RSNplusRSN-Rangliste, Platz 2: Elise Chabbey

Tour-Bergtrikot, erster Rundfahrtsieg und zwei Holzmedaillen

Von Jens Claussen

Foto zu dem Text "Tour-Bergtrikot, erster Rundfahrtsieg und zwei Holzmedaillen"
Elise Chabbey (FDJ United - Suez) musste im Bergtrikot der Tour de France Femmes viele Interviews geben | Foto: Cor Vos PRÜFEN

30.12.2025  |  (rsn) – Elise Chabbey (FDJ - Suez) machte 2025 in der Weltrangliste einen großen Sprung bis auf den sechsten Platz. Schon in den vergangenen Jahren gehörte die Schweizerin zu den weltbesten Klassikerspezialistinnen mit exzellenten Qualitäten am Berg. Nun krönte sie ihre Vorstellungen mit gleich drei Siegen. Entsprechend zufrieden war sie mit ihrer Saison, wie Chabbey RSN aus dem ersten Teamtrainingslager erzählte. “Natürlich bin ich mit meiner ersten Saison bei FDJ -Suez super happy”, meinte sie zufrieden.

Besonders auffallend war, dass sich Chabbey in den Endabrechnungen anspruchsvoller WorldTour-Rundfahrten in den Fokus fahren konnte. Schon zu Saisonbeginn holte sie sich in Australien mit Platz fünf in der Gesamtwertung der Tour Down Under (2.WWT) ordentlich Selbstvertrauen. Der Wechsel nach vierjähriger Teamzugehörigkeit bei Canyon - SRAM - zondacrypto zur Equipe der Weltranglistenersten Demi Vollering trug schon früh im Jahr Früchte.  ___STEADY_PAYWALL___

Die neue Umgebung hat mich schon sehr beflügelt und mich an meine bestmögliche Performance gepusht”, lieferte Chabbey eine Erklärung für ihr bislang erfolgreichstes Jahr als Radprofi. ”Das Team ist super professionell strukturiert und glaubt fest an mich. Wir bereiten unsere Ziele mit ganz spezifischen Vorbereitungen vor, wie beispielsweise gezielten Aufenthalten in der Höhe”, lobte sie ihre neue Mannschaft in den höchsten Tönen.

Chabbey hat bislang fünf Siege in ihrer Karriere eingefahren | Foto: Cor Vos

 Nach einer vielversprechenden Klassikersaison mit jeweils siebten Plätzen bei der Flandern-Rundfahrt (1.WWT) und Paris-Roubaix (1.WWT) wurde Chabbey dann im Windschatten von Vollering mit einem Rückstand von 2:08 Minuten auf die Niederländerin Gesamtzweite. Zudem feierte sie auf der Auftakteateppe von El Perello nach Reus ihren ersten Saisonsieg.

Im Heimatland viel Moral für die Tour getankt

Ihre überzeugenden Vorstellungen bei bergigen Rundfahrten sollten sich nur eine Woche später bei der Tour de Suisse (2.WWT) fortsetzen, die Mitte Juni über vier Etappen ausgetragen wurde. Vor den heimischen Fans fuhr Chabbey auf drei Tagesabschnitten in die Top Ten und wurde bei der Königsetappe von Gstaad nach Oberkirch Dritte. Kurz darauf musste sie sich bei den Nationalen Meisterschaften im Straßenrennen nur Steffi Häberlin (SD Worx - Protime) im Sprint geschlagen geben.

Die Form passte also, als Chabbey zur Tour de France Femmes (2.WWT) aufbrach. Wieder mit dem Ziel im Gepäck, den Rundfahrtsieg ins Team zu holen; mit dem Unterschied allerdings, dass sie sich diesmal statt für ihre frühere Kapitänin Kasia Niewiadomas (Canyon – SRAM – zondacrypto) nun für den zweiten Toursieg von Vollering ins Zeug legen wollte.

Bergtrikot bei der Tour als Saisonhighlight

Auch wenn dies nicht gelang - Pauline Ferrand-Prevot (Visma – Lease a Bike) fuhr in einer eigenen Liga und Vollering wurde letztendlich mit einem Rückstand von satten 3:42 Minuten auf die Französin Zweite - sprang für die Frau vom Genfer See  in Frankreich doch ein großer Erfolg heraus. Schon am ersten Tag konnte sie sich das Bergtrikot überstreifen lassen, das sie nach einer langen Flucht mit Maud Rijnbeek (VolkerWessels) mit einem Punkt Vorsprung eroberte.

Der Gewinn des Bergtrikots bei der Tour war Chabbeys (links) größter Erfolg in ihrer Laufbahn | Foto: Cor Vos

Auch in den Tagen darauf sammelte sie, immer wieder in Fluchtgruppen dabei, Punkt um Punkt, ganz nach der Eichhörnchentaktik. Chabbey sicherte sich so das Gepunktete Trikot vor Teamkollegin Vollering und der zweimaligen Etappensiegerin Maeva Squiban (UAE -ADQ). “Das war sicherlich eines meiner Saisonhighlights”, dachte sie mit Freude an diesen Moment zurück.

Und es sollte nicht das letzte Erfolgserlebnis in diesem Jahr gewesen sein. Unmittelbar nach der “Grand Boucle“ wurde mit der Tour de Romandie Feminin (2.WWT) die zweite Schweizer Rundfahrt auf WorldTour Niveau ausgetragen. Eine weitere Gelegenheit für Chabbey, ihre ausgezeichnete Form in Siege umzumünzen. 

Nachdem sie die 2. Etappe gewinnen konnte, schnappte sie am darauffolgenden Tag mit einer couragierten Fahrweise der bis dato Führenden Urska Zigart (AG Insurance – Soudal) den Gesamtsieg noch weg; und hatte damit den ersten Rundfahrterfolg ihrer Laufbahn in der Tasche. “Der Gewinn der Tour de Romandie war definitiv das zweite persönliche Highlight meiner Saison. Der Sieg bei einer Rundfahrt zu Hause vor all meinen Freunden und der Familie war etwas ganz Besonderes”, unterstrich sie.

Endlich ganz oben auf dem Podium im Gelben Trikot bei der Tour de Romandie | Foto: Cor Vos 

Zwar konnte Chabbey bei den darauffolgenden Welttitelkämpfen in Kigali ihre Top-Form konservieren, doch das Glück hatte die examinierte Ärztin nicht auf ihrer Seite. Über den gesamten Verlauf des WM-Straßenrennens waren die Schweizerinnen die tonangebende Mannschaft. Sie hatten mit Noemi Rüegg, Jasmin Liechti und Gina Caluori sogar zeitweise drei Fahrerinnen in einer Spitzengruppe und gaben so ihren Teamkolleginnen Marlen Reusser und Chabbey über lange Zeit die Möglichkeit, etwas Kräfte zu sparen.

Zwei Holzmedaillen bei großen Titelkämpfen

Zwar ging dann Reusser und wenig später auch Chabbey in der letzten Runde des Rennens in die Offensive, beide schafften aber nicht mehr den Anschluss zur Spitze. Direkt nach Rennende gab Chabbey zu Protokoll, dass sie die Beine für den Weltmeistertitel gehabt hätte. Stattdessen musste sie sich mit 41 Sekunden Rückstand auf die neue Weltmeisterin Magdeleine Vallieres mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.

Und auch Monate danach zeigte sie noch immer ihre Unzufriedenheit über die verpasste Chance auf das Regenbogentrikot, als sie sagte: “Ich hatte an dem Tag definitiv die Beine, um zumindest um einen Platz auf dem Podium mitzufahren. Aus diesem Grunde enttäuscht mich der Ausgang der WM-Rennens immer noch sehr.“

Im Sprint um Platz vier konnte sich Chabbey bei den Europameisterschaften nichts vorwerfen | Foto: Cor Vos

Anders die Situation bei den unmittelbar auf die WM folgenden Straßen-Europameisterschaften in Frankreich. Gegen die Übermacht der Niederländerinnen um die spätere Europameisterin Vollering und die drittplatzierte Anna van der Breggen war an diesem Tag kein Kraut gewachsen. “Bei den Europameisterschaften hatte ich ein wirklich gutes Rennen“, zeigte Chabbey sich versöhnlich. “Als Demi ging, war sie einfach zu stark und ich konnte ihr nicht folgen. So gibt es auch keinen Grund für mich, irgendetwas zu bedauern.“ 

Mit 2:31 Minuten Rückstand auf Vollering war die Schweizer Meisterin von 2020 die Beste vom Rest, nachdem sie sich im Sprint gegen Franziska Koch, Juliette Berthet und Mavi García aus einer kleinen Verfolgergruppe heraus durchgesetzt hatte.

Keine Frage, Chabbey hat mit ihrer erfolgreichen und vor allem verlässlichen Fahrweise dem Team von General Manager Stephen Delcourt bewiesen, dass ihre Verpflichtung ein kluger Schachzug gewesen war, der sich auch 2026 auszahlen dürfte. “Die Klassiker im Frühjahr stehen erneut zunächst ganz oben für mich, um dann im Sommer mit dem Team die Tour zu gewinnen. Und ja, dann werde ich mich sicherlich im dritten Block voll auf die Weltmeisterschaften in Kanada konzentrieren", listete sie gegenüber RSN ihre großen Ziele für die kommende Saison auf.

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