Der Jüngste war im Grödnertal fast der Größte

Pogacar hat keine Gnade, aber verteilt ´Trostpflaster´ an Pellizzari

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Pogacar hat keine Gnade, aber verteilt ´Trostpflaster´ an Pellizzari"
Giulio Pellizzari (VF Group-Bardiani CSF - Faizane) | Foto: Cor Vos

22.05.2024  |  (rsn) – Ende der 1990er und Anfang der 2000er war der Giro d'Italia noch fest in Hand der einheimischen Fahrer, die von 1997 bis 2007 keinen ausländischen Sieg zuließen. Es folgten noch die Erfolge von Ivan Basso (2010), Michele Scarponi (2011) sowie Vincenzo Nibali (2013, 2016).

Aber seitdem dürsten die radbegeisterten Fans auf der Apennin-Halbinsel nach einem weiteren Gesamtsieg, nach einem Fahrer, der die große Tradition ihres Landes fortsetzen und vielleicht irgendwann an Fahrer wie Alfredo Binda, Fausto Coppi, Gino Bartali, Felice Gimondi, Fiorenzo Magni oder auch Marco Pantani anknüpfen kann - unvergessene 'Radsport-Götter' der Tifosi sind, denen auch heute noch gehuldigt wird.

Mit Antonio Tiberi (Bahrain – Victorious) und Filippo Zana (Jayco - AlUla) liegen aktuell zwei Italiener in den Top Ten, aber die Herzen eroberte auf der 16. Etappe ein anderer. Mit seinen 20 Jahren ist Giulio Pellizzari (VF Group - Bardiani CSF - Faizane) der jüngste Fahrer im Starterfeld des diesjährigen Giro. Mit einem Rückstand von über zwei Stunden in der Gesamtwertung wird er in dieser keine großen Bäume mehr ausreißen, aber der Mann aus San Sverino in den Marken ist so etwas wie die große Hoffnung für die Zukunft.

Vor einem Jahr überraschte er in Predazzo, als er bei der Tour of the Alps fast als 19-Jähriger eine Etappe für sich entschieden hatte. Im Sprint unterlag er damals dem Österreicher Gregor Mühlberger (Movistar), der seinem jungen Gegner schon damals eine große Zukunft vorhersagte. Und jene große Zukunft unterstrich Pellizzari im August des letzten Jahres mit seinem zweiten Platz bei der Tour de L'Avenir, der größten und bekanntesten U23-Rundfahrt.

2024 war er schon Achter der Gesamtwertung der Tour of the Alps. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den jungen Italiener, der dem Giro in den ersten zwei Wochen aber so gar nicht gewachsen schien. "Ich hatte mehrere körperliche Probleme in den letzten Tagen, die ich dank der Hilfe meines Teams überwinden konnte", erzählte er am Dienstag in der Presseaussendung seiner Mannschaft.

Italiener wollte beim Debütgiro schon aufgeben

Zwei ehemalige Profis, Massimiliano Gentili und Leonardo Piepoli, seine Trainer, überzeugten ihn aber davon noch nicht vorzeitig das Handtuch zu werfen. Eine Entscheidung, die sich bezahlt machte auf der verkürzten 16. Etappe. Denn Pellizzari war bis wenige Meter vor dem Ziel der alleinige Führende des Rennens. Nur noch Giro-Dominator Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) verhinderte die ganz große Geschichte des Sieges vom Jüngsten bei der 107. Italien-Rundfahrt.

"Ich hatte schon vor der Etappe ein gutes Gefühl. Als Tadej an mir vorbeifuhr, dachte ich 'Verdammt', aber ich akzeptiere die Niederlage, denn ich bin mit meiner Leistung zufrieden", so der junge Italiener, der im Ziel noch von Pogacar, vielleicht sogar aus schlechtem Gewissen, dessen Rennbrille und dessen gerade getragenes Maglia Rosa als Souvenir geschenkt bekam.

Erstes Kennenlernen bereits vor fünf Jahren als Teenies

Und Pogacar selbst lobte den jungen Italiener und erinnerte sich dank eines von Pellizzari gezeigten Fotos an ein Treffen der beiden bei Strade Bianche 2019. Der Slowene war damals in dem Alter von Pellizzari heute, feierte kurz davor seinen ersten großen Profi-Erfolg als Gesamtsieger der Algarve-Rundfahrt. "Da war er noch ein Kind, und ich eigentlich auch", grinste der Leader der Italien-Rundfahrt, der seinen fünften Etappensieg holte.

"Er ist einfach der Beste", meinte Pellizzari darauf, der mit seinen Trostpreisen dann doch nicht ganz unzufrieden war. Viel wichtiger war ihm aber, dass er nach zwei schwierigen Wochen doch noch gesehen hat, dass ein Etappensieg für ihn in Reichweite sein kann, mit einer Vorraussetzung: Pogacars Gnade.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.06.2024Kanter “super motiviert“, Fragezeichen hinter der Form

(rsn) – Sein Giro-Debüt musste Max Kanter bereits nach der 9. Etappe beenden. Der Sprinter von Astana Qazaqstan musste wie zahlreiche weitere Profis auch wegen eines grippalen Infekts das Rennen au

28.05.2024Gianetti: “Jetzt sind wir bereit für die Tour de France“

(rsn) – Den ersten Teil seines großen Plans, als erster Fahrer nach Marco Pantani 1998 im Lauf einer Saison das Double aus dem Giro d’Italia und der Tour de France zu gewinnen und damit ein weite

28.05.2024Grande Partenza 2026 in Albanien?

(rsn) – Kurz nach dem Finale des 107. Giro d’Italia, der am Sonntag in Rom mit dem überlegenen Gesamtsieg von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete, kursieren bereits zahlreiche Berichte über

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

26.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Merlier holt sich in Rom vor Milan seinen dritten Etappensieg

(rsn) – Der schnellste Sprint-Gladiator auf der Schlussetappe des 107. Giro d´Italia war Tim Merlier (Soudal – Quick Step). Der Belgier verwies nach 125 Kilometern in Rom auf der Zielgeraden am K

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine