Strong verteidigt im Regen die Gesamtführung

Tour of Britain: Land unter – Bonneu obenauf

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Tour of Britain: Land unter – Bonneu obenauf"
Kamiel Bonneu (Sport Vlaanderen - Baloise) hat die 3. Etappe der Tour of Britain gewonnen. | Foto: Cor Vos

06.09.2022  |  (rsn) – Ausreißer Kamiel Bonneu (Sport Vlaanderen – Baloise) hat im strömenden Regen aus einer Ausreißergruppe heraus die 3. Etappe der Tour of Britain gewonnen. Der Belgier setzte sich 500 Meter vor dem Ziel in Sunderland von seinen drei Begleitern ab und feierte seinen zweiten Profisieg.

Der Kanadier Ben Perry (WiV SunGod) wurde Zweiter vor dem Briten Alexandar Richardson (Saint Piran) und dem Niederländer Mathijs Paasschens (Bingoal – Pauwels Sauces). Der Belgier Jordi Meeus (Bora – hansgrohe) gewann den Sprint des Feldes und wurde Fünfter, Marius Mayrhofer (DSM) war auf Rang neun bester Deutscher. Der Neuseeländer Corbin Strong (Israel – Premier Tech) kam mit dem Feld ins Ziel und verteidigte seine Gesamtführung vor Perry.

Zehn Kilometer vor dem Ziel sah es aus, als würde der Sieger aus der Fluchtgruppe kommen, doch dann machte es das Quartett spannend. Durch Uneinigkeit hätten die Ausreißer ihren großen Vorsprung fast noch verspielt. Letztendlich aber behielt die Spitzengruppe die Oberhand und Bonneu setzte sich mit einer Attacke auf dem letzten Kilometer durch.

“Ich sah das 500-Meter-Schild und dachte, dass ich verloren hätte, wenn jemand  reagieren würde“, erzählte der Neoprofi im Ziel-Interview. “Es war gut für mich, dass es ein wenig bergauf ging an der Stelle, da bin ich etwas stärker. Dann merkte ich, dass 500 Meter ziemlich weit sind. 150 Meter vor dem Ziel musste ich mich kurz hinsetzen“, so Bonneu weiter. “Aber dann habe ich mich motiviert, um wieder voll zu sprinten. 50 Meter vor dem Ziel sah ich niemanden direkt bei mir. Da wusste ich, dass ich es in der Tasche hatte“, freute sich der 23-Jährige.

Die vier Ausreißer bildeten eine Zweckgemeinschaft mit Hindernissen. Schon bevor es auf den letzten zehn Kilometern zu Uneinigkeiten kam, wurde auffällig viel miteinander gesprochen. “Paasschens und Perry lagen nur 14 Sekunden zurück. Sie wollten die Sekunden für die Gesamtwertung haben. Sie haben die Sprints untereinander ausdiskutiert. Der Saint-Piran-Fahrer wollte, dass wir langsamer fahren und sehen, wie viel Vorsprung wir bekommen“, berichtete Bonneu, der sich selbst auch gesprächig zeigte: “Ich habe gefragt, ob ich die Bergpunkte bekommen kann, denn ich dachte nicht, dass wir bis zum Ziel vorn bleiben würden. Ich war eigentlich nur fürs Bergtrikot vorn.“

Auch Paasschens und Perry hatten nicht damit gerechnet, um den Etappensieg fahren zu können. “Sie hatten angekündigt sich nach dem dritten Zwischensprint ins Feld zurückfallen zu lassen, aber dann hatten wir noch 4:50 Minuten Vorsprung und Chancen auf den Sieg, also sind sie bei uns geblieben", so Bonneu.

Eine Hauptrolle spielte auch das britische Wetter. “Für uns Briten ist das normal, wir genießen das“, strahlte Jake Stewart (Großbritannien) im Ziel. “Zumindest so gut wie möglich. Aber bei einigen ausländischen Fahrern beginnt der Kopf ein wenig zu hängen, wenn das Wetter sich so präsentiert. Es war ziemlich grimmig da draußen die letzte Stunde – und man konnte schwer sehen“, fügte er an. Das Rennen erinnerte phasenweise an die Weltmeisterschaft von Harrogate, als die Fahrer ebenfalls durch tiefe Pfützen und überflutete Straßen fahren musste.

Im Klassement bleibt Auftaktsieger Strong vorn. Paasschens schob sich auf den dritten Rang und hat nun sieben Sekunden Rückstand.

So lief das Rennen:

Bei schlechtem Wetter gingen 107 Fahrer in Durham ins Rennen, das auf den ersten Kilometern sehr turbulent war. Nach vielen erfolglosen Attacken schafften es nach 13 Kilometern Bonneu, Richardson und die beiden im Klassement nur 14 Sekunden zurückliegenden Perry und Paasschens, sich abzusetzen.

Der maximale Vorsprung des Quartetts betrug bei immer schlechter werdenden Bedingungen fünf Minuten. Zwei der Sprintwertungen gingen an Perry vor Paaschens, in Bishop Auckland war die Reihenfolge genau umgekehrt. Bonneu sicherte sich die zehn Bergpunkte am Chapel Fell (1.Kat.) und die sechs Zähler an der Billy Lane (2.Kat.).

Mit noch 40 zu fahrenden Kilometern betrug der Abstand beider Gruppen noch immer fünf Minuten. Im durchnässten Pelotonmachte sich langsam Panik breit, da die Ausreißer trotz Tempoarbeit der Profiteams – zumindest laut der eingeblendeten Zeitmessung – sogar etwas Zeit gewonnen hatten. Auf den nächsten zehn Kilometern reduzierten Ineos Grenadiers, DSM und Israel – Premier Tech den Rückstand des Feldes um 1:30 Minuten.

Danach verlief die Aufholjagd im noch immer strömenden Regen weniger erfolgreich, so dass die Vier eingangs der letzten zehn Kilometer noch 1:50 Minuten Vorsprung mitnahmen. Das gab ihnen die Sicherheit, um sich auf die ersten taktischen Spielchen einzulassen. Richardson fuhr erst nur halbherzig mit und griff dann drei Mal erfolglos an. Perry und Paasschens mussten auf den letzten sieben Kilometern die Führungsarbeit allein erledigen, denn auch der im Klassement schlechter platzierte Bonneu hielt sich nun zurück.

Fünf Kilometer vor dem Ziel hatte die Gruppe nich gut eine Minute Vorsprung. Nun wagte auch Bonneu zwei Angriffe, die der starke Paasschens parierte. Zwei Kilometer später war der Abstand auf 30 Sekunden geschmolzen, nachdem die Ausreißer sowie das von Nils Politt (Bora – hansgrohe) angeführte Feld eine völlig überflutete Straße ohne Sturz passiert hatten.

Auf den letzten 500 Metern griff Bonneu an und niemand konnte ihm folgen. Auf den letzten Metern kam Perry dem Belgier zwar noch nah, zum Sieg reichte es aber nicht mehr. Meeus gewann den Sprint des Feldes knapp hinter den Ausreißern.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.09.2022Tour of Britain nach Tod der Queen abgebrochen

(rsn) – Wegen des Todes von Queen Elizabeth II. ist die Tour of Britain (2.Pro) abgebrochen worden. Damit steht Gonzalo Serrano (Movistar) nach fünf statt der ursprünglich acht geplanten Etappen a

09.09.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 9. September

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

08.09.2022Bora-Sprinter Meeus beendet in Mansfield eine lange Pechsträhne

(rsn) – Rund einen Monat, nachdem er sich im Zeitfahren der Polen-Rundfahrt einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte, konnte Jordi Meeus (Bora – hansgrohe) seinen ersten Saisonsieg bejubeln. Der

08.09.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 8. September

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

07.09.2022Serrano schlägt Lokalmatador Pidcock bei Tour of Britain

(rsn) – Gonzalo Serrano (Movistar) hat die 4. Etappe der Tour of Britain von Redcar nach Duncombe Park gewonnen und damit die Gesamtführung übernommen. Der Spanier war nach 149 hügeligen Kilomete

07.09.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 7. September

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

06.09.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 6. September

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

05.09.2022Bol entscheidet Sprintduell gegen Stewart hauchdünn für sich

(rsn) – Cees Bol hat auf der 2. Etappe der Tour of Britain (2.Pro) seinen ersten Sieg seit rund eineinhalb Jahren gefeiert. Der 27 –jährige Niederländer setzte sich über 175 Kilometer im Sprint

05.09.2022ProTouch meldet Mugisha als vermisst

(rsn) - Samuel Mugisha (ProTouch) sollte am Sonntag an der Maryland Cycling Classic (1.Pro) teilnehmen, stattdessen verschwand der Gesamtsieger der Tour of Rwanda 2018 spurlos. Seine Mannschaft hat ih

05.09.2022Pidcock sagt WM-Start ab, Saisonende nach Tour of Britain?

(rsn) – Nach den beiden früheren Weltmeistern Alejandro Valverde (Movistar) und Mads Pedersen (Trek - Segafredo) hat ein weiterer prominenter Name für die Straßen-WM in Australien abgesagt. Gegen

05.09.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 5. September

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

04.09.2022Tour of Britain: Strong ersprintet zum Auftakt ersten Profisieg

(rsn) – Corbin Strong (Israel – Premier Tech) hat zum Auftakt der 18. Tour of Britain (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi eingefahren. Der 22-jährige Neuseeländer entschied die 1. Etappe über

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Evenepoel: “Auch bei dieser Tour geht es um Geduld“

(rsn) – Vor seiner zweiten Tour de France gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vorsichtig optimistisch. Nachdem er beim Critérium du Dauphiné gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates –

02.07.2025Thomas will bei seiner Abschieds-Tour nochmals alles geben

(rsn) – Als letztes der 23 Teams hat nun auch Ineos Grenadiers sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France bekannt gegeben. Der britische Rennstall, der seit 2019, als

02.07.2025Die Teams für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

02.07.2025Giro-Zweiter Del Toro startet bei der Tour of Austria

(rsn) – Es hatte sich bereits angedeutet, aber jetzt wurde von den Organisatoren offiziell bestätigt: Auch der Giro-Zweite Isaac Del Toro (UAE – Emirates - XRG) wird am 9. Uli am Start der Tour o

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)