RSNplusDeutsche KT-Teams finanziell im Nachteil

Trainer Kafka ist kein Freund des Devo-Trends

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Trainer Kafka ist kein Freund des Devo-Trends"
Radsport-Trainer Björn Kafka | Foto: privat

15.02.2024  |  (rsn) - Björn Kafka betreut mit seinem Unternehmen Aerotune zahlreiche WorldTeams sowie viele Kontinental- und WorldTour-Fahrer. Die Zukunft der klassischen KT-Teams sieht der Trainer kritisch, vor allem wegen der Gründung von immer mehr Development-Mannschaften, die an die WorldTour-Rennställe angegliedert sind.

Kafka zeigte sich gegenüber radsport-news.com aber auch wenig begeistert davon, dass immer mehr Fahrer von den Junioren direkt in ein sogenanntes Devo-Team wechseln. "Die wahnsinnig jungen Fahrer geben alles, um in die Devo-Teams zu kommen. Sie versuchen, möglichst schnell, möglichst fit zu sein, um dann entdeckt zu werden. Ob diese Fahrer dann in der Zukunft noch eine Leistungssteigerung haben werden, das wissen wir nicht. Ich persönlich bin kein großer Freund von diesem Trend, da sich diese jungen Sportler auch noch menschlich entwickeln müssen", betonte Kafka, dass es nicht unbedingt förderlich für eine Sportlerkarriere sei, zu früh zu viel zu wollen.

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Eine wirkliche Alternative dazu gibt es aber kaum mehr. Denn durch die Devo-Teams wird es "immer schwerer, von einem KT-Team in die WorldTour zu wechseln", so Kafka. Das Dilemma analysierte radsport-news.com vor einigen Wochen bereits. Die WorldTeams ziehen eher Fahrer aus ihren Nachwuchsschmieden hoch als externe Talente zu verpflichten. Das würde es für KT-Fahrer, die von der Leistungsfähigkeit her in den Profibereich gehörten, fast unmöglich machen, dort ein Engagement zu finden.

Seit Heiduk 2022 wechselte kein deutscher KT-Fahrer in die WorldTour

Als Beispiel nannte Kafka etwa Jonas Rapp (Hrinkow Advarics), der seit Jahren vor allem am Berg starke Leistungen bringt, dem aber der Sprung in ein großes Team bisher verwehrt blieb. Dass der in Österreich fahrende Rapp kein Einzelfall ist, unterstreicht die Statistik. Zwar gibt es mit neun deutschen KT-Teams in dieser Saison so viele wie schon lange nicht mehr. Als Sprungbretter zu den Profis dienten sie in jüngster Vergangenheit aber nicht mehr.

Zur Saison 2024 etwa wurde kein deutscher Konti-Fahrer Profi, im Jahr zuvor gelang das nur Johannes Adamietz, der vom Team Sauerland zum Zweitdivisionär Lotto - Dstny wechselte. Der letzte deutsche Fahrer, der von einem deutschen KT-Team direkt den Sprung in die WorldTour schaffte, war Kim Heiduk, der zur Saison 2022 von Lotto - Kern Haus zu Ineos ging.

Die deutschen Kontinental-Fahrer bei der Straßen-DM in Bad Dürrheim. Foto: Cor Vos

Da die Top-Talente mittlerweile fast ausschließlich von den Junioren zu einem Devo-Team wechselten, bleiben den KT-Teams nur wenige Fahrer, die das Zeug zum Profi haben. Vielmehr wird der Kader aufgefüllt mit Fahrern, für die der KT-Bereich das höchste der Gefühle ist.

"Zwei Welten prallen aufeinander"

"Vom Mindset her treffen da zwei Welten aufeinander, nämlich sehr motivierte Fahrer, die in die WorldTour wollen und andere, die einfach Spaß daran haben, im KT-Bereich zu fahren", meinte Kafka. Dagegen wollten in den Devo-Teams alle Fahrer den Sprung nach oben schaffen. "Da herrscht eine ganz andere Denke", so Kafka.

In einem klassischen deutschen KT-Team ist es auch deshalb zudem deutlich schwieriger, sich für einen Profivertrag zu empfehlen, da es gleich mehrere strukturelle Nachteile gibt - so etwa die verschwindend geringe Anzahl an UCI-Rennen. In anderen Ländern stellt sich die diesbezügliche Situation der KT-Teams deutlich besser dar.

Hinzu kommt der finanzielle Faktor. Weil die Bezahlung im Vergleich zu anderen Ländern hierzulande deutlich schlechter ist, studieren viele Fahrer der deutschen KT-Teams oder gehen einer Erwerbsarbeit nach. Darunter muss entweder das Training leiden oder "die Fahrer trainieren wöchentlich 25 Stunden und leben von der Hand in den Mund. Da stellt sich die Frage, wie lange das funktioniert. In anderen Ländern kann man davon leben, KT-Profi zu sein. Da kann man zwei, drei Jahre durchhalten. In Deutschland ist der Verdienst einfach sehr gering", betonte Kafka, der die klassischen KT-Teams als ein "vom Aussterben bedrohtes Gewächs" bezeichnete.

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