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05.07.2023 | (rsn) – Für die deutschen und österreichischen Kontinental-Teams war die 4. Etappe der Tour of Austria (2.1), die Matteo Sobrero (Jayco – AlUla) nach 197 Kilometern in Steyr gewann, von vielen positiven Nachrichten, aber auch von leisen Enttäuschungen geprägt.
Großglocknerkönig Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) etwa musste nach nur einem Tag seine Führung in der Bergwertung an den Polen Patryk Stosz (Voster) abgeben, der an zwei Bergwertungen punktete und vor der Schlussetappe nun einen Zähler vor dem Deutschen liegt. Statt Rapp saß dessen Teamkollege Marvin Messerschmid in der Ausreißergruppe. Allerdings konnte der Österreicher am Ende nicht verhindern, dass Stosz zwei Bergwertungen gewann und so seinen Teamkollegen aus der Führung fuhr.
“Leider haben wir das Trikot knapp verloren. Vielleicht bekommt Jonas morgen noch mal die Chance zurückzuschlagen. Auch wenn sportlich nicht alles so lief wie geplant, war die Stimmung in Steyr großartig“, so Messerschmid, dessen Team in Steyr beheimatet ist.
Der Kampf um das Bergtrikot hatte auch die schnelle Fahrweise der Etappe bestimmt. Denn früh ging eine Gruppe, in der Lukas Pöstlberger (Jayco - AlUla) saß. Der Österreicher war in der Sonderwertung gut platziert und so musste Hrinkow alles daran setzen, die Ausreißer wieder zu stellen. In der nächsten Fluchtgruppe saß dann der nicht minder gefährliche Stosz und Hrinkow schickte Messerschmid als Aufpasser mit.
Die beiden entschieden sich früh vorne nicht mitzuführen, um ihre Kräfte für die Bergwertungen zu sparen, was letztlich der Ausreißergruppe das Durchkommen kostete. "Denn die WorldTeams hinten hatten eigentlich kein Interesse, die Gruppe wieder zu holen“, meinte etwa Werner Salmen, Sportlicher Leiter bei Vorarlberg.
Wie auch beim Team Hrinkow Advarics hatte man beim Team Felbermayr Simplon Wels auf einen besseren Ausgang gehofft. Denn im Finale am Porscheberg zwölf Kilometer vor dem Ziel konnte Klassementfahrer Riccardo Zoidl nicht mit den Besten mithalten und handelte sich 22 Sekunden Rückstand ein. Damit büßte der Routinier wichtige Zeit auf Martin Messner (WSA KTM Graz), seinen schärfsten Rivalen im Kampf um das Trikot des besten Österreichers, ein.
Dagegen hatte sich die von Rupert Hödlmoser geleitete Equipe zuvor äußerst offensiv gezeigt. In der ersten Ausreißergruppe, die aber nach kilometerlangem Kampf wegen der Beteiligung von Pöstlberger wieder gestellt wurde, war man mit Michael Kukrle vertreten. Ein Nonett, das nach 80 Kilometern davonzog, besetzte schließlich Felix Ritzinger. Doch an der vorletzten Bergwertung war der Österreicher wieder gestellt.
“Die Gruppe mit Kukrle war genau so geplant von uns. Sie war schon eine Minute weg und wir dachten, sie sitzt. Von hinten haben aber Hrinkow und Vorarlberg unbedingt alles zurückholen wollen. Es ging dann die Eskalation wieder von vorne los und die Gruppe mit Felix fuhr nach 90 Kilometern weg. Leider ist auch die nicht durchgekommen, weil sie nicht richtig lief. Der Wermutstropfen heute ist aber, dass Ricci (Riccardo Zoidl) 20 Sekunden verloren hat. Das schmerzt schon ein bisschen."
Die frühe Ausreißergruppe um den Tschechen Michael Kukrle (Felbermayr Simplon Wels. Foto: Expa Pictures
Grund zur Freude hatte erneut das Team WSA KTM Graz. Als einziger Fahrer der deutschen und österreichischen Kontinental-Teams konnte Messner am Porscheberg dem Tempo der WorldTeams folgen und überquerte die Bergwertung in der 13 Fahrer starken Spitzengruppe, die bis ins Ziel noch um ein paar Athleten anwuchs.
Als 19. des Tages verteidigte Messner seinen zwölften Platz im Gesamtklassement und baute seine Führung in der Wertung des besten Österreichers aus. "Es war von Anfang an brutal schnell. Am Porscheberg in der entscheidenden Phase war ich nie am Limit. Der Sonntagberg wird es morgen brennen! Ich hoffe auf viele Fans. Ich kenne den Schlussanstieg, er ist richtig schwer und steil. Das Rennen werden die WorldTour-Teams bestimmen und für mich gilt nur eines: Vollgas!“, sagte Messner nach dem Rennen. Zufrieden zeigte sich auch sein Teamchef Christoph Resl. “Martin hat das Trikot des besten Österreichers verteidigt. Damit haben wir unser Ziel für heute erreicht“, sagte Resl zu radsport-news.com.
Zufrieden war man auch beim Team Vorarlberg. Klassementfahrer Colin Stüssi konnte am Porscheberg zunächst zwar nicht mit den Besten mithalten. Auf der anschließenden Abfahrt fuhr der Schweizer aber die kleine Lücke wieder zu und sprintete am Ende auf Platz zehn. Die gleiche Platzierung nimmt der Schweizer auch in der Gesamtwertung ein und ist damit bester Kontinental-Fahrer hinter neun WorldTour-Fahrern.
“Unser primäres Ziel war es, dass Stüssi heute keine Zeit verliert und Rang zehn verteidigt. Das haben wir geschafft“, war der Sportlicher Leiter der Vorarlberger, Werner Salmen, gegenüber radsport-news.com zufrieden. Auch dessen Kapitän war nach der Etappe happy: "Top Ten in der Gesamtwertung ist jetzt schon unser Ziel. Bis jetzt sind wir schon zufrieden, mal schauen was morgen noch geht“, meinte der 30-Jährige. Dazu hatte sich auf dem Teilstück Teamkollege Dominik Amann als Ausreißer gezeigt.
In der 25 Fahrer starken ersten Verfolgergruppe kam indes Luca Dreßler vom Team Lotto – Kern Haus ins Ziel, der U23-Fahrer belegte den 23. Platz, Teamkollege Jan Hugger folgte knapp dahinter auf Rang 30. “Wir sind ein starkes Finale gefahren“, befand Teamchef Florian Monreal gegenüber radsport-news.com.
Zuvor war Pierre-Pascal Keup lange Zeit in der Ausreißergruppe des Tages gefahren und hatte sich dort so aktiv gezeigt, dass er von der Jury zum kämpferischsten Fahrer gekürt wurde. Monreal bedauerte allerdings, dass die Gruppe nicht richtig lief, da Messerschmid und Stosz wegen der Bergpunkte taktierten und auch andere Athleten nicht durch die Führung gingen.
“Die Gruppe wäre zu 100 Prozent durchgekommen, aber so wurden auf 15 Kilometern drei Minuten verloren. Das war schade für alle Beteiligten, da fast nur KT-Fahrer vorne waren und alle ein Top-Ergebnis sicher gehabt hätten. Für uns besonders ärgerlich, da wir mit Pierre unseren besten Mann vorne hatten“, so Monreal.
In der gleichen Gruppe saß ebenfalls Jannis Peter (P&S Benotti), der sich durch Rang 35 in der Gesamtwertung auf Position 25 verbessern konnte. Auch sein Teamkollege Dominik Röber hatte sich gezeigt. Der Kletterer war in der Ausreißergruppe des Tages, die erst im Finale gestellt wurde.
“Heute wollte gefühlt jede Mannschaft in die Gruppe. Am Anfang waren drei Mann weg, damit waren aber alle anderen nicht zufrieden. Also war bis Kilometer 90 richtig Zug drauf. So waren wir 20 Minuten vor dem schnellsten Schnitt im Ziel. Für uns war super, dass Alfons (Dominik Röber) es in die Gruppe geschafft hat“, meinte Teamchef Lars Wackernagel zu radsport-news.com.
Röber berichtete radsport-news.com, dass schon früh Uneinigkeit in der Spitzengruppe geherrscht habe. “Da fahren dann schnell drei, vier Mann nicht richtig mit, so waren unsere vier Minuten ganz schnell weg. Ich hätte da einen richtigen Berg gebraucht, um die Gruppe zu zerlegen. So war es sehr schade, denn ich hatte schon einen richtig guten Plan im Kopf“, meinte er.
Die dritte deutsche Mannschaft am Start, Santic – Wibatech , konnte indes gleich drei Fahrer in der ersten Verfolgergruppe platzieren. So waren der Österreicher Mario Gamper (29.) sowie die Polen Szymon Tracz (31.) und Piotr Pekala (42.) vorne vertreten. Pekala ist auf Rang 21 auch bester Fahrer des Teams in der Gesamtwertung. “Mit dem Top-30-Ergebnis sind wir zufrieden. Es war ein guter Tag“, resümierte Teamkapitän Fabian Schormair gegenüber radsport-news.com.
Der Deutsche war zuvor in der Ausreißergruppe des Tages. “Es hat sehr lange gedauert, bis die große Gruppe ging. Es war eine Stunde lang Anschlag und Springerei. Vorne hatten wir mal kurz Hoffnung, dass wir durchkommen, aber dann hat Hammerschmid nicht mehr mitgeführt wegen des Bergtrikots. So wurden wir am vorletzten Berg wieder eingeholt“, meinte Ausreißer Schormair zu radsport-news.com.
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