Australier träumt vom Giro-Podium

O´Connor zieht aus Oropa-Übermut Motivation für Attacken am Berg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "O´Connor zieht aus Oropa-Übermut Motivation für Attacken am Berg"
Ben O´Connor (Decathlon - AG2R) | Foto: Cor Vos

14.05.2024  |  (rsn) – Ben O'Connor (Decathlon – AG2R) ist nach der ersten Woche des Giro d'Italia einer der aussichtsreichsten Anwärter auf einen Podestplatz in Rom. Obwohl der Australier bei der ersten Bergankunft am Santuario di Oropa für etwas Übermut bezahlen musste und schon dort 33 Sekunden auf Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) und Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) einbüßte, und obwohl er im Einzelzeitfahren von Perugia wegen eines Problems mit seiner Kette anhalten musste und wohl eine weitere halbe Minute verlor, verbrachte der Australier den ersten Ruhetag der 107. Italien-Rundfahrt als Gesamtvierter – 3:39 Minuten hinter dem Rosa Trikot von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), aber nur 59 Sekunden hinter dem zweitplatzierten Martinez.

"Ich bin unter den besten Fünf im GC und sehe mich als einen der Hauptanwärter", sagte der Tour-de-France-Vierte von 2021 am Montag auf einer Online-Pressekonferenz seines Teams und versprach Angriffe auf den kommenden Bergetappen: "Ich schaue von Etappe zu Etappe und versuche Zeit auf Dani Martinez und Geraint Thomas herauszuholen. Wenn ich dadurch aufs Podium komme, wäre das ein Traum. Aber dafür muss ich jeden Tag in Top-Form sein."

Dass O'Connor trotz seiner eingangs erwähnten Probleme als Gesamtvierter in die zweite Giro-Woche startet, lag ganz grundlegend auch an einer starken Zeitfahrleistung am Freitag zwischen Foligno und Perugia. Dort wurde der Australier Elfter mit 2:06 Minuten Rückstand auf Pogacar und verlor 18 Sekunden auf Martinez sowie sieben auf Thomas. Zieht man den unfreiwilligen Zwischenstopp wegen seines Kettenproblems ab, wäre er wohl sogar vor den beiden gelandet – und das, obwohl sowohl Martinez als auch Thomas als bessere Zeitfahrer gelten.

O'Connor erklärte aber am Ruhetag, dass er sich im Kampf gegen die Uhr schon seit Mitte 2023 kontinuierlich verbessert habe. Der Giro sei für die Fans lediglich "die erste Chance, das auf einer großen Bühne zu sehen", so der 28-Jährige.

Trotzdem: Das Zeitfahren von Perugia kam mit seinem schweren Finale dem Kletterspezialisten auch entgegen. Der zweite Kampf gegen die Uhr am kommenden Samstag am Gardasee ist deutlich flacher. Da wäre es eine große Überraschung, wenn O'Connor wieder mit Martinez, Thomas und Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) mithalten könnte.

Oropa-Übermut verarbeitet und ins Positive gekehrt

Seine Zeit im Kampf ums Podium herausholen muss er daher definitiv auf den Bergetappen. Dass er das kann, hat O'Connor gerade in dieser Saison schon mehrfach bewiesen. Und bei der ersten Giro-Bergankunft in Oropa dachte man für einen Moment sogar, er sei hinter Pogacar die klare Nummer zwei unter den GC-Assen dieser Italien-Rundfahrt.

Dort nämlich ging O'Connor mit dem Slowenen als einziger länger mit, als der gut vier Kilometer vor Schluss seine Attacke setzte. Einige Minuten später allerdings spürte er, dass er sich übernommen hatte, wurde durchgereicht und verlor letztlich eine halbe Minute auf die anderen. Im Ziel ärgerte sich der Australier über seinen Übermut und einen Fehler, den er "sicher nicht noch einmal machen" werde.

In Neapel am Ruhetag nun nahm er mit Blick auf Oropa aber einen etwas anderen Standpunkt ein. Über den Frust von dort scheint er hinweg zu sein und das Positive aus der Situation herausgezogen zu haben: "Wenigstens war ich gut genug, um es zu versuchen. Es war immer noch ein guter Moment, auch wenn es sich nicht gelohnt hat", meinte O'Connor. Hemmungen, am Berg wieder All-In zu gehen, um Martinez, Thomas, Tiberi und Co. abzuschütteln, dürfte er also keine mehr haben.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.06.2024Kanter “super motiviert“, Fragezeichen hinter der Form

(rsn) – Sein Giro-Debüt musste Max Kanter bereits nach der 9. Etappe beenden. Der Sprinter von Astana Qazaqstan musste wie zahlreiche weitere Profis auch wegen eines grippalen Infekts das Rennen au

28.05.2024Gianetti: “Jetzt sind wir bereit für die Tour de France“

(rsn) – Den ersten Teil seines großen Plans, als erster Fahrer nach Marco Pantani 1998 im Lauf einer Saison das Double aus dem Giro d’Italia und der Tour de France zu gewinnen und damit ein weite

28.05.2024Grande Partenza 2026 in Albanien?

(rsn) – Kurz nach dem Finale des 107. Giro d’Italia, der am Sonntag in Rom mit dem überlegenen Gesamtsieg von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete, kursieren bereits zahlreiche Berichte über

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

26.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Merlier holt sich in Rom vor Milan seinen dritten Etappensieg

(rsn) – Der schnellste Sprint-Gladiator auf der Schlussetappe des 107. Giro d´Italia war Tim Merlier (Soudal – Quick Step). Der Belgier verwies nach 125 Kilometern in Rom auf der Zielgeraden am K

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine