RSNplusThüringen-Spezialistin und Erfolgspuzzleteil

Guarischi: “Du bekommst eben nichts geschenkt“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Guarischi: “Du bekommst eben nichts geschenkt“"
Barbara Guarischi (SD Worx - Protime) | Foto: Cor Vos

26.06.2024  |  (rsn) - Wie bei der letzten Austragung der Lotto Thüringen Ladies Tour (2.Pro) gab es für Barbara Guarischi (SD Worx - Protime) einen zweiten Tagesrang in Gera. Die 33-Jährige ist eigentlich die Anfahrerin von Sprintsuperstar Lorena Wiebes, wechselte mit der Niederländerin im Vorjahr zur aktuellen Erfolgsequipe im Frauenradsport und ist eine treue Helferin, die in ihrer langen Karriere nur zu selten die Chance hatte, auf ein eigenes Ergebnis zu fahren. Aber die am Comer See geborene Lombardin ist eine absolute Deutschlandspezialistin.

Drei ihrer acht Karriereerfolge erzielte sie nämlich in der Bundesrepublik. 2015 gewann sie den Sparkassen Giro in Bochum; 2019 erstmals bei der Thüringen-Rundfahrt in Gera. Im letzten Jahr, als ihr Team alles sechs Etappen gewinnen konnte, wurde sie dort hinter ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold Zweite, war aber am Tag danach erfolgreich in Schmölln. ___STEADY_PAYWALL___

"Das letzte Jahr war wirklich unglaublich, aber eigentlich auch dieses. Ich liebe es, auf den deutschen Straßen zu fahren und speziell hier in Thüringen. Als ich noch ganz jung war, bin ich dieses Rennen schon gefahren und die Organisation ist noch immer dieselbe. Es wird von Jahr zu Jahr besser und größer", lobte sie Vera Hohlfeld und das Team, welches Jahr für Jahr die einzige große Rundfahrt für Frauen in Deutschland veranstaltet.

Bei ihrem zweiten Platz bei Veenendaal-Veenendaal bekam Barbara Guarischi (SD Worx - Protime) die Chance, auf eigene Rechnung zu fahren. | Foto: Cor Vos

Guarischi weiß über ihre besondere Beziehung zu dem Rennen zu berichten: "Jedes Jahr bin ich von hier mit einem guten Ergebnis heimgekommen." Schauplätze, mit denen sie gute Erinnerungen verknüpft, motivieren die 33-Jährige noch zusätzlich. "Wenn du etwas magst, dann kannst du noch ein paar Prozente extra abrufen", grinste sie im Gespräch mit radsport-news.com.

Harter Fight mit Landsfrau Fidanza um den Etappensieg

Bis zur Ziellinie lieferte sie sich ein beinhartes Duell mit ihrer Landsfrau und früheren Teamkollegin im italienischen Bahnteam, Martina Fidanza (Ceratizit - WNT). "Es war ein sehr schnelles Finale, in das ich von Christine Majerus perfekt reingebracht wurde. Ich wollte dann nach der Kurve den Sprint starten und bin dort mit Martina aneinandergeraten. Wir mussten beide rausnehmen, haben wieder begonnen und wären wieder fast gestürzt. Also begann der Sprint dann noch einmal", schilderte sie die letzten Meter in Gera und zog trotz des Silberranges ein positives Resümee: "Der zweite Platz ist gut, wenn man bedenkt, wie chaotisch der Sprint war."

Aber die Teamplayerin weiß, dass nicht ihr Tagessieg die oberste Priorität für SD Worx hatte. Vielmehr hatte Europameisterin Bredewold die Aufgabe, die Attacken von Kasia Niewiadoma (Canyon - SRAM) abzuwehren. "Ich bin echt zufrieden damit, dass als Kasia im Finale in die Offensive ging, ich folgen konnte und Mischa auch", erklärte Guarischi.

Als eine der 16 Fahrerinnen bei der niederländischen Equipe kennt sie das Teamcredo. "Wir wollen die beste Mannschaft der Welt sein", erklärte sie und fügte an, dass aber speziell das Management immer wieder versucht, den Druck abzuwehren: "Sie wissen, dass wir uns gegenseitig schon genug anspornen."

Stolz im Trikot des aktuell besten Frauenteams zu fahren

Immer wieder ist die erfahrene Italienerin gefragt als Helferin für ihre Kapitäninnen. Aber Teil des so erfolgreichen Teams zu sein, macht sie stolz. "Es ist echt speziell, dieses Trikot zu tragen. Wir sind so stolz darauf, in ihm antreten zu dürfen und geben alles im Training, um noch besser zu werden."

Acht Rundfahrten haben sie 2024 schon gewonnen, dazu Paris-Roubaix, den Scheldeprijs, Gent-Wevelgem, die Ronde van Drenthe oder Strade Bianche. Mit Lotte Kopecky haben sie die aktuelle Weltmeisterin im Kader, dazu mit Mischa Bredewold die Europameisterin und am letzten Wochenende kamen sechs nationale Titel hinzu.

"Manchmal liest oder sieht man Meldungen, in denen Leute uns kritisieren, weil wir gewinnen. Sie neiden uns den Erfolg. Die Kritik schmerzt, da wir so hart dafür arbeiten und große Opfer bringen. Denn wir legen alles in die Vorbereitung und stellen unsere Freunde und Partner hinten an", ging sie ins Detail, merkte aber an, dass dies im Radsport ein notwendiges Übel sei: "Du bekommst eben nichts geschenkt in diesem Sport."

Treten oft zusammen auf: Guarischi (links) und Lorena Wiebes | Foto: Cor Vos

Teammanager Stam setzt das Puzzle in der Kaderbildung perfekt zusammen

Das Kollektiv mache ihr Team so stark. "Natürlich ist es mit Kapitäninnen wie Lotte, Demi oder Lorena einfacher zu gewinnen, aber jede einzelne Fahrerin hat etwas Spezielles an sich und gibt es auch an das Team weiter. Deswegen haben wir den Erfolg", erklärte Guarischi und deutete auch an, dass jene Zusammenstellung vor allem auf Teammanager Danny Stam zurückzuführen sei. "Er setzt das Puzzle zusammen, führt unsere Fähigkeiten und Persönlichkeiten zusammen. Es ist nicht einfach so ein Team zu formen, schon gar nicht aus 16 Frauen", lachte die Italienerin, die sich als erfahrene Athletin auch noch immer wieder etwas von ihren Teamkolleginnen abschauen kann.

"Sie sind alle Vorbilder. Wenn ich an Christine denke, die die Erste ist, die für alle in den Wind geht und ihre Arbeit bis zum Rennende macht, oder an Lotte, die immer superhart an sich arbeitet. Dann gibt es noch Lorena, die einem viel zurückgibt", blickte sie auf ihr Team und fügte bei ihrer Sprinterin an: "Sie macht meine Arbeit einfach und vertraut mir zu 100 Prozent. Wenn mal etwas nicht läuft, dann bleibt sie cool und sagt, dass es das nächste Mal wieder besser geht."

Dennoch spürt Guarischi auch immer den Druck, der der niederländischen Equipe anlastet. "Es ist gar nicht so einfach für solche Championesses zu fahren. Ich freue mich aber über die Arbeit, denn sie gehört auch zu unserem Erfolgspuzzle dazu."

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.10.2025Ferrand-Prevot sagt für Heim-EM ab und beendet Saison

(rsn) – Wenige Minuten nach seinem Start bei der Zeitfahr-EM gestikulierte der spätere Sieger Remco Evenepoel mit dem rechten Arm. Auf einen Defekt seiner Rennmaschine wollte der Belgier aber nicht

01.10.2025Venturelli dominiert EM-Zeitfahren der U23

(rsn) – Federica Venturelli ist überlegen zum U23-Europameistertitel im Einzelzeitfahren gerauscht. Die 20-jährige Italienerin, die vor einer Woche Bronze im U23-WM-Zeitfahren von Kigali gewonnen

01.10.2025Die Startzeiten für das EM-Einzelzeitfahren der Frauen

(rsn) - 31 Frauen werden am Eröffnungstag der Straßeneuropameisterschaften 2025 im Elite-Einzelzeitfahren von der Startrampe rollen. Den Anfang macht dabei die Portugiesin Daniela Campos um 14:19 Uh

30.09.2025Reusser auch mit nicht mehr vollem Tank die Top-Favoritin

(rsn) – Mit dem Gewinn ihres ersten WM-Titels hat sich Marlen Reusser einen Lebenstraum erfüllt. Vergessen sein dürfte zudem all der Frust über die wegen Long Covid verpasste Olympia-Teilnahme un

27.09.2025Niedermaier und Koch springen für kranke Lippert in die Bresche

(rsn) – Antonia Niedermaier hat das Straßenrennen der Elite als Sechste beendet. Die Nachricht an sich ist rein positiv, denn zu erwarten war das aufgrund der Ausgangslage nicht zwingend. Vor einem

27.09.2025Reusser und Chabbey: Den Titel im Bein, aber keine Medaille am Hals

(rsn) – Sie waren die wohl beste Mannschaft des Tages, und doch blieb das Schweizer Nationalteam im WM-Straßenrennen von Kigali nach 164 Kilometern ohne Medaille. Ein vierter Platz durch Elise Chab

27.09.2025Malcotti: “Die Favoritinnen sind etwas dumm gefahren“

(rsn) – Magdeleine Vallieres hat mit einem ebenso starken wie cleveren Aufritt in Kigali den Favoritinnen die Show gestohlen und sich den WM-Titel im Straßenrennen der Frauen gesichert. Die 24-jäh

27.09.2025“Bin für Muriel gefahren“: Grossmann holt Bronze an Furrers Todestag

(rsn) – Auf den Tag genau ein Jahr nach dem Tod von Muriel Furrer standen auch die Straßen-Weltmeisterschaften von Ruanda in Kigali plötzlich wieder voll im Zeichen der am 27. September bei der WM

27.09.2025Sensation in Kigali: Vallieres ist Straßen-Weltmeisterin

(rsn) – Mit einer Sensation endete das WM-Straßenrennen der Frauen in Kigali. Die bis dahin weitgehend unbekannte Magdeleine Vallieres krönte sich mit ihrem zweiten Profisieg zur ersten kanadische

27.09.2025WM-7. bei den Juniorinnen: Kiros nimmt nun U23-Gold ins Visier

(rsn) - Eine junge Frau aus Äthiopien schreibt Geschichte bei der ersten Rad-WM auf afrikanischem Boden: Tsige Kiros Kahsay wurde im Straßenrennen der Juniorinnen Siebte. Noch größer wird die Gesc

27.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

25.09.2025Lippert-Vertretung Czapla kränkelte bei Mixed-Staffel selbst

(rsn) – Für Justyna Czapla ist die Weltmeisterschaft von Ruanda nach ihrem starken Einzelzeitfahren, wo sie am Montag den siebten Platz belegt hatte, zu einer unangenehmen Angelegenheit geworden. D

Weitere Radsportnachrichten

02.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker?In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wicht

02.10.2025Philipsen: “Fast wie eine Weltmeisterschaft der Sprinter“

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Arnaud De Lie (Lotto) und Mads Pedersen (Lidl – Trek); die Zuschauer we

02.10.2025Leidert früh raus: Deutsche Mixed-Staffel kämpft sich auf Platz vier

(rsn) - Wie schon in der U19, so blieb bei den Straßen-Europameisterschaften auch in der Eliteklasse der deutschen Mixed-Staffel nur der vierte Rang. Während die Juniorinnen und Junioren Bronze um

02.10.2025Münsterland Giro im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) bildet fast schon traditionell den Abschluss der deutschen Straßensaison und wird auf jährlich wechselnden Strecken durch das Münsterland ausgetr

02.10.2025Frankreich gewinnt bei Heim-EM Gold in der Mixed-Staffel

(rsn) – In der dritten Entscheidung der Elite-Kategorie bei den diesjährigen Straßen-Europameisterschaften hat das französische Sextett die erste Goldmedaille für das Gastgeberland eingefahren.

02.10.2025Magnier baut makellose Bilanz aus, Heiduk Fünfter in Rijeka

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch auf der 3. Etappe des Cro Race (2.1) zugeschlagen und sich über 150,5 Kilometer von Gospic nach Rijeka den Tagessieg gesichert. Der 21-jährige

02.10.2025Deutsche U19 verpassen EM-Bronze in der Mixed-Staffel

(rsn) – Norwegen hat bei der Straßen-EM in Frankreich die Mixed-Staffel der U19 gewonnen. Das aus je drei Juniorinnen und Junioren bestehende Sextett entschied das Teamzeitfahren über 40 Kilometer

02.10.2025Mixed-Staffel bei der Straßen-EM: Startliste und Startzeiten

(rsn) – Nur sieben Mixed-Staffeln – immerhin aber eine mehr als 2024 - treten bei der Straßen-EM in Frankreich am Nachmittag im 40 Kilometer langen Teamzeitfahren der Elite an. Den Anfang macht u

02.10.2025Delbove holt sich am Fraser´s Hill Etappensieg und Gesamtführung

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe der 29. Tour de Langkawi (2.Pro) hat Joris Delbove (TotalEnergies) die Führung im Gesamtklassement der Rundfahrt übernommen. Der 25-jährige Franzose

01.10.2025Walscheid & Co. mühen sich: “Wie ein Kleiderschrank im Wind“

(rsn) – Am Mittwoch ist der Startschuss für die Straßenrad-Europameisterschaften in Frankreich gefallen. Den Anfang machte das Einzelzeitfahren zwischen Loriol-sur-Drome und Étoile-sur-Rhone, in

01.10.2025Ferrand-Prevot sagt für Heim-EM ab und beendet Saison

(rsn) – Wenige Minuten nach seinem Start bei der Zeitfahr-EM gestikulierte der spätere Sieger Remco Evenepoel mit dem rechten Arm. Auf einen Defekt seiner Rennmaschine wollte der Belgier aber nicht

01.10.2025Straßen-EM 2026 findet in Pogacars Heimat statt

(rsn) – Wie die Union Européenne de Cyclisme (UEC) bestätigte, wird Slowenien die Straßen-Europameisterschaften 2026 ausrichten. Demnach soll die Hauptstadt Ljubljana vom 3. bis 7. Oktober Verans

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • EM - Straßenrennen Junioren (EC, FRA)
  • Grand Prix Chantal Biya (2.2, CMR)
  • Cor Race (2.1, CRO)
  • Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro, GER)
  • Petronas Tour de Langkawi (2.Pro, MAS)
  • Radrennen Frauen

  • EM - Straßenrennen der U23 (EC, FRA)
  • EM - Straßenrennen der (EC, FRA)