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16.01.2025 | (rsn) – “Einfach vergessen“ – so lautet das Motto des französischen Traditionsrennstalls Cofidis beim Rückblick auf das Jahr 2024. “Ich hoffe aufrichtig, dass 2025 eine Fortsetzung von 2023 sein wird“, meinte Team-Manager Cedric Vasseur eingangs der neuen Saison. 2023 noch konnte sein Team mit insgesamt 14 Siegen, darunter zwei Etappenerfolgen bei der Tour de France und einem bei der Vuelta, tatsächlich überzeugen.
Im letzten Jahr gelangen dagegen nur magere fünf Erfolge, Highlight dabei war der Giro-Etappensieg von Benjamin Thomas. Die Folge einer bescheidenen Saison war ein kräftiger Schwung im Transferkarussell. Gleich zwölf Fahrer gingen von Bord, genauso viele kamen neu dazu. Manche Abgänge waren erwartet wie der von Simon Geschke, der seine lange Karriere erwartungsgemäß beendete. Andere, wie der langjährige Rundfahrtkapitän Guillaume Martin, verließen eher unerwartet das Team. “Ich brauchte einen Luftwechsel“, meinte der Normanne, und nannte als Grund für den Weggang auch seine Frustration über die eher hektische Jagd nach UCI-Punkten.
___STEADY_PAYWALL___Diese Linie wird auch 2025 eingehalten. Cofidis ist in der UCI-Weltrangliste vom 15. auf den 20, Platz abgerutscht, damit ist die WorldTour-Lizenz in akuter Gefahr. Die prominenteren unter den Neuzugängen lassen sich dann auch aus dieser Perspektive heraus lesen. Der endschnelle Alex Aranburu und der im Hügelgelände mit allen Wassern gewaschene Dylan Teuns sollen viele Punkte holen. Emanuel Buchmann schlüpft als Nachfolger von Martin in die Rolle des Teamleaders bei den Grand Tours. Simon Carr ist ebenfalls zu beachten. Der Brite wuchs in der Umgebung von Carcassonne auf, verbrachte seine Jugend auch in französischen Teams, etwa bei AVC Aix-en-Provence (von wo für diese Saison auch der junge Franzose Clement Izquierdo hochgezogen wurde) und verstärkt so trotz seines britischen Passes die französische Radsportkultur im Team.
Natürlich bleibt die Tour de France ein Hauptziel. Für Etappensiege soll vor allem das illustre Quartett der Neuzugänge sorgen. Wie gut sich die Mannschaft zusammenrauft, bleibt aber abzuwarten. Als problematisch herausstellen dürfte sich über die gesamte Saison das Abwägen zwischen langfristigem Aufbau auf die Tour de France und kurzfristigem Reagieren auf Besetzungspläne bei kleineren Rennen, die aber die Punkte bringen sollen. Fahrer verlieren schon mal die Motivation, wenn die persönlichen Pläne gekippt werden.
Hoffnung verbindet das Team mit dem Einstieg von Komponentenproduzent Campagnolo. Die Traditionsmarke bringt 43 Siege bei der Tour de France sowie 30 beim Giro d’Italia und 30 Weltmeistertitel in die neue Allianz ein.
Benjamin Thomas sorgte mit seinem Giro-Etappensieg 2024 für eines der wenigen Cofidis-Erfolgserlebnisse. | Foto: Cor Vos
Einen Rennfahrer, der die Klasse für ein Grand-Tour-Podium hat, besaß Cofidis seit 1998 nicht mehr in seinen Reihen. Damals kam der Amerikaner Bobby Julich hinter Marco Pantani und Jan Ullrich auf Rang drei der Frankreich-Rundfahrt. Emanuel Buchmann, immerhin mal Vierter bei der Tour, ist so gesehen also ein richtiger big shot. Team-Manager Vasseur nutzte denn auch entschlossen die Chance, die sich bei Buchmanns Frust über die Ausbootung für den Giro durch Bora – hansgrohe ergeben hatte.
Der gebürtige Ravensburger hatte seit der Verpflichtung von Primoz Roglic und angesichts der Stärke der anderen Klassementfahrer ohnehin nur geringe Chancen auf einen weiteren Tour-Start. Aus seiner Sicht macht der Wechsel also auch Sinn. Die Zusage für die Tour hat er bereits im Kasten. "Die Tour mit Cofidis wird sicher cool. Der Grand Depart ist in Lille, es ist ein Heimstart. Es wird sehr viel Motivation da sein im Team. Ich bin auf jeden Fall gespannt", sagte er Anfang Januar dem SID.
Ob er dann eher auf Gesamtwertung oder auf Etappensiege fahren wird, ließ Buchmann noch offen. Auf alle Fälle verspricht er sich mehr Freiheiten. Im Cofidis-Trikot sei es auch “einfacher, mal in eine Gruppe zu gehen“, meinte der 32-Jährige. Deutsche Radsportfans dürfen sich also auf einen Emu in Angriffslaune freuen.
Mit Neuzugang Emanuel Buchmann will die Cofidis-Equipe bei der Tour de France wieder angreifen. | Foto: Cor Vos
Der Belgier gehört wie Buchmann auch zu den neuen Oldies im Team. Was ihn noch mit dem Deutschen vereint, ist der Frust über das alte Team. “Ich hatte mich gut auf die Tour vorbereitet, hatte die Dauphiné schon in den Beinen und wurde im Höhentrainingslager immer besser. Dann hat das Team aber entschieden, mehr Unterstützung für den Sprinter im Team (Pascal Ackermann) mitzunehmen. Ich musste dann um den letzten verbliebenen Platz kämpfen und wurde letztlich nicht berücksichtigt. Das war einfach schwach”, kritisierte er das Management von Israel Premier Tech.
Dort konnte Teuns ohnehin nicht den Erwartungen als Kapitän für die Klassiker entsprechen. Ob das eher an ihm oder am Team lag, wird man in der aktuellen Saison ablesen können. “Für mich beginnt es mit Omloop Het Nieuwsblad, danach Kuurne-Brüssel-Kuurne und Strade Bianche. In diesem Block will ich schon stark sein. Der Hauptfokus wird dann aber auf der Periode zwischen Flandern-Rundfahrt und Lüttich – Bastogne – Lüttich liegen“, sagte er.
Bei diesen beiden Rennen hat Teuns bereits Top 10-Platzierungen vorzuweisen. Ein Vorstoß in Podiumsregionen ist das große Ziel. "Mit einer großen Portion Glück kann ich vielleicht auch die Flandern-Rundfahrt gewinnen“, machte der 32-Jährige gegenüber Sporza die eigenen Ansprüche geltend.
Dylan Teuns ist neben Buchmann ein weiterer ebenso prominenter wie routinierte Neuzugang. Der Belgier soll vor allem bei den Klassikern für Erfolg sorgen. | Foto: Cor Vos
Piet Allegaert (Belgien / 29), Stanislaw Aniolkowski (Polen / 27), Alex Aranburu (Spanien / 29), Emanuel Buchmann (Deutschland / 32), Simon Carr (Großbritannien / 26), Bryan Coquard (Frankreich / 32), Aimé De Gendt (Belgien / 30), Nicolas Debeaumarché (Frankreich / 26), Valentin Ferron (Frankreich / 26), Eddy Finé (Frankreich / 27), Milan Fretin (Belgien / 23), Jesus Herrada (Spanien / 34), Ion Izagirre (Spanien / 35), Clément Izquierdo (Frankreich / 22), Oliver Knight (Großbritannien / 23), Jonathan Lastra (Spanien / 31), Jan Maas (Niederlande / 28), Nolann Mahoudo (Frankreich / 22), Sam Maisonobe (Frankreich / 21), Sylvain Moniquet (Belgien / 26), Stefano Oldani (Italien / 27), Paul Ourselin (Frankreich / 30), Anthony Perez (Frankreich / 33), Sergio Samitier (Spanien / 29), Dylan Teuns (Belgien / 32), Benjamin Thomas (Frankreich / 29), Hugo Toumire (Frankreich / 23), Damien Touzé (Frankreich / 28)
Alex Aranburu (Movistar), Emanuel Buchmann (Red Bull - Bora - hansgrohe), Simon Carr (EF Education – EasyPost), Valentin Ferron (TotalEnergies), Clément Izquierdo (AVC Aix-en-Provence), Jan Maas (Jayco - AlUla), Sam Maisonobe (Vendée U), Sylvain Moniquet (Lotto Dstny), Paul Ourselin (TotalEnergies), Sergio Samitier (Movistar), Dylan Teuns (Israel - Premier Tech), Damien Touzé (Decathlon - AG2R La Mondiale).
Manager: Cedric Vasseur
Sportdirektor: Bingen Fernandez
Sportliche Leiter: Yvonnick Bolgiani, Jimmy Engoulvent, Roberto Damiani, Benjamin Giraud, Gorka Gerrikagoitia, Jean-Luc Jonrond, Thierry Marichal
Rahmenhersteller: LOOK
Gruppe: Campagnolo
Laufräder: Campagnolo
Reifen: Michelin
Trikot: Etxeondo
Helm: Ekoi
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