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13.12.2022 | (rsn) – Auch wenn er im Frühjahr wegen Krankheiten nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte und im Sommer bei der Tour de France leer ausging, fällt Nils Politts Saisonbilanz positiv aus, wie der Profi von Bora - hansgrohe gegenüber radsport-news.com betonte.
Dafür listete der Kölner gleich mehrere Gründe auf. Zunächst habe er sich aus dem “Frühjahrsloch herausgearbeitet“, danach sein Heimrennen Rund um Köln (1.1) und im Sauerland die Deutschen Meisterschaften gewonnen. Schließlich folgte trotz des ausgebliebenen Etappensiegs eine “gute Tour de France“. So konnte er seine Saisonbilanz noch “ins Positive ziehen.“
___STEADY_PAYWALL___Dabei lief es anfangs ausgesprochen holprig. Nach dem Teamtrainingslager im Winter fing sich Politt eine Coronainfektion ein. Die Algarve-Rundfahrt (2.Pro) musste er wegen einer Bronchitis aufgeben und nach einem unauffälligen Openingsweekend in Belgien bei der Fernfahrt Paris-Nizza (2.UWT) wegen einer weiteren Erkrankung ebenfalls vorzeitig vom Rad steigen. “Durch die Bronchitis und Corona habe ich fast drei Wochen mit dem Training ausgesetzt. Dadurch konnte ich dann keine Topform mehr erreichen“, erklärte der 28-Jährige.
Bei Rund um Köln feierte Nils Politt (Bora – hansgrohe) nach einer beeindruckenden Vorstellung vor heimischem Publikum seinen ersten Saisonsieg | Foto: Cor Vos
Nach schwachem Frühjahr bei der DM abgeräumt
Zumindest ein kleines Ausrufezeichen setzte Politt als Fünfter von Dwars door Vlaanderen (1.UWT). Beim kürzesten der belgischen Frühjahrsklassiker kam ihm die Distanz von nur 184 Kilometern entgegen. Um Konkurrenten wie dem späteren Sieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) Paroli bieten zu können, ging der Bora-Profi früh in die Offensive und fuhr insgesamt 150 Kilometer an der Spitze. “Das war meine Chance, da ich so der Vorentscheidung hinten im Feld aus dem Weg gegangen bin und schon vorne war, als die Favoriten von hinten aufschlossen“, so Politt, für den Rang fünf ein “bisschen ein gefühlter Sieg“ war.
Bei Paris-Roubaix (1.UWT) knapp drei Wochen später sei er dann zwar “in sehr guter Form“ gewesen. Die “Königin der Klassiker“ beendete der Zweite von 2019 dennoch nur auf Rang 22. “Das Frühjahr lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Durch meine Krankheiten hatte ich keine perfekte Vorbereitung“, erläuterte Politt.
Deutlich besser lief es dann ab Mai. Den rheinischen Klassiker Rund um Köln (1.1) dominierte Politt mit seinem Team und fuhr einen ungefährdeten Solosieg ein. “Das Heimrennen zu gewinnen ist etwas sehr Schönes. Es freut mich, dass ich mich nun in die Siegerliste eintragen konnte“, sagte der Klassikerspezialist zu seinem ersten Saisonsieg. Im Sauerland holte sich Politt bei den Deutschen Meisterschaften gleich zwei Medaillen. Bronze im Zeitfahren ließ der Kölner Gold im Straßenrennen folgen. | Foto: Cor Vos
Nach dem Critérium du Dauphiné, bei dem nichts Zählbares heraussprang, räumte Politt dann aber Ende Juni bei den Deutschen Meisterschaften im Sauerland ab. Im Einzelzeitfahren von Marsberg sicherte er sich Bronze und damit nach 2016, 2017 und 2019 sein viertes Edelmetall im Kampf gegen die Uhr. Nur eine Goldmedaille fehlt ihm in dieser Disziplin noch.
Eine solche holte er sich dann aber nur zwei Tage später in imponierender Manier im Straßenrennen. In der Schlusssteigung zum Kahlen Asten schüttelte Politt mit Nikias Arndt (DSM) auch noch seinen letzten Begleiter ab und sicherte sich so erstmals in seiner Karriere das begehrte Meistertrikot. “Die DM war für mich ein absolutes Highlight. Das Meistertrikot zu tragen, bedeutet mir sehr viel“, kommentierte Politt seinen Coup.
Bei der Tour im Visier der Konkurrenten
Bei seiner sechsten Tour de France peilte der Deutsche Meister einen Etappensieg an, doch der wollte nicht gelingen. Die Erinnerung an seinen letztjährigen Ausreißercoup in Nimes und wohl auch das Meistertrikot sorgten dafür, dass seine Konkurrenten den fast zwei Meter großen Deutschen diesmal nicht aus dem Blick ließen. “Es wurde mehr auf mich geschaut und ich konnte nicht mehr so leicht wegfahren wie noch die Jahre zuvor“, sagte Politt, der zwar vier Mal in Fluchtgruppen unterwegs war, dabei aber kein Spitzenresultat einfahren konnte.
Als Nachteil für den angriffslustigen Politt erwies sich dabei auch, dass die Favoritenteams den Ausreißergruppen im Verlauf der 109. Tour de France nie einen besonders großen Vorsprung zustanden. Zudem sei die Frankreich-Rundfahrt insgesamt sehr anspruchsvoll gewesen. “Auf den Etappen, auf denen ich ausreißen wollte, bin ich auch ausgerissen. Ich habe es versucht, aber es hat leider nicht geklappt“, sagte Politt, der sein letztes Spitzenresultat Ende August als Dritter des Prologs der Deutschland Tour (2.Pro) erzielte.
In der Gesamtwertung reichte es für den Titelverteidiger dann nur zu Rang 38, was vor allem der Bergankunft am Schauinsland geschuldet war, wo die Kletterspezialisten den Tages- und Gesamtsieg unter sich ausmachten.
Bei der Tour de France versuchte sich Politt mehrmals als Ausreißer, doch diesmal gelang ihm kein Etappensieg – auch weil die Konkurrenten ihn besonders im Blick hatten. | Foto: Cor Vos
2023 bei den Klassikern wieder das Potenzial abrufen
In der kommenden Saison will Politt zunächst bei den Klassikern “mein Potenzial wieder abrufen“, wie er meinte. Das gilt vor allem für Paris-Roubaix, das er sich dick im Kalender markiert hat. “Das ist mein großes Ziel, dort möchte ich in bestmöglicher Form am Start stehen“, kündigte der Deutsche Meister an.
Danach hofft Politt wieder auf einen Platz im Tour-Aufgebot von Bora – hansgrohe, wo er sich in den Dienst der Mannschaft stellen, aber auch “um einen Etappensieg fahren“ will. Doch nicht nur bei der Frankreich-Rundfahrt will er glänzen. “Es wäre insgesamt schön, wenn ich das eine oder andere Radrennen für mich entscheiden könnte“, sagte Politt, der seine Bilanz von bisher sechs Profisiegen aufbessern möchte.
Mit Rang drei im Prolog zur Deutschland Tour, wo er als Titelverteidiger angetreten war, verbuchte Politt Ende August sein letztes Spitzenresultat. | Foto: Cor Vos
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