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24.11.2022 | (rsn) – Das Beste kommt zum Schluss. So war es jedenfalls für Hermann Pernsteiner (Bahrain - Victorious) aus ganz persönlicher Perspektive in der Saison 2022: Bei seinem allerletzten Renneinsatz fuhr der Niederösterreicher am 16. Oktober sein bestes eigenes Ergebnis ein und wurde Vierter beim Japan Cup. Dass es vorher nicht zu einem einstelligen Tagesergebnis für ihn reichte, hatte vor allem einen Grund: Pernsteiner ist beim immer stärker besetzten Team Bahrain Victorious in den vergangenen zwei Jahren nach Gesamtrang zehn beim Giro 2020 mehr und mehr vom Ergebnisfahrer zum wichtigen Helfer geworden.
___STEADY_PAYWALL___ "Ich bin nicht ganz zufrieden, aber auch nicht unzufrieden. Ich hatte das ganze Jahr ein gutes Niveau und habe so ziemlich bei allen Rennen die Teamaufgaben erfüllt", blickte Pernsteiner gegenüber radsport-news.com nun auf die Saison zurück.
"Ich war froh, dass ich beim letzten Rennen, beim Japan Cup, nochmal als Kapitän am Start stand und dort auch abliefern konnte. Denn es ist fürs Selbstvertrauen immer gut, wenn man auf eigene Rechnung auch mal fahren kann und das auch funktioniert", schilderte der 32-Jährige.
An allen Siegen von Kapitän Bilbao 2022 beteiligt
Als Helfer dagegen wird man vor allem auch am Ergebnis des Kapitäns gemessen. Und was das betrifft, durfte Pernsteiner insgesamt von einem sehr guten Jahr sprechen. Meist mit Pello Bilbao und Gino Mäder – mit dem Schweizer teilt der Österreicher meist das Zimmer – bei den bergigen Rennen im Einsatz, hatte der 32-Jährige Anteil an zahlreichen Spitzenresultaten.
Wertvoller Helfer, nicht nur am Berg: Beim Cro Race fuhr Pernsteiner für Matej Mohoric. | Foto: Cor Vos
"Die Etappensiege bei der Tour of the Alps, im Baskenland oder der Deutschland Tour – und auch bei der UAE Tour hat es gut gepasst", erinnerte er sich an Bilbaos drei Saisonsiege, bei denen Pernsteiner immer dabei war, und auch an starke Gesamtwertungs-Ergebnisse seines Kaptitäns, wie Rang drei in den Emiraten, Rang fünf im Baskenland oder Platz zwei bei der D-Tour.
Ein Wermutstropfen blieb trotzdem. Denn ausgerechnet bei den Grand Tours durfte Pernsteiner schon im zweiten Jahr in Folge nicht mitwirken. "Ich war auf der Longlist für Giro und Vuelta", so Pernsteiner. Dass er in Italien, wo Bilbao Gesamtfünfter wurde, nicht mit dabei sein konnte, sei wohl auch folgerichtig gewesen: Mit einem beinahe pausenlosen Rennprogramm von der Katalonien-Rundfahrt Mitte März bis zum Ende der Tour de Romandie am 1. Mai hatte er schon sehr viel in den Beinen, als der Giro anfing.
Zwei Jahre ohne Grand Tour – "Das hat an mir genagt"
Doch mit einem Start bei der Vuelta rechnete Pernsteiner danach umso mehr. Nachdem er, wie beinahe das ganze Team, bei der Tour de Suisse coronabedingt aussteigen musste, baute Pernsteiner über den Sommer wieder eine gute Form auf und fühlte sich nach der Burgos-Rundfahrt bereit für die drei Wochen.
Bei der Deutschland Tour erreichte Pernsteiner den Schauinsland Seite an Seite mit Emanuel Buchmann (rechts). | Foto: Cor Vos
"Als ich dann nicht mitfahren konnte, war die Enttäuschung schon ziemlich groß", gab er nun zu. "Das hat schon an mir genagt, dass ich wieder keine Grand Tour fahren konnte, weil ich eigentlich denke, dass es das ist, was mir am besten liegt. Ich bin in den dritten Wochen meist am stärksten."
Doch Pernsteiner zeigte auch Verständnis für die Entscheidung der Teamleitung: "Es war eben so, dass einige andere Fahrer dann noch die Vuelta reinbekommen haben, die vorher aus verschiedenen Gründen andere Rennen nicht fahren konnten", erklärte er. Trotzdem hofft Pernsteiner, dass es 2023 anders aussieht, als 2021 und 2022. Er will wieder eine Grand Tour fahren und sich auch dort im kommenden Jahr für einen neuen Vertrag empfehlen – gerne auch wieder durch unermüdliche Helferdienste.
"Sicher ist es schön, auch mal selbst ein Ergebnis einzufahren. Aber für mich ist es genauso okay, für die Mannschaft zu fahren. Es ist ja toll, immer um einen Sieg oder ein Trikot mitzufahren. Das ist auch als Helfer sehr befriedigend", meinte er. Und weil er weiß, dass er seinen Job gut macht, ist Pernsteiner auch ob seines auslaufenden Vertrags nicht nervös:
Beim Japan Cup im 1 gegen 4 verloren
"Nein. Ich weiß, dass ich meine Form immer recht lange halten kann. Und das sehen auch andere Teams. Es ist sicher gut, auch ein gutes Resultat zu haben. Aber es wird auch gesehen, wenn man immer hart arbeitet – sowohl im Team als auch bei anderen."
Offensiv und stark am Berg: Beim Japan Cup unterlag Pernsteiner der pinken Übermacht von EF Education - EasyPost, konnte aber trotzdem beeindrucken. | Foto: Cor Vos
Dass er, wenn der Freifahrtschein einmal da ist, auch selbst Ergebnisse einfahren kann, bewies Pernsteiner dann beim Saisonabschluss in Japan. Dort fand er sich am Ende unter den Besten wieder. "Leider waren in der Gruppe aber vier von EF Education - EasyPost, und ich war allein. Da hatte ich taktisch keine Chance", bedauerte er. "Ich denke, dass ich eigentlich bergauf der Stärkste war dort vorn und mir nichts vorwerfen kann. Aber so ist es eben nur der vierte Platz geworden, womit ich natürlich nicht ganz happy war."
Trotzdem haben Pernsteiner seine Leistungen gerade bei Eintagesrennen wie in Japan oder auch einen Monat zuvor in Kanada beim GP Quebec und GP Montreal viel Selbstbewusstsein gegeben – weil Eintagesrennen eben nicht das waren, wo er vorher seine Stärken gesehen hatte. Doch gerade in Sachen Fahrweise hat sich der Niederösterreicher auch dort weiterentwickelt. Deshalb denkt er auch angesichts seines 33. Geburtstags im kommenden August längst nicht übers Aufhören nach.
"Ich denke ich habe schon noch ein paar Jahre vor mir. Meine Leistung steigt weiter und ich merke auch, dass ich gerade taktisch noch lerne und dadurch auch besser werde", meinte er.
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