Hotel schon etwas stolz auf uns", so Schröder.

Doch nicht nur die Unterkünfte sind ansprechend. Die Straßen wurden extra für die Rennen ausgebessert. Die Strecke ist vorbildlich abgesperrt und der Zielbereich ist professionell aufgebaut. Der Veranstalter der Rennserie hat große Pläne und will den Radsport in Südafrika gemeinsam mit dem Giro del Capo weiter nach vorne bringen. Deshalb entsprechen laut Schröder auch schon die Dopingtests nach dem Rennen dem UCI-Standard.

Die Entwicklung bei Milram hin zu einem deutschen Team sieht der Berliner sehr positiv: ,,Wir stehen da gerade erst am Anfang. Unser neuer Teammanager Gerry van Gerwen legt sich voll ins Zeug und baut da eine super Sache auf. Mit unserem neuen Sportlichen Leiter Jochen Hahn ist es natürlich für uns deutsche Fahrer noch etwas einfacher geworden über unsere Probleme, Training oder Renntaktik zu sprechen."

Auch den neuen Stützpunkt in Dortmund lobt Schröder: ,,Rennfahrer, die gerade keine Rennen bestreiten, oder sich vor einigen Rennen gut vorbereiten wollen, können da nach dem Training zur Physiotherapie oder mit unseren Mechanikern am Rad die letzten Prozente rausholen.“

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine