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25.03.2022 | (rsn) – Das Team Jumbo – Visma hat bei der sogenannten 'kleinen Ronde', dem E3 Saxo Bank Classic in Harelbeke, einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass es momentan die Mannschaft ist, die es bei den Klassikern zu schlagen gilt. Mit einem Doppelsieg durch Wout Van Aert und Christophe Laporte drückten die Gelbschwarzen dem 204 Kilometer langen Eintagesklassiker ihren Stempel auf. Dritter wurde in einer achtköpfigen Verfolgergruppe der Schweizer Stefan Küng (Groupama – FDJ), der seine Begleiter mit einer Attacke rund 300 Meter vor Schluss überraschen konnte.
Das Sieger-Duo hatte sich am Paterberg 43 Kilometer vor dem Ziel aus der Favoritengruppe abgesetzt und fuhr anschließend im Stil eines Paarzeitfahrens dem Doppelsieg entgegen. Im Ziel am Forestiersstadion von Harelbeke betrug der Vorsprung auf die erste, achtköpfige Verfolgergruppe 1:35 Minuten – und das auch nur, weil Van Aert und Laporte auf der Zielgeraden schon früh gemeinsam jubelten und Arm in Arm nebeneinander ins Ziel rollten.
"Die Teamleistung heute war wirklich beeindruckend. Ich muss jedem Einzelnen danken", sagte Van Aert im ersten Siegerinterview. "Ein großer Dank geht auch dafür an Christophe, dass er mir den Sieg überlassen hat. Denn es bedeutet mir sehr viel, diesen großen Klassiker in Flandern zu gewinnen. Ich bin wirklich stolz auf mein Team!"
Diskussionen darüber, wer aus dem Duo zuerst über den Zielstrich rollen dürfe, habe es nicht gegeben. Für Van Aert war es schließlich sein erster Sieg beim E3 Classic und Laporte hatte er bereits vor drei Wochen bei Paris-Nizza einen Etappenerfolg in derselben Situation überlassen. Außerdem hatte Van Aert am Oude Kwaremont schon klargestellt, dass er der Stärkere des Duos war, als er Vollgas hinauffuhr und Laporte nur geradeso mithalten konnte.
"Wout war sehr stark und ich wäre fast explodiert", gab Laporte im Ziel zu. "Aber es war natürlich sehr gut, dass wir zu zweit über die Kuppe kamen." Denn gegen das Jumbo–Visma-Duo hatte die Konkurrenz auf den letzten 30 Kilometern keine Chance. Der Vorsprung wuchs kontinuierlich bis auf zwei Minuten an.
"Wir sind in der Gruppe eigentlich gut zusammen gefahren, konnten sie aber nicht mehr einholen", bestätigte auch Küng, dass der große Rückstand nicht an Spielereien und Taktierereien bei den Verfolgern lag, sondern an der Überlegenheit von Jumbo – Visma.
Einen starken Eindruck hinterließ auch der U23-Vizeweltmeister Biniam Girmay (Intermarché – Wanty – Gobert), der nach Rang zwölf bei Mailand-Sanremo sein nächstes Ausrufezeichen setzte. Der 21-Jährige präsentierte sich an den Hellingen bei seinem ersten E3 Classic hellwach und gehörte zu den Stärksten des Tages, was er letztendlich auch mit Rang vier im Ziel bestätigte.
So lief das Rennen:
Zu Rennbeginn dauerte es lange, bis sich die erste echte Ausreißergruppe bildete – auch weil ein Grüppchen, das sich etwas abgesetzt hatte, nach knapp 50 Kilometern von einer Bahnschranke aufgehalten wurde. Erst nach 63 Kilometern entstand dann eine siebenköpfige Spitzengruppe um den Österreicher Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe). Das Septett fuhr schnell über zwei Minuten Vorsprung heraus, doch zu Beginn der zweiten Rennhälfte kam das Hauptfeld langsam wieder näher.
Am Taaienberg drückte dann gut 80 Kilometer vor Schluss erstmals Van Aert aufs Tempo und sorgte für eine Vorselektion im Favoritenkreis. Mit ihm mitfahren konnten nur noch seine Teamkollegen Christophe Laporte und Tiesj Benoot sowie Stefan Küng (Groupama – FDJ), Matej Mohoric (Bahrain Victorious), Kasper Asgreen (Quick-Step Alpha Vinyl) und Jasper Stuyven (Trek – Segafredo). Dieses Septett schloss dann 75 Kilometer vor Schluss zur Spitze auf und lag da schon 30 Sekunden vor dem Feld.
Ineos betreibt Schadensbegrenzung – vorübergehend
Dort reagierte Ineos Grenadiers und gab Vollgas, um vor dem Eikenberg auf Tuchfühlung zu sein. Dort attakierte dann Jhonatan Narvaez wie auf Ansage und schloss die Lücke zur Van Aert-Mohoric-Gruppe in Sekundenschnelle. Nach der Kuppe schafften dann auch einige weitere Fahrer wie Florian Senechal (Quick-Step Alpha Vinyl) und Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) den Anschluss. Die letzten 60 Kilometer nahmen somit noch 17 Fahrer gemeinsam in der Spitzengruppe in Angriff – vier davon von Jumbo – Visma und drei von Quick-Step Alpha Vinyl.
Mit 1:10 Minuten Vorsprung begann die Spitzengruppe knapp 20 Kilometer später den Anstieg zum Paterberg – allerdings ohne Sénéchal, der in der Anfahrt zu der steilen Kopfsteinpflasterrampe mit einem Hinterraddefekt reißen lassen musste. Am Paterberg dann drückte Van Aert wieder voll aufs Pedal und einzig Teamkollege Laporte konnte mit dem Belgischen Meister noch mitfahren, so dass 40 Kilometer vor Schluss plötzlich die zwei Jumbo–Visma-Asse mit 15 Sekunden Vorsprung auf die ersten Verfolger allein an der Spitze fuhren.
Am Oude Kwaremont bekam Laporte offensichtlich Probleme, das Hinterrad von Van Aert zu halten, doch oben wartete der Belgier auf seinen französischen Edelhelfer. 20 Sekunden dahinter explodierte die Verfolgergruppe im Anstieg förmlich. Nur Mohoric, van Baarle, Narvaez, Asgreen, Küng und sein Teamkollege Valentin Madouas sowie Benoot und Biniam Girmay (Intermarché – Wanty – Gobert) blieben da noch beisammen.
Küng überrascht die Gruppe auf der Zielgeraden
Für einen Moment sah die Verfolgergruppe noch gut aus, doch in der Anfahrt zur Karnemelkbeekstraat fehlte etwas die Einigkeit und so schnellte der Vorsprung für Van Aert und Laporte 30 Kilometer vor Schluss auf 40 Sekunden hinauf – Tendenz rapide steigend. Den Tiegemberg, den letzten Anstieg des Tages, überquerten die beiden Spitzenreiter 1:20 Minuten vor ihren acht Verfolgern, bei denen Benoot selbstverständlich nicht mehr mitarbeitete sondern nur mitrollte. Auf die zehn Schlusskilometer gingen Van Aert und Laporte dann sogar mit 1:45 Minuten Vorsprung.
Im Kampf um Rang drei wurde es allerdings nochmal spannend. Auf den letzten drei Kilometern kam es zu einigen Attacken – zuerst von Küng, dann van Baarle und auch Mohoric. Niemand kam aber mehr weg, bis Asgreen die Gruppe auf die Zielgerade führte. Dort überraschte Küng seine Begleiter dann 300 Meter vor dem Ziel und sicherte sich mit einem langen Sprint den letzten Podestplatz.
Zwei Minuten davor hatte es dagegen natürlich keinen Kampf mehr um den Sieg gegeben. Van Aert und Laporte rollten Arm in Arm nebeneinander über den Zielstrich, wobei Van Aert sein Vorderrad einige Zentimeter weiter vorne hatte.
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