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08.08.2022 | (rsn) - Wie jeden Morgen klingelte auch heute um 6 Uhr der Wecker und wir begaben uns auf zum Frühstück. Danach ging es dann zum Verladen der Räder – im strömenden Regen. Somit wurden wir auch schon auf den Tag eingestimmt, denn bis auf den Schlussanstieg regnete es den gesamten Tag über.
Die heutige Etappe führte über 146 Kilometer, wovon die letzten Kilometer steil bergauf führen sollten. Auch direkt nach dem Start ging es bergauf und leider wurde nicht viel von einem gemächlichen Start zum Warmwerden gehalten. So war das Feld sofort in die Länge gezogen und wir fuhren bei schlechter Sicht und noch schlechteren Straßen von einer Welle in die nächste. Oli (Oliver Mattheis) konnte sich hier recht gut vorne halten, verpasste allerdings den Moment, als sich die Spitzengruppe löste. Als ich es endlich mal nach vorne schaffte, war ich sehr überrascht, wie sich trotz des sehr hohen Tempos im Feld die Gruppe schon eine Minute Vorsprung herausgearbeitet hatte.
Generell war die Situation im Feld etwas unübersichtlich, da es durch den Regen und die Hektik im Feld nicht sehr einfach war, das Team gesammelt vorne zu halten. Marcel Peschges beschloss deshalb auch, dass das Feld heute nichts für ihn ist und setzte der Spitzengruppe nach. Ich war relativ weit vorne im Feld und konnte beobachten, wie er langsam, aber sicher am Horizont verschwand. Mir blieb nur zu hoffen, dass er nicht zu viele Körner verbrauchen und vielleicht noch Begleiter finden würde.
Doch nicht nur für uns war es sehr schwer, sich auf die Strecke zu konzentrieren, auch in der Wagenkolonne hinter dem Feld ging es heiß her. Uns fiel dies auf, als die beiden für das Corratec Team fahrenden Serben sich lauthals darüber beschwerten, dass der von ihnen gerufene Materialwagen nicht kam, um Flaschen anzureichen. Dies lag daran, dass der Autofahrer falsch gefahren war und sich nicht mehr in der Wagenkolonne befand.
Endlich kehrte ein wenig Ruhe im Feld ein. Wir sammelten uns hinten und machten eine Bestandsaufnahme, bei der wir leider feststellen mussten, dass Scott (David, d. Red) nicht mehr im Feld war. Er hatte direkt zu Beginn einen Platten. Normalerweise ist es üblich, dass der Materialwagen den Fahrer nach einem Defekt im Windschatten wieder zurück zur Wagenkolonne bringen darf. Hier sind die Kommissäre diesbezüglich allerdings sehr streng und es ist uns nicht erlaubt. So konnten Tim und Gerard lediglich den Defekt beheben, aber von da an war Scott auf sich allein gestellt. Im Stress der Verfolgung nahm er etwas zu viel Risiko und rutschte in einer Kurve weg. Nach dem Sturz war er so bedient, dass er in den Besenwagen stieg und die Rundfahrt aufgab.
Wir bekamen davon nichts etwas mit und fuhren weiter in der Hoffnung, er würde irgendwann zurückkommen oder zumindest im Zeitlimit zum Ziel gelangen. Zudem hatten wir auch keine Zeit uns darüber Gedanken zu machen, da das Rennen rund 50 Kilometer vor dem Ziel wieder ordentlich Fahrt aufnahm. Kurze Zeit, nachdem Marcel es endlich geschafft hatte und mit hohem Kraftaufwand knapp eineinhalb Minuten zur Spitzengruppe alleine zuzufahren, spannte sich das Team des Vorjahressiegers (Stéfan Bennett) vorne ein und begann die Nachführarbeit. Ein wenig später gesellte sich auch das Corratec-Team hinzu und das Tempo wurde schneller und schneller.
Wir hatten ursprünglich den Plan, dass Fabian (Kruschewski) und Thomas (Lienert) mich und Oli nach vorne eskortieren sollten und solange aus dem Wind zu halten, bis es ihnen zu hektisch wird. Danach sollte ich übernehmen und Oli vorne in den Berg pilotieren und solange vorne halten, wie es mir mein im Vergleich zu den Bergfahrern doch sehr hohes Gewicht erlaubt. Der Plan ging nicht ganz auf. Ich fuhr mit Oli vorne und hob immer wieder die Hand und versuchte die anderen so nach vorne zu winken. Von hinten kam leider niemand, aber in der Ferne tauchte Marcel wieder am Horizont auf. Der Kraftakt, um nach vorne zu kommen, war zu groß, so dass er anstatt wie von ihm geplant mit Zeitpolster in den Berg zu fahren, noch vor dem Berg entkräftet als erster der Ausreißer wieder eingeholt wurde.
Nach dem dritten Mal winken und Kopf zum Umschauen drehen hörte ich nur von hinten ein trockenes: “Da wird niemand mehr kommen, fahr einfach!“. Gesagt, getan – ich gab mein Bestes, Oli aus sämtlichem Gedränge herauszuhalten und fuhr mit ihm am Hinterrad in den Berg hinein. Nach etwa 1,5 Kilometern musste ich ausscheren und Oli war auf sich allein gestellt.
Langsam krebste ich mich den Berg hinauf und nach kurzer Zeit kam erst Marcel und etwas später dann auch Fabian von hinten. Er hatte zweimal versucht, nach vorne zu kommen, war aber jeweils auf der falschen Seite des Feldes und wurde dann wieder im Gedränge des Feldes nach hinten gespült. Augenscheinlich konnte er so Kraft sparen, denn nach kurzem Austausch machte er sich auf die Socken und ließ mich zurück. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte auch ich es irgendwann ins Ziel, um von einem tiefenentspannten Oli zu erfahren, er sei Zehnter geworden. Ein superstarker Auftritt von ihm, da er sich so auch auf den neunten Gesamtrang nach vorn arbeitete und nur 1:56 Minuten Rückstand aufweist.
Thomas kam kurz nach mir ins Ziel. Er wurde wie auch am Tag zuvor von einem Platten zurückgeworden. Zudem hatte er nach kurzer Weiterfahrt einen erneuten Defekt, was ihn noch weiter zurückwarf, so dass er im normalen Verkehr landete. Die Straßen wurden direkt nach dem letzten Wagen der Kolonne wieder freigegeben. Die Autofahrer feierten ihn und hupten und jubelten kräftig von hinten, wenngleich er meinte, es wäre ihm lieber gewesen sie hätten sich vor ihn begeben und etwas Windschatten gegeben – es waren nämlich noch 35 Kilometer bis ins Ziel.
An sich könnten wir mit dem Ergebnis des heutigen Tages superhappy sein, da es so aussieht, als ob Olli um einen Platz in den Top 10 der Gesamtwertung fahren kann. Allerdings haben wir Scott verloren. Immerhin ist er aber glimpflich davongekommen und scheint keine größeren Verletzungen zu haben.
Morgen steht direkt zu Beginn wieder ein kleiner Anstieg auf dem Programm, danach ist es aber größtenteils flach. Es könnte also wieder zu einem Sprint kommen, in dem ich dann hoffe, mitmischen zu können.
Ob es dazu gekommen und wie es mir ergangen sein wird, erfahrt ihr dann morgen.
Liebe Grüße,
Hermann
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