Narvaez´ Biss bewahrt Konkurrenz vor Schlimmerem

Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) | Foto: Cor Vos

04.05.2024  |  (rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d'Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten auf den 140 Kilometern rund um Turin hart, Rafal Majka führte seinen Kapitän in Richtung der steilen, letzten Rampe von San Vito und der Top-Favorit selbst setzte dann gut vier Kilometer vor Schluss die erwartete Attacke.

Am Ende des Tages hatte Pogacar in der Gesamtwertung 14 Sekunden Vorsprung auf seine größten Kontrahenten im Kampf um den Giro-Sieg - Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), Daniel Martinez (Bora – hansgrohe), Ben O'Connor (Decathlon – AG2R), Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) oder Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) – doch den erhofften Auftaktsieg und das Rosa Trikot verpasste der Slowene.

"Es war eine kurze und schnelle Etappe und wir haben unser Bestes versucht, sie zu kontrollieren. Leider sollte es nicht unser Tag sein, aber ich denke wir haben als Team trotzdem einen guten Job gemacht", bilanzierte Pogacar, der im Ziel keine Interviews gab, später in einer Pressemitteilung seiner Mannschaft.

So ganz perfekt war es aber eben doch nicht gelaufen. Denn nachdem UAE schon früh am Tag die Verantwortung im Hauptfeld übernommen hatte, war schon rund 23 Kilometer vor Schluss am Colle Maddalena (2. Kat.) nur noch Majka an der Seite seines Kapitäns. Und als es dann am Stadtrand von Turin schließlich in die letzte, unkategorisierte Rampe von San Vito hineinging, war niemand mehr da, um Pogacar ganz an der Spitze in den Anstieg hineinzuführen.

Der Slowene musste vor seiner geplanten Attacke von hinten einige Positionen gutmachen – eventuell das entscheidende Detail, warum er sich dann nicht mit einem explosiven Antritt ganz allein absetzen konnte. In gewisser Weise war man an Mailand-Sanremo erinnert, wo UAE auch früh Tempo bolzte, dann aber kurz vor der Cipressa doch nicht an der Spitze war.

"Ich wusste, dass er im Sprint schwer zu schlagen sein würde"

"Ich bin vom Fuß des Anstiegs an Vollgas bis oben gefahren, aber konnte Narvaez nicht abschütteln" schilderte Pogacar die bis zu 16 Prozent steile San-Vito-Rampe aus seiner Sicht. "Oben wusste ich dann, dass er (Narvaez) im Sprint schwer zu schlagen sein würde – er ist einfach schneller als ich."

Und so kam es dann auch: Narvaez gewann den Sprint ums erste Maglia Rosa vor dem in der Abfahrt noch herangekommenen Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) und Pogacar musste sich mit Rang drei begnügen. Das bescherte ihm vier Bonussekunden und somit letztlich 14 Sekunden Vorsprung in der Gesamtwertung auf die zehn Sekunden nach ihm angekommenen Kletter-Kontrahenten.

Doch der verlorene Sprint war nicht alles, was ihn in der Konstellation von Turin Zeit kostete. Denn schon der Fakt, dass Narvaez auf der Kuppe noch an Pogacars Hinterrad hing und sich dann weigerte, mit durch die Führung zu gehen, kostete den Slowenen auch einige Sekunden. Weil er Narvaez' Sprintstärke fürchtete, zog Pogacar nämlich nicht die ganze Abfahrt und auf den letzten flachen Metern voll von vorne durch, wie er es als Solist getan hätte, sondern nahm immer wieder auch Tritte heraus, atmete durch, um für den Sprint möglichst fit zu sein.

Trotz des kleinen Dämpfers ein gutes Zeichen für Pogacars Rosa-Ambitionen

Dadurch kam zuerst Schachmann zurück und letztlich auch die Verfolgergruppe um Thomas, Martinez, O'Connor und Co. näher. So standen im Ziel nur zehn Sekunden Vorsprung auf der Uhr, es hätten aber wohl rund 20 sein können – plus der zehn Sekunden Zeitgutschrift als Solo-Etappensieger hätte das dann schon rund eine halbe Minute Vorsprung nach dem ersten Renntag in der Gesamtwertung bedeutet. In gewisser Weise war Narvaez' biss in San Vito also für alle Klassementfahrer der Rettungsanker, um nicht schon in Turin richtig alt auszusehen, gegen den großen Top-Favoriten aus Slowenien.

Trotzdem zeigte der Auftakt: Pogacar war bergauf am stärksten und scheint auch zwei Wochen nach seinem Lüttich-Bastogne-Lüttich-Solo weiterhin die Top-Form zu haben, die er braucht, um den Giro d'Italia zu gewinnen. Entsprechend konnte er am Abend auch schon gut gelaunt auf die erste Bergankunft am Sonntag am Santuario di Oropa vorausblicken: "Morgen ist ein Tag, der gut für uns sein sollte. Wir werden sehen, wie die Beine nach heute sind, aber es sollte ein schöner Tag werden", meinte er. Es wäre wohl eine Überraschung, wenn er den zweiten Giro-Tag dann nicht im Rosa Trikot beenden würde.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.05.2025Pidcock: Die Gesamtwertung ist kein Ziel, Rosa aber schon

(rsn) – Es war noch im Trikot der britischen Talenteschmiede Trinity Racing, als Thomas Pidcock schon einmal beim Giro zu überzeugen wusste. Drei Etappensiege fuhr der Brite ein. Auf einen wie Anto

05.06.2024Kanter “super motiviert“, Fragezeichen hinter der Form

(rsn) – Sein Giro-Debüt musste Max Kanter bereits nach der 9. Etappe beenden. Der Sprinter von Astana Qazaqstan musste wie zahlreiche weitere Profis auch wegen eines grippalen Infekts das Rennen au

28.05.2024Gianetti: “Jetzt sind wir bereit für die Tour de France“

(rsn) – Den ersten Teil seines großen Plans, als erster Fahrer nach Marco Pantani 1998 im Lauf einer Saison das Double aus dem Giro d’Italia und der Tour de France zu gewinnen und damit ein weite

28.05.2024Grande Partenza 2026 in Albanien?

(rsn) – Kurz nach dem Finale des 107. Giro d’Italia, der am Sonntag in Rom mit dem überlegenen Gesamtsieg von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete, kursieren bereits zahlreiche Berichte über

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

26.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2025TotalEnergies angeblich kurz vor Einigung mit Ineos Grenadiers

(rsn) – Bereits im März wurde über einen möglichen Einstieg des französischen Energiekonzerns TotalEnergies beim britischen Ineos-Team berichtet. Wie die Londoner “Times“ nun schreibt, sei e

11.05.2025Konrad: “Ziel ist, das Rosa Trikot zurückzuholen“

(rsn) – Trotz einer starken Leistung im ersten Zeitfahren musste Mads Pedersen (Lidl – Trek) auf der 2. Etappe des 108. Giro d’Italia sein Rosa Trikot an Primoz Roglic (Red Bull – Bora – han

11.05.2025Brenner: “Habe schon höhere Ansprüche in Sachen Ergebnisse“

(rsn) - An den ersten beiden Tagen des 108. Giro d’Italia ließ es Marco Brenner (Tudor) nach eigenen Worten etwas ruhiger angehen. Aber schon die 3. Etappe mit einem Berg der 2. Kategorie könnte e

11.05.20253,2,1 los: Evenepoels Tour-Vorbereitung hat begonnen

(rsn) – Während in Albanien die ersten Tage des 108. Giro d’Italia absolviert werden, ist Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) in seine Vorbereitung auf die am 5. Juli in Lille beginnende Tour d

11.05.2025Steinhauser startet vorsichtig in den Giro, damit alles gut geht

(rsn) - An den Giro d’Italia hat Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) sehr gute Erinnerungen. Im letzten Jahr gewann er dort die 17. Etappe, vor keinem Geringeren übrigens als dem spätere

11.05.2025Küstenblick mit Kletterchance

(rsn / ProCycling) – Zum Abschluss der albanischen Giro-Tage wartet eine Etappe, deren Ausgang so offen ist wie das Terrain abwechslungsreich. Verschiedene Szenarien sind möglich: Ein starker Ausre

11.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

10.05.2025Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) hat sich auf der 2. Etappe der 108. Giro d'Italia das Rosa Trikot des Gesamtführenden gesichert. Der Slowene musste sich im 13,7 Kilometer langen

10.05.2025Aldag würde Rosa Trikot gerne gegen Etappensieg tauschen

(rsn) – “Das war gefühlsmäßig eine ziemliche Achterbahnfahrt heute“, sagte Rolf Aldag nach dem 13,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren beim Giro d’Italia (2.UWT). Der Grund: Es schlagen zwei

10.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

10.05.2025Tarling gewinnt erstes Giro-Zeitfahren, Roglic übernimmt Rosa

(rsn) – Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hat auf der 2. Etappe des Giro d´Italia seinen ersten Triumph bei einer Grand Tour gefeiert. Der 21-Jährige war in Tirana nach 13,7 Kilometern im Zeitfahr

10.05.2025Arensman: “Habe es mir selbst sehr schwer gemacht“

(rsn) - Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hat das Zeitfahren in Tirana beim Giro d´Italia gewonnen, im Kampf um das Rosa Trikot gab es einen Sekundenkrimi. Mads Pedersen (Lidl - Trek) zeigte eine st

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Erzgebirgs-Rundfahrt (BLM, GER)
  • Gent - Wevelgem U23 (1.2u, BEL)
  • Gran Premio Inudstrie del (1.2u, ITA)
  • Radsportfest Märwil (1.2, SUI)
  • Ringerike GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Tro-Bro Léon (1.Pro, FRA)