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04.01.2023 | (rsn) – Der Umbruch ist bereits im "Jahr 1 nach Sagan" gelungen: Bora – hansgrohe wollte sich 2022 hin zum Rundfahrer-Team entwickeln und hat mit Jai Hindley gleich die erste Grand Tour des Jahres gewonnen. Trotzdem war die abgelaufene Saison nicht von vorne bis hinten ein großer Erfolg, auch wenn man die Team-Weltrangliste auf Rang vier abschloss und 30 Saisonsiege feierte: Vor allem Krankheiten lähmten den Rennstall von Manager Ralph Denk, der an dieser Stelle auch das größte Verbesserungspotenzial für 2023 wähnt – für eine Saison, in der sich an der Ausrichtung des Teams erstmal nichts ändern soll.
"Wir versuchen, auf allen drei Hochzeiten zu tanzen: Grand-Tour-Klassements, Sprints und auch die Klassiker. Aber der Schwerpunkt liegt auf den ein- und mehrwöchigen Rundfahrten. Da waren wir auch letztes Jahr am besten", erklärte Denk im Gespräch mit radsport-news.com. Neben dem Giro gewann Bora - hansgrohe 2022 auch zwei einwöchige WorldTour-Rennen: die Katalonien-Rundfahrt mit Sergio Higuita und die Tour de Romandie mit Aleksandr Vlasov.
Der Russe soll für Bora - hansgrohe den Titel beim Giro 2023 nach Möglichkeit verteidigen und wird in Italien von Lennard Kämna als Co-Kapitän begleitet. Bei der Tour de France werden sich Hindley und Emanuel Buchmann im Gesamtklassement versuchen, während Sam Bennett für die Sprints vorgesehen ist. Die Klassiker-Armada führt weiterhin Nils Politt an und hofft dabei auf weniger Krankheitspech als 2022.
___STEADY_PAYWALL___ Wilco Kelderman und Felix Großschartner als Kletterer sowie Klassikerspezialist Lukas Pöstlberger haben das Team verlassen und auf dem Papier können die Neueinkäufe das nur schwer abfangen. Doch von Bob Jungels erhofft Denk sich für Rundfahrten und Klassiker sehr viel - und allgemein sieht er auch im Kader von 2022 quasi noch "Neuzugänge" für 2023.
"Wir hatten letztes Jahr dreieinhalb Fahrer, die weit, weit weg waren von einer Konstanz und ihrer normalen Leistung: Schachmann, Schelling, Walls - und Emu (Buchmann) hatte einen guten Giro, danach aber auch nicht die Konstanz von 2019. Die Gründe sind bekannt", spielte Denk auf die gesundheitlichen Probleme der Genannten an. "Das waren mehr oder weniger Totalausfälle. Und es ist unser Job, sie in die Erfolgsspur zurückzubringen. Bei gesundheitlichen Themen spielt immer die Gesamtbelastung natürlich eine Rolle. Ich will nicht sagen, dass wir etwas falsch gemacht haben, aber es ist natürlich ein Drahtseilakt zwischen Hochleistung und Gesundheit. Vielleicht haben wir da etwas überzogen", so der Teamchef.
Maximilian Schachmann hatte 2022 kein gutes Jahr, sein Team glaubt aber fest daran, dass er 2023 wieder zu alter Stärke zurückfinden wird. | Foto: Bora - hansgrohe
Aldag und Lorang teilen Verantwortung in Sachen Performance
Neben der sportlichen Ausrichtung hatte sich bei Bora – hansgrohe 2022 auch die Personalstruktur stark verändert. Die sportliche Leitung wurde größtenteils ausgetauscht, Rolf Aldag kam als Performance Director und leitender Sportlicher Leiter an Bord. 2023 wird diese Rolle nun weiter aufgeteilt: Cheftrainer Dan Lorang ist für die personelle und Aldag für die materialtechnische Performance verantwortlich. Letzterer bleibt außerdem leitender Sportlicher Leiter.
"Es geht um Details, an denen gearbeitet werden muss, wie mein Kollege Dave Brailsford schon vor Jahren gesagt hat. Es muss immer wieder jeder Stein umgedreht werden und mit diesen zwei Schlüsselpositionen sind wir sehr gut aufgestellt", war sich Denk sicher, dass 2023 der nächste Schritt für Bora – hansgrohe möglich ist und man es beispielsweise auch mit Top-Favorit Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) beim Giro d'Italia aufnehmen kann.
"Ich glaube, dass wir sehr gute Chancen haben, beim Giro den Titel zu verteidigen. Aber was auch sehr reizt, ist ein Monument", erklärte Denk auf die Frage nach einem Wunschsieg für 2023: "Ich denke bei den Monumenten haben wir auf dem Papier in Lüttich die besten Chancen – mit Vlasov, Higuita, Jungels und auch Schachmann oder vielleicht auch Hindley. Da werden wir eines der besten Line-Ups am Start haben."
Aleksandr Vlasov soll es beim Giro d'Italia mit Remco Evenepoel und Geraint Thomas aufnehmen. | Foto: Bora - hansgrohe
Der Top-Transfer 2023:
Keine Frage: Angesichts seines Sieges bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2018 und - nachdem er seine Endofibrose operativ überwunden hatte - dem Etappenerfolg bei der Tour de France 2022, ist Bob Jungels der größte Transfer-Coup von Denk für 2023. "Er und Nico (Denz) spielen wesentliche Rollen", bestätigte auch der Raublinger. "Wir müssen Wilco Kelderman ersetzen, was nicht einfach ist. Aber nach dem, was Bob letztes Jahr bei der Tour de France gezeigt hat, kann es bei ihm in eine ähnliche Richtung gehen. Und bei Eintagesrennen ist Bob sicherlich der bessere Rennfahrer als Wilco."
In Denz derweil hofft Denk einen "superloyalen Helfer" für alle Terrains gefunden zu haben. "Das hat er in der Vergangenheit perfekt gezeigt." Florian Lipowitz dagegen soll sich zunächst zurechtfinden in der WorldTour. Der ehemalige Biathlet klettert gut, zu viel sollte man von ihm aber im ersten Jahr als Radprofi nicht erwarten. Und Victor Koretzky? Bei dem Franzosen darf man gespannt sein, wie viel er überhaupt auf der Straße zu sehen sein wird. "Mit ihm versuchen wir, uns multidisziplinär aufzustellen", so Denk. Der Cross-Country-WM-Dritte von 2021 wird weiter mountainbiken und könnte auch im Gravel-Rennsport auftreten.
Lennard Kämna wird sich beim Giro an der Seite von Vlasov erstmals am Gesamtklassement einer Grand Tour versuche. | Foto: Bora - hansgrohe
Im Fokus:
Besonders im Rampenlicht stehen beim deutschen WorldTeam natürlich die deutschen Hoffnungsträger Buchmann, Kämna, Politt und Schachmann sowie die Grand-Tour-Kapitäne Hindley, Vlasov und Bennett. Doch einen genaueren Blick sollte man 2023 sicher auch auf einige der ganz Jungen im Team werfen.
"Ich denke wir werden von Cian (Uijtdebroeks) und Giovanni (Aleotti) die größten Sprünge sehen. Meiner Meinung nach sind das die größten Talente, die wir haben", meinte Denk. "Ich glaube, dass beide mittlerweile bereit sind für Siege oder Top-Platzierungen sogar bei WorldTour-Rennen." Als Zweiter der Tour de l'Avenir 2019 (Aleotti) und Gesamtsieger 2021 (Uijtdebroeks) sind die beiden Fahrer, die gut in die neue Rundfahrer-Ausrichtung des Teams passen, und 2023 bekommen sie erste größere Aufgaben.
Der 23-jährige Aleotti soll zum Beispiel gleich zu Saisonbeginn bei der Tour Down Under eine Chance bekommen und steht wohl auch später beim Giro d'Italia wohl im Aufgebot. Für den erst 19 Jahre alten Uijtdebroeks wurde im Winter das Critérium du Dauphiné als erster Höhepunkt angepeilt – und möglicherweise wird der 19-Jährige auch die Vuelta a Espana bestreiten.
Das Aufgebot:
Emanuel Buchmann (Deutschland / 30), Nico Denz (Deutschland / 28), Lennard Kämna (Deutschland / 26), Jonas Koch (Deutschland / 29), Florian Lipowitz (Deutschland / 22), Luis-Joe Lührs (Deutschland / 19), Anton Palzer (Deutschland / 29), Nils Politt (Deutschland / 28), Maximilian Schachmann (Deutschland / 28), Ben Zwiehoff (Deutschland / 28), Patrick Gamper (Österreich / 25), Marco Haller (Österreich / 31), Patrick Konrad (Österreich / 31), Giovanni Aleotti (Italien / 23), Matteo Fabbro (Italien / 27), Sam Bennett (Irland / 32), Ryan Mullen (Irland / 28), Jordi Meeus (Belgien / 24), Cian Uijtdebroeks (Belgien / 19), Ide Schelling (Niederlande / 24), Danny van Poppel (Niederlande / 29), Shane Archbold (Neuseeland / 33), Cesare Benedetti (Polen / 35), Sergio Higuita (Kolumbien / 25), Jai Hindley (Australien / 26), Bob Jungels (Luxemburg / 30), Victor Koretzky (Frankreich / 28), Aleksandr Vlasov (Russland / 26), Matthew Walls (Großbrittanien / 24), Frederik Wandahl (Dänemark / 21)
Nils Politt führt die Klassiker-Fraktion von Bora - hansgrohe auch 2023 an. Mit Bob Jungels hat er einen neuen starken Mann an seiner Seite. | Foto: Bora - hansgrohe
Davon Neuzugänge:
Nico Denz (DSM), Bob Jungels (AG2R Citroen), Florian Lipowitz (Tirol - KTM), Victor Koretzky (B&B Hotels - KTM)
Teamleitung:
Manager: Ralph Denk
Sportdirektor: Dan Lorang & Rolf Aldag
Sportliche Leiter: Bernhard Eisel, Enrico Gasparotto, Jean-Pierre Heynderickx, Christian Pömer, Torsten Schmidt, Sylwester Szmyd, Hendrik Werner, Jens Zemke
Material:
Rahmenhersteller: Specialized
Gruppe: Shimano
Laufräder: Roval
Reifen: Specialized
Trikot: Le Col
Helm: Specialized
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