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25.09.2022 | (rsn) – Die Weltmeisterschaft in Wollongong endete am Sonntag mit Remco Evenepoels Triumph im Straßenrennen der Männer. Für Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) wird der Ausflug nach Australien allerdings noch ein juristisches Nachspiel haben. Der Niederländer verbrachte nach einem Streit im Hotel den Großteil der Nacht auf einer Polizeiwache und stieg später nach nur 35 Kilometern des Straßenrennens vom Rad. Inzwischen sind mehr Details zum Ablauf des Geschehens bekanntgeworden.
Der niederländische Radsportverband KNWU erntete in den frühen Morgenstunden viel Kritik für seine Rolle in der Angelegenheit. So war van der Poel allein auf der Polizeiwache, nachdem die Eltern zweier Mädchen Polizisten zur Hilfe geholt haben sollen, weil sich der Niederländer nachts vom Lärm der beiden gestört fühlte und die Teenager körperlich angegangen sein soll. Für Unverständnis sorgte auch die Auswahl des Teamhotels in Sydney – mehr als eine Autostunde von Wollongong entfernt – sowie die Tatsache, dass die Mannschaft im Hotel keinen separaten Bereich für sich hatte.
___STEADY_PAYWALL___Bondscoach Koos Moerenhout nahm gegenüber dem niederländischen Fernsehsender NOS Stellung zu den Vorwürfen. “Mathieu kam in Australien an und war erkältet. Er sollte zuerst in einem Zimmer mit Jan Maas schlafen, aber wegen der Erkältung entschieden wir uns dagegen. Er bekam ein anderes Zimmer, zufällig auf einer anderen Etage. Das kann passieren“, erklärte der 48-Jährige.
Bei der Teampräsentation deutete noch nichts darauf hin, dass Mathieu van der Poel nach einer Nacht auf der Polizeiwache das WM-Rennen nach nur 35 Kilometern wieder verlassen würde. | Foto: Cor Vos
Wie Moerenhout weiter berichtete, sei er erst spät von seinem Kapitän über die Vorfälle informiert worden. “Der Schaden war bereits angerichtet, als er sich zum ersten Mal gemeldet hatte. Ansonsten hätten wir etwas arrangiert. Er hat mir eine Nachricht geschickt, als alles schon passiert war - und dann befindet man sich in einer Situation, in der man nicht sein will", sagte er und fügte an: "Was für ein Zustand! Es ist wirklich scheiße für ihn. Unabhängig davon, ob er schuldig ist oder nicht, hat er sehr hart gearbeitet, um hier zu sein. Sowas denkst du dir nicht aus. Das ist Scheiße."
Adrie van der Poel glaubt an die Unschuld seines Sohnes
Als er am frühen Sonntagmorgen in den Niederlanden aufstand, um sich den WM-Auftritt seines Sohnes in Australien anzusehen, gab es für Adrie van der Poel eine böse Überraschung. “Es war ungefähr halb sieben. Meine Frau sagte, Mathieu habe aufgegeben“, erinnerte sich der 63-Jährige, der zunächst an andere Gründe dachte. “Er hatte eine leichte Erkältung. Ich vermutete, dass er vielleicht doch nicht fit war, obwohl es zuletzt immer besser aussah. Aber David sagte sofort, dass er bei der Polizei gewesen sei, weil etwas passiert sei. Dann fingen wir sofort an, ein paar Sachen im Internet zu lesen. Ich habe ihm danach ein paar Nachrichten geschickt, aber er hat zunächst nicht geantwortet“, so der Vater der beiden Alpecin-Profis Mathieu und David van der Poel.
Der Kritik am KNWU schloss sich van der Poel senior gegenüber dem niederländischen Radsportportal Wielerflits zumindest teilweise an. “Wenn man in so ein Hotel geht, muss man darauf achten, dass man den gesamten Bereich oder die Etage bucht. Und wenn drei Zimmer leer sind, dann bezahlt man die eben mit“, sagte er . “Dann hat man immer ein Zimmer frei, wenn man kranke Menschen hat, oder einen Corona-Fall, so wie jetzt. Der KNWU ist knapp bei Kasse, aber sie wussten, dass die WM dieses Jahr viel Geld kosten würde. Andere Jahre sind dafür billiger. Da muss man versuchen, ein Gleichgewicht zu finden. Es geht schließlich um die Weltmeisterschaft“, so der Sieger der Flandern-Rundfahrt von 1986.
Doch van der Poel relativierte seine Vorwürfe auch: “Die Leute, die vom KNWU dort dabei sind, sind eigentlich alles alte Bekannte von uns. Ich zweifle nicht daran, dass sie versuchen, alles so gut wie möglich zu arrangieren“, erzählte er. Daran, dass sein jüngster Sohn handgreiflich geworden sein soll, glaubte er nicht. “Er wird wohl sehr wütend gewesen sein, aber ich glaube nicht, dass er Kinder schubst oder so. Aber es steht sein Wort gegen das der Kinder. Natürlich kenne ich Mathieu durch und durch. Er kann manchmal laut werden oder eine Tür zuwerfen. Aber er würde niemals Menschen angreifen.“
Teamkollegen erfuhren erst kurz vor dem Start vom Vorfall
Erst kurz vor dem Start, als die Presse schon vom Vorfall berichtete, informierte Mathieu van der Poel seine Teamkollegen. “Wir haben eine tolle Gruppe und verarschen uns manchmal gegenseitig“, sagte Pascal Eenkhhorn nach dem Rennen dazu. “Und fünf Minuten vor dem Start erzählte er uns von seiner Nacht. ‘Der verarscht uns,‘ dachte ich noch. Aber ich weiß auch nicht genau, was passiert ist.".
Nach weniger als einer Rennstunde war der WM-Einsatz des als Mitfavorit gestarteten Niederländers beendet. | Foto: Cor Vos
Auch Bauke Mollema wusste nicht, wie ihm geschah. “Kurz vor dem Start hat er es im Camper erzählt. Es ist bizarr. Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Schade, dass wir Mathieu so schnell verloren haben, denn der Plan war, um mit ihm um die Medaillen zu fahren. Das war jetzt nicht mehr der Fall“, trauerte der Routinier nach dem Rennen der verpassten Chance nach.
Beide Teamkollegen hatten vom nächtlichen Vorfall nichts mitbekommen. “Ich habe nichts gehört und prima geschlafen. Wir waren alle im Hotel verteilt“, berichtete Mollema. “Er war auf einer anderen Etage, darum haben wir nichts bekommen. Nicht einmal heute Morgen beim Frühstück. Wenn es vor dem Start nicht öffentlich geworden wäre, hätten wir es vor dem Rennen wohl nicht gewusst“, vermutete Eenkhoorn.
Gerichtstermin am Dienstag
Der Niederländische Meister glaubte wie Adrie van der Poel nicht an die Version der beiden Teenager. “Mathieu wird wenig Schuld treffen, aber es ist eine Scheißsituation. Hoffentlich endet es einigermaßen gut“, so Eenkhoorn. Doch vorläufig sieht es nicht gut aus für den viermaligen Crossweltmeister.
Van der Poel musste seine Reisedokumente abgeben und kann deshalb das Land vorerst nicht verlassen. Für Dienstag wurde er vom Gericht vorgeladen. “Sie haben uns eine Adresse gegeben, wo wir uns melden sollen. Sein Pass wurde tatsächlich für sechs Wochen beschlagnahmt, so wie ich das verstanden habe. Vielleicht bekommt er ihn früher zurück“, hoffte Alpecin–Deceuninck-Teamchef Christoph Roodhooft.
Bauke Mollema war in Abwesenheit van der Poels auf Rang 25 bester niederländischer WM-Starter. | Foto: Cor Vos
Chronologie der Ereignisse
21:00 - Van der Poel ging ins Bett, er teilte sich wegen einer Erkältung mit seiner Freundin ein Zimmer. In unmittelbarer Nähe seien zwei Familien mit Kindern, die die Nachtruhe des Radsportlers gestört haben sollen, untergebracht gewesen.
22:40 Uhr – Van der Poel soll auf den Gang gestürmt sein und habe die Kinder zur Rede gestellt, dabei soll es laut Polizeibericht zu Handgreiflichkeiten gekommen sein.
00:00 Uhr – Die herbei gerufene Polizei nahm van der Poel mit zur Wache nach Kogarah.
04:00 Uhr – Van der Poel kehrte ins Hotel zurück.
07:00 Uhr – Der Alpecin-Profi soll eingeschlafen sein.
10:10 Uhr – Van der Poel erklärte seinen Teamkollegen, was sich der Nacht abgespielt habe.
10:15 Uhr – Das WM-Rennen wurde gestartet. Nach 35 Kilometern war es für van der Poel beendet
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